Über Seite 2 hinaus…

Mensch, Effjott,
ich weiss ja, was Sie alles um die Ohren haben, morgens aufstehen, Gitanes anzünden, zwanzig bis dreißig Espresso einpfeifen, damit der Hirnkasten auf Touren kommt, Ihre Kolumne von gestern lesen, Sinnfrage stellen und unbeantwortet lassen, leichter Lunch (Chablis, Gitanes, Espresso), dann ran an die Kolumne, gerade mal sechs Stunden für ’ne halbe Normseite, und kaum haben Sie das geschafft, müssen Sie schon wieder in die Paris-Bar schlappen und aufpassen, dass Udo nicht mit Grappa-Gläsern wirft.
Ich weiss ja selber nicht, wie Sie diesen Mörder-Stress durchstehen, aber wenn ich lese, was Sie heute so geschrieben haben

Lieber Oliver Kahn, Ihre Zukunft kann ich nicht voraussehen. Aber ich hoffe nicht, dass Sie in den Klatschspalten enden. Ich will nicht lesen, dass Sie sich verheiratet haben, geschieden haben, getrennt haben von x, y, z.

dann kann ich Ihnen nur empfehlen, bei Gelegenheit die BILD-Zeitung mal weiter als bis Seite 2 zu lesen. Effjott! Verheiratet, geschieden, getrennt… hat der Olli doch schon alles durch. Steht IMMER in der BILD. Auch heute.

[tags]Effjott Wagner, Gehirnmißbrauch, Uninformiertheitsrekord, Ungeheuer![/tags]

When he’s 65

Lieber Effjott Wagner,

65 Jahre. Eine unglaubliche Zahl. Kleiner als 66, größer als 64, jedoch unfassbar, wenn man vor dem Kondom-Automaten steht und kein Kleingeld hat. Wölfe heulen in der Nacht, wenn Männer wie Sie Geburtstag feiern. Tränenlos, einsam und doch immer wieder Muttchens Plettenpudding.
65 Jahre. Männer und Frauen. Wer kann das sagen, wenn nicht Sie? Und jetzt: Überall Sex! Sex im Fernsehen, Sex in Magazinen, Sex in Ihrer Kolumne. Sogar Udo Walz hat geheiratet. Einsamkeit, Verzweiflung, Nähmaschinenöl. Überall. Nur nicht dort.
65 Jahre. Reden. Schweigen. Nichts weiter. Der Starke ist am einsamsten allein. Auch beim Sex. Wenn, wo nicht da? Zitronensaft hilft gegen Tennisarm, Quacksalber wanken durch die Nacht. Mick Jagger! Wirklich Mick Jagger?
65 Jahre. Dem Trotzdem immer ein Dennoch entgegengesetzt oder vorangestellt. Ich bin verzweifelt, entsetzt, hoch erfreut. Ich bin ein Pickel auf der Kornblume Ihrer Phantasie. Eine Eiterbeule im Wahn der innerstädtischen Olympioniken. Trotz Rauchverbot: Die Tauben stehen auf Ost. Krokodile zwinkern am Donnerstag.
In diesem Sinne.

Herzlichst

Ihr Chris Kurbjuhn

[tags]Effjott Wagner, Gehirnmißbrauch, Jubiliar, Alterstorheit, Ungeheuer![/tags]

Frohes Experiment

Liebe aufgeregte Deutsche,

einem Artikel auf der dritten Seite des Tagesspiegels entnehme ich, dass ihr euch furchtbar aufregt,  weil Katharian Thalbach gesagt hat, sie wäre

froh, bei dem Experiment DDR dabei gewesen zu sein.

Liebe aufgeregte Deutsche, warum regt ihr euch denn so auf? Habt ihr vergessen, dass Frau Thalbach Schauspielerin ist? Die meisten Schauspieler sind doch Schauspieler geworden, damit sie keine eigenen Texte mehr sprechen müssen, sondern sich auf (von Dramaturgen, Deutschlehrern u.ä.) autorisierte Texte verlassen können. Die lernen Sie dann auswendig und sagen sie auf. Wenn Schauspieler eigene Texte aufsagen, wird’s oftmals ganz schnell ganz besonders unfallträchtig. Besonders bei Frau Thalbach. Im besagten Artikel wird sie nämlich noch mit Sätzen wie

Ich hoff‘ immer noch, dass die Sache mit der Mondlandung nur Fake war. Die Vorstellung, Menschen sind auf dem Mond rumgetrampelt, ist furchtbar.

zitiert.
Seht ihr, liebe aufgeregte Deutsche? Sowas passiert eben, wenn Frau Thalbach eigene Texte spricht. Ist kein Grund, sich aufzuregen. Wirklich nicht. Geht ja vorbei. Ist ja auch nur ein Mittelding zwischen Sprache und Geräusch. Hört sich gut an, macht aber keinen Sinn. Kein Grund zur Aufregung. Gehen Sie einfach weiter. Hier gibt es nichts zu sehen. Oder zu hören.

[tags]Thalbach, Schauspieler, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Der Schalk in Effjott

Wenn man etwas über einen längeren Zeitraum hinweg tut, dann fragt man sich früher oder später: „Warum mach ich das eigentlich?“ Ich zum Beispiel schreib seit bald zwei Jahren gelegentlich über das, was ihnen so einfällt durch Unachtsamkeit aus dem Hirnkastl herausfällt, und da fragen früher oder später nicht nur die Freunde, da fragt man sich selbst: „Warum les ich jeden Tag den Quatsch, den der Effjott schreibt?“ Nach sekundenkurzem Nachdenken kann ich die einleuchtende Antwort „Es ist die Freude an der reinen Idiotie gepaart mit der Bewunderung für den mit Könnerschaft herbeigeführten Sprachunfall.“ geben. Wer anders als Sie, chér Effjott, käme z.B. auf den Gedanken, das komplexe Verhältnis zwischen Wolfgang Clement und der nordrheinwestfälischen SPD so auf den Punkt zu bringen:

Er soll seine eigenen Kleider auffressen, mit offenem Mund „Hilfe“ schreien. Das also hat die NRW-SPD für Wolfgang Clement beschlossen.

Wenn ich mit geschlossenem Mund „Bravo!“ schreien könnte, würde ich es jetzt tun, aber da ich das nicht kann, öffne ich ihn zu diesem Behufe (wie Sie es für Wolfgang Clement beschlossen haben) und applaudiere Ihnen mit ganzer Stimme. Und das Tolle an Ihnen und Ihren Kolumnen ist ja, dass Sie das gar nicht Ernst meinen. Sie schreiben diesen Quatsch hin und lachen selber am lautesten über den Unfug, den Sie gerade verzapft haben, wie zum Beispiel über diese bezaubernde Miniatur über die Essgewohnheiten von Sozialdemokraten:

Ich würde ihm meine Tür öffnen. Ich würde dem hungernden Clement Buletten, Fleischwurst, Bier und alles geben, was ein SPDler gerne isst.

Gottseidank, dass Sie das nicht Ernst meinen, Effjott. Oder? Effjott? Effjohott?

[tags]Effjott, Wagner, Pubertätsgefängnis, Irrenschreiber, Gehirnmißbrauch, Flashback, Ungeheuer![/tags]

Postler’s Paradise

Also wirklich, liebe Leute von der Post,

das könnt ausgerechnet Ihr nicht bringen, mir einfach so eine Karte mit einer solchen Selbstbeschreibung in den Kasten zu werfen. Ganz ohne Vorwarnung.

Das Postparadies
Ich wär ja beinahe vor Lachen erstickt.

[tags]Post, Dienstleistung, Werberquatsch, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Mensch, Fernseh-Kurti von den Sozis…

ich bin ja total beeindruckt, mit welcher Sensibilität Sie auf mögliche Befindlichkeiten anderer Nationen reagieren. Gerade heute erst haben Sie dem Intendanten des SWR geraten,  den Tatort am kommenden Sonntag aus dem Programm zu nehmen, weil in dem Film Dinge wie arrangierte Ehen, Ehrenmorde und das ganze Pipapo vorkommen, und die könnten unseren türkischen Freunden ein bißchen sauer aufstoßen. Deshalb wird auf gut pfälzisch auf die Freiheit der Kunst geschissen und Rücksicht geübt, um nur ja niemand zu vergrätzen.
Super Sache, Herr Beck! Bloß: das ist ja wohl erst die halbe Strecke. Am Sonntag macht im ZDF das „Traumschiff“ halt, nachdem es am Kilimandscharo vor Anker gegangen ist. Am Kilimandscharo! Das geht ja nun gar nicht. Am Kilimandscharo ist gerade Africa Cup, die Bafana Bafana ist ausgeschieden, und wir haben mit dem üblichen Dusel den Ösi zerniert. So dicke dürfen wir unsere Überlegenheit nicht raushängen lassen. Also ab zu Herrn Schächter, er soll die Traumschiff-Folge einmotten und irgendeine möglichst unverfängliche Pilcher-Schmonzette senden.
Aber es kommt ja noch schöner. Kabel1 sendet am Sonntag zum neundundummzichsten Mal „Big Trouble in Little China“. Sie dürfen diesem dahergelaufenen Nischensender nicht gestatten, das wirtschaftliche Binnenklima zwischen China und Deutschland durch diesen Krachbummfilm zu beeinträchtigen, in dem wieder und wieder die Schlitzis die Bösen sind. Kabel1 soll Bud Spencer und Terence Hill senden, von denen wissen noch nicht mal die Italiener, dass das Italiener sind,und werden sich hoffentlich nicht beschweren.
Das Schlimmste hab ich mir für den Schluss aufgehoben. Beck, Mann Gottes (Nein, Beckmann, Sie nicht!) suchen Sie um Himmelswillen sofort den Herrn de Posch von Sat1 auf. Der will am Sonntag um 19 Uhr 15 zwei Folgen von „Maddin in Love“ hintereinander senden. Eine ganze Stunde lang Maddin. Andere Nationen, die mit Humor und Geschmack gesegnet sind, könnten das als Vorbereitung eines Angriffskrieges empfinden. Das müssen Sie verhindern!
Tschö.
Der Chris
[tags]Beck, SPD, Tatort, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Wie damals beim Schnarchsack

Vor ein paar ziemlich vielen Jahren hab ich mal für eine eine Radiosendung eine wöchentliche Rubrik gemacht, die sich „Schnarchsack der Woche“ nannte. Mit das beste an dieser Rubrik war, dass man nicht erklären musste, worum es geht. Das ging einfach aus dem Titel hervor. Das zweitbeste war, dass es niemals einen Mangel an Kandidaten für diesen Ehrentitel gab. Die Sendung war immer samstags, deshalb schrieb ich den Text für die Preisverleihung immer am Freitag abend und dann musste ich meist aus mindestens 10, meistens 20 oder mehr Kandidaten den größten Dummbeutel der Woche auswählen.
Wär ich noch bei Zitty-Radio (so hieß die Sendung), dann hätte ich diese Woche wohl entscheidende Schwierigkeiten, den Schnarchsack auszuwählen, weil allein im heutigen Tagesspiegel drängen zwei Meister der Gehirn-Insuffizienz mit ehrfurchtgebietenden Leistungen ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Zum einen wäre da „Graue“-Parteivorsitzender und Kneipier („Kastanienwäldchen“) Norbert Raeder aus Reinickendorf. Mit atemberaubender (Obacht! Pfiffiger Wortwitz enthüllt sich erst später!) Aktualität hat Raeder sich entschlossen, dem Rauchverbot (Nämlich jetzt! Hahahaha!) den Kampf anzusagen, und es ist ihm tatsächlich gelungen, 400 Reinickendorfer für seine Aktion zu mobilisieren. Das ist durchaus eine machtvolle Protestbewegung, deren Aufbegehren man nicht im Keim ersticken (Noch einen nachgelegt, hihi!) kann. Aber wie hat Raeder die Massen auf die Straße gebracht? Wie gesagt, im Tagesspiegel steht’s:

„Am Sonntag erst demonstrierten laut Raeder mehr als 400 Berliner bei Freibier und Livemusik in und vor seinem Kastanienwäldchen.“

Ah, ja. Die nächste Demo findet dann im Olympiastadion statt, für die Livemusik sorgt Grönemeyer und es wird einen dermaßenen Andrang geben, dass man Eintritt nehmen muss.
Nichstdestotrotz, fantastische Leistung, Herr Raeder, aber ich weiß nicht, ob dass schon für den Titel langt. Zumal ihr direkter Konkurrent, der Manager des angeschossenen Sängers „Massiv“ doch deutlich effizienter und kostenschonender arbeitet als Sie. Der Mann muss nicht die Massen Reinickendorfs mobilisieren, um sich ins geistige Abseits zu stellen, ihm genügt ein einziger Satz, 9 dürre Worte, mit denen er den Anschlag auf seinen Klienten kommentierte, um vor dem Auge des Betrachters die trostlose Leere entstehen zu lassen, die in so einem Managerhirn herrscht:

„Mit dieser neuen Qualität der Gewalt konnte keiner rechnen.“

Was ist denn diese neue Qualität der Gewalt, um Himmels Willen? Dass sie angewendet wird?
[tags]Tagesspiegel, Massiv, Raeder, Dummbeutel, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]