Splitterbrötchen (CCCXXXVIII)

Gesprächsweise Lego-Baukästen von vor fünfzig Jahren thematisiert. Grundkonsens: Man hatte immer zu wenig Grundplatten. Und: Der Niedergang fing mit den Flachbausteinen an. Mit denen frickelte man das gleiche zusammen wie mit den normalen Legosteinen, man brauchte bloß mehr und es dauerte länger. Immerhin bekam man so schon als junger Mensch eine Idee davon, wie die Industrie sich Fortschritt vorstellt.

Als ich vor ein paar Tagen staunend die Empfehlung las, beim Pasta-Kauf darauf zu achten, dass die Teigwaren in Bronze-Formen modelliert wurden (soll für eine rauhere Oberfläche und damit eine verbesserte Saucenaufnahmefähigkeit sorgen) überfiel mich eine Produkt-Idee: Nudeln aus dreihundert Jahre alten sardischen Kirchenglocken. Dafür muss es doch einen Markt geben!

Meine prägenden Dieter-Hildebrandt-Erfahrungen: Die Programme, die Werner Schneyder und er zusammen spielte. Das waren derart grandiose, scharfsinnige, weit über bloßes Kabarett hinaus reichende Abende, die wirken bei mir jetzt noch nach. Das beste Sprach- und Sprech-Theater, das ich je erleben durfte.

 

Splitterbrötchen (CCCXXXVII)

Heute, beim Schrippenholen, roch die Luft zum ersten Mal in diesem Jahr nach Winter. Und zack! war sie wieder da, die Erinnerung an diese fürchterlich kratzende Skihose, die ich als Sechsjähriger tragen musste.

Gestern gab’s die erste Gans des Jahres. Es folgen die nachgänslichen Segnungen: Aufgebratene Knödelscheiben mit Schinkenwürfeln und Ei. Aufgewärmter (!) Grünkohl. Schwarzbrot mit Gänseschmalz und Kochkäse.

Nichtkulinarisches Highlight der Woche: Buchen der ersten Urlaubsreise 2014. 5 Mann in einem Boot. Nach zehn Jahren Pause nochmal mit den besten Freunden eine Woche lang im Kabinenkreuzer auf dem Shannon fahren. Im April ist es soweit.

Und dann ist auch noch Schach-WM. Wobei hier die Luft raus zu sein scheint. Früher verfolgte man noch atemlos dem Kampf Gut gegen Böse auf dem schachbrett, jetzt schaut man zwei netten Kerlen beim Klötzchenschieben zu. Ein kompromisslos böser Schach-Hooligan täte dem Spiel gut.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXVI)

Das Projekt, das derzeit am meisten Spaß macht: Zusammen mit der besten, geduldigsten Gemahlin von allen „The Big Bang Theory“ komplett in der richtigen Reihenfolge durchgucken. Modebewussten Fans der Serie empfehle ich gerne http://www.sheldonshirts.com/. Sie haben auch Howard’s Gürtelschnallen!

Mein Wochenhighlight: der älteste Freund besucht mich auf ein verlängertes Wochenende. Vor 50 Jahren sind wir zusammen eingeschult worden, und sehen uns immer noch regelmäßig in die Augen. Das ist eine große Freude, die nicht vielen Menschen zuteil wird.

2022 ist noch lange hin. Bis dahin kann noch einiges passieren. Bis dahin muss noch einiges passieren. Sollte dennoch die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar stattfinden, werde ich dieses Turnier boykottieren und kein Spiel anschauen. Menschen, die mich kennen, wissen, was das für mich bedeuten würde. Ich bitte darum, mich beim Wort zu nehmen und hoffe inständig, dass das nicht nötig werden wird.

Als ich den Ad-Blocker meines Browsers abgeschaltet hatte, wurde ich damit konfrontiert, dass die Bundeswehr jetzt „IT-Soldaten“ hat. Ich habe den Blocker sofort wieder eingeschaltet.

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXV)

Ich baue ab. Habe „Westlich von Santa Fé“ und „Geächtet“ durcheinandergeschmissen. Das Chuck Connors in beiden Serien die Hauptrolle spielte, ist keine Entschuldigung. So etwas DARF nicht passieren.

In diesem Zusammenhang habe ich mich jedoch an eine der besten TV-Serien überhaupt erinnert: „The Rogues“ (1964), zu deutsch „Gauner gegen Gauner“, top-besetzt mit u. a. David Niven, Charles Boyer, Gladys Cooper, Gig Young und Larry Hagman. Es geht um eine international im Jetset agierende Trickbetrüger-Familie. Grandioses Old-School-Entertainment. Sämtliche Folgen sind auf youtube zu finden, dicke Empfehlung.

Die Suche nach dem grausamsten Mann aller Zeiten ist beendet. Niemand hätte gedacht, dass es ausgerechnet ein norwegischer Krimi-Autor sein würde, aber doch, es ist Jo Nesbø. Am 11. November erscheint ein neuer Harry-Hole-Roman. Er hat den armen Kerl den grauenhaften Schluss von „Die Larve“ tatsächlich überleben lassen.

Eigentlich ist es doch die Aufgabe eines Geheimdienstes, die Geheimnisse anderer Regierungen herauszukriegen. Aus professioneller Sicht müsste man sich über einen Dienst empören, der NICHT versucht, ein Staatsoberhaupt abzuhören. Und ein Staatsoberhaupt, das nicht damit rechnet, abgehört zu werden, ist ähnlich verwunderlich.

Splitterbrötchen (CCCXXXIV)

Melancholie ist ein Gewächs, dass mit Erkenntnis gepflanzt und mit Lebenserfahrung gedüngt wird.

Dialoge wie „Ich könnte das Mobiltelefon von Regierungschef XYZ anzapfen!“ – „Das unterbleibt, sowas dürfen wir nicht!“ werden täglich weltweit in den Geheimdienstzentralen geführt. Geheimdienste sind dafür bekannt, dass sie sich penibel an Gesetzen, Moral und Ethik orientieren.

Wenn man versucht, den kulinarischen Alltag zu bereichern und nach der besseren Butter, den besseren Eiern, dem besseren Spinat usw. zu suchen beginnt, merkt man schnell, dass derartige Dinge wesentlich schwerer zu finden und zu beschaffen sind als das ganze Gourmet-Gedöns.

Beim Wettbewerb „Adjektiv der Woche“ preschte Claudia Simionescu, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk, unangefochten auf Platz 1, als sie meisterlich die „produzentische Vorbereitung“ kreierte.

 

Splitterbrötchen (CCCXXXIII)

Numerus spirituosus.

Sätze, die mit „Zu meiner Zeit…“ anfangen, sind mir grundsätzlich suspekt. Als ich diese Woche jedoch von deutschen Hochschulen las, die anfangen, Elternabende zu veranstalten, konnte ich nicht anders, ich musste selbst einen bilden: Zu meiner Zeit waren Universitäten Orte für erwachsene Menschen.

Darüber hinaus sucht mich eine verstörende Vision heim, seit ich diese Meldung gelesen habe: Ein Mann und eine Frau mittlere Alters sitzen Anfang der sechziger Jahre in der FU einem Prof gegenüber. „Guten Tag, wir sind die Dutschkes. Wir wollten uns mal erkundigen, wie sich unser Rudi so macht.“

Wunderbares Frühstück mit frischen Brötchen und herrlicher Butter aus der Normandie… da vermiss ich gar kein Fett!

SpOn sortiert die Meldung, dass Wolfgang Joop Juror bei Heidi Klum wird, in die Rubrik „Kultur“ ein. Ja. Auch. Denn…

 

 

Splitterbrötchen (CCCXXXII)

Der Beißreflex, wenn etwas unliebsames Neues im eigenen Vorgarten auftaucht ist doch enorm. Mutig von den ganzen Medienschaffenden, den ersten Tag der Huffington Post derart vehement zu kritisieren. Es hat ja Gründe, dass man sich bei Neuerscheinungen normalerweise ein Weilchen zurückhält, und erst kritisiert, wenn die Dinge sich eingespielt haben.

Das wurde mir in früher Jugend so einprogrammiert: zwischen zwölf und drei tätigt man keine Anrufe, da ist Mittagsruhe. Ist mittlerweile sicherlich überholt. Trotzdem: Wenn mich wer um 13 Uhr anruft, ich ihm sage, dass ich beim Essen bin, er mir „Guten Appetit!“ wünscht und dann weiterredet, staune ich schon ein wenig.

Wenn ein Ziel einfach zu treffen ist, gibt es immer ein lohnenderes anderes.

Seit Jahrtausenden lebt die katholische Kirche von opulenten Inszenierungen. Und wenn dann einer mal den ganzen Weg gehen will, ist es wieder nicht recht.

Der verstörende Anblick der Woche: Erst-Semester mit Zuckertüten, erstaunlich ironiefrei.

 

Splitterbrötchen (CCCXXXI)

Könnte man nur einen Bruchteil der Kräfte, mit denen täglich in Deutschland die Arbeit und der Erfolg anderer Menschen kleingeredet wird, anderweitig nutzbar machen, das Weltenergieproblem wäre gelöst.

„Wir begrüßen Sie zu einer neuen Ausgabe unseres Newsletters.“ So weit sind wir also schon. Ich erwarte „Herzlich willkommen auf den Seiten dieses Buchs!“ mit angehaltenem Atem.

Aus Anlass des heutigen Erntedankfests wird im Dorfgemeinschaftshaus von Groß Schwechte mein „Bauer Paul“ gegeben. Ich freue mich sehr und bedaure, nicht anwesend sein zu können.

Splitterbrötchen (CCCXXX)

Beim Einkauf das wunderbare Wort „warenverantwortlich“ entdeckt.

Bei der nächsten Wahl gehe ich in die Kabine, zähle bis zehn und rufe dann: „Was bedeuten denn die ganzen Abkürzungen?“

Natürlich werden sie von irgendeinem PR-Fuzzi geschrieben, trotzdem bekomme ich gern E-Mails mit dem Absender „Paul McCartney“.

Angefangen, über das Wort „Möbelgigant“ nachzudenken. Gleich wieder aufgehört. War besser so.

Was ich nicht verstehe ist das Aufkommen von Diskussionen über die Fünf-Prozent-Hürde. Wer Splitterparteien wie Piraten, AfD oder FDP wählt, die um die 5 Prozent herum positioniert sind, muss wissen, dass seine Stimme eventuell bei der Zusammensetzung des Bundestags nicht berücksichtigt wird. Noch weniger verstehe ich in diesem Zusammenhang das Argument, die 5-Prozent-Hürde würde die Politikverdrossenheit fördern. Man verringert also die Politikverdrossenheit, wenn man Crackpots der Sonderklasse wie Helga Zepp-Larouche Gehör im Bundestag verschafft?

Im Angebot eines Gewürz-Standes gesichtet: die total charmante „Allround-Gourmet-Gewürzmischung“. Wir erwarten jetzt mit angehaltenem Atem die „Geheim-Gourmet-Gewürzmischung der Sterne-Köche“.

Plötzlich und unvermittelt zeigte mir Fa. Google Werbung für Gabelstapler-Batterien. Was habe ich nur getan?

Und noch ein Wort aus dem Grenzbereich: „Wellness-Dorf“.

Splitterbrötchen (CCCXXIX)

Grandioses Umfragendeutsch: „Welches Bankprodukt einer dieser Banken besitzen Sie?“ Für die Stutzenden: Mit „Bankprodukt“ ist ein Konto oder Depot gemeint.

Tofu is the enemy.

Dank einer BILD-Headline wissen wir jetzt, wie mittelalterlich es im Kabinett zugeht: „Lässt Merkel Rösler jetzt hängen?“ Ich finde das übertrieben. Außerdem dürfte ein solches Vorgehen nicht mit dem Grundgesetz in Einklang zu bringen sein.

Das Wort „irgendwie“ in einer Problembeschreibung verweist direkt auf den Kern des jeweiligen Problems

Überraschend harmonische Kombination: Kisir (Tabouléh) und dänischer Curry-Matjes.

Üblicherweise geht die Herrschaft mit dem Hund spazieren. In Friedenau ist es umgekehrt. Ungelogen: Hier bestimmen die Viecher, wo’s langgeht.

Neu in der Blogroll und allen an Berlin interessierten Menschen dringend ans Herz gelegt: The Needle – Sharp On Berlin.

Ein Wort, dass man nicht auf Anhieb lesen kann, ohne zu denken, dass wesentliche Wortteile fehlen: Elektrorikscha.

Gestern die 5. Staffel „Mad Men“ am Stück angeschaut. Ganz großes Tennis.