Splitterbrötchen (CCIII)

Schauen sich Supermarkt-Kassiererinnen nach Feierabend wirklich Storno-Filme an?

Den Preis für die couragierteste Information der Woche gebührt natürlich ZDF-Urgestein Claus Lufen, der während einer Frauen-Fußball-Übertragung kolportierte, dass die „Kids“ heute „Netz“ zum Internet sagen würden. Wirklich sehr mutig von Lufen, auf diese außergewöhnlich freche Wortwahl hinzuweisen.

Die wichtigste Information der Woche lieferte uns Trainer Baade via Twitter: „Endlich eine angemessene Würdigung für Zwanziger. Der Wackeldackel im WM-Bus der Frauen ist nach ihm benannt.“

Ein Kreuzberger Steakhaus offeriert auf seiner Karte „Garnelen im Panzer“. Konsequentes Front-Cooking.

Und die Berliner sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Sepp Blatter nicht ausgepfiffen. Tststs. Das hätt’s früher nicht gegeben.

 

 

Splitterbrötchen (CCII)

Das Wort der Woche verdanken wir Norbert Röttgen: „Begründungszugänge“ ist einfach brillant.

Auf dem zweiten Platz ist natürlich das während der Preliminarien des gestrigen Boxkampfs Sturm-Macklin geprägte „Bademantel-Problem“.

Ich mag nicht glauben, dass Peter Falk wirklich gestorben ist. Ich warte darauf, dass er mit den Worten „Beinahe hätte ich’s vergessen, ETWAS muss ich Sie noch fragen…“ wieder auftaucht.

Was qualifiziert Axel Schulz eigentlich zum Box-Experten? Dass er ein netter Kerl ist? Nette Kerle verstehen doch nichts vom Boxen.

 

Splitterbrötchen (CCI)

Erkenntnisse über das eigene Älterwerden schleichen sich nicht vorsichtig rein sondern springen einen unvorhergesehen an. Natürlich kann man das auch positiver ausdrückten: Ich hab endlich gelernt, mich selber zu erschrecken.

Wenn Spiegel-Online so weiter macht, wird es bald zu einem ähnlichen Ärgerns wie die BILD. Die EHEC-Schlagzeilen-Brüllerei dieser Woche, hinter der nur längst bekannte Banalitäten steckten, hatte mit niveuavollem Journalismus oder gar dem Mitteilen von Neuigkeiten ungefähr soviel zu tun wie ein Effjott-Wagner-Brief mit einem Kommentar zum Zeitgeschehen.

Erst heute, als ich jemanden anders sie gebrauchen hörte, habe ich bemerkt, dass sich die Wörter „Ortsgespräch“ und „Ferngespräch“ bereits vor längerer Zeit aus meinem aktiven Wortschatz verabschiedet haben.

Die Spam-Betreffzeile der Woche war „So gewinnen Sie im Lotto“. Nur folgerichtig war, dass der Absender dieser Mail eine „McCrazy GmbH“ war.

 

 

Splitterbrötchen (CC)

Die große Splitterbrötchen-Sause

Tausende Menschen haben sich zur Stunde in Berlin Kreuzberg vor meiner Wohnung versammelt und feiern die zweihundertste Ausgabe der Splitterbrötchen. Ich bin begeistert und gerührt.

Immer wenn ich „So doof kann eigentlich keiner sein!“ sage, kommt einer an, der haargenau so doof ist.

Spam-Betreff der Woche ist selbstverständlich „Penis Growth Free Trial“. Find ich gut, dass man nicht die Katze im Sack kaufen muss und in Ruhe probieren kann.

Die beste der Wahrheitsfindung dienende Zeugenaussage der Woche gelang selbstverständlich Bommi Baumann im Prozess gegen Verena Becker:
„Herr Baumann, nehmen Sie Drogen?“
„Ja.“
„Seit wann?“
„Ich nehme seit 1967 Opiate.“
„Ununterbrochen?“
„Nee. 1993 habe ich 15 Jahre lang gar nichts mehr genommen.“
„Und warum haben Sie mit Ihrem Drogenkonsum wieder begonnen?“
„Wegen meiner geringen Lebenserwartung habe ich mir gesagt, jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an. Irgend’n Hobby hat schließlich ’n jeder.“1

Grundsätzliche Frage nach Beobachtung des ersten Fußballspiels in einem hochauflösenden TV-Format: Warum sollte man Hans-Hubert Vogts in HD betrachten wollen?

Ich danke den Splitterbrötchen-Lesern und Netzecken-Besuchern für Aufmerksamkeit, Geduld und Treue. Bis spätestens nächsten Sonntag!

  1. zitiert nach der taz

Splitterbrötchen (CXCIX)

Wirklich, Fa Daimler Benz? Ich brauche einen „Aufmerksamkeits-Assistenten“? Der mich auf die nächste Pause hinweist? Den brauche ich? Wirklich?

Das erste Hefeweizen nach einer 85-km-Radtour ist eine der größten Delikatessen dieser Welt.

Die sinn- und hilfreichste Mitteilung der Woche verdanke ich Fa. KabelDeutschland:
Und bei Fa. Groupon hat wohl ein Versicherungsvertreter seinen Koksbeutel liegen lassen. Oder wie anders lässt sich ein Angebot wie „Perfekter Start in den Herrentag mit Frühstück Breaky for Men and Friends im Café Checker“ erklären?

In den Kommentaren hat mich Carsten Sohn darauf hingewiesen, dass Google einem die arabischen Ziffern in römische Ziffern umrechnet, wenn man lieb bittet. Als ich das ausprobierte, stellte ich bestürzt fest, dass ich alle Splitterbrötchen ab Nr. 190 peinlicherweise mit falschen römischen Ziffern versehen hatte. Ich danke allen Lesern, die so sensibel waren, mich nicht auf diese Serie peinlicher – wie geht eigentlich des Plural von Fauxpas? Fauxpasse klingt eher nach einem französischen Schriftsteller – hinzuweisen. Dass es einfach niemand gemerkt hat, ist ja total unwahrscheinlich.

 

 

 

Splitterbrötchen (CXCVIII)

Als ich die Tage an einem 5-Sterne-Hotel vorbeiging, vor dem die gepanzerten Limousinen parkten, musste ich unwillkürlich „Da drinnen jagen jetzt die Banker die Zimmermädchen“ denken. Strauss-Kahn hat meine Weltsicht radikal und dauerhaft verändert.

Das alte Europa versagt angesichts der Gurkenstaaten.

Tweet der Woche (C_Holler): „Wer nichts wird, wird Wirt. Wer mehr auf Koks und Nutten steht, für Ergo ist es nie zu spät.“

Ich muss mich immer öfter bei Wikipedia wegen der richtigen Schreibweise der römischen Ziffern versichern. Das Jubiläum droht.

Splitterbrötchen (CXCVII)

Menschen, die ein „Dating-Portal mit TÜV-Plakette“ nutzen, verlassen vermutlich ein Bordell auch ausschließlich durch den Auspuff.

Möglicher Titel für ein Ratgeber-Buch, das Angela Merkel schreiben könnte: „Regieren ohne nachzudenken“.

Cristiano Ronaldo hat in einem Interview gesagt, dass er vom Toreschießen nicht besessen sei („I’m not obsessed with scoring goals“). Wenn Mourinho cojones hat, dann feuert er ihn wegen dieser Äußerung.

 

Splitterbrötchen (CXCVI)

Bei den Top-Suchbegriffen der Netzecke hat jetzt die Suche nach „Bolognese Rezept“ die Suche nach „Chris Kurbjuhn“ von Platz 1 verdrängt. Wir sind nichts, Kochkunst ist alles.

Man hätte sich doch um einen Job bei Apple bemühen sollen, denn augenscheinlich werden dort die Angestellten derart mit Geld zugeschissen, dass sie ihren Kinder Taschengeld in vierstelliger Höhe geben. Wie anders bitteschön soll ich die Mail mit Betreff „iPad2. Das perfekte Geschenk zum Vatertag“ verstehen, in der es heißt „Schenk Papa zum Vatertag eine neue Möglichkeit, all das zu machen, was er so gerne macht … Kauf das iPad2 in einem Apple Store“?

Und – wo wir beim Thema sind – seit wann gibt es eigentlich Vatertags-Geschenke?

Schöner Satz aus der neuesten „Unter Verdacht“-Folge: „Das ist keine Gerechtigkeit, das ist Rache.“

Splitterbrötchen (CXCV)

Nur etwas googlen, etwas downloaden, etwas uploaden, etwas aktivieren und ich verfüge in der Netzecke über ganz neue Möglichkeiten1. Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wir leben in einer großen Zeit!

Diese Woche, im Supermarkt: „Möchten sie die Treueherzen2?“ – „Nein, danke. Aus dem Lego-Alter bin ich raus.“ – „Aber vielleicht für die Enkel…“ Autsch.

Rechtsstaat hat etwas mit dem Festhalten an Grundsätzen zu tun, nicht mit der Freude darüber, dass andere die mal eben schnell über den Haufen werfen.

Irritierende Beobachtung: Professionelle Trauerredner scheinen gern darauf hinzuweisen, dass der oder die Verstorbene gern gebastelt habe. Sollte das nach meinem Ableben jemand von mir behaupten, bitte ich, dem Betreffenden eine runter zu hauen.

 

  1. Fußnoten!
  2. Bei Kaiser’s gibt es pro 5 Euro, die man ausgibt, ein Treueherz. Die Dinger kann man sammeln, und dann rabattiert irgendeinen Ramsch kaufen. Zur Zeit sind’s Legosteine.

Splitterbrötchen (CXCIV)

Wie jetzt? BILD veröffentlicht die Liste der peinlichsten deutschen Adeligen, und Prinz Fréderic von Anhalt landet nur auf Platz 7? Total gemein! Das dürfen Hoheit nicht auf sich sitzen lassen!

„Bestellsoftware hier gratis erhältlich“ – die Großzügigkeit von Fa. Bertelsmann lässt mich erschaudern.

Auch wenn Herr Knipphals von der taz das möglicherweise nur schrieb, um zu provozieren: Der Satz „Ironie kann jeder.“ ist die Dummbeutelei der Woche. Mindestens der Woche.

Das war zu erwarten: Menschen, die ihr Lokal „Baku-Napoli (italienische und internationale Spezialitäten)“ nennen, glauben auch, dass „Biergarten im Restaurant“ eine sinnreiche Information ist.