Splitterbrötchen (CCCXCII)

Gestern war ein historisches Datum: Am 29.11.2014 ist es uns erstmals gelungen, auf deutschem Boden frischen Cime di Rapa zu erwerben. Die Welt wird nie wieder so sein wie vorher.  Und heute gibt’s das Zeugs mit Knoblauch, Zitrone und Olivenöl zur Kaninchenkeule.

Segensreiche Wirkung der Smartphones: Es ist wohltuend ruhig in Bussen und U-Bahnen geworden. Die Menschen tippen nunmehr still auf ihren Telefonen  herum, anstatt ihr Privatleben lautstark hineinzubrüllen.

Verwirrung beim Lesen von Robin Sloans „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra„: Was haben die Protagonisten für merkwürdige Berufe? Was tragen die für seltsame Kleidung, und was essen die für merkwürdiges Zeugs? Und irgendwann merkte ich dann, das die Zielgruppe des Buchs, die Berufe, Kleidung und Spezialitäten goutieren soll, wohl deutlich jünger ist als ich. Trotzem gerne gelesen. Charmantes, kleines Buch.

Advent ist, wenn die Schnurrbärte fallen. Die Rückgewinnung der Herrschaft über die eigene Oberlippe.

Teltower Rübchen haben wir  auf dem Markt am Breslauer Platz, wo’s den Cime di Rapa gab, übrigens auch noch bekommen.

Splitterbrötchen (CCCXCI)

Dialog an einem Markstand am Breslauer Platz: „Ich hätte gern eine Boulette.“ – „Sehr gern. Mit Fleisch?“
ES GIBT KEINE BOULETTEN OHNE FLEISCH! WENN KEIN FLEISCH DRIN IST, IST ES KEINE BOULETTE! GANZ EINFACH!!!!!!!!!!111

Was ist eigentlich ein Konditor sine qua non?

Die SZ hat es schon getan, tagesschau.de scheint es zu planen: Im Internet die Kommentafunktionen schließen, weil man der Trolle und Hater nicht mehr Herr wird. Herrschaften, es gibt da ein einfaches, sehr probates Mittel, um das unerwünschte Kommentariat abzuschrecken: Spicken Sie Ihre Artikel mit harten, nachprüfbaren Fakten, am Besten noch mit belastbarem, kompliziertem Zahlenmaterial. Mit anderen Worten: Hört selber auf, Trolle und Hater durch Mutmaßungen und wolkiges Geraune einzuladen. Doch, das funktioniert.

Immer häufiger erzählen mir Bekannte und Freunde von Menschen, die am Arbeitsplatz von Vorgesetzten und Kollegen planvoll in den vorzeitigen Ruhestand gemobbt werden. Man möchte an der Dummheit der Menschen verzweifeln, die sich für derartige Aktionen instrumentalisieren lassen. Das eigene Mitwirken an so einem Scheißdreck schafft doch gerade die Voraussetzung dafür, dass es einem später selbst widerfahren wird.

Für den Satz der Woche bedanken wir uns bei Marcel Reif: „Wenn du vorne presst, ist hinten Luft. Fußballerisch, meine ich.“

Höchst empfehlenswerte SF-Action: „Edge of Tomorrow“. Gelungene Kombination aus „Starship Troopers“ und „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

Vielen Menschen hierzulande scheint die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein, eine von der eigenen abweichende Meinung einfach mal zu akzeptieren. Als ob eine generell akklamierte Einheitsmeinung der Normalzustand wäre.

Zur Lammkeule endlich mal wieder gemacht: Rosenkohl mit Schokoladensauce nach Foodfreak. Schlichtweg sensationell.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXC)

Meilenstein in meinem Älterwerden: Diese Woche hatte ich bei Ömür-machsu-Backshop die Wahl, meine 1,70 Euro entweder mit einem 50-Euro-Schein zu begleichen, oder zu schauen, ob das Münzgeld reicht. Da Ömür-machsu-Backshop notorisch klamm mit Wechselgeld ist, entschied ich mich für die zweite Variante und brachte tatsächlich knapp die 1,70 zusammen. Als ich mich mit der Brötchentüte in der Hand umdrehte, kam der Schock: 5 Leute standen hinter mir und rollten mit den Augen. Soweit meine erste Erfahrung als nervender Kleingeld-Rentner.

Den „Tag des schlechten Wortspiels“ beging ich mit: Wenn Chemikern bei der Liebe der Gummi platzt, gilt das Periodensystem der Alimente.

Titelschutz in Anspruch genommen für „They stole Biermanns brain!“.

Für die Gäste gemacht: Weiße Bohnen gekocht, in den letzten zwanzig Minuten Suppengrün dazugegeben. Im Ofen Gänsekeulen gebraten, enthäutet, Fleisch von der geduldigsten (sic!) Gemahlin von allen vom Knochen fieseln lassen. Lammschulter gulaschiert, portionsweise angebraten, im Bratensatz Zwiebeln und Knoblauch angehen lassen, mit Dosentomaten abgelöscht, HdP dazu, Lamm darin weichgeschmort, mit Bohnen und Gänsefleisch vermischt und noch ein stündchen im Ofen vor sich hin pampen lassen. Sehr gut.

Weiße Bohnen kurz ankochen und dann eine halbe Stunde im Kochwasser stehen lassen spart das Einweichen über Nacht.

Splitterbrötchen (CCCLXXXIX)

Soeben „389 in römischen Ziffern“ gegoogelt. Es war nötig.

Das Wort der Woche schuf Stefan Rose von den Fliegenden Brettern: „Bionade-Bellizist“ ist bereichernd, danke!

Äh… wirklich, Fa. amazon? Ich soll euch einen Lautsprecher abkaufen, um dann hineinzusprechen? Nuja, wenn ihr meint…

Wer wissen möchte, was ich heute vor 25 Jahren gemacht habe, klickt hier.

Und 25 Jahre später…

Mauerlichter

Anfang der Woche verbrachten wir zwei sehr, sehr schöne Tage in Buckow. Empfehlenswerter Ort, empfehlenswerte Gastronomie (Restaurant Stobbermühle, Bäckerei Behrendt). Mehr dazu demnächst an bekannter Stelle, wo jetzt eine achtundfuffzich im Titel steht…

 

Splitterbrötchen (CCCLXXXVIII)

Auf die Schlagzeile der Woche hat uns Stephen Fry aufmerksam gemacht: „Banned from chinese buffet for shitting in the seaweed!“ Nichts geht über britische Boulevard-Poesie.

Der Königsweg zur intellektuellen Verödung: Den Feinden nicht mehr zuhören, weil es die Feinde sind. Den Freunden applaudieren, weil es die Freunde sind.

Erlebnis der Woche war das Abholen eines GLS-Pakets. Denn die Abholstation entpuppte sich als „Antstore„,  das weltweit führende Geschäft für Ameisenzucht. Wäre ich Vulkanier, hätte ich die Augenbraue hochgezogen und „Faszinierend!“ gesagt.

Entenkeulen ganz einfach: Mit Salz und Pfeffer einreiben, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, in den vorgeheizten Ofen (180 Grad) schieben und für 75 bis 90 Minuten vergessen. Werden wegen des fehlenden Begießens wunderbar kross und bleiben trotz des fehlenden Begießens saftig.

Und eben hab ich wieder von einer bei Edeka erstandenen Aubergine einen Aufkleber gepolkt. Auf dem stand „Edeka“, „Aubergine“ und „vielseitig verwendbar“. Hält bei Edeka tatsächlich jemand diese Informationen für derart wichtig, dass sie dem mündigen Verbraucher nahe gebracht werden müssen?

Splitterbrötchen (CCCLXXXVII)

Stephen Hawking ist seit dieser Woche auf Facebook. Vermutlich will er Dr. Cooper stalken und sich über ihn lustig machen.

Titelidee für eine deutsch-japanische Beziehungskomödie: „Amour Tofou“.

Zu Wochenbeginn räumte eine wohlmeinende Seele mit dem Vorurteil auf, dass in der Finanzwelt nur hartherzige Profit-Geier agieren.
Diese Seele mailte mir: „Guten Abend Herr oder Frau Du bist ein Mensch von gutem Charakter und möchten ein Darlehen Personal um zu bieten Ihre muss Ihr Haus bauen, Ihr eigenes Geschäft zu öffnen, haben eine Kredit für den Verzehr, einen Autokredit, verwalten Ihre Familie finanziell. Sie erreichen mich sofort. Meine Bedingungen sind sehr einfach und mein Zinssatz (3%) oder haben Sie  brauchen Sie Geld für andere Gründen zögern Sie nicht, mich für weitere Informationen zu kontaktieren.“
Da geht einem doch das Herz auf.

Von Leuten, die Menschen mit anderer Meinung mundtot machen wollen, ist intellektuell nichts zu erwarten.

Kulinarisches Highlight der Woche: Pulpo, gegart nach Neuner/Duttenhofer, dann zerteilt und mit getrockneten Tomaten, Zwiebel, Knoblauch und Olivenöl warmgeschwenkt. Wun-der-bar.

Splitterbrötchen (CCCLXXXVI)

Mich selber mit der Frage konfrontiert, was wäre, würde Goethe heute noch leben. „Vermutlich wäre er sowas wie Äbbelwoi-Botschafter“, war mein erster Gedanke. Der beim zweiten Nachdenken so abwegig gar nicht ist.

Technisches Abenteuer der Woche war das Wechseln einer Leuchtstoffröhre in unserer Badezimmerlampe. Ich bin bereits beim Öffnen der Abdeckung kläglich gescheitert und musste die Montageanleitung der Lampe herunterladen, um rauszukriegen, dass die Schrauben oben sind. Oben! Wer konnte das ahnen?

Von meiner irrigen Annahme, die neue Leuchtstoffröhre bzw. der Starter seien defekt, die darauf beruhte, dass die geduldigste Gemahlin von allen einen versteckten, mir komplett unbekannten Ein/Ausschalter betätigt hatte, um mich vor Stromschlägen zu bewahren, schreib ich nix. Das wäre zu peinlich.

Den Denkanstoß der Woche gab’s bei brasch & buch.

Zum ersten Mal gekocht: Satay-Spieße mit Erdnuss-Sauce. Simpel zu machen, sehr schmackhaft. Gibt’s ab jetzt öfters.

 

Splitterbrötchen (CCCLXXXV)

Kulinarischer Höhepunkt der Woche waren eine von Fa. Barthel mitgebrachte Kasseler Kochwurst von höchster Delikatesse, begleitet von samtigen Bechamel-Kartoffeln. Bechamel-Kartoffeln! Allerbestes Soulfood! Warum koch ich die so selten? Warum gibt’s die so selten im Restaurant?

„Die Beamten können nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen.“ Von 1963 bis heute. Von Höcherl zu de Maizière, Merkel und Steinmeier.

Zeitfresser der Woche war Spotify, dass ich vor ca. zehn Tagen installiert habe. ja, ja, alter Hut, ich weiß. Ich dachte immer, das wäre eine Charts-Schleuder für irgendwelche Flatrate-Kids, hätte mir nicht jemand sagen können, dass die jede Menge Zeugs für alte Säcke wie mich haben? Die ganzen Westcoast-Hippie-Sachen? Und eine steinstarke Humorecke mit Lennie Bruce, Flo & Eddie und – für Menschen, die total schrägen Humor ertragen – Wild Man Fischer. Ja, die legendäre „An Evening with Wild Man Fischer“ ist tatsächlich auf Spotify! Hat die irgendwer an der Zappa-Witwe vorbeigemogelt, oder wie?

Wirsing immer aufwärmen. IMMER.

 

Splitterbrötchen (CCCLXXXIV)

Den mauligen dicken alten Mann, der mich gelegentlich aus dem Spiegel anschaut, mag ich gar nicht.

Kulinarischer Höhepunkt der Woche: Original Kasseler Kochwurst von Fa. Barthel. Und Ahle Worscht, Schinken, Sülze, Leberwurst und Bauernbrot beim Kördel in Vockerode-Dinkelberg. Schlichtweg sensationell, ich schreib ausführlicher drüber, wenn Zeit ist.

Problematisch ist nicht das Nachlassen der Kräfte. Problematisch ist das Anwachsen des Starrsinns.

Jede Menge Erinnerungen an die sechziger Jahre, während ich „Kinder der Freiheit“ lese. Liegt es an Ken Follett, oder war’s damals wirklich so aufregend?

Splitterbrötchen (CCCLXXXIII)

Das Ken Follett den wunderbar wahren Satz „Die Kürze ist die Schwester der Begabung.“ in ein über 1000 Seiten starkes Buch hineinschreibt, zeugt von einem mehr als gesunden Selbstbewusstsein.

Warum wir Podersdorf so lieben: „Haben Sie ein W-Lan für die Gäste?“ – „Ja. Aber der Chef hat das Passwort vergessen.“

Wir haben begonnen, die „alten“, einfachen Heurigen zu fotografieren. Deren Tage scheinen tatsächlich gezählt zu sein.

Man kann noch so dicke Dämme der Bildung errichten, die Dummheit bricht sich immer Bahn.