Splitterbrötchen (CCXXI)

Ein Kommentar zu den letzten Splitterbrötchen, hat mich dazu gebracht, darüber nachzugrübeln ob es einen Unterschied zwischen „Grandeur“ und „Grandezza“ gibt. Ich hab extensiv nachgegooglet und keinen gefunden. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass es einen gibt. Grandezza ist wesentlich operettenhafter als Grandeur.

Neuzugang in der Blogroll: „september-blog„. Übers Älterwerden. Hilfreich und schön.

Dialog beim Anschauen einer romantischen Komödie: „Ich  würde Hugh Grant gern einmal als Richard III. sehen.“ – „Mir ist egal, als was ich den sehe.“

Die Statusmeldung der Woche verdanken wir Steffen Hellmann: „Hab beim Bäcker die Kunst getroffen. Meine Ex-Nachbarin, Bettina Kunst, kaufte Brötchen und Klöben.“

 

 

Splitterbrötchen CCXX

Das Zitat der Woche stammt von Vince Ebert:  „Das (Homöopathie) ist, als ob man in Frankfurt einen Autoschlüssel in den Main wirft und dann in Würzburg versucht, mit dem Mainwasser das Fahrzeug zu starten.“

Neuheit bei Facebook: Man kann jetzt jemand inviten, um eine Seite zu liken. Ganz groß.

Ganz plötzlich fiel mir gestern Abend ein sympathischer Claim für meine nordhessische Heimatstadt ein. Auch heute morgen finde ich ihn noch gelungen und vor allen Dingen äußerst treffend. Ich veröffentliche ihn daher gerne hier und stelle ihn der Stadt und ihrem Tourismus-Management ausdrücklich gratis zur Verfügung: „Eschwege – Home is where the Worscht is!“

Es ist wirklich schade um ein dem Französischen entlehntes Wort, das einmal Bestandteil der deutschen Sprache war. Wir benutzen es nicht mehr, sicherlich weil es die Menschen nicht mehr gibt, die man mit diesem Wort in Verbindung bringen konnte. Grandeur.

 

Splitterbrötchen (CCXIX)

Kaum zu glauben, aber diese Woche war ich zum ersten Mal – dank einer großzügigen Einladung der geduldigsten Gemahlin von allen – Eishockey-Gucken in der Berliner O2-World. Beeindruckende Kulisse, tolle Atmosphäre, und Hardcore-Fans, die in dieser Hightech-Arena „Ost-, Ost-, Ost-Berlin“ skandieren,  sorgen sogar für beinahe theatrale Verfremdungseffekte.

Auf youtube nach Jahrzehnten wiedergehört: die Titelmelodie von „Am Fuß der blauen Berge“ („Laramie“ im Original). Zaubert immer noch zuverlässig ein vorfreudiges Grinsen in mein Gesicht.

Die Welt der Facebook-Spiele ist groß und bunt. Da ist sogar Platz für Angebote mit erschütternd aussagekräftigen Titeln wie „Schieß Panzer! Boom!“

Den Verriss der Woche schuf der höchst geschätzte Denis Scheck, der einen Thriller Autor in einem einzigen, wunderbaren Satz vernichtete: „Hätte Jussi Adler-Olsen die Aufgabe, einen Notausgang zu beschriften, keiner käme lebend raus.“1

Ärgerlich wie immer das Gehabe der UEFA und ihres willfährigen Nickdackels Theo Zwanziger. Rauchverbot in den EM-Stadien, kein Biersponsor mehr für die Nationalmannschaft… Herrgottsack, Fußball ist unterhaltsamer Sport, mehr nicht. Für die Heilung der Gesellschaft sind andere zuständig.

  1. Dabei les ich die Adler-Olsen-Romane ganz gerne…

Splitterbrötchen (CCXVIII)

Was mir mit zunehmendem Alter immer mehr auf den Senkel geht: Leute, die Professionalität mit Wurschtigkeit verwechseln.

Der Unterschied zwischen „wichtig sein“ und „sich wichtig machen“ ist vor allen Dingen für Menschen, die sich gern wichtig machen, praktisch nicht zu erkennen.

Das Verbot ist der Zufluchtsort des Hilflosen.

Im Falle von „Mad Men“ habe ich schlappe vier Wochen von „Was soll der Scheiß?“ bis zu „Darf keine Folge mehr verpassen.“ gebraucht.

Der Commander kehrt zurück

Im Februar hatte „Last Commander Standing„, eine Rock-Show, deren Buch ich geschrieben habe, in Berlin Premiere. Die Veranstaltung(en) waren recht erfolgreich, so dass Commander Jack Chickenhunter zurückkehrt, um die Wünsche seines Publikums zu erfüllen. Und diesmal ist auf der Bühne auch ein rundlicher, älterer Herr dabei, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Netzecken-Inhaber hat.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=bL__8M_4p9c[/youtube]

Vom 13. bis 15. Oktober läuft die Show jeweils um 20 Uhr im Café Schalotte1 in Charlottenburg. Wer straighten Gitarrenrock mag, Rhythmen jenseits der 4/4 mit Misstrauen begegnet und extreme Lautstärken schätzt, sollte einen Besuch in Erwägung ziehen.

  1. Da hab ich vor dreißig Jahren „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ gespielt. Und vor 25 Jahren „Die Kurve“ von Tankred Dorst. Scheiße, bin ich alt.

Splitterbrötchen (CCXVII)

Ungewöhnlich viele Frauen scheinen sich bei der Namenswahl für ihre Kinder total zu verhauen. Und weil sie dann mit den standesamtlich eingetragenen Namen total unzufrieden sind, sagen sie nur noch „Mäuschen“ zu den Kleinen. Ach je.

Der Spam der Woche erfreute mich mit der erhellenden Nachricht: „Sie haben diese Email erhalten, weil Ihre E-Mail-Adresse hat zuvor in dafür entschieden, unsere Updates zu erhalten.“

Scheißtag der Woche war der Donnerstag: Steve Jobs starb und die Stockholmer verweigerten mir erneut den Literaturnobelpreis.

Seit Jobs gestorben ist, weigert sich iTunes, meinen iPod wiederzuerkennen. Ich finde, Apple übertreibt.

 

Splitterbrötchen (CCXVI)

Irgendwann hab ich mir mal geschworen, diesen Alten-Sack-Satz „In meinem Alter muss ich das nicht mehr verstehen!“ nicht bzw. nicht mehr zu sagen. Gestern habe ich den Schwur gebrochen, als ich von den rauschenden Abschiedsparties las, die in der Hamburger U-Bahn gefeiert wurden, bevor Alkoholgenuss dortselbst mit Bußgeld geahndet wird. Kann mir irgendwer erklären, was so toll daran ist, in der U-Bahn lauwarmes Flaschenbier zu trinken?1 Schon als Jugendlicher habe ich Lokale bevorzugt, die sich erst zu bewegen begannen, wenn ich einiges intus hatte.

Apropos alter Sack: An Marcel Reif scheiden sich ja die Geister. Ich hab ihn als Fußballkommentator meistens sehr geschätzt, aber Bayern-ManCity am letzten Dienstag ging gar nicht. Komplett den Wendepunkt der Partie verpasst und mindestens eine halbe Stunde gebraucht, um zu merken, dass das Spiel sich gedreht hatte. Vielleicht doch mal über den Ruhestand anchdenken, Marcel? Fußball gucken ohne ständig mitsprechen zu müssen, wäre doch mal eine schöne Abwechslung.

Die Blogroll um zwei ganz fantastische Links erweitert: Die Retronauten und Pour 15 minutes d’amour. Jeweils eine dicke Empfehlung.

Der schlimmste Holzweg ist der, an dessen Ende man „Und ich hab doch recht gehabt!“ sagen kann.

 

  1. Ja, ich weiß, dass viele Jugendliche das tun, um Geld zu sparen.

Splitterbrötchen (CCXV)

In keiner seiner Reden hierzulande hat der Papst etwas gesagt, was bei mir eine Reaktion jenseits des Achselzuckens hervorgerufen hätte. Egal, was Journalisten schreiben oder Exegeten analysieren: hier ist einfach ein nicht sonderlich sympathischer alter Mann vorbeigekommen, um ein paar Allgemeinplätze zu verklappen. Banale Sachen werden nicht plötzlich profund, bloß weil ein Papst sie sagt.

Für Menschen, die sich mit dem Handwerk der Schauspielerei auskennen, ist das Betrachten der Arbeit Matthias Brandts die reine Freude.

Unmöglich gemacht haben sich diese Woche Fa. Groupon (versuchte, mir ein Silikonarmband zu verscheuern, mit dem ich „meinen individuellen Lifestyle prägen“ kann), Fa. Vistaprint (belohnt nach einmaliger Bestellung meine Treue) und – natürlich – die Bahn, die mir eine Postkarte schickt, um mir mitzuteilen, dass sie zwischen Berlin und Hannover 130.000 Schwellen erneuert hat.  Big Deals überall.

Mein Kalauer zündender Wortwitz der Papst-Woche: Die Nacht der langen Messen.

Ich dachte immer, dass es eines gewissen Niveaus bedarf, die ZEIT sinnentnehmend zu lesen. Um ihr Online-Angebot zu kommentieren, scheint allerdings gar keins nötig zu sein, wie der Kommentatorenkrieg rund um ein Günther-Jauch-Interview zeigt. Kann ja nicht wahr sein!

 

Splitterbrötchen (CCXIV)

Diese Woche 70 geworden: Eckhard Henscheid, einer der größten, komischsten Autoren der Gegenwart. Ich les ihn, seit ich ihn zu ersten Mal lesen hörte: Mitte der Siebziger Jahre, im frisch eröffneten Zweitausendeins-Laden in der Schwabinger Türkenstraße. Er las aus „Die Vollidioten“ und „Geht in Ordnung, sowieso, genau“.  Ich wäre beinahe erstickt. Vor Lachen, und weil sich geschätzte hundert Menschen in den winzigen Laden reingedrängelt hatten.

Vor ein paar Tagen bin ich einer nordicwalkenden Seniorengruppe begegnet, die nebeneinander walkend den Weg durch den (für Radfahrer zugelassenen) Parkweg versperrten und sich weigerten, Platz zu machen. Wenn die drauf kommen, dass sie die Stöcke auch als Waffe benutzen können, kann das im Grünen richtig lustig werden.

Heute sind Wahlen in Berlin. Als ich mir Gedanken darüber machte, wenn ich denn diesmal wählen sollte, merkte ich, dass Programme, Überzeugungen und ähnliches Gedöns überhaupt keine Rolle mehr bei meiner Wahlentscheidung spielen. Ich wähle nur noch taktisch: wen kann ich mit meiner Stimme eventuell stärken, wen schwächen (Ja, ich bilde mir tatsächlich ein, dass meine Stimme etwas bewirkt)? War ein weiter Weg von „Willy wählen!“ bis heute.

Das Zitat der Woche stammt vom amerikanischen Astrophysiker Neil deGrasse Tyson:

First of all, let’s clarify what the NASA budget is. Do you realize that the $850 billion dollar bailout, that sum of money is greater than the entire 50-year running budget of NASA?
And so when someone says, „We don’t have enough money for this space probe,“ I’m asking, no, it’s not that you don’t have enough money, it’s that the distribution of money that you’re spending is warped in some way that you are removing the only thing that gives people something to dream about tomorrow.
You remember the 60s and 70s. You didn’t have to go more than a week before there’s an article in Life magazine, „The Home of Tomorrow,“ „The City of Tomorrow,“ „Transportation of Tomorrow“. All of that ended in the 1970s. After we stopped going to the Moon, it all ended. We stopped dreaming.

Splitterbrötchen (CCXIII)

In den zehn Jahren seit 9/11 hat sich die Welt deutlich weniger verändert, als ich erwartet hatte. Trotzdem wird mir immer noch schlecht, wenn ich Bilder der Anschläge sehe.

Schon ziemlich erstaunlich: Dass die ZEIT-Online-Krawall-Kommentatoren brav dort bleiben, anstatt Wolfram Siebeck auf sein eigenes Blog zu folgen. Dabei beschweren sie sich doch so gern über ihn… Können die nur bei der ZEIT? Oder haben sie Siebeck noch nicht gefunden?

Die Weisheit der Woche kam aus der 2. Staffel von „Mad Men“: „Hören Sie auf, mit Textern zu texten!“

Dank Internet und immer leistungsfähiger Software verschwinden die sogenannten Berufsgeheimnisse rapide. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das gut oder doch schlecht ist.