Splitterbrötchen (CCCLXXXIII)

Das Ken Follett den wunderbar wahren Satz „Die Kürze ist die Schwester der Begabung.“ in ein über 1000 Seiten starkes Buch hineinschreibt, zeugt von einem mehr als gesunden Selbstbewusstsein.

Warum wir Podersdorf so lieben: „Haben Sie ein W-Lan für die Gäste?“ – „Ja. Aber der Chef hat das Passwort vergessen.“

Wir haben begonnen, die „alten“, einfachen Heurigen zu fotografieren. Deren Tage scheinen tatsächlich gezählt zu sein.

Man kann noch so dicke Dämme der Bildung errichten, die Dummheit bricht sich immer Bahn.

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXXII)

„Wer ist bei Ihnen im Betrieb denn für die Geschäftsflächensuche zuständig?“ Diese Cold-Caller und ihre verrückten Ideen…

Die sprachliche Top-Idiotie der Woche lieferte der in dieser Hinsicht höchst verlässliche rbb am Donnerstagabend mit: „ein erneuertes, vergrößertes Pergamon-Museum, das seinem Ruf als Weltkulturerbe noch gerechter werden wird.“

Apropos rbb: am kommenden Mittwoch um 22 Uhr 15 bringt das Wirtschaftsmagazin „was!“ einen Beitrag über E-Book-Preise. Unter anderem wurde ich dafür interviewt.

Durchaus historisches Ereignis: Der Programmbeirat hat die ARD wegen ihrer einseitigen Ukraine-Berichterstattung gerügt: „fragmentarisch“, „tendenziös“, „mangelhaft“ und „einseitig“. Vollkommen zurecht. Erstaunlich, dass man bei SpOn darüber die Klappe hält. Vielmehr: gar nicht erstaunlich.

Weiße-Bohnen-Salat mit Thunfisch stand auf dem Speisezettel, als ich ihm Kühlschrank noch einen halben Hokkaido fand. Den hab ich in Stücke geschnitten, in der Pfanne weich gebraten, mit Kreuzkümmel und Salz kräftig gewürzt und unter den Bohnensalat gehoben. Fügte sich ausgezeichnet ein.

Bewunderung  für Klüpfel und Kobr: Auch in „Grimmbart“, dem neuen Kulftinger-Krimi, halten sie das turmhohe Slapstickniveau. Jetzt heiratet der Markus seine Yumiko, und der Besuch der japanischen Schwiegereltern steht an. Herrgottsack, der arme Klufti!

Splitterbrötchen (CCCLXXXI)

Jetzt schon an Weihnachten denken: In seinem Küchentagebuch schlägt Nigel Slater eine Gänsefüllung aus teilweise pürierten Kichererbsen, Bratwurstbrät und Minze vor. Klingt hochinteressant.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Nationalspieler Erik Durm einem Sportreporter zum Opfer fällt, der ihn als „Durm in der Schlacht“ bezeichnen wird.

Menschen, deren Beruf es ist, anderen Menschen die Welt zu erklären, wissen oft erschreckend wenig von der Welt. Sie können aber oft gut erklären.

Nach dem Führungstor musste der Schotte hinten aufmachen. Das konnte ihm als Kilt-Träger nicht gefallen.

Es gibt eine todsichere Methode, einen verloren gegangenen Gegenstand sofort wiederzufinden: Ersatz kaufen, dann taucht er wieder auf.

Der Tweet der Woche:

Von tausend Erinnerungen überwältigt worden, als ich erfuhr, dass Horst A. Reichel, der Prinzipal des Theater 44 in München gestorben ist. Zweieinhalb Jahre hab ich dort gearbeitet, zweieinhalb Jahre lang habe ich von Horst und seiner Frau Irmhild das Theaterhandwerk lernen dürfen. Ich bin nicht der einzige, der Horst sehr viel zu verdanken hat.

Splitterbrötchen (CCCLXXX)

Vorgestern war’s soweit. Ich habe bei einem gedruckten Buch nach dem Knopf gesucht, mit dem ich die Schrift vergrößern kann.

Der Satz der Woche fiel in der Aldi-Filiale am Dürerplatz: „Ohne Bon geh ich hier nicht raus!“ Selbstverständlich mit markiger Stimme geäußert, nein, hervorgestoßen.

Kulinarisches Highlight der Woche waren drei Rezepte aus Nigel Slater’s Küchentagebuch, die ich für Freunde gekocht habe. Salat mit Linsen, Pfirsichen und gekochtem Schinken, Kaninchenkeulen in Weißbiersauce und Brombeer-Eistorte. Mehr dazu nächste Woche bei den Kerlen.

Irritierend an diesem Buch ist allerdings: die Schreibweise „Soße“. Wird hier am Ende feinschmeckerisches Terrain planiert, um ein Comeback der niederträchtigen Bezeichnung „Tunke“ vorzubereiten?

Im Jahr 2010 habe ich hier geschrieben, dass Gauck vermutlich ein besserer  Bundespräsident als Wulff wäre. Ich muss umnachtet gewesen sein, als ich diesem horriblen Kriegs-Schwadroneur präsidiales Talent zubilligte und entschuldige mich hiermit für meine damalige geistig-moralische Insuffizienz.

Und der Tweet der Woche:

Splitterbrötchen (CCCLXXIX)

Letzte Woche war tatsächlich „International Document Conversion Week“. Und ich habe sie nicht festlich begangen. Ich schäme mich.

Enttäuschung über die FCB-Hater meines erweiterten Bekanntenkreises: Warum blieb der beliebte Vorwurf aus, Xabi Alonso werde nur gekauft, um Real zu schwächen?

Bin ich der einzige, der sich über das online massiv beworbene Titelthema des Kinder-SPIEGEL: „Wieviel Fleisch ist okay?“ geärgert hat? Man muss nicht schon im Kindesalter anfangen, Menschen irgendwelche schrägen Ernährungs- oder gar Diät-Philosophien aufzudrücken.

Meine neueste Masche: Am Geldautomaten statt der Geheimzahl die ersten vier Stellen der Kontonummer eingeben. Mein Gehirn kommt auf die lustigsten Ideen.

Bei Aldi gesehen: Einen Fotoapparat mit „Lächelerkennung“. Und eine Packung mit einem Pulver, aus dem man exaktemang 23 Kartoffelpuffer machen kann. Nicht 22, nicht 24, nein, genau 23. Was es nicht alles gibt.

Die Paarung der Woche: Getrocknete Tomaten in Öl und Auberginen. Gewürfelte Auberginen im Tomatenöl braten, kleingeschnittene getrocknete Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, und Champignons dazu, 25 Minuten braten bzw. verpampen lassen. Rockt.

Was mich wirklich interessieren würde: Ob Günter Grass schon an der ice-Bucket-Challenge teilgenommen hat. Und Elfriede Jelinek. Und Judith Herrmann.

Und das Wort der Woche ist natürlich: Wowereit-Nachfolgekandidat.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXVIII)

Der Claim der Woche: „Mittwoch ist wieder Super-Mittwoch!“

Segensreiche Bundesliga: Fußball ohne die ständige Einblendung in Tränen aufgelöster brasilianischer Kinder.

Mail-Betreff der Woche: „Das hilft gegen nervige Tool-Bars!“

Sonntags beim Schrippenholen in der menschenleeren Beckerstraße. Die Tür der Pizzeria steht offen, drinnen singt die Reinigungskraft mit Inbrunst italienische Schlager. Der Himmel ist sehr blau. Ach ja.

Gestern gab’s für die lieben Gäste mal wieder die gute Curryrahm-Suppe. Herrliches Zeugs, in Minutenschnelle gemacht (okay, wenn man die Klößchen selber dreht, dauert’s etwas länger, aber nicht viel).

Man macht zu selten Rote Grütze. Schon die Schleuderkoch-Variante (TK-Obst mit Kirschsaft und Vanillezucker aufkochen, mit etwas angerührter Speisestärke binden) schlägt das Fertigzeugs und wesentlich aufwändigere Desserts um Längen.

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXVII)

Seit ungefähr 10 Jahren habe ich einen (kostenfreien) XING-Account. Aus einem einzigen Grund: Um der grottenblöden Frage „Warum hast du denn keinen XING-Account?“ aus dem Weg zu gehen.

Ich traue es mich kaum zu schreiben: Ich, der ich sonst so Zeugs meide wie die Pest, bin der Industrie-Pampe mit „Smoky Bacon“-Aroma von Fa. Bull’s Eye derzeit restlos verfallen. Alles, was irgendwie eine Maillard-Reaktion zeigt und nicht bei 3 auf den Bäumen ist, wird mit dem Zeugs überschüttet und verspiesen. Ich schäme mich… überhaupt nicht.

Wo wir bei küchentechnischen Geständnissen sind: Eins der wichtigsten Werkzeuge an meiner Feuerstelle ist ein vor ca. 10 Jahren bei Tchibo entstandener Küchenwecker, der sich gleichzeitig auf drei verschiedene Zeiten einstellen lässt. Ohne das Teil würde ich komplett den Überblick verlieren.

Qualität entsteht durch den Ausschluss des Zufalls.1

Soso, der BND hat also mal Hillary Clinton abgehört. John Kerry. Irgendwelche Oberpropeller der Türkei. Wundert das wen? Ein Geheimdienst, der nicht Feind UND Freund bespitzelt, ist doch keinen Schuss Pulver wert. Herrgottnochmal, angesichts von Le Carrés Verkaufszahlen kann ich doch nicht der einzige sein, der ihn gelesen und verstanden hat.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Dänische Killerwurst“.

Ich nutze jede freie Minute, um youtube nach Robin-Williams-Videos zu durchstöbern.

 

  1. Dieser Satz soll in Louis van Gaals Büro gehangen haben.

Splitterbrötchen (CCCLXXVI)

Vor drei Jahren: „HDMI? Was soll das sein?“ Heute: „Dieses dauernde Umstöpseln, nur weil kein HDMI-Eingang mehr frei ist…“

Laut SpOn hat das Auswärtige Amt bei den ausländischen Botschaften darauf gedrängt, dass die Botschaften Listen überreichen, in denen sie die hierzulande tätigen Geheimagenten ihrer Länder nennen. Spontan musste ich an Herrn Galdea denken, meinen Musiklehrer an der Friedrich-Wilhelm-Schule. Wann immer einer von uns etwas angestellt hatte, pflegte Herr Galdea höchst erregt „Der Täter bitte melden, der Täter bitte melden! Er wird hart bestraft werden! Der Täter bitte melden!“ auszurufen. Jaja, der Herr Galdea Steinmeier…

Was ich nicht kapiere: Warum ein Buch, überreicht von einem Buchhändler, ein Stück Kulturgut ist, das gleiche Buch jedoch zum Stein des Anstoßes wird, wenn der Versandhandel es vorbei bringt.

Der Spreewald hat sich zu einem durchaus angenehmen Ort gemausert. Wenn man die „Spreewaldsoße“ meidet, kann man dort sogar ganz manierlich deftig essen. Womit meine These wiedereinmal bestätigt wurde: Wenn die Buchstaben „o“ und „ß“ auf einer Speisekarte nebeneinander stehen, dann kommt nix gutes auf den Teller.

Dass man sich bei SpOn nicht schämt: Wann immer Artikel oder Kolumnen (z. B. von Sibylle Berg oder Georg Diez) eindeutig Position gegen Anti-Semitismus beziehen, wird die Kommentarfunktion nicht aktiviert. Zu faul zum Moderieren? Feigheit vor einer vermuteten schweigenden Mehrheit? Egal, wie die Begründung wäre: Dieses Verhalten ist schlichtweg widerlich.

Gestern noch eine Splitterbrötchen-Notiz, heute schon ein ausgewachsener Blog-Beitrag: Splitterbrötchen-Leser blicken hinter die Kulissen des Weltgeschehens.

„…-Leser blicken hinter die Kulissen des Weltgeschehens“ war der Slogane welcher genialen Schundroman-Serie? Wer erinnert sich? Googlen gilt nicht!

 

Splitterbrötchen (CCCLXXV)

Wochenhöhepunkt und zweifellos eins der 2014er Highlights: Anlässlich des runden Geburtstags einer meiner besten Freunde sind wir mit der MS Pauline drei Stunden über die Spree gefahren. Flens vom Fass, guter Wein, rustikales Büffet und alles untermalt vom nörgelnden 3-Zylinder-Diesel eines über hundert Jahre alten Boots… was für ein Abend!

Ich staune immer wieder: Vom Wasser aus ist Berlin eine komplett andere Stadt. Und was am Wasser in den letzten Jahren alles gebaut wurde… sagenhaft.

Dinge, von denen man nichts weiß, lassen sich am trefflichsten kritisieren.

Und dann war Facebook down, und ich hab’s noch nicht mal gemerkt.

Mit der neuen, windelweichen Linie der BZ kann ich mich nicht anfreunden. „Endlich wieder ein Berliner Fußballheld!“ ist eine an der eigenen Beliebigkeit erstickende Headline. Früher hätten kernige BZ-Reporter (Bei der BZ immer Reporter! Niemals „Journalisten“!) mit „Gemein! Hanne Sobek entthront!“ klare Kante gezeigt.

Gastro-Tipp: „Süden“, Garten-Lokal direkt im S-Bahnhof Priesterweg. Pils und Weizen von Lammsbräu, köstlich! Super-Weine. Lecker Flammkuchen. Bratwürste, Leberknödel und Saumagen vom Bio-Fleischer aus der Pfalz. Alles bezahlbar. Warum gibt’s nicht mehr solcher Läden?

Fisch-Pediküre. Ich sag nicht: „Was es nicht alles gibt.“ Ich sag nur: Fisch-Pediküre.

Traurigkeit anlässlich des Todes von Gert von Paczensky. Kritische Intellektuelle wie ihn gibt’s unter den Journalisten kaum noch, und was ich von ihm über gutes Essen und Trinken gelernt hab, geht auf keine Haut eines artgerecht gehaltenen Rindviehs. Als er aufhörte, für „essen und trinken“ zu schreiben, ging’s mit dem Blatt steil bergab.

 

 

 

Splitterbrötchen (CCCLXXIV)

Konsens beruht auch auf Selbstverständlichkeit. Wenn man etwas alle 5 Minuten in die Welt tuten muss, ist es wohl nicht konsensfähig. Daraus ergibt sich eine spannende Frage: Kann man einen Konsens auch kaputt tuten?

Marketing-Genies bei den Insektenvernichtern. Auf einer Spraydose gesehen: „wirkt auch gegen direkt nicht sichtbare Insekten“. Wenn ich das Zeugs also reklamiere und behaupte, dass es nicht wirkt, kriege ich „Aber die unsichtbaren Fliegen, die hat es doch alle erwischt, oder?“ zu hören.

Die Geißel des Internet-Zeitalters ist Sachkenntnis. Sie behindert eine schnelle, unkomplizierte Meinungsbildung und verschreckt Facebook-Freunde.

Vollkommen idiotisches Nachdenken über ein auf einem Hörfehler beruhendes Geschäftsmodell am Rande der Legalität, bei dem es um Postleihzahlen geht.