Pasta-Bohnen-Gedöns

Aus irgendwelchen Gründen hatten wir am Sonnabend weder Bock noch Zeit, groß Einkaufen zu gehen. Deshalb war auch nix zu Essen im Haus, als ich Sonntag Abend zu kochen anfing. Nu, nix zu Essen im Haus ist natürlich stark übertrieben. Soll heißen: Nix außer den üblichen Verdächtigen Vorräten, aus denen ich dann so ’n Pasta-Bohnen-Gedöns improvisiert hab.
500g Spaghetti, 4 kleine, frische Salsiccie, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 3 getrocknete Tomaten, 1 kleine Büchse San-Marzano-Tomaten, 1 kleines Glas Borlotti-Bohnen, Tomatenmark, getrocknete Chilischoten, 1 Glas Rotwein, Olivenöl, Salz, Pfeffer.
Die Salsiccie pellen, kleinschneiden und in Olivenöl anbraten. Kleingeschnittene Zwiebel, Knoblauch, Tomatenmark und getrocknete Tomaten dazu, anschwitzen und mit dem Rotwein ablöschen. Wenn der Rotwein fasst verkocht ist, Tomaten samt Saft dazugeben, Chili nach Geschmack, salzen, pfeffern, Hitze runterdrehen und das Nudelwasser aufsetzen. Wenn das Nudelwasser kocht, Bohnen (abgegossen, abgespült) in die Sauce und Spaghetti ins Wasser geben. Wenn die Spaghetti knapp gar sind, abgießen, in den Saucentopf geben und gut mit der Sauce vermischen. Bei Tisch noch Parmesan und Olivenöl drangeben.

Pasta-Bohnen-Gedöns
War für improvisiert erstaunlich gut. Mach ich wohl bald nochmal.
[tags]Pasta, Tomaten, Bohnen, Kochen[/tags]

Am Montag nichts Neues

Irgendwie scheint heute nix los zu sein. Die Zeitungen melden eigentlich nur Dinge, die nicht passiert sind. Zum Beispiel, dass Helmut Schmidt gestern mal nicht geraucht hat. Das ist natürlich – besonders angesichts der Lebensleistung von Helmut Schmidt – ein sen-sa-tio-neller Sachverhalt, der ausführlich gemeldet und kommentiert werden muss. Zwar kann ich alter Sack mich ziemlich gut daran erinnern, dass es, solange Schmdit Minister oder Kanzler und damit praktisch täglich im Fernsehen zu sehen war, zahllose Anlässe gab, an denen er nicht geraucht hat, aber Schwamm drüber. Wenn einer der bedeutendsten politischen Intellektuellen unseres Landes auf eine Zigarette verzichtet, dann ist das ein Sachverhalt, der auch mit dem geistigen Rüstzeug eines Journalisten durchdrungen werden kann, und sowas gehört natürlich ins Blatt oder ziemlich weit vorne nach Online.
Genauso überrascht der Tagesspiegel mit einer Umfrage, nach der 42 Prozent der Deutschen Tom Cruise für nicht gefährlich halten. Das ist schön, aber mir ist doch ein Rätsel, warum sich immerhin 47 Prozent der Deutschen vor einem mit einigem schauspielerischem Talent gesegneten, aber an schwerer Gehirninsuffizienz leidenden Religions-Außenseiter fürchten. Machen ich und die restlichen 11 Prozent, denen Cruise einfach am Arsch vorbeigeht, am Ende doch einen Fehler? Oder wird morgen über die Agenturen verbreitet, dass Cruise weiterhin Nichtraucher ist?
Größte und schönste Nichtmeldung des Tages ist natürlich, dass Roland Koch wahrscheinlich nicht mehr hessischer Ministerpräsident sein wird. Das veranlasst einige Kollegen zu der Schlussfolgerung, dass ausländerfeindliche Parolen beim Wähler nicht mehr ziehen. Ich habe aber eher die Befürchtung, dass viele Wähler in der Sache durchaus mit Koch einverstanden, gleichzeitig aber der Ansicht waren, dass man das in der Öffentlichkeit nicht so laut sagen sollte, und deshalb das Kreuz lieber bei diesem ulkigen Namen gemacht haben, weil sie dachten, dass die Stimme dann ungültig wird. Naja, Schwamm drüber. Vielleicht meldet ja morgen irgendwer, dass die Merkel dem Koch eine Zigarre verpasst hat, obwohl beide Nichtraucher sind? Das wäre natürlich komplett sinnlos, würde aber wiederum ins Schema passen. Wäre auch nichts Neues.
[tags]Nicht-Meldung, Schmidt, Koch, Cruise, Montagsgelaber, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (XXXII)

Einmalig, wie Vogts Nigeria runterrockt. Die Jungs vom Nigerianischen Fußballverband müssen langsam glauben, dass dieser Trainer ihnen in einem hölzernen Pferd geliefert wurde.

Das Internet besteht aus Millionen kleiner Fenster, in die Millionen Menschen hineinsehen, um dem Leben beim Vergehen zuzugucken.

In der U-Bahn sehe ich immer mehr Menschen, die minutenlang schweigend in ihre Handys hinein horchen. Was machen die? Hören die sich besonders liebgewordene Mailbox-Nachrichten immer wieder an?

Manchmal erschrecke ich ob der Naivität von Zeitungsschlagzeilen: „Börsenhändler zockte mit 50 Milliarden Euro“. Warum soll so ein Mann nicht das machen, was in seiner Job-Beschreibung steht?

Titelidee für die Memoiren von Markus Maria Profitlich: „An den Haaren herbeigezogen“.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Endlich Klarheit

Mensch, Herr Keiser von der Nichtraucher-Initiative Wiesbaden,

da ist Ihnen ja ein richtiggehender Coup gelungen, als Sie gegen Helmut Schmidt, die Ikone aller Kettenraucher (im Nebenberuf Elder Statesman) Strafanzeige erstattet haben:

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat laut „Bild“-Zeitung ein Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar Schmidt eingeleitet. Die Nichtraucher-Initiative Wiesbaden hat Strafanzeige wegen Körperverletzung und dem Verstoß gegen das seit dem 1. Januar geltende Rauchverbot erstattet.
Der Vorsitzende des Vereins, Horst Keiser, sagte dem „Hamburger Abendblatt“: „Die beiden rauchen immer wieder rücksichtslos im Beisein Unbeteiligter.“

Das find ich sowas von super, Herr Keiser, das kann ich kaum in Worte fassen. Ihnen ist es tatsächlich gelungen, eine Antwort auf eine seit Jahren in meinem erweiterten Bekanntenkreis ergebnislos diskutierte Streitfrage zu finden: „Sind eigentlich Raucher oder Nichtraucher intoleranter?“
Schön, dass das jetzt ein für allemal geklärt ist.
Tschö
Der Chris
[tags]Rauchverbot, Schmidt, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Das Moor tut doch noch seine Schuldigkeit

Als ich mir heute die Aldi-Werbung in der Zeitung durchgelesen habe, ist mir aber ein gehöriger Schrecken in die Socken geschossen. Moorwärmflaschen gibt’s seit heute bei Aldi. Moorwärmflaschen!

Moorwärmflaschenwerbeung

Ich versuch ja, auf dem Laufenden zu bleiben, mit diesem ganzen Zeeohzwei-Klimakatastrophen-Zeugs, aber Moorwärmflaschen sind total krass. Wie kann das sein, dass wir gleichzeitig eine globale Erwärmung haben, während unsere Moore soweit abkühlen, dass sie schon Wärmflaschen brauchen? Oder heizt sich die Atmosphäre etwa immer weiter auf, gerade weil die Moore sich abkühlen? Ich hab ja mal in Physik gelernt, dass Energie nicht verloren geht, sodern irgendwie umgewandelt wird, und plötzlich erschien mir das ziemlich logisch mit den Moorwärmflaschen. Immerhin ist es ja toll, dass eine Firma wie Aldi sich im Umweltbereich engagiert, und 2,99 Öcken für so eine Moorwärmflasche ist wirklich kein Geld.
Ich wollte schon zum Handy greifen, um die geduldigste Gemahlin von allen zu fragen, ob ich nicht gleich zehn von den Dingern kaufen sollte. Die hätten wir am Wochenende mit Heißwasser füllen können und irgendwo im Umland, im Spreewald oder wo in den Modder halten können, um die Moore wieder auf Betriebstemperatur zu bringen und so das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen.
Gottseidank hab ich mir aber die Anzeige nochmal genauer durchgelesen, bevor ich meine liebe Frau angerufen hab, sonst hätte ich mich ein weiteres Mal total lächerlich gemacht. Diese Moorwärmflaschen sollen die Moore gar nicht erwärmen, in diesen Wärmflaschen ist Moor drin, das soll man warm machen und dann ist das… irgendwie gut. Also: Entwarnung. Keine neue Dramatik in der Klimakatastrophe, bloß in Plastik eingeschweißter Dreck bei Aldi. Business as usual also.
[tags]Moorwärmflasche, Klimakatastrophe, Ungeheuer![/tags]

Dings

Ich habe keine Ahnung wie mein Lieblingsgemüse heißt. Oder was es überhaupt ist. Quatsch. Natürlich weiß ich, wie das Zeugs heißt, es heißt Cime di Rapa. Oder Broccoli Raap. Oder Rapini. Oder so. Aber wie es auf Deutsch heißt, bzw. was es hierzulande ist, das weiß ich nicht. Das erste Mal hatte ich Cime di Rapa während eines Amerika-Urlaubs in New York auf dem Teller. Dachte zuerst, es wäre Spinat. Sah auch aus wie Spinat, sind dicke grüne Stengel mit Blättern dran, schmeckt aber ganz anders. Dezent bitter. Nussig, vielleicht ganz zart kohlig… eigen. Ich könnte nicht sagen: „Cime di Rapa schmeckt wie…“ weil das „wie“ fehlt. Ganz eigener Geschmack. Irgendwie… fein. Elegant. Super. Ess ich jetzt dauernd.
Zurück in Berlin begannen die Schwierigkeiten. Wie heißt das Zeugs hierzuorts und wie komme ich ran? „Nu mal halblang, Chris, das ist Berlin, da wird man doch dieses Cim… dieses Raben-Broccoli… dieses italienische Dings doch beschaffen können!“
So? Ich bin schon dran gescheitert, rauszufinden, wie es in unserer Sprache heißt. Nachdem ich diverse Kochbücher und Küchenlexika gewälzt hatte, startete ich meinen ersten Beschaffungsversuch mit „Stengelkohl“. „Hamse Stengelkohl?“ – „Watt? Stengelkohl? Nee, hab ick nich, aber Sie ham wohl eenen an der Mütze!“ Donnerwetter, tadellos, sehn’se, det ist Berlin!
Stengelkohl war’s wohl nicht. Den nächsten Versuch startete ich mit „Stielmus“. „Watt? Stielmus? Hab ick nich, aber ick jeb Ihnen ’nen Rezept dafür. Nehmense Spinat, zermusen se den, und machense ’n Stiel zum Wegwerfen dran. Möjen Sie etwa Spinat?“ Doch, schon. Und eigentlich wollte ich ja… dieses Dingszeugs.
Doch das Dingszeugs blieb unauffindbar. Ich probierte noch Rübstiel und Rübsen und alle Worte, die die deutsche Wikipedia ausspuckte, wenn man nach der lateinischen Bezeichnung für Dings (brassica rapa) sucht. Nur „Rübstiepchen“ hab ich nicht probiert. Diese Breitseite brachialen Berliner Mutterwitzes, die ein Wort wie „Rübstiepchen“ bei einem Berliner Gemüsehändler auslösen würde, wäre wohl zuviel für mich gewesen.
Jahrelang hab ich versucht, Dings zu bekommen. No go. Einmal glaubte ich mich kurz vor dem Ziel. Bei einem ganz reizenden Italiener in der Katzbachstr. (leider schon wieder zu), da wurde ich fündig, da lag Cime di Rapa auf dem Teller. „Wunderbar!“, rief ich, „Was ist das?“ – „Wilder Broccoli!“ bekam ich zur Antwort. Aha. Super. Endlich weiß ich, wie Dings heißt.
Zu früh gefreut. „Wat wollnse? Wilden Broccoli? Juter Mann, ick bin Jemüsefritze, seh ick aus, als ob ick ’n Jagdschein habe?“ Bruhahahaha. Das wars. Wie auch immer das Zeug hieß, das Dings also, auf alle Fälle war es hierzuberlins nicht aufzutreiben.
Bis letzte Woche. Da kam die geduldigste, wunderbarste, hinreißendste Gemahlin von allen nach Hause und schwenkte eine ganze Tüte voll Dings! Aus dem Centro Italia in Marienfelde. Die haben soviel Dings, dass sie es verkaufen müssen.
Dings
Für den Anfang: Eine Tüte Dings reicht für 2. Auftauen lassen. Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, paar Anchovis kleinschneiden, in reichlich gutem Olivenöl angehen lassen, Dings dazu, durchdünsten, ganz bisschen Brühe angießen und köcheln lassen, bis die Flüssigkeit verkocht ist. 5 bis 10 Minuten. Salz, Pfeffer, Zitronensaft. Bei Tisch noch ein Schuss Olivenöl. Dann ist es reines Manna, dieses Dings.
Weitere (englische) Rezepte für Dings gibt es hier und hier.

[tags]Cime di Rapa, Rapini, Broccoli Rab, wilder Broccoli, Dings[/tags]

Splitterbrötchen (XXXI)

Letzte Woche träumte ich zum ersten Mal in meinem Leben davon, in der deutschen Fußballnationalmannschaft zu stehen und im Finale um die Fußballweltmeisterschaft zu spielen. Als ich endlich den Pokal in Händen hielt, kamen natürlich Heerscharen von Gratulanten auf mich zu… die mich alle dazu beglückwünschten, dass es mir endlich gelungen wäre, diesen Traum zu träumen.

Warum um alles in der Welt regt sich dieselbe über das Cruise-Video auf? Dass er Scientology-Mitglied ist und haufenweise dummes Zeug labert ist doch weiß Gott nichts neues.

Die SPD ist die einzige Partei Deutschlands, die sich aus jeder, aber auch wirklich jeder Lage selber ins Knie zu schießen kann.


Waren das Zeiten, als man nur den Schallplattenbesitz eines Mannes durchsehen musste, um Rückschlüsse auf seine Gesinnung ziehen zu können.

 

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Leicht und gesund

Nach Weihnachten hat man die Nase voll von schwerem, fettigen Essen, von üppigen, mächtigen Fleischgerichten. Die Vorfreude auf den Frühling beginnt, es gelüstet einen nach leichten, frischen Salaten und Gemüsegerichten. Ein frisches, sanftes Gurkentomatengemüse ist genau das richtige für einen verregneten Januartag. Pro Nase benötigt man eine gute halbe Salatgurke (noch besser: Schmorgurke), geschält und entkernt, drei Tomaten, geviertelt und ebenfalls entkernt, weil das Gemüse sonst zu suppig wird. Perfektionisten schälen die Tomaten auch noch, aber dazu bin ich zu faul. Und so lange sind die Tomätchen auch nicht in der Pfanne, dass die Haut sich ablösen und unappetitlich herumfladdeln könnte. Bisschen Zwiebel und Knoblauch noch schälen und feinhacken, dann geht’s los. Zwiebel und knoblauch in Butter glasig schwitzen, Tomaten und Gurkenstückchen dazu, warmschwenken, und dann einen kleinen Schuss Sahne dazu. Bißchen einköcheln lassen, dass die Sahne cremig wird, Salz, Pfeffer, Schnittlauch, fertig. Das ist so leicht, das ist so gesund, da macht vegetarische Ernährung Spaß, weil man das Fleisch überhaupt nicht vermißt.
Leicht und gesund
Wie jetzt allerdings die gebratene Entenbrust mit auf Teller und Foto geraten ist, dafür habe ich keine Erklärung. Da muss mir jemand einen ganz üblen Streich gespielt haben. Ich bin erschüttert.
[tags]Kochen, Gurke, Tomate, Sahne, Gemüse[/tags]

Wehret den Anfängen!

Ja, was muss ich denn da heute bestürzt in der Zeitung lesen?

Weil ein Busfahrer nicht schnell genug losfuhr, wurde er in der vergangenen Nacht in Charlottenburg von einem Fahrgast geschlagen. Der 68-Jährige stieg gegen 23 Uhr an der Haltestelle Hardenbergstraße/ Ecke Steinplatz in den Bus der Linie 245 ein und verlangte die sofortige Abfahrt. Als der 47-jährige Fahrer nicht sofort reagierte, beleidigte ihn der Fahrgast und schlug ihm ins Gesicht.

Meine Damen und Herren Politiker, jetzt herrscht Handlungsbedarf. Um Ihnen Ihr schweres Handwerk zu erleichtern, hab ich für Sie schon mal den entsprechenden Katalog zusammengestellt. Bitte fordern sie jetzt!

  1. Sofortiges Verbot von Eckkneipen, Skatspiel und Parkbänken, weil durch derartige Tätigkeiten nachweislich (Faustschlag, Busfahrer) die Gewaltbereitschaft von Rentnern erhöht wird.
  2. Sofortiges Verbot von Volksmusiksendungen in Radio und TV, weil die Gewaltbereitschaft der Zielgruppe durch derartiges Gedudel nachweislich (Faustschlag, Busfahrer) erhöht wird.
  3. Sofortiges Verbot sämtlicher Patience- und Solitaire-Varianten auf PCs und im sogenannten Real Life (also mit sogenannten Spielkarten). Dass die Gewaltbereitschaft der Zielgruppe durch diese Spiele gefördert wird, ist klar ersichtlich (Faustschlag, Busfahrer).
  4. Schluss mit der übertriebenen Milde und Nachsicht gegenüber Rentnern. Die Justiz hat auch bei geringsten Verfehlungen (Falschparken, Püppis Häufchen auf dem Trottoir) sofort hart durchzugreifen, die Strafen sind nicht zur Bewährung auszusetzen. Was passiert, wenn man allzu nachlässig ist, ist bekannt (Faustschlag, Busfahrer).
  5. Sofortige Streichung von Renten und Pensionen auch bei geringfügigsten Gesetzesübertretungen (Falschparken, Püppis Häufchen auf dem Trottoir). Sollen wir Faustschläge auf Busfahrer etwa aus der Rentenkasse finanzieren?
  6. Umgehende Einführung einer Waffenscheinpflicht für Stricknadeln, Krückstöcke und Grabvasen.
  7. Sofortiges, üppig finanziertes Bootcamp-Programm für straffällig gewordene Senioren, in denen ihnen die deutschen Tugenden wie Disziplin, Kadavergehorsam und die Unantastbarkeit von Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes durch härteste Maßnahmen klar gemacht bzw. ins Gedächtnis zurückgerufen werden.

Weiterhin noch viel Erfolg.
[tags]Politik, Rentner, Gewalt, Dummschwatz, Ungeheuer![/tags]

Wie damals beim Schnarchsack

Vor ein paar ziemlich vielen Jahren hab ich mal für eine eine Radiosendung eine wöchentliche Rubrik gemacht, die sich „Schnarchsack der Woche“ nannte. Mit das beste an dieser Rubrik war, dass man nicht erklären musste, worum es geht. Das ging einfach aus dem Titel hervor. Das zweitbeste war, dass es niemals einen Mangel an Kandidaten für diesen Ehrentitel gab. Die Sendung war immer samstags, deshalb schrieb ich den Text für die Preisverleihung immer am Freitag abend und dann musste ich meist aus mindestens 10, meistens 20 oder mehr Kandidaten den größten Dummbeutel der Woche auswählen.
Wär ich noch bei Zitty-Radio (so hieß die Sendung), dann hätte ich diese Woche wohl entscheidende Schwierigkeiten, den Schnarchsack auszuwählen, weil allein im heutigen Tagesspiegel drängen zwei Meister der Gehirn-Insuffizienz mit ehrfurchtgebietenden Leistungen ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Zum einen wäre da „Graue“-Parteivorsitzender und Kneipier („Kastanienwäldchen“) Norbert Raeder aus Reinickendorf. Mit atemberaubender (Obacht! Pfiffiger Wortwitz enthüllt sich erst später!) Aktualität hat Raeder sich entschlossen, dem Rauchverbot (Nämlich jetzt! Hahahaha!) den Kampf anzusagen, und es ist ihm tatsächlich gelungen, 400 Reinickendorfer für seine Aktion zu mobilisieren. Das ist durchaus eine machtvolle Protestbewegung, deren Aufbegehren man nicht im Keim ersticken (Noch einen nachgelegt, hihi!) kann. Aber wie hat Raeder die Massen auf die Straße gebracht? Wie gesagt, im Tagesspiegel steht’s:

„Am Sonntag erst demonstrierten laut Raeder mehr als 400 Berliner bei Freibier und Livemusik in und vor seinem Kastanienwäldchen.“

Ah, ja. Die nächste Demo findet dann im Olympiastadion statt, für die Livemusik sorgt Grönemeyer und es wird einen dermaßenen Andrang geben, dass man Eintritt nehmen muss.
Nichstdestotrotz, fantastische Leistung, Herr Raeder, aber ich weiß nicht, ob dass schon für den Titel langt. Zumal ihr direkter Konkurrent, der Manager des angeschossenen Sängers „Massiv“ doch deutlich effizienter und kostenschonender arbeitet als Sie. Der Mann muss nicht die Massen Reinickendorfs mobilisieren, um sich ins geistige Abseits zu stellen, ihm genügt ein einziger Satz, 9 dürre Worte, mit denen er den Anschlag auf seinen Klienten kommentierte, um vor dem Auge des Betrachters die trostlose Leere entstehen zu lassen, die in so einem Managerhirn herrscht:

„Mit dieser neuen Qualität der Gewalt konnte keiner rechnen.“

Was ist denn diese neue Qualität der Gewalt, um Himmels Willen? Dass sie angewendet wird?
[tags]Tagesspiegel, Massiv, Raeder, Dummbeutel, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]