Splitterbrötchen (CCCLXXIX)

Letzte Woche war tatsächlich „International Document Conversion Week“. Und ich habe sie nicht festlich begangen. Ich schäme mich.

Enttäuschung über die FCB-Hater meines erweiterten Bekanntenkreises: Warum blieb der beliebte Vorwurf aus, Xabi Alonso werde nur gekauft, um Real zu schwächen?

Bin ich der einzige, der sich über das online massiv beworbene Titelthema des Kinder-SPIEGEL: „Wieviel Fleisch ist okay?“ geärgert hat? Man muss nicht schon im Kindesalter anfangen, Menschen irgendwelche schrägen Ernährungs- oder gar Diät-Philosophien aufzudrücken.

Meine neueste Masche: Am Geldautomaten statt der Geheimzahl die ersten vier Stellen der Kontonummer eingeben. Mein Gehirn kommt auf die lustigsten Ideen.

Bei Aldi gesehen: Einen Fotoapparat mit „Lächelerkennung“. Und eine Packung mit einem Pulver, aus dem man exaktemang 23 Kartoffelpuffer machen kann. Nicht 22, nicht 24, nein, genau 23. Was es nicht alles gibt.

Die Paarung der Woche: Getrocknete Tomaten in Öl und Auberginen. Gewürfelte Auberginen im Tomatenöl braten, kleingeschnittene getrocknete Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, und Champignons dazu, 25 Minuten braten bzw. verpampen lassen. Rockt.

Was mich wirklich interessieren würde: Ob Günter Grass schon an der ice-Bucket-Challenge teilgenommen hat. Und Elfriede Jelinek. Und Judith Herrmann.

Und das Wort der Woche ist natürlich: Wowereit-Nachfolgekandidat.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXVIII)

Der Claim der Woche: „Mittwoch ist wieder Super-Mittwoch!“

Segensreiche Bundesliga: Fußball ohne die ständige Einblendung in Tränen aufgelöster brasilianischer Kinder.

Mail-Betreff der Woche: „Das hilft gegen nervige Tool-Bars!“

Sonntags beim Schrippenholen in der menschenleeren Beckerstraße. Die Tür der Pizzeria steht offen, drinnen singt die Reinigungskraft mit Inbrunst italienische Schlager. Der Himmel ist sehr blau. Ach ja.

Gestern gab’s für die lieben Gäste mal wieder die gute Curryrahm-Suppe. Herrliches Zeugs, in Minutenschnelle gemacht (okay, wenn man die Klößchen selber dreht, dauert’s etwas länger, aber nicht viel).

Man macht zu selten Rote Grütze. Schon die Schleuderkoch-Variante (TK-Obst mit Kirschsaft und Vanillezucker aufkochen, mit etwas angerührter Speisestärke binden) schlägt das Fertigzeugs und wesentlich aufwändigere Desserts um Längen.

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXVII)

Seit ungefähr 10 Jahren habe ich einen (kostenfreien) XING-Account. Aus einem einzigen Grund: Um der grottenblöden Frage „Warum hast du denn keinen XING-Account?“ aus dem Weg zu gehen.

Ich traue es mich kaum zu schreiben: Ich, der ich sonst so Zeugs meide wie die Pest, bin der Industrie-Pampe mit „Smoky Bacon“-Aroma von Fa. Bull’s Eye derzeit restlos verfallen. Alles, was irgendwie eine Maillard-Reaktion zeigt und nicht bei 3 auf den Bäumen ist, wird mit dem Zeugs überschüttet und verspiesen. Ich schäme mich… überhaupt nicht.

Wo wir bei küchentechnischen Geständnissen sind: Eins der wichtigsten Werkzeuge an meiner Feuerstelle ist ein vor ca. 10 Jahren bei Tchibo entstandener Küchenwecker, der sich gleichzeitig auf drei verschiedene Zeiten einstellen lässt. Ohne das Teil würde ich komplett den Überblick verlieren.

Qualität entsteht durch den Ausschluss des Zufalls.1

Soso, der BND hat also mal Hillary Clinton abgehört. John Kerry. Irgendwelche Oberpropeller der Türkei. Wundert das wen? Ein Geheimdienst, der nicht Feind UND Freund bespitzelt, ist doch keinen Schuss Pulver wert. Herrgottnochmal, angesichts von Le Carrés Verkaufszahlen kann ich doch nicht der einzige sein, der ihn gelesen und verstanden hat.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Dänische Killerwurst“.

Ich nutze jede freie Minute, um youtube nach Robin-Williams-Videos zu durchstöbern.

 

  1. Dieser Satz soll in Louis van Gaals Büro gehangen haben.

Splitterbrötchen (CCCLXXVI)

Vor drei Jahren: „HDMI? Was soll das sein?“ Heute: „Dieses dauernde Umstöpseln, nur weil kein HDMI-Eingang mehr frei ist…“

Laut SpOn hat das Auswärtige Amt bei den ausländischen Botschaften darauf gedrängt, dass die Botschaften Listen überreichen, in denen sie die hierzulande tätigen Geheimagenten ihrer Länder nennen. Spontan musste ich an Herrn Galdea denken, meinen Musiklehrer an der Friedrich-Wilhelm-Schule. Wann immer einer von uns etwas angestellt hatte, pflegte Herr Galdea höchst erregt „Der Täter bitte melden, der Täter bitte melden! Er wird hart bestraft werden! Der Täter bitte melden!“ auszurufen. Jaja, der Herr Galdea Steinmeier…

Was ich nicht kapiere: Warum ein Buch, überreicht von einem Buchhändler, ein Stück Kulturgut ist, das gleiche Buch jedoch zum Stein des Anstoßes wird, wenn der Versandhandel es vorbei bringt.

Der Spreewald hat sich zu einem durchaus angenehmen Ort gemausert. Wenn man die „Spreewaldsoße“ meidet, kann man dort sogar ganz manierlich deftig essen. Womit meine These wiedereinmal bestätigt wurde: Wenn die Buchstaben „o“ und „ß“ auf einer Speisekarte nebeneinander stehen, dann kommt nix gutes auf den Teller.

Dass man sich bei SpOn nicht schämt: Wann immer Artikel oder Kolumnen (z. B. von Sibylle Berg oder Georg Diez) eindeutig Position gegen Anti-Semitismus beziehen, wird die Kommentarfunktion nicht aktiviert. Zu faul zum Moderieren? Feigheit vor einer vermuteten schweigenden Mehrheit? Egal, wie die Begründung wäre: Dieses Verhalten ist schlichtweg widerlich.

Gestern noch eine Splitterbrötchen-Notiz, heute schon ein ausgewachsener Blog-Beitrag: Splitterbrötchen-Leser blicken hinter die Kulissen des Weltgeschehens.

„…-Leser blicken hinter die Kulissen des Weltgeschehens“ war der Slogane welcher genialen Schundroman-Serie? Wer erinnert sich? Googlen gilt nicht!

 

Splitterbrötchen (CCCLXXV)

Wochenhöhepunkt und zweifellos eins der 2014er Highlights: Anlässlich des runden Geburtstags einer meiner besten Freunde sind wir mit der MS Pauline drei Stunden über die Spree gefahren. Flens vom Fass, guter Wein, rustikales Büffet und alles untermalt vom nörgelnden 3-Zylinder-Diesel eines über hundert Jahre alten Boots… was für ein Abend!

Ich staune immer wieder: Vom Wasser aus ist Berlin eine komplett andere Stadt. Und was am Wasser in den letzten Jahren alles gebaut wurde… sagenhaft.

Dinge, von denen man nichts weiß, lassen sich am trefflichsten kritisieren.

Und dann war Facebook down, und ich hab’s noch nicht mal gemerkt.

Mit der neuen, windelweichen Linie der BZ kann ich mich nicht anfreunden. „Endlich wieder ein Berliner Fußballheld!“ ist eine an der eigenen Beliebigkeit erstickende Headline. Früher hätten kernige BZ-Reporter (Bei der BZ immer Reporter! Niemals „Journalisten“!) mit „Gemein! Hanne Sobek entthront!“ klare Kante gezeigt.

Gastro-Tipp: „Süden“, Garten-Lokal direkt im S-Bahnhof Priesterweg. Pils und Weizen von Lammsbräu, köstlich! Super-Weine. Lecker Flammkuchen. Bratwürste, Leberknödel und Saumagen vom Bio-Fleischer aus der Pfalz. Alles bezahlbar. Warum gibt’s nicht mehr solcher Läden?

Fisch-Pediküre. Ich sag nicht: „Was es nicht alles gibt.“ Ich sag nur: Fisch-Pediküre.

Traurigkeit anlässlich des Todes von Gert von Paczensky. Kritische Intellektuelle wie ihn gibt’s unter den Journalisten kaum noch, und was ich von ihm über gutes Essen und Trinken gelernt hab, geht auf keine Haut eines artgerecht gehaltenen Rindviehs. Als er aufhörte, für „essen und trinken“ zu schreiben, ging’s mit dem Blatt steil bergab.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXIV)

Konsens beruht auch auf Selbstverständlichkeit. Wenn man etwas alle 5 Minuten in die Welt tuten muss, ist es wohl nicht konsensfähig. Daraus ergibt sich eine spannende Frage: Kann man einen Konsens auch kaputt tuten?

Marketing-Genies bei den Insektenvernichtern. Auf einer Spraydose gesehen: „wirkt auch gegen direkt nicht sichtbare Insekten“. Wenn ich das Zeugs also reklamiere und behaupte, dass es nicht wirkt, kriege ich „Aber die unsichtbaren Fliegen, die hat es doch alle erwischt, oder?“ zu hören.

Die Geißel des Internet-Zeitalters ist Sachkenntnis. Sie behindert eine schnelle, unkomplizierte Meinungsbildung und verschreckt Facebook-Freunde.

Vollkommen idiotisches Nachdenken über ein auf einem Hörfehler beruhendes Geschäftsmodell am Rande der Legalität, bei dem es um Postleihzahlen geht.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXIII)

Diese Woche hat Fa. Google mir Werbung für „PC-Wissen für Senioren“ eingeblendet. Offenbar hat das Endspiel begonnen.

Passend dazu die Mail der Woche von Heike Wagner aus der Abt. 2/9 (kein Scheiß), die mich ins Internet eintragen wollte. Fan-tas-tische Dienstleistungs-Idee!

Menschen, die sich – wie ich – für das Wiederaufnahmeverfahren im Fall Gustl Mollath interessieren empfehle ich diese Seite der Mittelbayerischen und die Berichte von Ursula Prem auf dieser Seite. Wenn man dagegen die Nebelkerzen betrachtet, die Qualitätsjournalistin Beate Lakotta verhandlungstäglich auf Spiegel Online zündet, dann staunt man schon. Einerseits über Lakottas extrem selektive Wahrnehmung, andererseits über die SpOn-Redaktion, die eine derart antijournalistische Berichterstattung duldet.

Perfektionismus ist ein Holzweg aus Intarsien.

„Sprachlich korrekt, unscheinbar und langweilig“, dachte ich, als ich bei ZEITmagazin-Online Inga Kriegers ersten Halbsatz  „Auf dem Foodblog ‚Wholy Goodness‘ zeigt die Neuseeländerin Jessica Prescott…“ las. Wer hätte auch ahnen können, dass es der wackeren Autorin im nachfolgenden Nebensatz gelingen würde, ein wahres Feuerwerk an sprachlicher Idiotie abzubrennen: „… dass die mexikanische Küche auch mit veganen Rezepten zum leckeren Menü werden kann. “

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXII)

Neue Zeitrechnung seit dieser Woche: „vor Belo Horizonte“ und „nach Belo Horizonte“.

Alptraum vor dem Finale: Neuer sieht bei Rettungsaktion die rote Karte, Weidenfeller wird in der 118. Minute zusammengetreten, Zieler reißt sich beim Aufspringen von der Bank die Bänder. Und im Elfmeterschießen steht dann Höwedes zwischen den Pfosten.

Das montägliche überhebliche Rumgeonkel von Josef Joffe im Tagesspiegel bekam diese Woche eine neue Dimension. Da bezeichnete er die von der NSA abgegriffenen Meta-Daten als „nichts Substantielles“. Hätte nie gedacht, dass ein ZEIT-Herausgeber so doof sein kann.

Diese beinahe spirituelle Ergriffenheit, die ein Fußballspiel in mir auslösen kann. Andere Menschen halten mich deswegen für primitiv. Mir tun sie leid, sie verpassen sehr viel.

Was mir auch sehr leid tut: Belo Horizonte nicht mit ein paar Freunden gesehen zu haben, die das Leben davongespült hat. Das wäre ein wirkliches Fest gewesen.

Frau von der Leyen fordert im Tagesspiegel, dass die USA ihren Spionen sagen soll, nicht mehr in Deutschland zu spionieren. Liebe Frau von der Leyen, wenn Sie irgendeinem Spion sagen, dass er irgendwo nicht mehr hingehen soll… was teilen Sie ihm dann tatsächlich mit? Richtig, dass da etwas Geheimes ist, was er nicht erfahren soll. Und was macht ein Spion, der von der Existenz eines Geheimnisses erfährt, das er nicht herauskriegen soll? Wenn er auch nur einen Schuss Pulver wert ist, dann denkt der sich, dass dieses Geheimnis von einiger Wichtigkeit ist und setzt folglich alles daran, es heraus zu bekommen. Liebe Frau von der Leyen, haben Sie keinen Mitarbeiter, der sich vielleicht doch ein wenig im Metier auskennt und ihnen mitteilen kann, dass sie mit derart idiotischen Forderungen Spione geradezu einladen?

Splitterbrötchen (CCCLXXI)

Ganz fantastisches Arbeitsprotokoll des Update-Installers von Libre Office: „Migriere Eigenschaftenstatus der verwandten Anwendungen“. Rundum gut informiert verfolgt man gespannt den weiteren packenden Installationsverlauf.

Fa. Groupon offerierte mir dieser Tage einen sprechenden Plüsch-Hamster. Vor vierzig Jahren hätte ich „Das muss das LSD sein…“ gedacht.

SpOn überzeugte mit kompetentem Sportjournalismus, als man Nadals Wimbledon-Ausscheiden (1 Satz gewonnen, 2 Sätze im Tie-Break verloren, 1 Satz mit einem Break verloren, Spiele absolut 22:25) mit „Der Titelverteidiger war chancenlos“ analysierte. Was ist dann die SpOn-Definition für „enges Match“? Wenn Nadal im 5. Satz bei 73:73 den Schiedsrichter wegen eines zu Unrecht gegebenen Fußfehlers erschießt und durch die ihn verhaftenden Polizisten zur Aufgabe gezwungen wird?

Den arroganten Ballkünstlern von der Copacabana rufe ich zu: Wenn man den Ball stoppen können müsste, wäre er nicht rund!

Erstaunlich, wie viele Parodisten mit der lediglichen Behauptung des Originals durchkommen. Gerade auch abseits der Bühne.

Und der Weltmeistertitel für die nordische Kombination aus Investigativ-Journalismus und Headline-Findung geht an die knallharten SpOn-Rechercheure:

NSA erfasst viel mehr Unschuldige als Verdächtige im WebOh, mein Gott, wer hätte das denn ahnen können?

 

Splitterbrötchen (CCCLXX)

Ist das schon die Headline des Jahres? Des Jahrzehnts? Des Jahrhunderts? Ausgerechnet die britische Huffington Post sonderte eiskalte Höchstbrillianz ab, als sie einen Bericht über das letzte Gruppenspiel Uruguays gegen blau gekleidete Italiener, in dem Uru-Stürmer Luis Suárez einen italienischen Verteidiger in die Schulter biss, mit „Chewey Luis And The Blues“ betitelte. Mehr zündender Wortwitz geht wohl nicht.

Meine tiefempfundene Bewunderung für den Sprachschwurbel der Woche verdienten sich die Marketing-Nutten Kreativ-Genies von „Monoqi“ (wer oder was immer das auch sein mag) für den Begriff „Online-Destination“ (ja, sie meinen damit wirklich eine Website).

Man lernt den Wert von Erfahrung erst kennen, wenn man welche hat. Und wenn man mit jemandem zusammenarbeiten muss, der keine hat.

Eine Debatte kann noch so oberflächlich sein, ein findiger Kopf wird immer noch Verwässerungsmöglichkeiten finden.