Splitterbrötchen (CCCXCIX)

Angesichts einer alten Fanta-Flasche minutenlang in Kindheitserinnerungen versunken.

Nach den Anschlägen in Paris hat unsere liebe Kanzlerin es ganz deutlich gemacht: Wir brauchen die Vorratsdatenspeicherung. Wegen unserer Sicherheit. Allerdings hat Frankreich diese Vorratsdatenspeicherung seit 2006…

Mildes Erstaunen über die junge Dame, die sich mit Gedichtanalysen, aber nicht mit Miete, Steuern und Versicherungen auskennt: Hört die ihren Eltern nicht zu?

Den Satz der Woche schuf Trainer-Gigant Jürgen Klopp: „Wir sind maximal selbstkritisch. Aber viele Fehler haben wir nicht gemacht.“

Damit sollte der BVB sich als Fußballverein mit Anspruch jedoch nicht zufrieden geben. Wir warten mit angehaltenem Atem auf Aki Watzkes nächste PK, in der er unwiderlegliche Beweise präsentiert, dass Kalle Rummenigge die Tabelle manipuliert hat, als gerade niemand hingeguckt hat.

Geschenkt bekommen: ein Tütchen Dukkah, Gewürzmischung anscheinend ägyptischen Ursprungs. Soll man mit Fladenbrot und Olivenöl zu sich nehmen, ich hab’s mit Joghurt und Olivenöl verrührt und mit Selleriestangen aufgedippt. War auch sehr angenehm.

Das Rennen um den Titel „Vollhonk 2015“ ist eröffnet, und überraschenderweise hat  Bernd Matthies vom Tagesspiegel seinen Hut in den Ring geworfen. In einem bodenlos bornierten, strohdummen Kommentar versucht er, den Charlie-Hebdo-Redakteuren eine Mitschuld an ihrer Ermordung anzudichten. Soso, Matthies, Terror ist also vermeidbar. Man muss einfach nur die Terroristen nicht provozieren, dann passiert auch nix. Wen haben denn die Opfer im koscheren Supermarkt provoziert und mit was? Und werden Sie, Matthies, in zukünftigen Gastro-Kolumnen darauf verzichten, Schweinefleisch-Zubereitungen zu erwähnen, um die Gefühle von Menschen nicht zu verletzen, deren Religion dieses Lebensmittel verbietet?

Apropos Klopp: Dessen Brille sieht exaktemang so aus wie die, die einer meiner Lehrer trug. Damals, als wir aus diesen alten Flaschen Fanta tranken.

Gerade nachgeschlagen (war nötig): 400 in römischen Ziffern ist tatsächlich CD. Das kriegen wir dann nächste Woche.

 

Splitterbrötchen (CCCXCVIII)

Alles, was zu den infamen Anschlägen in Frankreich gesagt werden muss, steht bei Carta. Ich bitte, dem Link zu folgen, es lohnt.

Die Idee der Woche hatte Simon Rothöhler:  warum schaffen wir das ZDF nicht einfach ab? Das beliebige, meist eher unterdurchschnittliche Fernsehen, das dort gemacht wird, braucht kein Mensch, und wir würden auf einen Schlag 1,8 Gebühren-Milliarden sparen.

Am leichtesten sind die Kämpfe zu führen, die man nicht gewinnen kann.

Die Replik der Woche stammt von mir: So bestechend Rothöhlers Idee ist, wir würden gar nicht so viel sparen, denn die ZDF-Mitarbeiter (und die daranhängenden freien Mitarbeiter, Produktionen usw.) würden dauerhaft dem Staat auf der Kasse liegen. Die können ja nichts außer beliebigem, meist eher unterdurchschnittlichem Fernsehen und würden auf dem freien Arbeitsmarkt wohl keine Beschäftigung mehr finden. Ich denke, ZDF behalten und einfach nicht einschalten ist letztlich sogar preiswerter.

In dieser Woche ein wenig gegastrobloggt („gastrogebloggt“?). Seltsamerweise wurden die Artikel zu Hasir, Ratsschänke Reinickendorf und Metzgerei Barthel nicht – wie sonst – automatisch nach Facebook und Twitter verlinkt, deshalb sei hier darauf verwiesen.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXCVII)

Zum Jahreswechsel Görlitz wiederbesucht. Eingeschneit ist diese Stadt so kitschig-schön, dass man sich mitten im Kater-Mikesch-Land wähnt. Die vielen Leerstand-bedingten nackten Fensterhöhlen sind allerdings gelegentlich bedrückend.

Kulinarisches Highlight der Woche war ein Essen ebendortselbst im höchst angenehmen Restaurant „Lucie Schulte„. Pot au feu von Meeresfrüchten, selbstgedrechselte Kalbsbratwurst (!) mit reichlich (!!) Trüffeln (!!!), Käseauswahl, zu der ein passender Dessertwein angeboten wurde… sehr, sehr gut, dicke Empfehlung.

Den ersten Vogel des Jahres schoss Fa. Vodafone ab, die mir einen „besonders günstigen“ Mobil-Funk-Tarif andiente, der nur 200% mehr kosten sollte als der, den ich derzeit nutze.

Wäre – analog zum “Meet and Greet“ – eine über Twitter angebahnte Beziehung als “Tweet and Sheet“ zu bezeichnen?

Auf Platz zwo der kulinarischen Ranglisten „Zwischen den Jahren“ platzierte sich übrigens ganz überraschend der Ratskeller Reinickendorf. Wir waren ausdrücklich zum Gastro-Slumming (Erkennungszeichen: Groupon-Gutschein!) erschienen, aber als dann krossischer 1 Entenbraten mit lockerem Kloß und sehr gutem Rotkraut vor uns stand und der gut gelaunte Service uns auch noch einen mehr als trinkbaren badischen Spätburgunder anbot, war nix mehr zum Meckern übrig. Wir erwägen eine Wiederholungstat.

Und eine Lese-Empfehlung: „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ von Alex Capus. Das Buch ist sogar noch besser als der Titel.

Im Lauf des letzten Jahres sind u. a. drei Politiker ins Visier der Polizei geraten (Drogen, Kinderpornographie, häusliche Gewalt), die eins gemeinsam haben: Sie saßen in Ausschüssen, die die Arbeit der Geheimdienste untersuchen sollten. So langsam artet die Paranoia-Vermeidung in Arbeit aus.

Übrigens kann man sich auch bei einem recht einfachen Wort wie „Weltenträumer“ gravierend verlesen.

 

  1. kross & klassisch

Splitterbrötchen (CCCXCVI)

Nordkorea soll den Sony-Hack fabriziert haben, ein Steinzeitstaat mit begrenztem Budget, ebensolchem Horizont und eher schmalen technischen Ressourcen? Im Leben nicht. Eher war das Sony selbst, um das Interesse an „The Interview“ anzukurbeln.

Wo wir bei diesem Thema sind: Nachdem Nord-Korea Zweifel an besagtem Film angemeldet hat, protestiert – laut BILD – Pakistan gegen die 4. Staffel von „Homeland“. Wann wird Frau Merkel in Hollywood vorstellig, um gegen das einseitige Deutschland-Bild zu protestieren, das in „Casablanca“ vermittelt wurde?

Eine als pragmatische Übergangsgphase gedachte Ungerechtigkeit muss zwangsläufig ihr Ziel meilenweit verfehlen. Durch Ungerechtigkeit wird der Status Quo immer verschlechtert, nicht verbessert.

Leise Enttäuschung über Olli Dittrichs „Talkgespräch“. Virtuose Schauspielerei konnte die zu geringe Pointen-Dichte nicht wettmachen. Und die Überspitzung hat gefehlt: Erstaunlich, dass Dittrich anscheinend nicht mehr als „So isses!“ gewollt hat.

Zu den Menschen, die meinen, man müsse die Sorgen der Pegida-Demonstranten Ernst nehmen bzw. – wie sich eine FAZ-Kommentatorin verstieg – auf dumme Menschen Rücksicht nehmen: Nein. Muss man nicht. Sollte man nicht. DARF man nicht. Wie sollte eine Niveau-Absenkung ausgerechnet des öffentlichen Diskurses etwas Positives bewirken?

 

Splitterbrötchen (CCCXCV)

Dieses Jahr freu ich mich auf Heiligabend wie ein kleines Kind. Es gibt Kartoffelsalat und Würstchen Kasseler Kochwurst. Und das passende Getränk dazu kann man endlich auch bestellen.

3 Gründe, warum der FC Bayern Arjen Robben ein Denkmal setzen sollte:
1. Er ist einer der besten Fußballspieler aller Zeiten.
2. Er schießt entscheidende Tore, wenn’s eng wird.
3. Er besitzt eine gültige holländische Fahrerlaubnis.

Dem Vernehmen nach plant RTL eine speziell auf Frauen zugeschnittene Wettervorhersage: „Schauer sucht Frau“.

Ein Fußball-Zweizeiler kurzes Fußball-Gedicht:
Der Pass fliegt lang, der Pass fliegt weit…
Warum auch nicht? Franck hat ja Zeit.

Bei Vorsätzen fürs neue Jahr sollte man Vorsicht walten lassen. Man könnte in die missliche Lage geraten, sie einhalten zu müssen.

Kulinarischer Höhepunkt der Woche: Essen bei den lieben Frohnauer Freunden, nach exzellenter Maronensuppe und große frankophilem Huhn der mir bis dato vollkommen unbekannte Desserthammer „Banoffee Pie„. Boaah, eyh!

 

 

Splitterbrötchen (CCCXCIV)

Entdeckung der Woche: Bill Callahan. Merkwürdig. Bisschen schräg. Äußerst minimalistisch. Aber: tolle Stiimme, tolle Songs. Auf youtube ist ein Haufen Zeugs.

Der Versuch, anders denkende Menschen als „Spinner und Wirrköpfe“ zu diskreditieren, funktioniert nicht, wie die jüngere Geschichte zeigt. Im Gegenteil: Man macht die Bewegung, die man eigentlich marginalisieren möchte, erst recht für andere Spinner, Wirrköpfe und deren Sympathisanten attraktiv. Das können überraschend viele Menschen sein.

Ich versuche ungelogen seit Jahrzehnten, einen skatorientierten Kalauer aus „Bock“ und „Boccaccio“ zustande zu bringen. Es will mir einfach nicht gelingen.

Kulinarischer Hit der Woche war eine Resteverwertung aus Fenchel, getrockneten Tomaten, T-Blattspinat, gekochten Linsen und Knoblauch.

Nun stellen Sie sich mal vor, Sie betreiben ein Café und suchen einen Angestellten, der Ihren Gästen den Kaffee aufbrüht. Auf Ihre Stellungsanzeige meldet sich jemand, der einen ganz guten Eindruck macht. Sie fragen ihn, ob er den Beruf überhaupt beherrscht, und er weist ihnen stolz sein Zeugnis vor. Sie stellen ihn daraufhin ein, und müssen dann feststellen, dass er keine Ahnung hat. Sein Diplom hat er bei der Metro gekauft. Die haben ein ganzes Regal für Brüherzeugnisse.

Lese-Empfehlung: „Ruhige Straße in guter Wohnlage“ von Pascale Hugues. Mme. Hugues erzählt die Geschichte einer Schöneberger Straße, anrührend, spannend, überraschend. Und sehr, sehr gut erzählt.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXCIII)

Der Blick auf das tagesaktuelle Groupon-Shopping-Angebot verstört: Touchscreen-Handschuh, Wallet-Ninja und Selfie-Stick… Ist das noch meine Welt? Zumindest weiß ich bei der „personalisierten Weihnachtssocke“, was das sein könnte.

Logik und ein Minimum an Geschichtsbewusstsein sollten den Menschen doch sagen: Man schafft keine Ungerechtigkeit aus der Welt, in dem man eine andere Ungerechtigkeit begeht. Man schafft nur mehr Ungerechtigkeit.

Auch gestern gab’s wieder Cimi di Rape auf dem Markt am Breslauer Platz. Ich hab aber keinen mitgenommen. Passt nicht zur Gans. Ja, gestern war das alljährliche Gänse-Pig-Out. Ganszubereitung natürlich wieder nach Paulsen.

Ultimativer Luxus: Etwas Rares nicht kaufen.

Seit knapp 4 Jahren benutze ich praktisch täglich einen E-Book-Reader einer japanischen Weltmarke. Und diese Woche ist er zum ersten Mal mitten bei der Lektüre abgestürzt, so dass ich den Reset-Schalter betätigen musste, um weiter lesen zu können. Seit dem frage ich mich ratlos, was dieses vier Jahre lang perfekt funktionierende Gerät zu diesem Augenblicksversagen gebracht hat. Any ideas, anyone?

Splitterbrötchen (CCCXCII)

Gestern war ein historisches Datum: Am 29.11.2014 ist es uns erstmals gelungen, auf deutschem Boden frischen Cime di Rapa zu erwerben. Die Welt wird nie wieder so sein wie vorher.  Und heute gibt’s das Zeugs mit Knoblauch, Zitrone und Olivenöl zur Kaninchenkeule.

Segensreiche Wirkung der Smartphones: Es ist wohltuend ruhig in Bussen und U-Bahnen geworden. Die Menschen tippen nunmehr still auf ihren Telefonen  herum, anstatt ihr Privatleben lautstark hineinzubrüllen.

Verwirrung beim Lesen von Robin Sloans „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra„: Was haben die Protagonisten für merkwürdige Berufe? Was tragen die für seltsame Kleidung, und was essen die für merkwürdiges Zeugs? Und irgendwann merkte ich dann, das die Zielgruppe des Buchs, die Berufe, Kleidung und Spezialitäten goutieren soll, wohl deutlich jünger ist als ich. Trotzem gerne gelesen. Charmantes, kleines Buch.

Advent ist, wenn die Schnurrbärte fallen. Die Rückgewinnung der Herrschaft über die eigene Oberlippe.

Teltower Rübchen haben wir  auf dem Markt am Breslauer Platz, wo’s den Cime di Rapa gab, übrigens auch noch bekommen.

Splitterbrötchen (CCCXCI)

Dialog an einem Markstand am Breslauer Platz: „Ich hätte gern eine Boulette.“ – „Sehr gern. Mit Fleisch?“
ES GIBT KEINE BOULETTEN OHNE FLEISCH! WENN KEIN FLEISCH DRIN IST, IST ES KEINE BOULETTE! GANZ EINFACH!!!!!!!!!!111

Was ist eigentlich ein Konditor sine qua non?

Die SZ hat es schon getan, tagesschau.de scheint es zu planen: Im Internet die Kommentafunktionen schließen, weil man der Trolle und Hater nicht mehr Herr wird. Herrschaften, es gibt da ein einfaches, sehr probates Mittel, um das unerwünschte Kommentariat abzuschrecken: Spicken Sie Ihre Artikel mit harten, nachprüfbaren Fakten, am Besten noch mit belastbarem, kompliziertem Zahlenmaterial. Mit anderen Worten: Hört selber auf, Trolle und Hater durch Mutmaßungen und wolkiges Geraune einzuladen. Doch, das funktioniert.

Immer häufiger erzählen mir Bekannte und Freunde von Menschen, die am Arbeitsplatz von Vorgesetzten und Kollegen planvoll in den vorzeitigen Ruhestand gemobbt werden. Man möchte an der Dummheit der Menschen verzweifeln, die sich für derartige Aktionen instrumentalisieren lassen. Das eigene Mitwirken an so einem Scheißdreck schafft doch gerade die Voraussetzung dafür, dass es einem später selbst widerfahren wird.

Für den Satz der Woche bedanken wir uns bei Marcel Reif: „Wenn du vorne presst, ist hinten Luft. Fußballerisch, meine ich.“

Höchst empfehlenswerte SF-Action: „Edge of Tomorrow“. Gelungene Kombination aus „Starship Troopers“ und „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

Vielen Menschen hierzulande scheint die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein, eine von der eigenen abweichende Meinung einfach mal zu akzeptieren. Als ob eine generell akklamierte Einheitsmeinung der Normalzustand wäre.

Zur Lammkeule endlich mal wieder gemacht: Rosenkohl mit Schokoladensauce nach Foodfreak. Schlichtweg sensationell.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXC)

Meilenstein in meinem Älterwerden: Diese Woche hatte ich bei Ömür-machsu-Backshop die Wahl, meine 1,70 Euro entweder mit einem 50-Euro-Schein zu begleichen, oder zu schauen, ob das Münzgeld reicht. Da Ömür-machsu-Backshop notorisch klamm mit Wechselgeld ist, entschied ich mich für die zweite Variante und brachte tatsächlich knapp die 1,70 zusammen. Als ich mich mit der Brötchentüte in der Hand umdrehte, kam der Schock: 5 Leute standen hinter mir und rollten mit den Augen. Soweit meine erste Erfahrung als nervender Kleingeld-Rentner.

Den „Tag des schlechten Wortspiels“ beging ich mit: Wenn Chemikern bei der Liebe der Gummi platzt, gilt das Periodensystem der Alimente.

Titelschutz in Anspruch genommen für „They stole Biermanns brain!“.

Für die Gäste gemacht: Weiße Bohnen gekocht, in den letzten zwanzig Minuten Suppengrün dazugegeben. Im Ofen Gänsekeulen gebraten, enthäutet, Fleisch von der geduldigsten (sic!) Gemahlin von allen vom Knochen fieseln lassen. Lammschulter gulaschiert, portionsweise angebraten, im Bratensatz Zwiebeln und Knoblauch angehen lassen, mit Dosentomaten abgelöscht, HdP dazu, Lamm darin weichgeschmort, mit Bohnen und Gänsefleisch vermischt und noch ein stündchen im Ofen vor sich hin pampen lassen. Sehr gut.

Weiße Bohnen kurz ankochen und dann eine halbe Stunde im Kochwasser stehen lassen spart das Einweichen über Nacht.