Die Arbeiterforelle

Eins der ersten Rezepte, die ich mir als Student auf dem Zweiplattenkocher meines Einzimmerwohnklos zubereitete. Urheber dieser protein- und kalorienreichen Köstlichkeit ist kein geringerer als der grandiose Karriereverweigerer Werner Enke. Wie Enke im Jahre des Herrn 1976 dazu kam, ausgerechnet der Zeitschrift „Meine Familie und Ich“ diese Rezept zu verraten, ist mir ein komplettes Rätsel. Nichtsdestoweniger hab ich da das folgende Rezept her.
Pro Person benötigt man:
1 halbe Fleischwurst (Lyoner o.ä.)
1-2 Scheiben Gouda
1 kleingewürfelte Zwiebel
1 kleingewürfelte Gewürzgurke
Senf
4 bis 5 Scheiben Frühstücksspeck, je nach Größe der Fleischwurst
Pfeffer
Zahnstocher
Die Fleischwurst pellen und längs halbieren. Beide Hälften großzügig mit Senf bestreichen und mit Zwiebel- und Gewürzgurkenwürfeln bestreuen und pfeffern. Mit den auf Wursthälftenbreite zurechtgezimmerten Gouda-Scheiben belegen, beide Hälften zusammenklappen, mit Speckstreifen umwickeln und dieselben mit Zahnstochern fixieren. In der Pfanne bei maximal mittlerer Hitze braten, bis der Speck knusprig ist und der Käse zerläuft. Hasenfüßige Naturen entfetten auf Küchenkrepp, 76er Studenten aßen direkt aus der Pfanne.
Mit Kochkunst oder gar feine Küche hat die Arbeiterforelle natürlich nicht das geringste zu tun, aber in der Tat verstehe ich, warum Enke diese Rezept voller Stolz der Öffentlichkeit präsentierte: Es gleicht seinem Humor. Vollkommen bizarr, aber suchtbildend. Vermutlich deshalb bereite ich mir diese mordsleckere Fett- und Proteinbombe noch immer ca. einmal pro Jahr zu und verzehre sie, während ich mir die mittlerweile total abgenudelte VHS von „Zur Sache Schätzchen“ reinziehe. Getränkeempfehlung: In Isarwasser gekühltes Flaschenbier und reichlich Obstler!
Laut Enke heißt dieses Rezept übrigens Arbeiterforelle, weil die einzige Forelle, die Arbeiter sich leisten können, die Fleischwurst ist. Kapitalismuskritisch ist die Arbeiterforelle also auch noch. Wer kann da widerstehen?

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