Splitterbrötchen (CLXXXIV)

Der eigentliche Skandal ist nicht, dass zu Guttenberg abgeschrieben hat. Der Skandal ist die Dummdreistigkeit der Ausführung. Mit einem minimalen Arbeitsaufwand und ein wenig Intelligenz hätte er die ganzen Probleme vermeiden können. Wer so faul und blöd ist, taugt nicht zum Minister.

Und, wo wir beim Thema sind: Die Spekulationen, er habe einen Ghostwriter beschäftigt, sind ebenso dämlich wie der Verteidigungsminister selbst. Ein Profi hätte so geklaut, dass es niemand merkt.

Okay, aller guten Dinge sind drei: Jetzt wissen wir, wie Stefanie zu Guttenberg auf den Titel „Tatort Internet“ gekommen ist.

Last Commander Standin‘

Den Berliner Netzecken-Besuchern ans Herz gelegt: „Last Commander Standin'“, die Rock-Revue aus Berlin läuft ab heute, Mittwoch den 16.2. bis Sonnabend, den 19.2., jeweils Uhr in der UFA-Fabrik in Berlin Tempelhof.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=bL__8M_4p9c[/youtube]

Commander Jack Chickenhunter bringt den Rock’n Roll nach Berlin, fängt ein Verhältnis mit der goldenen Frau auf der Siegessäule an und lässt es gewaltig krachen. Straighter, überlauter Gitarrenrock bis der Arzt kommt. Ich hab das Buch für die Revue geschrieben und Regie geführt.

Splitterbrötchen (CLXXXIII)

Ich schreibe seit Jahrzehnten Leserbriefe an sämtliche seriösen Tageszeitungen, in denen ich Verdachtsmomente für die Manipulation der Lottozahlen fundiert begründe. Abgedruckt wurde bisher kein einziger. Das dürfte Beweis genug für eine globale Verschwörung sein.

In der Besetzungsliste des RTL-Films „Hindenburg“ entdeckte ich einen Schauspieler namens Wotan Wilke Möhring. Augenscheinlich gibt es Leute, die um jeden Preis Florian Henckel von Donnersmarck auf sich aufmerksam machen wollen.

Man muss den gerade verstorbenen Peter Alexander oder die Art Unterhaltung, die er machte, wirklich nicht mögen. Aber seine konsequent umgesetzte Entscheidung,  nicht vor den Augen seines Publikums zu vergreisen, verdient allerhöchsten Respekt.

Splitterbrötchen (CLXXXII)

Schöner Satz in einem Jeffery-Deaver-Thriller: «“Vertrauliche Quelle“ ist in Wahrheit bloß ein Synonym für “rückgratlos“.»

Kulinarisches Highlight der Woche war ein medium gebratenes, mit Blauschimmelkäse überbackenes Entrecôte im La Cocotte in der Vorbergstraße. Tolle Kombination!

Den Vogel im Bereich Kundendienst hat diese Woche Brauerei Störtebeker aus Stralsund abgeschossen. Ich hatte mich via Webformular nach Berliner Bezugsquellen für die (ganz ausgezeichneten) Biersorten erkundigt. Nach nur wenigen Tagen erhielt ich dann eine Mail von einer Frau W. die mir Mailadresse und Handy-Nummer von einer Frau J. schickte, an die ich mich mit meiner Frage wenden könnte. Nuja. Weiß Bescheid.

Splitterbrötchen (CLXXXI)

Habe mich sehr gewundert, dass die Bäckerei Ness am U-Bahnhof Yorckstraße keine Bagels anbietet. Mit der richtigen Marketing-Kampagne („Loch Ness“) würden die Dinger durch die Decke gehen.

Ich habe noch eine Pädagogik miterleben müssen, die darauf basierte, Kindern Angst einzujagen. Das meiste von dem, was ich auf diese Weise gelernt habe, habe ich längst wieder vergessen. Wer Kindern Angst macht, tut ihnen nichts Gutes. Sowas machen nur Arschlöcher.

Das diesjährige Dschungelcamp hat aufs schönste meine These bestätigt, dass es so etwas wie wandlungsfähige Schauspieler nicht gibt. Ein Schauspieler bleibt immer ein Schauspieler. Wenn du ihn auf den Mond schießt, wird kein Astronaut aus ihm, er bleibt ein Schauspieler. Auch wenn du ihn nach Australien schaffst, bleibt der Schauspieler immer bei sich selbst. Er sucht die nächste Kantine auf, um dort schlecht über die Kollegen zu reden.

Von Herzen

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Afra Evenaar war so freundlich, meine Netzecke zu einem Ihrer Lieblingsblogs zu erklären. Dieser Zuspruch freut mich sehr und ich bedanke mich ganz herzlich.
Und jetzt steh ich im Obligo, denn als geflissentlicher Mensch hab ich die Bedienungsanleitung für diese Lieblingsbloggerei gelesen, die da lautet:
„Erstelle einen Post, in dem du das Liebster-Blog-Bild postest & die Anleitung reinkopierst (= der Text den du gerade liest). Außerdem solltest du zum Blog der Person verlinken, die dir den Award verliehen hat & sie per Kommentar in ihrem Blog informieren, dass du den Award annimmst & ihr den Link deines Award Posts da lassen. Danach überlegst du dir 3 bis 5 Lieblingsblogs, die du ebenfalls in deinem Post verlinkst & die Besitzer jeweils per Kommentar-Funktion informierst, dass sie getaggt wurden, und hier ebenfalls den Link des Posts angibst, in dem die Erklärung steht. Liebe Blogger: Das Ziel, dieser Aktion ist, dass wir unbekannte, gute Blogs ans Licht bringen, deswegen würde ich euch bitten, keine Blogs zu posten, die ohnehin schon 3000 Leser haben, sondern talentierte Anfänger & Leute, die zwar schon ’ne Weile bloggen, aber immer noch nicht so bekannt sind.“


Alsdann, die aktiven Lieblingsblogs, die ich vorstellen möchte, in alphabetischer Reihenfolge:

Manifest des Erbrechens
Den Matla les ich schon seit Jahren, das ist schlichtweg begeisternd, wie er ein Universum des Irrsinns aufgebaut hat und immer weiter fortschreibt, das steht in der allerbesten Tradition österreichischer Aggressiv-Hochkomik, gut und mutig geschrieben, grandios, Chapeau!

Mitzwinkel
In den newsgroups, bei de.rec.mampf, ist mir Carsten Sohn das erste Mal über den Weg gelaufen. Wir haben einen sehr ähnlichen Geschmack, was die angenehmen Dinge des Lebens angeht, und deshalb lese ich seine Gedanken und Geschichten aus dem hintersten Winkel des Internet sehr gern. Auf seine Empfehlungen kann ich mich hundertprozentig verlassen, wenn er eine Weile den MRQ nicht erwähnt hat, mache ich mir Sorgen um das Tier… wie das so geht, wenn man sich eine ganze Zeit lang kennt.

Die anderen drei Lieblingsblogs sind etwas speziell, da es in Ihnen etwas ruhig geworden ist. Aber bloß, weil etwas scheinbar aufgehört hat, muss man ja nicht aufhören es zu mögen, und da keiner der drei Freunde sich ausdrücklich von seinem Blog verabschiedet hat, hege ich immer noch die Hoffnung, dass einer oder zwei oder alle drei ein furioses Comeback starten werden. Auch hier alphabetisch:

Fressack
Louie Hölzinger ist Gastronom mit Leib und Seele, bekennender und bekehrender Apfelweintrinker und ein Freigeist, wie er im Buche steht. Einige seiner Wortgefechte mit dogmatischen Veganern haben allerhöchsten Unterhaltungswert. Vor ein paar Monaten hat er ein neues Gasthaus eröffnet, um das er sich kümmern muss, da hat er wohl nicht mehr allzu viel Zeit für diesen Internetkram. Ich vermisse ihn.

Kaputte Welt
Es ist ein bißchen blödsinnig, das ich jetzt ausgerechnet den Blog von meinem Freund Harald Effenberg hier reinschreibe, den ich alle paar Tage mal treffe, wenn wir gemeinsam Teufels Gebetbuch aufschlagen, da könnt ich ihm das ja einfach so sagen, aber hier ist von Lieblingsblogs die Rede, und „Kaputte Welt“ ist eins meiner solchen. Hier schrieb Harry kenntnisreich und einfühlsam von erfreulichen Dingen, die mit den Jahren aus unserem Leben verschwunden sind. Eine hinreißende Idee, für deren weitere Ausführung Harald wohl die Zeit fehlt, denn die wertvollen, wichtigen Dinge, die verschwinden, werden ja täglich mehr. Leider.

Tullus Alpha 11
Ich bin Achim Püttmanns größter Fan. Er hat mich mit Paolo Conte angefixt, verfügt über eine wunderbar sprunghafte, anarchistische Phantasie und eine eigene, furztrockene Lakonie, mit der er schon mehrere Blogs vollgeschrieben hat. Hier in der Netzecke haben wir gemeinsam eine Band gegründet, und irgendwann wird diese Band auch auftreten, Teufelnocheins. Da muss nur endlich mal usner schnarchnasiges Management aus den Pampuschen kommen, nicht wahr, Olaf? Und vielleicht lässt Achim die Tullus Alpha 11 oder irgendein anderes Raumschiff ja nochmal an den Start gehen.

Splitterbrötchen (CLXXX)

Zur Zeit entdecke ich in Berlin ständig französische Restaurants. Habe ich jahrelang in einer casserole avec purée gesteckt, oder ist das ein neuer Trend?

Die enervierende Ausdauer, mit der das konventionelle Feuilleton sich über die Niveaulosigkeit von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ beschwert, ist die härteste Dschungelprüfung von allen.

Was hab ich über Biolek gemeckert, solange er seine Kochsendung gemacht hat. Ist nun schon eine Wele her, dass er aufgehört hat. Und ich koch immer noch ein paar Rezepte von damals.

Derzeitige Lieblingsband: ein paar osteuropäische Swing-Kids, die die Berliner U-Bahn mit Akkordeon, Melodica, Trompete und/oder Saxofon bedröhnen. Die Jungs gehen aber sowas von ab!

Splitterbrötchen (CLXXIX)

Dass viele Menschen hierzulande es nicht ertragen, wenn jemand anderer Meinung ist als sie, ist ein kleines Problem. Dass viele Menschen hierzulande nicht in der Lage sind, anderen zuzuhören, ist ebenfalls ein recht kleines Problem. Menschen, die mit beiden kleinen Problemen zu kämpfen haben, werden allerdings rasch zu einem großen.

Wo sind eigentlich die Spammer mit den schwer originellen Namen geblieben?

Von lieben Freunden geschenkt bekommen: ein Schild mit der Aufschrift „Alles nochmal Menü passieren lassen“.

Heute findet in Berlin ein Bürgerentscheid statt, in dem es um die Zukunft der Wölffer-Bühnen am Kurfürstendamm geht. Abstimmen dürfen nur die Charlottenburger. Versteh ich wirklich nicht, die Zukunft eines Theaters betrifft die ganze Stadt.

Splitterbrötchen (CLXXVIII)

Rache ist ein Zeitvertreib für Menschen, die viel Zeit haben.

Ich verstehe die Aufregung um Frau Lötzsch nicht. Sie hat lediglich gesagt, dass sie sich auf den Weg zum Kommunismus machen möchte. Niemand ist gezwungen mit zu gehen, und in der Tat sollte man sich auch gut überlegen, ob man sich ihr anschließen möchte. In derart kleinen Wandergruppen kommt es meistens schnell zum Streit.

Wenn Frank-Walter Steinmeier das Wort ergreift, will er grundsätzlich Verwirrung stiften. Anders lassen sich Sätze wie „Freiheit braucht den Mut, zu sagen, was ist.“ nicht erklären.

Jetzt weiß ich. warum man keine Spam-Mails lesen soll. Seit ich eine Nachricht von „Unverbindliche Kreditanf.“ gelesen habe, rätsele ich zwanghaft darüber nach,  was um Himmelswillen „schufa-freies Geld“ sein könnte.

Splitterbrötchen (CLXXVII)

Bei der ARD scheint man „Prekariat“ gegooglet und herausgefunden haben, dass die kulturell interessierte Zuschauergruppe mittlerweile mehrheitlich Schichtarbeit verrichtet. Anders lassen sich die Sendezeiten interessanter Filme (aktuell z. B. die „Yorkshire Killer“-Triloge, alle Filme beginnen um 23 Uhr 30) nicht mehr erklären.

Irgendwie erstaunlich: die Deutschen machen wesentlich besseres Bier als die Briten, die Briten dafür die wesentlich bessere Bier-Werbung.

Ich scheue mich ein wenig, bereits am 2. Januar den größtmöglichen Unfug des Jahres 2011 auszurufen, aber das, was Annette Kögel im Tagesspiegel zum neuerlichen Berliner S-Bahn-Versagen schrieb, dürfte auch mit 363 Tagen Zeit zum Nachdenken schwer zu toppen unterbieten sein: „Wir müssen uns mit der Erkenntnis arrangieren, dass Technik eben fehlbar und die Natur unberechenbar ist.“ Gnä Frau, kann ja sein dass sie zu oft „Men in Black“ gesehen haben und daher geblitzdingst wurden, aber: Winter kommt immer zur gleichen Zeit im Jahr, und Technik, die funktioniert, war vor recht kurzer Zeit noch das Markenzeichen, dass dieses Land zu einer führenden Industrienation gemacht hat.