Splitterbrötchen (MXXIX)

Wenn man denkt, dass einen nichts mehr überraschen kann, kommt die Generalstaatsanwältin der USA daher …

Am meisten über Touristen ärgern sich die anderen Touristen.

Die 70er Jahre waren echt wild. Auch und gerade in der Tschechoslowakei.

Die  klarsichtige Analyse der Woche kam aus dem Maschinenraum.

Das Rennen um den kulinarischen Wochenhöhepunkt war bereits am Ostermontag gelaufen. Die beste, geduldigste Gemahlin von allen hatte ins „Buchholz“ im Gutshof Britz eingeladen, und da gab’s das, was ich gern als „Sonntagsessen“ bezeichne, feine, perfekt zubereitete gutbürgerliche Küche, eben was früher sonntags auf den Familientisch kam: etwas Besonderes, das aber die Bodenständigkeit nicht verlässt. Für mich gab’s einen Dreigang aus mariniertem Lachs …

,… herrlich zarter Rinderschulter mit Champignons, Wurzelgemüse und sensationellem Semmeltaler, und einem Crêpe mit Erdbeer-Rhabarberkompott.

Auf der Anreise1 glückte mir ein absolutes Highlight meiner atemberaubend erfolgreichen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Hier: ein riesiger Blech-Esel2.

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen fest davon überzeugt sind, dass Wahrheit durch die Wiederholung von Unwahrheit entsteht.

Neben der hervorragend gemachten, eigentlich viel zu lustigen Serie über den „Cum-Ex“-Skandal ist auch die ZDF-Doku zum Thema äußerst sehenswert. Wobei die Reihenfolge der Ereignisse durchaus den Paranoiker in mir triggert: Erst wird die Infrastruktur des Staates derart runtergerockt, dass eine Verfolgung von Wirtschaftskriminalität beinahe unmöglich ist, und dann werden prompt Wirtschaftsverbrechen begangen, als bekäme man’s bezahlt. Oh. Man hat’s ja bezahlt bekommen. Ich Dummerchen.

Was nicht jeder weiß: Das Prachtgewand ägyptischer Vorfahren wurde von ihren Couturiers auch „Hatschep-Suit“ genannt.

Wenn potenzielle Lesefehler wie Fußball-Fouls kategorisiert würden, wäre das die Blutgrätsche an der Mittellinie: Stabilisotopenanalyse.

Und Marlon Brando war wirklich ein ehrenwerter, sehr, sehr weiser Mann …

 

Splitterbrötchen (MXXVIII)

Ist es nicht ganz merkwürdig, dass George W. Bush jr. einem in der Rückschau plötzlich als gebildeter, reflektierter Staatsmann erscheint?

Bei einer Übersetzung stieß ich auf den Begriff „crack apple“ und tippte bei Google „Crack apple auf deutsch“ ein. Dann schlug Geminis große Stunde: „Wenn du wissen möchtest, wie du die Sprache auf einem Apple-Gerät auf Deutsch umstellen kannst, findest du hier die entsprechenden Schritte …“

In Kanada versteht man es, Prioritäten zu setzen: Hockey first!

Kaum jemand hat das Aussterben des Worts „Sendeschluss“ bemerkt.

Menschen, die ständig beteuern, wer sie sind und wofür sie stehen, erfüllen mich mit großem Misstrauen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein rundum perfekter Backfisch mit knusprigen Rosmarinkartoffeln und ausgezeichneter hausgemachter Remoulade im „Let’s Go Sylt“ am Kurfürstendamm.

Ich habe dieses Lokal idiotischerweise jahrelang gemieden, weil ich es für eine Touristenfalle hielt. Dämlich. Hier bekommt man frischesten Fisch, einfach aber perfekt zubereitet, meist gegrillt. Der Service ist freundlich, es gibt einen fantastischen offenen Riesling von Pfaffmann … würden die Touristen bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen, nur zufriedene Berliner. Gehen Sie nach Mitte, da ist ordentlich Krawall, da können Sie sich amüsieren!

Der Runner-Up zum kulinarischen Wochenhöhepunkt war interessanterweise das beinahe gleiche Gericht: „Fish and Chips“ im „Dolden Mädel“ am Mehringdamm. Ebenfalls sehr schmackhaft, aber die mehr in Richtung Panade gehende Kruste im „Sylt“ hat mir besser geschmeckt als der klassische Bierteig in Kreuzberg, wo die Chips auch wirklich gut waren, aber nicht ganz so saftig wie die Rosmarinkartoffeln vom Kurfürstendamm3. Die Einschätzung des Gurkensalats habe ich selbst-ver-ständlich der führenden Expertin für diese Speise überlassen, der besten, geduldigsten Gemahlin von allen.

Halsatmer-Fun-Fact: Sie sind total genervt von NGO-Drückern4, die Sie in der Fußgängerzone anbaggern, um Ihnen Fördermitgliedschaften auf- und möglichst dicke Spenden abzuschwatzen? Legen Sie sich ein Tracheostoma zu und das Problem ist umgehend gelöst. Es traut sich keiner mehr, Sie anzusprechen. Für Sie getestet!

Wissen Sie, mit welcher pfiffigen Marketingmaßnahme ich als Restaurantinhaber von Fischrestaurant auf Steakhaus umstellen würde? Überall Schilder aufhängen: „Achtung! Fisch gestrichen!“ Hahahahaha!

Ratlosigkeit angesichts dieser Serie. Geht es jetzt um die Digitalisierung oder doch um trashiges Hormongedöns?

Als ich „Ein Quantum Trost“ zum ersten Mal gesehen habe, war ich nicht enttäuscht, sondern eher ein bisschen unterwältigt, Tja, Craig hat „seinen“ Bond gefunden, und jetzt beginnt man, die Formel zu wiederholen und auszuschlachten, dachte ich damals. Ich muss mich, nachdem ich „Quantum“ mittlerweile mehrmals angeschaut habe, total revidieren, der Film streitet sich mit „Skyfall“ um den zweiten Platz hinter „Casino Royale“ in der Rangliste meiner Craig-Bonds. So viele stimmige Details, die mir beim ersten Anschauen entgangen sind, geben dem Film eine zweite erzählerische Ebene, auf der man tatsächlich Bonds Entwicklung nachvollziehen kann. Sehr gut gemacht.

Splitterbrötchen (MXXVII)

Blitzgescheiter Einfall der ZEIT-Redaktion: Bevor man jetzt die täglich erscheinenden Wortiger-Rätsel lösen kann, muss man neuerdings auf „Rätsel lösen“ klicken. So wird alles einfach und klar.

Same procedure as every year: Anlässlich der Veröffentlichung der Besucherstatistiken der subventionierten Bühnen hat der Tagesspiegel sein alljährliches Banausen-Happening veranstaltet, bei dem die kulturlosen Krawallinskis die Abschaffung jeglicher Subventionen für die darstellenden Künste fordern dürfen. Das bedeutet, dass es mehrere schlechte Nachrichten gibt.
Fangen wir mit denen für die ehemaligen Kollegen von der Bühne an: Es wird eng. Die Zahl der Banausen steigt stetig und die Anzeichen, dass sich die Politik ein paar Theater aussuchen wird, um dem pöbelnden Wahlvolk „Handlungsfähigkeit“ zu demonstrieren, wachsen. Bald ist es soweit, die Theater, die es treffen wird, sind dann weg und das Publikum dieser Theater5 ebenfalls. „Dumm gelaufen“, werdet ihr dann wieder sagen und wieder die Klappe halten, bis es euch auch trifft.
Aber noch schlechtere Nachrichten hab ich für die Banausenfraktion: Ihr verursacht Kosten. Kultur ist das bei weitem preiswerteste Mittel zur Barbarei-Abwehr. Wenn ihr euren Willen bekommt, und die Kultursubventionen zusammengestrichen werden, muss an anderer Stelle deutlich mehr Geld ausgegeben werden, um den gesellschaftlichen Frieden aufrechtzuerhalten. Zivilisation gibt’s nicht umsonst, besonders, wenn man die bedeutendsten zivilisatorischen Errungenschaften – also die kulturellen – wegsparen will. Beispiel gefällig? Aber gern.

Damit sich niemand benachteiligt fühlt: Schlechte Nachrichten für Autoren hab ich auch noch,

Okay, der kulinarische Wochenhöhepunkt dient auch dazu, vom Elend der Welt abzulenken.

Eigentlich lag ich selbst mit einem außergewöhnlich wohlgeratenen Risotto vom Bruchspargel mit Erbsen uneinholbar vorn, doch dann stand beim Erstbesuch des außergewöhnlich empfehlenswerten portugiesischen Restaurants „A Telha“ eins meiner Lieblingsgerichte vor mir, Stockfisch auf dem Dachziegel gebacken, mit einem außergewöhnlich delikaten Kartoffelpüree6, da gab ich mich außergewöhnlich gern geschlagen.

Es ist gar nicht so einfach, wie manche denken, eine größere Menge von Menschen richtig auf die Palme zu bringen. Probieren Sie’s einfach mal aus, dann wissen Sie, was ich meine. Wir sollten Künstler, denen das im Alter von 89 Jahren noch gelingt, feiern und nicht verdammen.

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre es einem „Flirtcoach“ beinahe gelungen, mir die „Nase-Nabel-Regel“ zu erklären, bevor meine fliegenden Finger die Fernbedienung erreichten und ich umschalten konnte. Das war knapp!

Es könnte sich als sinnvoll erweisen, mit den zwanzig Regeln betreffs der Tyrannei von Tymothy Snyder vertraut zu sein. John Lithgow bringt sie einem in einmaliger Diktion nahe:

(Dank an die geschätzte Frau Kaltmamsell) Snyder und seine Frau Marci Shore werden übrigens nach Toronto ans Munk College gehen. Aus Gründen. Im gestrigen Perlentaucher wird auf ein FAS-Interview mit Mrs. Shore hingewiesen:  „J.D. Vance hatte auf Twitter geschrieben, Snyder, einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine, sei eine ‚Schande für Yale‘. Was dann nicht geschah, dürfte die Entscheidung für Kanada begünstigt haben: ‚Die Uni schwieg. Weder die Verwaltung noch unsere Kollegen an der juristischen Fakultät, die meiner Meinung nach eine besondere Verantwortung haben angesichts der Rolle, die die Yale Law School im Allgemeinen und ‚Tiger Mom‘ Amy Chua im Besonderen in der Erfindung von J. D. Vance gespielt haben – sie war seine Professorin -, haben Tim öffentlich verteidigt.“

Lesefehler der  Woche: „Arthouse-Diät“ statt „Arthrose-Diät“.

 

Splitterbrötchen (MXXVI)

Die aktuellen, deprimierenden Umfragewerte können nicht überraschen: Wie soll man kein Vertrauen verspielen, wenn man seine zu vollmundigen Wahlversprechen sofort nach dem Urnengang ohne ausreichende Erklärung in den Wind schießt und wochenlang hinter verschlossenen Türen an einem Koalitionsvertrag herummauschelt, während dem Bürger die offensichtlichen Probleme des Landes unter den Nägeln brennen?

Was nicht jeder weiß: Bei Distanzangriffen ist der Pistolenfisch dem Schwertfisch weit überlegen.

In den Nachrufen auf Val Kilmer geht’s meistens um „Iceman“ und „Batman“. Ich denke immer noch, dass er für seinen Doc Holiday7 in „Tombstone“ einen Academy Award verdient hätte. Und dann war da natürlich noch „Top Secret„, einer der komischsten Filme überhaupt8.

Kulinarische Wochenhöhepunkte waren zum einen ein „Masurischer Sauerbraten“ im „Marjellchen„, wobei die lockeren Klöße und der aromatische Schmorkohl dem in Buttermilch marinierten Rindfleisch9beinahe den Rang abgelaufen hätten …

… zum anderen natürlich das gestrige traditionelle Anspargeln Zuhause, ganz klassisch mit weißem Beelitzer, Kartoffeln, zerlassener Butter und Schinken10, die Saison hat richtig gut begonnen.

Halsatmer-Fun-Fact: Niesen wird zum Erzfeind. Jeder Nieser fördert eine Ladung Sekret in die Nase, wo das Zeugs dann gemächlich rauszutröpfeln beginnt. Das dauert bei mir pro Niesladung an die zwanzig Minuten, wir Trachis können uns ja nicht mehr schneuzen. Wenn also ein Pollenflug für fünf, sechs Nieser hintereinander sorgt, hat man anderthalb Stunden lang richtig Spaß.

Die Dienstags-Losung war „Je suis Bielefeld même si je n’existe pas“.

Beim Besuch einer Aldi-Filiale hab ich nach Jahren des achtlosen Vorbeigehens mal wieder das Weinregal genauer angeschaut und war vollkommen entsetzt: mehr als Dreiviertel des Angebots lagen bei ca. 2,50 Euro die Flasche. Nichts gegen preiswerte Getränke, aber bei solchen Weinpreisen hört bei mir der Spaß auf. In diesen 2,50 Euro sind ja auch noch die Kosten für Flasche, Etikett, Verschluss, Steuern etc. enthalten, da bleiben ja nur noch wenige Cents für den Flascheninhalt übrig. Entweder gluckert in diesen Flaschen lediglich eine weinähnliche Flüssigkeit, oder die an den Aldi-Kreationen beteiligten Weinbau-Betriebe waren gezwungen, ihre Erzeugnisse mit Verlust zu verkaufen.

Wer wegen Marie Le Pens Verurteilung wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder frohlockt, sollte sich zumindest wundern, warum hier ein ehemaliger Kanzler in Sachen Cum-Ex ungeschoren davongekommen ist.

In diesem Zusammenhang: Schauen Sie sich bitte die wunderbar bösartige, sehr komische, auch vom geschätzten Kollegen Rose empfohlene Serie „Die Affäre Cum-Ex“ mit einem herausragenden Justus von Dohnányi an. Ganz nebenbei wird hier die von ahnungslosen Journalisten ständig behauptete Idiotie, Cum-Ex wäre „raffiniert“ oder „schwer zu verstehen“ gewesen, ad absurdum geführt. War es nicht, war einfach dreister Betrug und Diebstahl, man ließ sich Gelder erstatten, die man niemals bezahlt hatte. So einfach war das, und jeder, der sich auch nur 5 Minuten mit diesem betrügerischen Modell befasst hat (egal ob Finanz-Laie, Finanzminister oder Bundeskanzler) MUSSTE sofort erkennen, dass man sich mit dieser Masche strafbar macht.

Die Werra-Rundschau versetzte mich in einen Schockzustand.

Was ist nur aus unserer guten, alten Raucherecke geworden?

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis irgendein geltungssüchtiger Voodoo-Wissenschaftler mit einer Studie um die Ecke kommt, die vor den Gefahren des „Passiv-Trinkens“ warnt, also behauptet, dass die Duftstoffe, die Bier, Wein und Spirituosen in der Luft eines Gasthauses hinterlassen, gesundheitsschädlich sein könnten. Hält wer dagegen?

Vielleicht ist dieser Handelskrieg ja nur ein riesiges, von einem inkompetenten Dolmetscher verursachtes Missverständnis. Trump redet dauernd von „tariffs“, dabei ist das englische Wort für „Zoll“ doch „inch“.

 

Splitterbrötchen (MXXV)

Wir leben in Zeiten, in denen Unwahrscheinlichkeiten stetig wahrscheinlicher werden. Wenn Politiker und die Medien mit ihrer elenden Säbelrasselei so weitermachen, werden, fürchte ich, bei der Bundestagswahl 2025 sehr viele Menschen, die jetzt noch nicht mal im Traum daran denken, die AfD. Aus dem ganz pragmatischen Grund, um  dann einen Krieg gegen Russland zu verhindern. Diese widerliche Kriegstreiberei wird uns auch innenpolitisch richtig in die Bredouille bringen.

Die halten einen doch für komplett bescheuert.

Durchsage an den Gesichterseher im Maschinenraum: Das wäre jetzt zu toppen. Auf die Idee, das Cover von „In the Court of the Crimson King“ ein paar hundert Jahre vor Erscheinen des Albums als KIrche nachzubauen, muss man erstmal kommen. Der Holländer wird doch immer wieder unterschätzt.

Die Weisheit der Woche:

Ganz merkwürdig: wenn ich bei amazon nach „funktionsfähige Pumpgun, geladen, Top-Zustand“ suche, werden mir nur Massagepistolen angezeigt.

Ja, seid ihr denn wahnsinnig geworden beim Tagesspiegel? Mehr Sauberkeit in den Schultoiletten? Ist euch klar, wohin das führt? Ich bin von der 5. bis 11. Klasse auf ein um die Jahrhundertwende erbautes Gymnasium gegangen, die Toiletten waren dort traditionell in einem unaussprechlichen Zustand, sogar der Hausmeister hat sich geweigert, sie zu betreten. Und dann zogen wir in einen Neubau um, mit pieksauberen, blitzblanken Sanitäranlagen. Und was geschah? Wir ließen uns die Haare lang wachsen, hörten dubiose Rock-Musik, waren frech zu unseren Lehrern und fingen an, bei den Arbeiten zu schummeln! Der Zusammenhang muss doch sogar einem Tagesspiegel-Redakteur klar sein! Haltet ein, ihr öffnet den Klodeckel der Pandora!

Die Theater graben sich ihr eigenes Grab. Vor ein paar Tagen hatte am Broadway „Othello“ Premiere, mit Denzel Washington in der Titelrolle und Jake Gyllenhaal als Jago. Ohne Zweifel dürfte das schauspielerisch eine in jeder Hinsicht atemberaubende Show sein, nur: Wer wird sie sich anschauen können? Die Tickets kosten zwischen 219 und 921 Dollar, Welcher junge Mensch kann und will sich das leisten? Außergewöhnliche Schauspielerei ist aber haargenau das, was in jungen Menschen die lebenslange Begeisterung für Theater weckt. Wenn ihnen der Zugang dazu verwehrt wird, bleiben sie eben ein Leben lang zu Hause und nutzen die sehr viel günstigeren Streaming-Abos. Tja.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren selbstgeklöppelte Rinderbacken in dicker, cremiger Sauce. Da ich das Tellerfoto mal wieder verwackelt hab, gibt’s den Runner-Up, einen überraschend schmackhaften Linseneintopf, der im Hoppegarten zum Skat gereicht wurde.

Seit ich mich mit gutem Kochen und Essen befasse, ärgere ich mich über viele hiesige Gesetze und Vorschriften, die damit in Verbindung stehen. Ein Dauerbrenner diesbezüglich ist die Vorschrift, dass Hummer nur getötet werden dürfen, indem man sie in kochendes Wasser wirft. Ich halte das für vollkommen barbarisch und frage seit beinahe 50 Jahren, was gegen die von Jacques Pepin hier (bei ca. 00:50) demonstrierte Methode zu sagen ist.

Eine befriedigende Antwort habe ich bisher nicht erhalten.

Kleiner Tipp für Freunde der Spannungsliteratur: Samuel Bjørk hat mit der mittlerweile fünfbändigen „Munch & Mia“-Serie eine höchst unterhaltsame Cop-Thriller-Reihe geschrieben, in dem er ein Ermittlerteam á la Sjöwall/Wahlöö oder Arne Dahl mit einem weiblichen Harry-Hole-Clone kombinierte. Hab ich wie nix weggelesen, hat Spaß gemacht11.

Wer seinen Müll in parfümierten Müllbeutel aufbewahrt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

 

Wie Sport riecht

Tenniskampioenschappen Nederland, Tom Okker (l) en Jan Hajer (r) .*16 augustus 1964 Foto: Eric Koch für Anefo unter 1.0 Verzicht auf das Copyright

Dieser Tage ist ein Eau de Toilette auf den Markt gekommen, dass angeblich nach Fußball riecht, nach der Bundesliga. Das ist natürlich Quatsch. Fußball riecht nicht mehr. Fast alle Sportarten haben ihren Geruch verloren.

Als ich anfing, Sport zu treiben, damals, in de 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. hatte Sport noch einen unverwechselbaren, unvergesslichen Geruch. Sport roch damals wie ein Geschäft namens „Sport-Beyer“ in meiner Heimatstadt Eschwege, in der Marktstraße.

„Sport-Beyer“ war damals der Fixpunkt eines jeden Sport treibenden Menschen in Eschwege und Umgebung. Dort kaufte man die Ausrüstung und die Klamotten. Meine ersten Fußballschuhe (Adidas „Uwe Seeler“, welche denn sonst?), den ersten Fußball aus Leder, den ersten Tennisschläger (Dunlop Maxply), den Tischtennisschläger, den auch Eberhard Schöler benutzte, ein bis zwei Paar Tennisschuhe (Romika) pro Saison, regelmäßig neue Tennisbälle, regelmäßig neue Sportschuhe für die Turnhalle, den letzten Tennisschläger, den mein Vater mir gekauft hat (Wilson T200012), später dann alle 3 bis 6 Monate neue Basketballschuhe, und natürlich Trainingsanzüge, Sportklamotten ohne Ende … ja, all das und wohl noch viel mehr hab ich aus dem Ladengeschäft in der Marktstraße getragen. Meine Sportbegeisterung und ich waren meinen Eltern lieb und teuer.

Und jedes Mal, wenn ich bei Sport-Beyer vorbeischaute, hat mich der Geruch umgehauen, der einen ansprang, wenn man die Ladentür aufgemacht hat. Ein ganz eigene, kraftvolle Kombination aus Leder, Baumwolle, Gummi, Zelluloid, Filz, Holz … Damals waren Sportgeräte noch nicht aus olfaktorisch neutralem Kunststoff, sie rochen deutlich nach den Materialien, aus denen sie hergestellt worden waren. Und diese Geruchsmischung gab’s nur in dezidierten Sportgeschäften, weil sich nur hier die Gerüche aller Sportarten in einzigartiger Weise vermischten. Wobei eine Komponente – natürlich – fehlte: In Sportgeschäften roch es niemals nach Schweiß. Diese markante Duftnote musste man selber hinzufügen, auf dem Platz oder in der Halle. Sportgeschäfte verkauften auch vom Geruch her die reine Verheißung. Die Mühen der Ebene begannen, wenn Herrn Beyers Registrierkasse geklingelt hatte.

Sport-Beyer gibt’s schon lange nicht mehr, und dieser Geruch, der damals fast allen Sportgeschäften zu eigen war, ist auch verschwunden. Das ist auch ganz gut so, denn die modernen Sportgeräte und -klamotten aus Kunststoff sind deutlich praktischer und viel einfacher zu handhaben, als das Zeugs, mit dem unsereins sich damals rumgeschlagen hat. Der Geruch allerdings… ja, der war schon ziemlich speziell und angenehm. Unvergesslich. Doch, das war eine schöne Zeit, als Sport noch gerochen hat.

Splitterbrötchen (MXXIV)

Ich bin so alt, dass ich mich noch an Zugtoiletten erinnere, die man auf Bahnhöfen nicht benutzen dürfte. E pericoloso sporgersi!

Ja, um Himmelswillen, dann macht doch die Schulen doch endlich wieder auf!

Ich bin nicht der Ansicht, dass Menschen einem Staat, in den sie hineingeboren wurden, etwas schulden, was in Form von Wehrdiensten oder sozialen Jahren abgegolten werden muss.

Neuer, die Welt in Aufregung versetzender Beitrag zu meiner weltkulturell bedeutsamen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen forografiert Dinge“. Heute: den Strand unter dem Nürnberger Pflaster.

Wenn Sie Interesse am längsten Witz der Welt haben, bitte sehr. Obacht, er ist wirklich sehr lang, und die Pointe … sagen wir mal so, obwohl man alle Zeit der Welt hat, sie zu erraten, kommt sie trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit einigermaßen überraschend.

Letzte Woche vergessene, dringende Nachricht an den Maschinenraum: Getrocknete Steinpilze niemals weglassen, egal bei welchem Rezept, die machen richtig schön Geschmack! Wenn sie ledrig-lappig sind, wurden sie entweder nicht lang genug eingeweicht oder zu kurz mitgeschmurgelt.

Die Stille in den Talkshows, seit Hurra-Pazifistin Wagenknecht wg. Abkackens vor der Fünf-Prozent-Hürde nicht mehr eingeladen werden muss, ist durchaus wohltuend.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein schön saftiges Schäufele mit ausgezeichnetem Kloß, Kraut und guter Sauce13 im Nürnberger „Augustiner zur Schranke“.

Runner-Up war ein leichter Lunch, beim wegen seines Qualitätsbewusstseins und seines Humors geschätzten Bruno

Tja, über die Wiedereinführung der Wehrpflicht lässt sich ganz trefflich schwadronieren (sic!), besonders wenn man ein Alter erreicht hat, in dem man von ihr nicht mehr betroffen ist. Wenn ihr selbstbesoffenen Eisenfresser vor eurer endgültigen Vergreisung noch mal Krieg führen wollt, dann schafft gefälligst eine Berufsarmee, statt eine junge Generation durch den Fleischwolf zu drehen!

Sie wissen nicht, wie man ‚Gesteinformation“ schreibt UND sie haben vergessen, die entsprechenden Fotos in die Mappe zu legen. Muss man denn immer wieder bei Null anfangen?

Nein, „Bio-Boxer“ sind nicht das, was Sie sich gerade vorzustellen versuchen.  Herrenunterhosen sind gemeint.

Das Kennedy Center in Washington ist eine der bedeutendsten Aufführungsstätten der USA, eins der kulturellen Zentren des Staates. Vor ein paar Wochen hat Trump den Aufsichtsrat dieser Institution gekapert, seitdem werden systematisch ihm unliebsame Künstler aus der liberalen Ecke gecancelt. Diese Woche hat es Harvey Fierstein getroffen, der u. a. die „Torch Song Trilogy“ und das Libretto zu „La Cage aux Folles“ geschrieben hat. Aus deutschen Theatern dröhnt zu diesen skandalösen Vorgängen mal wieder das Schweigen. Die Herrschaften in den Intendanten- und Dramaturgenbüros, deren Feigheit nur durch ihre Ehr- und Talentlosigkeit übertroffen wird, nehmen sich nicht mal die paar Sekunden, die es braucht, um eine KI anzuweisen, eine halbherzig dahingemurmelte Solidaritätsbekundung zu verfassen.14

Der Sinnspruch der Woche:

Ich warte sehnsüchtig darauf, dass irgendeinem Sozialdemokraten endlich der Satz „Unsere aktuelle Zahl an Wählerstimmen entspricht nicht der tatsächlichen politischen Bedeutung unserer Partei.“ entfleucht. Macht euch endlich ehrlich, Genossen!

Sollte Julian Boninsegna Nachfahren heute Abend ein zweites Mal schlagen, muss sein Vertrag sofort auf Lebenszeit verlängert werden. Außerdem wäre zeitgleich die Namensänderung in „Adelsmann“ zu veranlassen.

Splitterbrötchen (MXXIII)

Bullauge, sei wachsam!

Bevor man die Scholle verzehren kann, muss man sie bestellen.

Neuer, der Welt den Atem verschlagender Beitrag zu meiner die globale Öffentlichkeit bewegenden Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: den Schmachter See.

An der Ostsee sind verwirrend viele Hotels, Pensionen und Ferienwohnung nach einer Person namens „Strandi Dyll“ benannt. Googlen blieb bisher erfolglos. Haben wir es mit einem in Ungnade gefallenen ehemaligen SED-Funktionär zu tun, der mittlerweile offiziell totgeschwiegen wird?

Die queere Bewegung hat weiteres Terrain erobert.

Szenen einer Ehe:
„Also, mir schmeckt das Leitungswasser hier sehr gut.“ – „Mir fehlen Kohlensäure, Hopfen und Alkohol.“

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war – natürlich – der bei Binz-Aufenthalten obligatorische Besuch des Lieblingslokals, der Strandhalle. Dieses Mal war wieder ein Signature Dish an der Reihe: Geräuchertes Bücklingsfilet aus Hiddensee mit Bratkartoffeln, Gurkensalat und einer würzigen, dicken Sahne-Creme. Wunderbares Wohlfühlessen.15.

Mir scheint, dass die liebenswerten Exzentriker, die früher unter der Bezeichnung „Hotelschreck“ subsumiert wurden, im Aussterben begriffen sind. Die haben sich wohl die Zähne an der teflonbeschichteten Kettenhotellerie ausgebissen.

Idyll in der Kleingartensiedlung: wenn man das leise Piepen der Lauben hört.

Auch intensives Googlen half nicht: Einen Beleg für die Verbindung, die diese Location zwischen dem traditionsreichen Ostseebad Binz und Musikgenie Leonard Bernstein16 insinuiert, ließ sich nicht finden.

Was die Politik baldmöglichst liefern sollte: eine ernstzunehmende Kriegsvermeidungsstrategie. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass wir uns bis an die Zähne bewaffnen, um den Herrn in Moskau davon abzuhalten, weitere Grenzen zu überschreiten. Aber dann brauchen wir einen Plan, wie wir diese Waffen einsetzen, ohne sie zu benutzen. Sonst droht das gleiche wie 1914: Da waren die Arsenale voll, und als die letzte Eskalationsstufe erreicht war, wurde losgeschossen, weil man keinen anderen Plan hatte. Man sollte  wissen, wie man die Waffen nicht einsetzen kann, die man anschaffen will.

 

Splitterbrötchen (MXXII)

Als jemand die Frisur von Friedrich Merz als „Krombacher-Insel“ bezeichnete, hat mich das ziemlich amüsiert.

Jemandem, der mir eine virtuelle Pumpgun anbietet, mit der ich KIs, die mir ungefragt ihre Dienste anbieten, einfach wegpusten könnte, würde ich sofort und gern eine größere Menge Geldes in den Rachen werfen.

Für die Zuordnung der Woche bedanke ich mich ganz herzlich bei Maschinist: Wenn man von „gestrandeten Eventbelgiern“ spricht, weiß wirklich jeder sofort, wer gemeint ist.

Neuer, die Grenzen des Fassbaren sprengender Beitrag zu meiner pangalaktisch erfolgreichen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: die Ostsee.

Verstehe ich das richtig? Diese KI-Chatbots machen Tests und kacken ab, obwohl sie vorher mit den richtigen Antworten gefüttert wurden? Wozu brauch ich dann KI, das kann ich selber doch schon lange?

Die Grenze zwischen Optimismus und Schönfärberei verläuft genauso fließend wie die zwischen Pessimismus und Schwarzmalerei. Es gilt weiterhin das nach mir benannte Kurbjuhnsche Axiom „Niemand weiß Bescheid“.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren die besten gebratenen Heringe meines Lebens an Bratkartoffeln der Spitzenklasse in der Binzer Kogge.

Die absolut sensationelle Qualität dieser Fische (einmalig zarte Textur, wunderbar milde Aromen) erklärte die  Chefin beim Abräumen, als wir sie baten, den Küchenchef mit Komplimenten zu überhäufen: die Viecher waren einem örtlichen Fischer erst wenige Stunden zuvor ins Netz gegangen.

Wenn Sie sich gelegentlich fragen, warum Ihr Coq au Vin deutlich anders schmeckt als in Frankreich, genügt zur Erklärung ein Blick auf das Huhn, das Maîté für ihre Version verwendet.Wie soll man hierzulande an ein Huhn dieser Größe und Qualität kommen? Das ganze Video:

Den endgültigen Kommentar zur Shitshow im Oval Office hat Bonnie Rupprecht auf Threads gepostet: „So a guy who has stood up to the entire Russian Army for 3 years was forced to sit there and take shit from a guy who was scared out of a ski resort in Vermont by an angry mob of middle aged antique dealers.“

Briefmarken? Okay. Seltene Münzen? Warum denn nicht? Aber hier habe ich Fragen …

Die Erkenntnis, dass „Schuldenbremse“ tatsächlich ein Anagramm von „Der muss blechen“ ist, verdanke ich Magnus, Robot Fighter.

 

Der andere Blickwinkel

Wer schon ein Weilchen dabei ist, kennt das. Man hat ein Projekt ausführlich vorbereitet, das Für und Wider wurde mehrfach abgeklopft, die Sache sieht gut aus, was nur noch fehlt, ist das endgültige grüne Licht, der Startschuss, der natürlich vom Büro des Oberpropellers17 aus gegeben werden soll. Es gibt einen Termin, das kreative Team, das die Vorarbeiten geleistet hat, versammelt sich, vielleicht stehen die Sektgläser schon auf dem Tisch… aber wenn jetzt jemand im Raum ist, der bisher bei keiner Teamsitzung dabei war, der bisher an dem Projekt nicht mitgearbeitet hat, dann bleiben die Sektflaschen zu, dann wird der Oberpropeller das Projekt in letzter Sekunde canceln.

Den neuen Mann (oder die neue Frau) hat der Oberpropeller dazu bestellt, der oder die hat den Auftrag, das Projekt abzuschießen, in dem er einen „anderen Blickwinkel“ ins Spiel bringt. Was für ein Blickwinkel das ist, ist vollkommen egal, es sollen lediglich Zweifel aufkommen. Der oder die Neue sagt irgendeinen Unsinn wie „Ich bin mir
nicht sicher, ob diese Geschichte wirklich von Waffenhändlern handelt. Geht es nicht eigentlich um Liebe?“ oder „Erreichen wir damit wirklich die demographisch relevante Zielgruppe zwischen 18 und 55?“ oder „Werden wir damit nicht Ärger mit den Kirchen bekommen?“. Der Oberpropeller braucht nur einen Anlass, um sagen zu können „Herrje, das hatten wir ja noch gar nicht auf dem Schirm…“ und schon ist das Projekt verschoben oder gleich gecancelt.

Einen Versuch, das Projekt zu retten, unternimmt man nur, wenn man die Nummer zum ersten Mal erlebt. Ab dem zweiten Mal weiß man, dass die Sache längst gelaufen ist, dass der Oberpropeller kalte Füße bekommen hat und das Projekt von der Backe haben will18. Der „andere Blickwinkel“ soll ihm helfen, das Gesicht gegenüber den Kreativen zu wahren. Die können ihm ja vielleicht doch noch mal nützlich sein, bei einem Projekt, das er vielleicht nicht absagt.

Und, ja, klar, die Parallelen zu dem, was letzten Freitag im Oval Office abgegangen ist, seh ich auch. Vance hatte da überhaupt nichts verloren. Deshalb hab ich’s ja aufgeschrieben.