Nobody does it better

1977 schrieb ein Göttinger Sponti unter dem Pseudonym „Mescalero“ etwas von einer „klammheimlichen Freude“, die er angesichts der Ermordung Siegfried Bubacks empfunden hatte. Damit löste er einen Sturm der öffentlichen Entrüstung aus, der seinesgleichen in der neueren deutschen Geschichte immer noch sucht.
Kein Satire-Autor hätte jemals auf die Idee kommen können, dass 34 Jahre später ausgerechnet eine CDU-Kanzlerin und ein CSU-Innenminister Mescaleros reichlich schräge Weltsicht salonfähig machen würden.
Schon öfters ist das baldige Ende von Kabarett und Satire als Kunstform prophezeit worden. Diesmal könnte es aber tatsächlich soweit sein. Die eisklare Professionalität, mit der die aktuelle Politikergeneration sich selbst parodiert und desavouiert, nötigt selbst dem Profi Bewunderung ab.
Dagegen anzustinken ist schlichtweg unmöglich.

Die Dingsbums-Verschwörung

Vor ein paar Tagen habe ich das Akismet-Plugin (ein Dingsbums, was im Hintergrund von diesem Blog-Dingsbums werkelt), das meine Netzecke jahrelang verlässlich vor dämlichen Spam-Kommentaren schützte, deaktiviert, weil ich sonst möglicherweise wg. Datenschutz-Dingsbums abgemahnt worden wäre.
Plötzlich durfte ich die ganzen hereinprasselnden Spam-Kommentare händisch löschen, was mir irgendwann zuviel wurde. Also versuchte ich, ein anderes Anti-Spam-Dingsbums zu installieren, doch das mochte mit meiner WordPress-Installation, die ich, äh… länger nicht aktualisiert hatte, nicht laufen, und nach dem ich in einer halben Stunde die nächsten fünf Spam-Kommentare gelöscht habe, hab ich in den sauren Apfel gebissen und upgedatet. Gebackupt, Zeugs runtergeladen, nachgeguckt, ob auch alles runtergeladen wurde, Plug-Ins (übriggebliebene Dingsbumse) deaktiviert, mit zitternden Händen die Dateien auf dem Server gelöscht, neue Dateien hochgeladen, mit einem Schlüsselgenerator irgendwelche geheimen Schlüssel erzeugt, immer wieder bei WordPress-Deutschland nachgeschlagen, ob ich auch ja alles richtig mache, irgendwann hab ich gar nix mehr verstanden und nur noch gehofft, dass die Dingsbumse alles so machen, wie es sich gehört, und dann lief’s plötzlich wieder und ich musste nur noch die Dingsbumse, die ich deaktiviert hatte, wieder aktivieren und noch hier und da was aktualisieren, was aktualisiert werden wollte, aber dann lief’s und auch das neue Anti-Spam-Dingsbums ließ sich installieren und nahm seine Arbeit auf… okay, es war ’ne Menge Arbeit, es hat ein paar Stunden gedauert, aber dafür muss ich keine Spam-Kommentare mehr händisch löschen. Ist doch super.

Und heute früh guck ich in die Eingeweide der Netzecke und sehe, dass – seit ich dieses WordPress-Dingsbums aktualisiert habe – kein einziger Spam-Kommentar mehr hier eingeschlagen ist, den ich händisch hätte löschen müssen. Kein einziger in jetzt fast 24 Stunden. Kein ein-zi-ger.

UND DA SOLL ICH GLAUBEN, DASS KEINE VERSCHWÖRUNG GEGEN MICH IM GANGE IST?

Sinnlose Antwort

Normalerweise macht man das ja nicht, auf Sätze antworten, die in einer Zeitung stehen. Oder gar auf einen einzigen Satz, der z. B. heute in der Zeitung steht. Ist ja auch irgendwie sinnlos, besonders, wenn die Erwiderung nur aus einem einzigen Wort mit einer einzigen Silbe besteht. Trotzdem habe ich das große Bedürfnis, auf einen Satz zu antworten, der heute im Tagesspiegel steht. Und deshalb mach ich das hier, in der Netzecke, weil die mir die Gelegenheit gibt, auch Sinnloses zu tun. Den Satz, den ich einsilbig erwidern möchte, schrieb Christine Wahl in die Kritik einer Dramatisierung der „Blechtrommel“ im Maxim Gorki Theater:

Und wenn sich die Schauspieler in der berühmten Romanszene, in der glitschige grüne Aale sich über einen toten Pferdekopf hermachen, mit grünen Fruchtgummischlangen bewerfen, die sie vorher akribisch gekaut und eingespeichelt haben, dann hat das zweifellos Unterhaltungswert.

Nein.

Geht’s noch, Renate? Noch alles frisch, Antje?

Ich kann nicht sagen, dass ich Kurt Westergaard für einen brillanten Karikaturisten halte. Dazu sind mir die Zeichnungen, die ich von ihm kenne, ein bisschen zu grobschlächtig, ein bisschen zu eindeutig, aber das ist wurschtegal, ich bewundere diesen Mann, für den das Wort „unbeugsam“ hätte erfunden werden müssen, wenn es das nicht schon gegeben hätte. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Freiheit der Kunst… dafür steht Kurt Westergaard ein, und sein Name ist mittlerweile ein Synonym für diese Tugenden.geworden Wer „Freiheit“ sagt, meint Kurt Westergaard. Punkt. Keine Diskussion.

Auch Frau Merkel halte ich durchaus nicht für eine brillante Kanzlerin. Eher  im Gegenteil. Aber die Worte, die sie fand, als sie bei der Verleihung eines Preises für Westergaard sprach, die… haben mir keine Bewunderung abgenötigt, nein, die waren eigentlich viel zu selbstverständlich für Bewunderung, aber ich habe „Gut gemacht, Frau Merkel!“ gedacht, als ich gelesen habe, was sie gesagt hat. Was ich nicht allzu oft gedacht habe, seit sie Kanzlerin ist, aber das nur nebenbei.

Ganz andere Dinge denke ich hingegen, wenn ich lese, was Renate Künast zu Frau Merkels Worten zu sagen hat:

 

Auf Skepsis stößt Merkels Auftritt auch bei den Grünen. „Ich hätte es nicht gemacht“, sagte Bundesfraktionschefin Renate Künast am Rand der Grünen-Fraktionsklausur in Mainz. Zwar herrsche Meinungsfreiheit auch in der Karikatur. „Aber wenn eine Bundeskanzlerin auch noch eine Rede dazu hält, verschärft sie den Ton.“

Der Beitrag von Antje Vollmer zum gleichen Thema treibt meinen Blutdruck ebenfalls in die Höhe:

 

„Ich halte es für unklug. Für eine Staatsfrau halte ich es für sehr unklug“

Liebe Antje, liebe Renate, diese von einem für mich unfassbaren Opportunismus befeuerte Ahnungslosigkeit, mit der ihr einen jahrhundertelangen Kampf für etwas, das sich seinerzeit „Aufklärung“ nannte, wegwischt, um nur ja nicht bei irgendwelchen islamistischen Hinterwäldlern anzuecken…

Kurz und knapp: ihr seid für Menschen, die mit Worten, Gedanken und Öffentlichkeit umgehen und auch ansonsten ihre fünf Sinne beisammen haben, nicht mehr wählbar. Das einzig Positive, was ich dem Quatsch, den ihr in diesem Zusammenhang erzählt, abgewinnen kann, ist: Mir ist dabei soviel Galle hochgekommen, dass ich nicht mehr Kotzen kann. Ist doch auch ein Erfolg.

Aus Fehlern lernen

Vor einem Jahr hat mir die für den Discounter NP zuständige Werbeagentur eine nette Vorlage geliefert. Da hatte irgendein sprachgestörter Vollspaten ein etwas überforderter Mitarbeiter ein Riesen-Bubu gemacht eine kleine sprachliche Unsicherheit (aus dem „Lampion“ einen „Lampignon“ gemacht) in die vieltausendfach gedruckten aktuellen Prospekte und Plakate gemogelt, so dass ich mit einem pfiffigen Kalauer reagieren konnte.
Solche Gelegenheiten hat man nicht oft, denn ein derart grober Fehler unterläuft einem Unternehmen nur einmal. Sicherlich war ich nicht der einzige Kunde, dem das aufgefallen war, auch viele NP-Mitarbeitern werden den Lapsus bemerkt haben und spätestens bei der Manöverkritik hat der Textchef der Agentur Feuer und Asche über den Unglücksraben regnen lassen, der den „Lampignon“ verbrochen hat.
Gottseidank hat NP den Fehler als nicht so gravierend empfunden und die Zusammenarbeit mit der Agentur nicht gekündigt. Und so hatten die Werber ein Jahr später, als erneut ein Lampion im Angebots-Sortiment von NP auftauchte, endlich Gelegenheit, die Scharte auszuwetzen.
Schon wieder Lampignon

Auch online.

Unsere Welt ist bunt

Irgendwie hab ich heute früh beim Einkaufen schon gemerkt, dass das einer von diesen Tagen werden würde, ich hab Olivenöl geholt, und neben dem Ölregal stehen die Tüten mit den Fix-Produkten, und da sah ich „Maggi-Fix für Käsespätzle“, ein ganzganz tolles Produkt, weil man muss nur noch Spätzle und Käse dazugeben, wenn man damit Käsespätzle kochen will, und die Zubereitung dauert auch nur zwanzig Minuten. Da frag ich mich natürlich, wieso das dann Maggi-Fix heißt, weil mit Fertig-Spätzle aus dem Kühlregal braucht man für Käsespätzle ja allerhöchstens ein Drittel der Zeit, und überhaupt, was ist das eigentlich für ein Pulver in dieser Tüte? Außer Käse und Spätzle ist ja eigentlich in Käsespätzle nichts drin, und Käse und Spätzle muss man ja zu diesem Pulver noch hinzugeben.
Da wollte ich im Internet nachschauen, was denn nun in diesem Pulver drin ist, da bin ich nicht mehr dazu gekommen, weil ich in diesem Internet gelesen habe, das die Reifenfirma Schwalbe einen Fahrradhändler abgemahnt hat, weil er ihre Bilder von ihren Fahrradreifen benutzt hat, um ihre Fahrradreifen zu verkaufen. Da hab ich vor lauter Staunen über den Irrsinn dieser Welt das nichtsnutzige Maggipulver vergessen und hab nur kopfschüttelnd vor dem Rechner gesessen, als es plötzlich an der Bürotür geklingelt hat.
Da stand ein netter Herr von Lieferservice Fa. Pizza Avanti, der mir den neuen Prospekt überreicht hat, und da gibt es zwar keine Käsespätzle aber Köstlichkeiten wie „Bufulo Chicken“ oder „Insalata Küchenchef Art“ oder vor allen Dingen …

Fingerfilet

… und damit beende ich für den heutigen Tag alle Versuche, diese Welt zu verstehen. Ich glaub einfach nicht, dass mir das im weiteren Verlauf des Tages gelingen wird.

Noch einer?

Sach mal, Oliver, alte Nase,

seit Tagen les ich Anzeigen oder komm an großen Plakaten vorbei, auf denen du von deinen Abenteuern mit Fa. Versatel erzählst:

Noch ein Techniker

Ich mein, ich find das pico-fiffi, wie fix die Jungs von Versatel sind, wenn’s klemmt, aber warum mussten die denn am gleichen Tag noch einen Techniker schicken? Hat der erste irgendwas verbockt? Oder ist der einfach so nicht klar gekommen und musste sich an der starken Schulter eines erfahreneren Kollegen ausweinen?
Oder warst du vorher 1&1-Kunde, Marcell Davis war mit dem Problem auch überfordert und deshalb noch bei dir („wir gehen erst wieder, wenn der Anschluss läuft“ oder so), und Marcell und der erste Versalle brauchten noch einen dritten Mann zum Skat?
Für eine gelegentliche Info wäre ich ganz dankbar.

Tschö,
der Chris