Kostenlos

Soeben schlug ein Presse-Newsletter in meiner Mailbox auf. Die Firma Vodafone berichtet von neuen, enorm günstigen DSL-Tarifen. Und die pfiffige Presseabteilung besagter Firma schafft es, auf knapp zwei großzügig gestalteten Din-A4-Seiten insgesamt dreizehn Mal das Wort „kostenlos“ unterzubringen. Ich neige mein Haupt vor der technischen Expertise dieser Firma. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass es irgendjemandem gelingen könnte, ein riesiges hölzernes Pferd in meine Mailbox zu friemeln. There ain’t no such thing like a free lunch.
[tags]Vodafone, Newsletter, Troja, Bauerntrick, Ungeheuer![/tags]

Neues vom Freunde

Wohl dem, der Freunde hat. Dieser nennt mich seit Jahren einen guten solchen, und ich selber tue gleiches gern. Doch dann hört man plötzlich nichts mehr voneinander, erst 6 Monate lang, dann ist schon über ein Jahr vergangen. Kommt ja vor, man hat zu tun, die Termine!
Dann hat man selbst einen Termin, runder Geburtstag, selbstverständlich muss der Freund dabei sein! Ich rufe an, doch der geht nichts ans Telefon. Ich weiß, er hat es in der Hand gehalten, als es klingelte. Unmittelbar zuvor war noch besetzt. Doch er nimmt meinen Anruf nicht an und und ruft auch nicht zurück, trotz Bitte auf der Mailbox. Will er nicht mehr? Gibt doch keinen Anlass!
Man ist doch Freund, deshalb wird Mail geschickt und eingeladen. Und diesmal antwortet er, kann leider nicht kommen, schade, schade, die Termine! Doch bald würde man sich sehen, dass sei versprochen. Am Geburtstag selber vom teuren Freunde nichts, keine Mail, kein Anruf… die Termine offensichtlich! Doch eine Woche später: Elektronische Post, er mailt, dass er nächste Woche in Berlin sein wird, so dass wir meinen Geburtstag – zu dem er nach wie vor merkwürdig hartnäckig jegliche Gratulation verweigert – nachfeiern könnten. Es bleibt bei der Ankündigung. Wochen verstreichen. War er überhaupt in der Stadt? Und als ich kurz vor Silvester glaube, mich über gar nichts mehr wundern zu können, überrascht er mit neuerlicher Mail: In der ersten Januarwoche des Jahrs 07, da wird er nun ganz bestimmt in Berlin sein, da könne man sich endlich wieder in die Arme nehmen und den Geburtstag – diesbezügliche gute Wünsche muss ich auch nach dieser Mail weiterhin entbehren – endlich, endlich nachfeiern! Welch ein Glück! Überschäumende Freude!
Auf die in der ersten Januarwoche die – mittlerweile erwartete – Funkstille folgt. Sicher sind’s wieder die Termine!
Diesmal schweigt er bis letzte Woche. Da erreichen mich zwei Mails an einem Tag, beide vom teuren Freunde. Sensation! In der ersten Mail teilt er mir mit, dass er wegen einer Vertragsumstellung für 7 (ja, sieben!) Tage (ja, Tage!) eine neue Handynummer hat. Dann könne ich die alte wieder nutzen. Und in der zweiten Mail, bloße zwei Stunden später abgesandt, teilt er mir mit, dass die alte Nummer doch ab sofort schon wieder gelte.
Ist doch schön, dass er einen auf dem Laufenden hält. Bei all den Terminen!
[tags]Termine, Freundschaft, Kommunikation, Soziopathie [/tags]

Das Wirtschaftsevangelium nach SpOn

Unbemerkt von einer Weltöffentlichkeit, die sicherlich gestaunt hätte, haben Wirtschaftsexperten von SPIEGEL ONLINE soeben die Volks- und Betriebswirtschaft vom Kopf auf die Fuße gestellt. Oder umgekehrt. Auf jeden Fall revolutioniert.

Tatsächlich hätten sich über das Wochenende eine halbe Million Käufer für das edle iPhone gefunden. Einige davon hatten sich bereits Tage zuvor in die Schlangen der Wartenden eingereiht, um an eines der begehrten Geräte zu kommen.
Stimmt die Piper-Jaffray-Zahl, hätte das Mobiltelefon Apple bereits am ersten Verkaufswochenende einen Gewinn von rund 40 Millionen Dollar eingebracht, denn Schätzungen zufolge verdient Apple etwa 80 Dollar pro iPhone.

Entwicklungskosten? Stonk! Overhead? Stonk! Abschreibungen, Steuern, Verluste, Verbindlichkeiten, die üblichen Nebengeräusche? Geh mir doch mit dem Weicheierkram für Schattenparker! Umsatz= Gewinn, und wer das anders sieht, schickt eine Beschwerdemail an milchmaedchen@spiegel.de!

Nachtrag: Einen Tag später steht der Quatsch immer noch so da. Schafft er’s nach Print? Die Netzecke hält Daumen drückend den Atem an.
[tags]Spiegel, iPhone, Wirtschaft, Grundrechenarten, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Zurück in die Zukunft

Um Himmelswillen, Effjott, wann waren Sie zum letzten Mal bei Dr. Sauerbruch Ihrem Hausarzt? Machen Sie möglichst umgehend einen Termin, und bringen Sie Ihre letzte Kolumne mit ins Sprechzimmer!

Vielleicht hätte Diana Bob Geldof, Bono, wahrscheinlich aber George Clooney geheiratet. Was für schöne Fotos mit Clooney, in Afrika Kondome zu verteilen und Landminen zu entschärfen. Und wenn ein Reporter nach Camilla fragte, dann drückt Diana ein einbeiniges Minen-Opfer-Mädchen an ihr Herz. Das war Diana. Heute, befürchte ich, mit 46 hätte sie einen dicken Po, Falten. Sie wäre nicht mehr die Kerze im Wind. Die Rose Englands. Sie wäre eine drei Mal, vier Mal geschiedene Frau. Sie würde Gin trinken mit Pfefferminzblättern. Sie würden in den Klatschspalten als Königin der Verzweiflung auftauchen.

Ohne Ihrem Medizinmann vorgreifen zu wollen, aber die Lektüre Ihrer letzten Sätze lässt nur einen Schluss zu. Derart fahrige Gedankensprünge zwischen bemühtem Gutmenschentum und brachialem Sexdrang, die Unfähigkeit, zwischen großer Politik und niedersten Instinkten zu unterscheiden, das zwanghafte In-den-Mittelpunkt-Stellen der eigenen Weltsicht… derartiges kennt man sonst nur von Menschen, die von ihnen bisher unbekannten Hormonschüben durchs Leben gepeitscht werden. Die nichts mehr im Griff haben außer ihrem primären Geschlechtsmerkmal, das dafür aber ständig. Die Symptome sind eindeutig: Sie, Effjott, sind mit Ihren 64 Lenzen irgendwie zurück in die Pubertät geraten.
Wie das nun gekommen ist (Vielleicht haben Sie in Ihrer Stammkneipe zu oft dem infantilen Geschwafel von Udo Waltz zugehört?), kann nur der Fachmann klären. Ob Sie eine Therapie machen oder sich in diesem Zustand einrichten möchten, ist letztlich Ihre Entscheidung. Wenn Sie die zweite Alternative wählen (worauf ich wetten möchte) dann stehen Sie aber in Zukunft zu Ihrer „Süßen Krankheit Jugend“ und den damit verbundenen Phantasien! Diana hätte doch niemals Clooney geheiratet. Wenn die Königin der Herzen zwischen einer seichten Hollywood-Größe und einem charmanten Groß-Kolumnisten alter Schule zu wählen gehabt hätte… Wir wissen doch, für wen sie sich entschieden hätte, Effjott!
[tags]Wagner, Bild, Diana, Gehirnmißbrauch, Pubertät, Hormongeschwurbel, Ungeheuer! [/tags]

Die Nerds greifen an

Die Nerds blasen zum Großangriff auf „Life as we know it“, und ihr Waffenmeister heißt Steve Jobs. Der „Q“ von Apple hat sie mit einer Allzweckwaffe ausgestattet, die nicht nur den Markt für schnurlose Telefone umwälzen, sondern gleich gar eine Kulturrevolution auslösen soll. Das iPhone.

Wenn Olaf Kolbrück dieses Gerät zum Statussymbol heraufsterilisiert heraufstilisiert

Fest steht: Wer den Hype um das iPhone nicht nur übertrieben, sondern gleich völlig überflüssig findet, hat die gesellschaftlichen Veränderungen seit dem Ende der Wählscheibe nicht registriert. Technische Gadgets sind längst Statussymbole für die eigene gesellschaftliche Verortung und Bedeutung. Sie haben damit die gleiche öffentliche Relevanz wie der neue Golf oder die neue S-Klasse.

übersieht er eins: Es sind letztlich Nerds, die ein Symbol brauchen, um ihren Status zu dokumentieren. Wenn ich einen dicken Daimler fahre, werf ich dann bei einem Meeting einen Mercedes-Stern vor mich auf den Tisch? Genausowenig wie ich ein Telefon vor mich hinpacken würde.
Aber genau damit haben die Nerds vor mehr als zehn Jahren, als Mobiltelefone aufkamen, angefangen: Ihre Nokias und Motorolas und Ericssons vor sich auf den Tisch gepackt um zu zeigen: „Guck mal, Welt! Ich kann ohne Schnur telefonieren! Ganz weit weg von zuhause!“ Erst als der Vibrationsalarm zum „Statussmbol“ wurde, durften, ja mussten die Nervtöter in den Hosentaschen bleiben. Nicht ohne zu betonen, dass sie „gerade auf Vibra geschaltet“ hätten. Wie aufregend.
Menschen, die ich Ernst nehme, verwenden grundsätzlich keine Gadgets in der Öffentlichkeit. Wieso sollte ich jemanden, dem ein Stöpsel aus dem Ohr hängt, während er hektisch mit einem Plastikstift oder – wie jetzt im Falle iPhone mit dem Finger – auf einem Plastikkästchen herumtippert, für vertrauenerweckend, kompetent und/oder wichtig halten? An dem Tag, an dem ich meinen Status über ein Telefon signalisieren muss, kann ich mich genauso gut gleich aus dem gesellschaftlichen Leben verabschieden.
Wenn ich mit Menschen kommuniziere, die sich im gleichen Zimmer befinden wie ich, hat meine gesamte Aufmerksamkeit den Menschen zu gehören, und nicht einem kleinen, an eine geschrumpfte Wurlitzer erinnernden Kästchen, dem ich mit hastigen Fingerstreichen meine Termine zu entlocken versuche.
Das iPhone ist der Versuch der Nerds, uns ihr Fachidiotenweltbild als das richtige, erstrebenswerte nahe zu bringen. Nur wenn wir uns darauf besinnen, dass ein Telefon letztlich nur ein Telefon ist, haben wir eine Chance gegen die eigene Vernerdung. Oder, um einmal mehr Horst Schroth zu zitieren: „Jemand, der immer und überall erreichbar sein muss, gehört bestimmt zum Personal.“
Das bringt mich auf eine Idee. Ich könnte meinem Butler ein iPhone kaufen. Staussymbol, anyone?

[tags]iPhone, Gadget, Nerds, Statussymbol, Telefon, schnurlos[/tags]

Splitterbrötchen (V)

Diesmal hatte der Newsletter von Laser-Line wirklich einen sehr coolen Betreff:
„Test des Newsletter KW26 – Der richtige Newsletter wird am Donnerstag ab 11.00 Uhr versendet – die neuen News sind ab Do. 9.00 Uhr auf der Website.“

Interessant, darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn ich vor fünf oder zehn Jahren schon gebloggt hätte. Einige Projekte wären – wenn es diese Form der Öffentlichkeit bereits gegeben hätte – radikal anders und – da bin ich mir sehr sicher – radikal besser gelaufen, weil ich einiges beinahe alles der Sache abträgliche Gemauschel aus der Kantine ins Schweinwerferlicht hätte zerren können. Einerseits schade, dass es damals noch keine Blogs gab, andererseits schön: Nicht früher war alles besser, es gibt durchaus Dinge, die mit fortschreitender Zeit besser werden. Viel besser. Fortschritt ist schön.

Beim Anhören alter Platten und Angucken neuer DVDs: Stephen Stills ist ein grandioser Gitarrenspieler. Unterschätzt, sogar dieser Mann, gelegentlich unterschätzt.

Ich verstehe nicht, wieso es andauernd regnet. Mir ist eine vollfette Klimakatastrophe versprochen worden, inkl. tropischer Temperaturen in der Uckermark und der weitgehenden Versteppung innereuropäischer Regionen. Von diesen Regenfällen war nirgendwo die Rede. Woran liegt’s? Haben die Kühe zuviel oder zuwenig gefurzt?

Die Treue des ZDF zu Claus-Theo Gärtner ist erstaunlich. Einen mittlerweile physisch dermaßen überforderten Action-Helden wie Matulla in die Drehbücher reinschreiben zu lassen ist wahrlich keine kleine redaktionelle Leistung.

Entsetzen: Ich habe kurz gezweifelt, ob Balkohn oder Balkong richtig ist.

In einem TV-Krimi: „Die weiß mehr, als sie uns sagt.“ Die Erben Herbert Reineckers.

Regel für die Regie: Nichtraucher nicht rauchen lassen. Man sieht sofort, dass sie nur so tun.

Vor ca. 20 Jahren habe ich aufgehört, regelmäßig den Stern zu lesen. Deshalb verstehe ich nicht, warum sich die Kolleginnen und Kollegen über einen Redakteur dieses Blattes dermaßen echauffieren. Sowas von unwichtig.

Ein Wissenschaftler teilte mir im WDR mit, dass eine Kartoffel vermehrt Alkaloide produziert, wenn ich sie schäle. Ich bedanke mich für diese wertvolle Information. Ich wusste gar nicht, wieviel Stress ich in der Küche auslöse.
[tags]Pseudoweisheiten, Wichtigtuerei, Tiefsinn[/tags]

Gänsehaut auf der Seele

Manchmal hört man einem Musiker zum ersten Mal zu, und er trifft einen auf die Zwölf. „Um Himmelswillen, der singt ja über mich!“ Oder – etwas klarer und weniger vermessen – „Der singt von dem, was ich beinahe gedacht und gefühlt hätte.“ Solche Musiker schreiben Songs, die einen durchs Leben begleiten. Ein großer Teil meiner Lebensbegleiter wurden von dem unvergleichlichen David Crosby geschrieben und gesungen. Triad. Guinnevere. Wooden Ships. Carry me. Delta. Und natürlich das atemberaubende „Almost cut my Hair„. Die Hymne. Macht Gänsehaut auf der Seele.

Almost cut my hair
It happened just the other day
It’s gettin kinda long
I coulda said it wasn’t in my way
But I didn’t and I wonder why
I feel like letting my freak flag fly
Cause I feel like I owe it to someone

Must be because I had the flu‘ for Christmas
And I’m not feeling up to par
It increases my paranoia
Like looking at my mirror and seeing a police car
But I’m not giving in an inch to fear
Cause I missed myself this year
I feel like I owe it to someone

When I finally get myself together
I’m going to get down in that sunny southern weather
And I find a place inside to laugh
Separate the wheat from the chaff
I feel like I owe it to someone

[tags]Crosby, Hippies, Hymne[/tags]

Rückwärts und nicht vergessen…

Ich schäme mich immer, wenn ich etwas nicht weiß. Bildungs- oder Wissenslücken sind mir einfach unangenehm. Ich habe mein Leben dem Kampf gegen die Dummheit gewidmet, sowohl gegen meine eigene als auch gegen die Dummheit anderer Menschen. Ich weiß, dass ich bei diesem Kampf wenn überhaupt allerbestenfalls Teilerfolge erringen kann, aber das ist okay. Hauptsache, die Deppen gewinnen nicht kampflos.
Auf jeden Fall käme ich niemals auf die Idee, breit grinsend mit meiner eigenen Dummheit zu kokettieren, um ausgerechnet bei einer rückwärtsorientierten Klientel, die außer der Pflege der eigenen steinalten Vorurteile nichts mehr auf die Reihe bringt, Punkte zu sammeln.

Deppen, die um Deppen buhlen. Widerlich. Einfach widerlich.
via Th. Knüwer
[tags]Politik, Elektronengehirne, Internet, grottendämlich, Gehirnmißbrauch, Deppenkoalition, Ungeheuer![/tags]

Was manche Buchhändler sich aus der Tasche lügen

„Haben wir nicht!“ – „Das Buch gibt es nicht.“ – „Das ist ein Kleinverlag, der ist nirgendwo gelistet.“ Das sagen Buchhändler gerne, wenn ein Kunde bei Ihnen nach einem Buch aus einem kleinen Verlag wie beispielsweise dem unseren fragt. Natürlich ist das platt gelogen. Die Bücher, die wir herausbringen, stehen im Verzeichnis lieferbarer Bücher und jeder Buchhändler kann sie entweder direkt bei uns oder über einen der Barsortimenter wie libri oder Umbreit bestellen. Warum sagt der Buchhändler dann, dass es uns oder unser Buch nicht gibt?
Ganz einfach, weil er nicht sagen will: „Wissen Sie, um dieses Buch zu bestellen, muss ich ins Internet, die Verlagsadresse herausfinden und da anrufen oder einen Bestellzettel für den Großhandel ausfüllen. Wenn das Buch dann da ist, muss ich Sie anrufen, dann muss ich womöglich den Einkaufspreis für ein einzelnes Buch überweisen und den Vorgang bei mir verbuchen, und wenn Portokosten ohne Mehrwertsteuer anfallen, muss ich die Hilfefunktion von Lexware aufrufen, weil ich vergessen habe, wie man eine Split-Buchung macht, und das alles für vielleicht 3 oder 4 lumpige Euro, die ich an dem einen Buch verdiene? Nö. Keinen Bock.“
[tags]Buchhandel, Buch, Verlag[/tags]

Sausen reloaded

Wenn man soviel Zeit hat, die Artikel im Tagesspiegel nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern ein paar tausendstel Sekunden lang zu hinterfragen, dann stellt sich allsogleich wieder ein merkwürdiges Sausen im Kopf ein. Zum Beispiel, wenn der bis dato in geistigen Insuffizienzdingen nicht weiter aufgefallene Ingo Schulze im Feuilleton des Tagesspiegels meint, dass er von Döblin gelernt habe, dass man als Schriftsteller nicht verpflichtet ist, immer das gleiche Buch aus dem gleichen Blickwinkel zu schreiben, dann ist das natürlich schön, dass Döblin den Ingo weiter gebracht hat. Aber auch irgendwo beunruhigend, dass dem Ingo das gesagt werden musste, aber Schwamm drüber, Herthinho hat den neuen Hertha-Trainer umarmt. Der arme Mann. Jemand wie Mourinho weiß ziemlich gut, warum er nicht öffentlich mit Riesenmaskottchen knuddelt. Und warum üben sich die Jungs von der BILD eigentlich in dreister Zurückhaltung? Wo bleibt die unter der Headline „Herthinhos Todeskuss“ hervorgebrüllte Statistik, nach der noch jeder Hertha-Trainer vorzeitig entlassen wurde, der mit dem Terror-Teddy in blau-weiß gekuschelt hat? Und beim Senat wundern sie sich, dass die Migrantenkinder nicht zur Feuerwehr wollen, wo doch jeder gern zur Feuerwehr möchte, nur dass man schon eine abgeschlossene Berufsausbildung braucht, um sich überhaupt bei der Feuerwehr bewerben zu können, und das könnte für Migrantenkinder mit Hauptschulabschluss, die schon gewisse Schwierigkeiten haben, überhaupt eine Lehrstelle zu finden, natürlich zum großen Problem werden. Das weiß jedes Migrantenkind, aber beim Senat weiss das wohl keiner. Da fragt man sich dann, ob sie noch richtig ticken beim Senat, bloß wenn man den Wirtschaftssenator anguckt, muss man froh sein, wenn es überhaupt noch tickt, egal ob richtig oder falsch. Andererseits, wenn ich lesen muss, dass Guido Westerwelle meint, dass Christiane Sabinsen Sabine Christiansen soviel arbeitet wie ein Politiker, dann stellt sich doch automatisch die Frage, ist das jetzt gut oder schlecht. Nur warum hat Frau Binder, die das reportiert hat, haargenau diese Frage nicht gestellt? Wie gesagt, das sausende Gefühl im Kopf kommt sofort, wenn man sich ein bisschen mehr Zeit für die Tageszeitung nehmen kann. Sollte sich herausstellen, dass das Sausen schädlich ist, braucht man wohl bald ein Attest, um Zeitung lesen zu dürfen.
[tags]Tagesspiegel, Berlin, Senat, Hertha, Döblin, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]