Erbsen und Salat

Ein Resto-Pesto beim Mittagesser hat mich auf die Idee gebracht, nach Jahren mal wieder Erbsen auf französische Art zu machen, eine denkbar simple Zubereitungsart von dennoch größter Delikatesse. Pro Nase benötigt man 1 Schalotte, 1 bis anderthalb Salatherzen je nach Größe, zwei bis drei Handvoll Erbsen (TK, was sonst?) und ein paar Flocken salzige Butter. Die Erbsen, kleingeschnittenen Schalotten und die grob zerschnittenen Salatherzen packt man in eine feuerfeste Form (alternativ geht ein tiefer feuerfester Teller), setzt die Butterflocken drauf, macht die Form zu (alternativ einen zweiten Teller auf den tiefen Teller setzen) und packt sie für ca. 40 Minuten bei so 150, 160 Grad in den Ofen. Wenn’s leise schmurgelt, ist’s gut. Das war’s auch schon.
Erbsen mit Salat

So sieht das dann aus. Noch ein paar Umdrehungen aus der Pfeffermühle drüber, paar Körnchen Salz, falls die salzige Butter nicht salzig genug war, und man hat eine kleine, feine, sehr edle Beilage. Die kann man noch mit ein paar angebräunten Speck- und Schinkenwürfeln tunen, wenn man möchte. Den Speck bzw. Schinken würd ich aber in einer separaten Pfanne kurz andünsten. Wenn man ihn mit Erbsen und Salat in den Ofen tut, dann dominiert das rauchige Schinkenaroma zu sehr, und die schöne, reine Frische von Erbsen, Salat und Schalotten geht etwas unter. Mahlzeit!
[tags]Kochen, Erbsen, Salatherzen, Beilage[/tags]

Goethe und Flickr

Nö.
Der Flickr-Skandal ist Tagesgespräch. Abseits von allen Aufgeregtheiten in hundertumffzig Blog-Diskussionen zeigt er vor allen Dingen eines: die Gelder der Goethe-Institute hätten man niemals so zusammmenstreichen dürfen, wie es in den letzten Jahren geschehen ist. Wenn man lesen muss, welches Deutschlandbild Flickr-User aus aller Herren Länder mittlerweile haben bzw. haben müssen, weil unsere Arschgei verantwortlichen Politikern glaubten, ausgerechnet die paar Puseratzen für unsere kulturelle Außendarstellung einsparen zu können, friert es einem am Arsch. „Wenn sie schon nix können, dann können sie wenigstens repräsentieren“, hat mancher gedacht. Noch nicht mal das können sie. Es ist zum Weinen.

[tags]flickr, Zensur, Goethe-Institut, Unfähigkeit, Ungeheuer![/tags]

Mimen denken nach

Im heutigen Tagesspiegel lese ich einen eher wohlwollenden Hype eine kritische Vorab-Reportage über das geplante Bühnenprogramm von Schauspieler Peter Sodann und Minister i. R. Norbert Blüm, die in besagtem Artikel als

Die beiden seelenverwandten Mimen

bezeichnet werden. Soso. Norbert Blüm ist also ein Mime. Ich hatte ja schon geahnt, dass er die ganzen sechzehn Jahre den Bundesminister für Arbeit und Soziales nur gespielt hat, aber es ist trotzdem schön, es jetzt schriftlich zu haben.
Ich würde mir das Programm der beiden Edelsatiriker ja gern anschauen, wenn mir jemand eine Freikarte schenkt, aber leider kommt das jetzt nicht mehr in Frage. In besagtem Artikel kündigten Plisch und Plum Blüm und Sodann nämlich an, ihr Publikum solle

erfüllt von heiterer Nachdenklichkeit

nach Hause gehen. Das geht nun gar nicht. Immer, wenn mich jemand mit heiterer Nachdenklichkeit abfüllen will, muss ich kotzen.
[tags]Berlin, Sodann, Blüm, Satire, Ossi, Wessi, hirntot, Ungeheuer![/tags]

Die Normen der Post

Der Tagesspiegel berichtet heute von massiven Zustellproblemen der Post, die offenbar darüber überrascht ist, dass das tägliche Zustellen größerer Mengen Briefe zu ihrem Aufgabengebiet gehört:

Für den Betriebsratvorsitzenden der Post Berlin-Zentrum, Ralph Werner, ist das Problem in der Motzstraße kein Einzelfall. „Fakt ist, dass wir bundesweit in innerstädtischen Bereichen regelmäßig Briefaufkommen von 200 bis 250 Prozent gegenüber dem Normalfall zu bewältigen haben.“

Schulljung, Herr Werner. Wenn das Briefaufkommen regelmäßig 200 bis 250 Prozent über Normalfall liegt, dann ist das der Normalfall, und die nicht regelmäßig auftretenden 250 bis 300 Prozent weniger sind die Ausnahme. Ist doch eigentlich ganz einfach, oder?
[tags]Post, Norm, Dummschwatz, Statistikdiarrhoe, Ungeheuer![/tags]

Rock’n Roll

Ganz toller Abend gestern im Renaissance-Theater. In „Rock’n Roll“ erzählt Tom Stoppard die Geschichte des orthodox-kommunistischen Cambridge-Professors Max Morrow und seines Lieblingsschülers Jan, einem rebellischen Rock-Fan, der in seine tschechische Heimat zurückkehrt, nachdem die sowjetischen Panzer den Prager Frühling beendet hatten. Die ganz großen Themen hat Stoppard geschickt mit den ganz kleinen verwoben, und so erzählt er über 25 Jahre hinweg, von Jans Rückkehr bis zum ersten Konzert der Rolling Stones in Prag die Geschichte einer sich revolutionär gebenden Intelligentsia, die trotz aller Attitüden immer bürgerlich geblieben ist, ohne kleinbürgerlich zu werden. Und wie nebenbei führt das Stück, durch das auch die letztes Jahr gestorbene Songwriter- Legende Syd Barrett geistert, die unglaublich subversive Kraft der Rockmusik vor Augen. Dass ein Scheibchen Vinyl hundert mal größere Sprengkraft haben kann als hunderte aufrührerischer Reden und tausendfach unterzeichnete Aufrufe… Tolles Stück, hinreißende Schauspieler, ein Geist und Seele anregender Abend!

[tags]Stoppard, Theater, Kommunismus, Freiheit, Rock’n Roll[/tags]

Splitterbrötchen (II)

„Waterloo“, Regie Sergej Bondarchuk: Man muss nur 5 Minuten lang Rod Steiger zuschauen, um zu begreifen, was für eine Sackgasse method acting ist.

Menschen meiner Generation halten sich gern zugute, allezeit auch noch den allergeringsten Zugriff auf jegliche Form von Macht zu hinterfragen. Macht war und ist etwas grundsätzlich Suspektes für jemanden wie mich, und bevor man sie ergreift bzw. ihre Bürde übernimmt, muss alles immer doppelt und dreifach hinterfragt werden. Ich frage mich, ob das alles nicht letztendlich eine Ausrede ist, sich vor Verantwortung zu drücken. Wenn einige Menschen meiner Generation – mich eingeschlossen – gelegentlich entschiedener zugegriffen hätten, hätten sie mehr bewegen können.

Immer, wenn ich Tom Buhrow sehe, frage ich mich, warum er nicht Tim Buhrow heißt. Und wo der Scotch Terrier ist.

Gefühle auslösen – darum geht’s. um nichts anderes. Ein Publikum will Partei ergreifen, leiden, lachen, die Daumen drücken oder jemandem die Pest an den Hals wünschen. Es soll nicht so lau sein wie diese unerträgliche Normalität.

Jörg Immendorff über den Tod: „Der, der bleibt, wird ja verletzt, irgendwo … ich gehe davon aus, dass wir unsterblich sind. Alles andere ist mir zu gruselig.“
[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Netzecken-Rätsel: Grappa im Teppich?

Gestern, beim Wein kam – Ulrike hatte mal wieder sen-sa-tio-nell gekocht und Harald ein paar exquisite Fläschchen aufgemacht, vielen Dank – wie das Gespräch auf Sternstunden des Kino- und Fernseh-Trashs. Da fiel mir ein Film ein, den ich in den Kinderjahren der Nacktsender in den Anfängen des Privatfernsehens irgendwann spät in der Nacht bzw. eher früh am Morgen auf Sat1, RTL o.ä. gesehen habe. Es handelte sich um einen Billig-Agententhriller (vermutlich europäischen Ursprungs) aus den späten sechziger oder frühen siebziger Jahren. Den Protagonisten und den Plot habe ich komplett verdrängt, der Schurke des Films ist mir jedoch unvergesslich geblieben: der spielte nämlich die ganze Zeit mit einer elektrischen Eisenbahn. Und wenn er mal über etwas nachdenken musste, ließ er sich eine Flasche Grappa kommen, trank dieselbe auf ex und wickelte sich anschließend in einen Teppich ein.
Wenn die geschätzten Leserinnen und Leser jetzt ungläubig gucken, dann wissen sie, wie gestern Abend Harald, Ulrike und die geduldigste Gemahlin von allen geguckt haben, als ich von diesem Meisterwerk der Filmkunst erzählt habe.
Google und die IMDB haben mir nicht weiterhelfen können. Jetzt müssen’s die Netzecken-Leser wissen. Wer kennt den Titel des von mir beschriebenen Films? Diejenige oder denjenigen, der in den Kommentaren als erster den korrekten Filmtitel nennt, lade ich stadnesgemäß auf einen Grappa in die Teppichabteilung des KaDeWe ein!
[tags]Trash, Kino, Grappa, Modelleisenbahn, Teppich, Thriller, gehirnalbern[/tags]

Outdoorsport

Wenn man sich durch Berlin bewegt, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass Rauchen sich mittlerweile zur beliebtesten Outdoorsportart der Hauptstadt entwickelt hat. Vor jedem Bürogebäude, vor jeder Ladenpassage stehen nervöse, verängstigtte Raucher, gucken sich argwöhnisch um und ziehen hektisch an ihren Pausenzigaretten.
Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis irgendein Vollspaten irgendeiner Partei meint, dass diese aus ihren Büros, Wohnungen und Kneipen vertriebenen Menschen nicht nur das Stadtbild verschandeln, sondern auch mit ihrer exhalierten Abluft die Feinstaubquote negativ beeinflussen. Eher Wochen denn Monate später wird die Wall AG beginnen, im Auftrag von Städten und Gemeinden auf öffentlichen Plätzen Raucherpavillons (Eintritt zunächst gegen Münzeinwurf, später – nicht zuletzt wg. Alters-Check – nur noch mit EC – oder Raucher-Card) aufbauen. Und spätestens nächstes Jahr werden dann auf den ganzen Open-Air-Festivals die Rauchwolken aus zahllosen umgebauten Dixi-Klos aufsteigen.
[tags]Raucher, Feinstaub, Unfug, Ungeheuer![/tags]