Splitterbrötchen (MXXII)

Als jemand die Frisur von Friedrich Merz als „Krombacher-Insel“ bezeichnete, hat mich das ziemlich amüsiert.

Jemandem, der mir eine virtuelle Pumpgun anbietet, mit der ich KIs, die mir ungefragt ihre Dienste anbieten, einfach wegpusten könnte, würde ich sofort und gern eine größere Menge Geldes in den Rachen werfen.

Für die Zuordnung der Woche bedanke ich mich ganz herzlich bei Maschinist: Wenn man von „gestrandeten Eventbelgiern“ spricht, weiß wirklich jeder sofort, wer gemeint ist.

Neuer, die Grenzen des Fassbaren sprengender Beitrag zu meiner pangalaktisch erfolgreichen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: die Ostsee.

Verstehe ich das richtig? Diese KI-Chatbots machen Tests und kacken ab, obwohl sie vorher mit den richtigen Antworten gefüttert wurden? Wozu brauch ich dann KI, das kann ich selber doch schon lange?

Die Grenze zwischen Optimismus und Schönfärberei verläuft genauso fließend wie die zwischen Pessimismus und Schwarzmalerei. Es gilt weiterhin das nach mir benannte Kurbjuhnsche Axiom „Niemand weiß Bescheid“.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren die besten gebratenen Heringe meines Lebens an Bratkartoffeln der Spitzenklasse in der Binzer Kogge.

Die absolut sensationelle Qualität dieser Fische (einmalig zarte Textur, wunderbar milde Aromen) erklärte die  Chefin beim Abräumen, als wir sie baten, den Küchenchef mit Komplimenten zu überhäufen: die Viecher waren einem örtlichen Fischer erst wenige Stunden zuvor ins Netz gegangen.

Wenn Sie sich gelegentlich fragen, warum Ihr Coq au Vin deutlich anders schmeckt als in Frankreich, genügt zur Erklärung ein Blick auf das Huhn, das Maîté für ihre Version verwendet.Wie soll man hierzulande an ein Huhn dieser Größe und Qualität kommen? Das ganze Video:

Den endgültigen Kommentar zur Shitshow im Oval Office hat Bonnie Rupprecht auf Threads gepostet: „So a guy who has stood up to the entire Russian Army for 3 years was forced to sit there and take shit from a guy who was scared out of a ski resort in Vermont by an angry mob of middle aged antique dealers.“

Briefmarken? Okay. Seltene Münzen? Warum denn nicht? Aber hier habe ich Fragen …

Die Erkenntnis, dass „Schuldenbremse“ tatsächlich ein Anagramm von „Der muss blechen“ ist, verdanke ich Magnus, Robot Fighter.

 

Der andere Blickwinkel

Wer schon ein Weilchen dabei ist, kennt das. Man hat ein Projekt ausführlich vorbereitet, das Für und Wider wurde mehrfach abgeklopft, die Sache sieht gut aus, was nur noch fehlt, ist das endgültige grüne Licht, der Startschuss, der natürlich vom Büro des Oberpropellers1 aus gegeben werden soll. Es gibt einen Termin, das kreative Team, das die Vorarbeiten geleistet hat, versammelt sich, vielleicht stehen die Sektgläser schon auf dem Tisch… aber wenn jetzt jemand im Raum ist, der bisher bei keiner Teamsitzung dabei war, der bisher an dem Projekt nicht mitgearbeitet hat, dann bleiben die Sektflaschen zu, dann wird der Oberpropeller das Projekt in letzter Sekunde canceln.

Den neuen Mann (oder die neue Frau) hat der Oberpropeller dazu bestellt, der oder die hat den Auftrag, das Projekt abzuschießen, in dem er einen „anderen Blickwinkel“ ins Spiel bringt. Was für ein Blickwinkel das ist, ist vollkommen egal, es sollen lediglich Zweifel aufkommen. Der oder die Neue sagt irgendeinen Unsinn wie „Ich bin mir
nicht sicher, ob diese Geschichte wirklich von Waffenhändlern handelt. Geht es nicht eigentlich um Liebe?“ oder „Erreichen wir damit wirklich die demographisch relevante Zielgruppe zwischen 18 und 55?“ oder „Werden wir damit nicht Ärger mit den Kirchen bekommen?“. Der Oberpropeller braucht nur einen Anlass, um sagen zu können „Herrje, das hatten wir ja noch gar nicht auf dem Schirm…“ und schon ist das Projekt verschoben oder gleich gecancelt.

Einen Versuch, das Projekt zu retten, unternimmt man nur, wenn man die Nummer zum ersten Mal erlebt. Ab dem zweiten Mal weiß man, dass die Sache längst gelaufen ist, dass der Oberpropeller kalte Füße bekommen hat und das Projekt von der Backe haben will2. Der „andere Blickwinkel“ soll ihm helfen, das Gesicht gegenüber den Kreativen zu wahren. Die können ihm ja vielleicht doch noch mal nützlich sein, bei einem Projekt, das er vielleicht nicht absagt.

Und, ja, klar, die Parallelen zu dem, was letzten Freitag im Oval Office abgegangen ist, seh ich auch. Vance hatte da überhaupt nichts verloren. Deshalb hab ich’s ja aufgeschrieben.

 

Splitterbrötchen (MXXI)

Der Frühling kommt, wenn Daniele im „Sicilia“ draußen aufstuhlt. Also isser da.

Was nicht jeder weiß: Viele Selfies lassen sich verhindern, indem man einfach „Nein, den alten Sack fotografier ich nicht!“ sagt und das Handy wegsteckt.

Erfolgreiche Außenpolitik beruht auf den Werkzeugen der Diplomatie. Man verhandelt hinter geschlossenen Türen miteinander und wahrt Stillschweigen über den Verhandlungsprozess, in dem dann – besonders wenn’s ans Eingemachte geht –  durchaus harsche Worte fallen dürfen. Die, öffentlich geäußert, einen Gesichtsverlust der einen oder anderen Seite bedeuten würden, die aber, wenn im Lauf der Zeit ein für beide Seiten akzeptables Verhandlungsergebnis erzielt wurde, vollkommen bedeutungslos geworden sind und vergessen werden können. Wenn man auf Diplomatie verzichtet und stattdessen eine Show inszeniert, wie die, die wir am Freitag gesehen haben, dann wollte man von Beginn an keine Einigung.

Da rasseln Politiker von CDU, FDP und Grünen mit dem Säbel, als wäre der leibhaftige Willemzwo in sie gefahren, und dann wundern sie sich, dass junge Menschen – also die, die damit rechnen müssen, als Kanonenfutter in einer kriegerischen Auseinandersetzung vorgesehen zu sein – ihr Kreuzchen bei Parteien machen, die ihnen versprechen, nicht in den Krieg ziehen zu müssen. Glauben deutsche Politiker an die Folgenlosigkeit ihres Tuns, oder wie? Oder rechnen die gar nicht mehr damit, dass junge Menschen ihnen zuhören?

Jeder Scholz hat seinen Preis.

Der Witz der Woche: Ein Mann gibt mit seinem neuen Hörgerät an: „“Das ist State of the Art, vom Feinsten, das Allerneueste auf dem Markt. Hat mich eine Stange Geld gekostet!“ – „Toll. Welche Marke, welches Modell?“ – „Gleich halb drei.“

Als kulinarischer Wochenhöhepunkt hat sich durchaus  überraschend gegen beinharte Konkurrenz3 ein etwas merkwürdig „Viet Temple“ benamtes Mittagsgericht im Friedrichshagener „Simply Asia“ durchgesetzt.

Es handelte sich um offensiv gewürzten gebackenen Tofu mit allerlei aromatischem Asia-Gemüse-Gedöns, küchentechnisch perfekt gemacht und harmonisch abgeschmeckt.

Immerhin: Der reichste Mann der Welt, Putin mit seiner ganzen Trollarmee und der amerikanische Präsident haben gemeinsam alles versucht, um die AfD zu pushen. Zu mehr als zwanzig Prozent hat’s nicht gereicht.

Subjektive Beobachtung aus öffentlichen Räumen: Die Zahl der Kinder, die ihre eifrig helikopternden Eltern mit diesem typischen, für geistig minderbemittelte Domestiken vorgesehenen Ennui behandeln, wächst beständig. Ich amüsiere mich royal.

Die beste, geduldigste Gemahlin von allen und ich haben einen Pralinen-Kurs für Anfänger besucht. Wir sind jetzt Experten. Also, für Schoko-Krossies und so.

Ganz allerliebst finde ich Social-Media-Schwurbler, die Trump und Vance mit der Begründung verteidigen, das Gespräch wäre doch fast die ganze Zeit lang sehr gut gewesen und nur am Schluss aus dem Ruder gelaufen. Klar. Der Schulhof-Schläger war vierzig Minuten lang ganz reizend, eine Seele von Mensch. Auf die letzten fünf Minuten, in denen er dich grün und blau geschlagen hat, kommt’s ja nicht so an.

Splitterbrötchen (MXX)

„Wenn Sie noch zusätzlich zwei Fläschchen Schlangenöl ordern, übernehmen wir vielleicht die Versandkosten …“

Warum tun so viele Menschen überrascht, wenn etwas, das abzusehen war, tatsächlich eintritt?

Ist es nicht ganz fantastisch, dass Ian Fleming vor 70 Jahren einen Raketen bauenden Superreichen, der in Wirklichkeit ein Nazi ist, erfunden hat?

Machen Sie bitte heute ihr Kreuzchen mit Bedacht. Wenn Sie in den nächsten vier Jahren bezüglich der neuen Regierung oder Opposition „Wer hätte denn das ahnen können?“ sagen, werde ich Ihnen mit aller Schärfe „Sie hätten es wissen MÜSSEN, als Sie wählten!“ entgegnen.

Rob Vegas hat die kreative Übernahme des Bond-Franchise durch MGM/amazon goldrichtig eingeordnet:

Die Zukunft der Bond-Serie dürfte ziemlich düster aussehen. Noch vor ca. einem halben Jahr hat Barbara Broccoli die MGM-Executives, mit denen sie in Sachen Bond zu tun hatte, als „fucking idiots“ bezeichnet. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Mrs. Broccoli ist 64, Michael G. Wilson 82, Nachfolger mit vergleichbarer Kompetenz haben sie nicht finden können oder wollen, für den (über)fälligen Bond-Neustart fehlen Power und Perspektive, daher sei ihnen dieses „take the money and run“ gegönnt. Auch wenn ich mich von  Commander Bond, der mich ein Kino-Leben lang begleitet hat4 nur äußerst ungern verabschieden werde.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das „Morgenpost-Weintasting“ beim Lieblingsfranzosen, wir konnten 5 ausgezeichnete Weine mit 5 delikaten KLeinigkeiten probieren, hier die ersten drei: getrüffelte Artischocken, Garnelen mit Aioli und Leberpaté.

Der Weißwein zur Artischocke ließ mich in mehrfacher Hinsicht staunen: zum einen unterstrich er ohne jegliche Schwere Eleganz perfekt das Trüffelaroma, zum anderen hatte er bereits sechs Jahre auf dem Buckel. Ich hätte ihn auf Grund seiner eleganten Frische auf maximal zwei geschätzt.

Der amerikanische Vize-Präsident sieht in Europa die Meinungsfreiheit  in Gefahr. Überraschung: Das muss so! Die Meinungsfreiheit muss immer in Gefahr sein, denn dabei geht’s darum, gefährlich sein und unbequeme Wahrheiten sagen zu dürfen. Das stößt denjenigen, die die Macht im Staate haben, in der Regel sauer auf, und sie versuchen dem, einen Riegel vorzuschieben, auch in Demokratien wie der unseren; die Liste reicht von „Bedingt abwehrbereit“ bis „Schwachkopf„. Meinungsfreiheit muss täglich neu erkämpft und verteidigt werden. Wie denn anders? Irgendwelche Beliebigkeiten kann man ja auch in Diktaturen jederzeit äußern.

Halsatmer-Funfact: Die Klopapier-Industrie lebt von Menschen, die nicht richtig kauen. Seit meiner OP bin ich gezwungen, mein Essen sehr gründlich zu kauen, weil ich’s sonst schlicht nicht runterbringe. Mein Klopapier-Verbrauch hat sich seitdem um mehr als 80 Prozent reduziert.

Die kulinarische Entdeckung der Woche war „Glumse mit Schmand„, also der klassische Quark zu Pellkartoffeln, auf ostpreußische Art mit gehackten Eiern angemacht. Eine schöne Abwechslung.

 

 

Okay, vielleicht können wir einen Deal machen …

Hört der Quatsch auf, wenn ich drei Fläschchen Schlangenöl bestelle?

Will mitspielen! #blogfragen

Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen beantworten erzeit die Blogfragen, die Herr Tommi zuerst gestellt hat. Da ich nicht abseits stehen will, mach ich mal mit. Sonst pfeift der blöde Schiri wieder.

Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?

Ich probier jeden neuen Quatsch aus, der Spaß machen könnte.

Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?

WordPress. Weil es da war und sich einfach bedienen ließ.

Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?

Ja.

Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?

Ich benutze eine Tastatur und einen Bildschirm.

Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?

Ich bin Profi, ich habe gelernt, ohne Inspiration schreiben zu können. Ich weiß nicht, warum ich daran etwas ändern sollte.

Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?

Die „Splitterbrötchen“ entstehen Splitter für Splitter im Lauf der Woche. Die anderen Beiträge schreib ich und hau sie raus.

Über welche Themen schreibst Du generell?

Was mich eben so interessiert.

Für wen schreibst Du?

Für jeden, der den Quatsch lesen möchte.

Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?

Immer der nächste.

Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?

Eine. War krank.

Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?

Weiß nicht. Vielleicht „einfach anfangen“?

Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?

Weiter, immer weiter … wir brauchen Eier!

Splitterbrötchen (MXIX)

Als Helmut Schmidt noch lebte und politisch aktiv war, wären seine politischen Gegner UND die damaligen SPD-Genossen froh und dankbar gewesen, wenn er sie lediglich als „Hofnarren“ bezeichnet hätte. Und rhetorische Größen wie Strauß und Wehner lassen wir in diesem Kontext am besten gleich außen vor…

Man kann mich übrigens verlässlich dazu bringen, einen Text nicht zu lesen: durch Verwenden des Worts „Lesebefehl“.

Manchmal staune ich schon über Menschen, die die Augen vor der Wirklichkeit verschließen, um das eigene Weltbild nicht zu gefährden. Warum will man ein ganz offenkundig fehlerhaftes Weltbild schützen?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein aromatischer, sensationell saftiger, in einem Dachziegel gebackener Stockfisch, „Bacalhau na tegna“ im Carlos Caravela.

Ich stehe in größter Ehrfurcht vor dem kochenden Patron des Lokals. Stockfisch in dieser Konsistenz (größtmögliche Knusprigkeit bei größtmöglicher Saftigkeit) hinzubekommen schafft man nur mit perfekter Küchentechnik. Ich habe Versuche mit Stockfisch in der eigenen Küche aufgegeben, nachdem ich mehrmals schon am EInweichprozess krachend gescheitert bin.

Möglicherweise ist dies bereits der größte zündende Wortwitz des Jahres:
It is widely accepted that Yul Brynner was a lifelong Liverpool FC fan, but was is less well known is that he was allergic to all forms of aftershave and perfumes with a high alcohol content. That is why to this day, Liverpool fans at every single match, still sing the anthem “Yul never wore cologne”

Wobei „the invention of the air friar“ …

… auch nicht von schlechten Eltern ist.

Kulinarische Wochenentdeckung war eine dahinimporvisierte Rosenkohlvariante, halbiert und mit etwas Chili und jeder Menge gehackten Walnüssen und Knoblauch (musste beides weg) geschmort. Darf wieder auf den Teller kommen. Beim nächsten Mal werde ich aber noch etwas Zucker mit ins Spiel bringen und leicht karamellisieren lassen.

Ich investierte einige Zeit und ordentlich Hirnschmalz in einen spannenden Post von Marc Saxer, bin mir aber nicht sicher, ob er in die richtige Richtung denkt. Ich würde weder Trump noch Musk mit einer derart komplexen Denkweise in Verbindung bringen.

Knapp hinter dem Ziegelstockfisch landete übrigens ein perfekt gegrilltes halbes Hähnchen, serviert im Restaurant „Pechhütte“ in Bad Saarow. Beste Qualität und perfekte Küchentechnik sorgen – auch bei einfachen Zutaten – verlässlich für Delikatesse.

Solange Politik und Presse den Kontext von irgendwelchen Äußerungen wichtiger nehmen als die Lebensumstände der Bürger, wird sich an der allgemeinen Politikverdrossenheit wenig ändern.

 

Splitterbrötchen (MXVIII)

Einen Saldenvortrag beginnt man am besten mit den Worten: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Salden!“

Verwirrung kam auf, als ich des Namens eines neueröffneten Lieferservice ansichtig wurde: „Galileo-Pizza“. Was soll das bedeuten? Kugelförmige Calzonen in Umlaufbahnen statt klassisch flache, statische Pizzen?

Jack Lemmon wäre gestern hundert Jahre alt geworden. Er war nicht nur einer der größten Schauspieler überhaupt, er hatte auch die Idee für den besten Schauspieler-Grabstein aller Zeiten.

Wildhartlivie, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

In georgischem Bier ist Weisheit und Wahrheit eingebraut:

Die Grenzen des Fassbaren sprengender Beitrag zu meiner Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“! Heute: ein niedliches Anti-Stresss-Entchen.

Es bringt nichts, einen Fehler zu wiederholen. Man muss ihn schon drei- oder viermal machen, damit es sich auch lohnt.

Während die Presse hierzulande vorwiegend Trumps Gaza-Clownerien thematisiert, drehen er und Musk in den USA das ganz große DIng. Wer auf dem Laufenden bleiben will, schaut am besten nicht hierzulande in die Zeitung, sondern regelmäßig beim seit Jahren hochgeschätzten Jason Kottke vorbei, der gerade in Sachen Trump verlässlich die Hand am Puls dieser ungeheuerlichen Zeit hat.

Es hat nie eine bessere Danksagung gegeben als diese:

Sind Sie auch ratlos, bei wem Sie in ein paar Tagen Ihr Kreuzchen machen sollen? Dann lesen Sie bitte diesen hochinteressanten Artikel von Thomas Knüwer mit der Kernthese: „Diese Wahl ist überhaupt kein Käufermarkt – sie ist ein Verkäufermarkt und die Verkäufer, also die Parteien, sind es, die für Polarisierung und Rechtsdrift sorgen.“ Ich habe daraufhin selbst diesen Wahlkompass ausprobiert und bin zu einem beinahe identischen Ergebnis gekommen:

Ich selbst würde mich haargenau da einordnen, wo der Marker auch steht, und das ist sehr weit von den wählbaren Parteien entfernt5. Knüwer scheint recht zu haben: Die Bürger stehen in der Mitte, die Parteien versuchen, die Ränder zu besetzen und vernachlässigen Menschen wie uns.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt kam diesmal aus der eigenen Küche, für liebe Freunde hatte ich mal wieder das 40-Zehen-Huhn gemacht, das trotz – oder wegen – der einfachen Zubereitung ja ein verlässlich delikates Ergebnis zeitigt. Ich habe übrigens begonnen, ein wenig an Garzeit und Temperatur zu schrauben, weil mir in den Sinn gekommen ist, dass die bei der Gans so erfolgreiche „Methode Paulsen“ doch auch bei der Poularde funktionieren müsste. Der erste Versuch zeigte, dass ich vermutlich einer ganz großen Sache auf der Spur bin …

Da ich das Tellerfoto des Knoblauchhuhns mal wieder verwackelt habe, gibt’s zum Trost den Runner-Up, ganz ausgezeichnete Orecchiette mit schön fencheliger Salsiccia und meinem Lieblingsgemüse, Cime di Rape, serviert im verlässlich guten Mare e Monti.

Was mir immer mehr auf den Zeiger geht: Medien, die die Akteure bei jeder politischen Entscheidung in Gewinner und Verlierer einteilen. In einer Demokratie geht es zwischen den Wahlen nichts ums Gewinnen und Verlieren, sondern um das Aushandeln von vernünftigen Kompromissen.

Splitterbrötchen (MXVII)

Fürchtet die Ideen des Merz!

Historischer Moment: In der 1017. Ausgabe der „Splitterbrötchen“ erscheint erstmals das Bild eines Splitterbrötchens.

Ich fürchte, Maschinist zeichnet ein leider sehr treffendes Bild der aktuellen Situation.

Ich wollte nur mal kurz reinschauen, dann hab ich ihn doch von Anfang bis Ende angeguckt. Sechzig Jahre, nachdem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, ist „Flug in Gefahr“ immer noch – trotz kleiner Alterserscheinungen – ein toller, spannender Film, der ein Paradebeispiel dafür ist, was für eine dichte, starke Atmosphäre durch Schauspieler, die wissen, was sie tun, erzeugt werden kann.

Wer versucht, alles richtig zu machen, muss zwangsläufig scheitern. Der Versuch, alles falsch zu machen, könnte allerdings zum Erfolg führen.

Wenn Chuck Norris eine Münze wirft, landet sie mit einem Sechser-Pasch.

Die Pointe der Woche gelang Stephen Fry6: „Elon Musk ist kein Nazi. Die Nazis haben ausgezeichnete Autos gebaut.“

Einigermaßen erstaunt war ich dann doch über den zahlreichen Applaus, den Frau Merkel bekommen hat, als sie aus dem Ruhestand heraus Friedrich Merz abwatschte. Haben die Claqueure denn schon vergessen, dass Frau Merkel uns den ganzen Schlamassel eingebrockt hat? Und zwar nicht dadurch, dass sie Schutz suchende Menschen ins Land gelassen hat7, sondern durch das rigorose Runterrocken unserer Infrastruktur wegen einer sinnlosen „schwarzen Null“, dem vor sich Herschieben dringender Reformen und dem Augenverschluss vor Putins Machenschaften.

Zum kulinarischen Wochenhöhepunkt hatte die beste, geduldigste Gemahlin von allen in die Brasserie des Adlon eingeladen. Da bietet sich ja schon bei der Anfahrt der ein oder andere recht gefällige Anblick …

Am Ort des Geschehens genossen wir dann das „Morgenpost-Menü„, einen Fünf-Gang mit perfekt abgestimmter Weinbegleitung. Der zur aromatischen Wachtel-Essenz mit Shiitake-Pilzen …

… eingeschenkte Chardonnay von Lagreder aus Südtirol war gleich ein Highlight, und zum Dessert, einer eigenwilligen, aber delikaten Tarte Tatin, freute ich mich über einen guten Bekannten im Glas, die Zweigelt-Auslese vom Kracher in Illmitz. Der Service war gut gelaunt und zuvorkommend, man sitzt dort mehr als kommod: ein wunderbarer Abend!

Wenn ein Politiker beteuert, etwas auf keinen Fall tun zu werden, wird er es natürlich todsicher tun.

Und dann beschlich mich laute Wehmut, als ich von der Schließung des Münchner Kinos am Sendlinger Tor erfuhr. Da war ich von 1975 bis 1978 Stammgast. „Yuppi Du“ hab ich dort an die zwanzig Mal gesehen.

Der glücklose Hasardeur ist eins der gefährlichsten Wesen überhaupt.

Splitterbrötchen (MXVI)

50 % der TikTok-User glauben nicht, dass Russland Fake News gezielt über Social Media verbreitet. 44 % der TikTok-User glauben, dass Corona absichtlich herbeigeführt wurde. Das ist kein Zufall. Letztes Jahr war ich zwei Tage lang zur Routinekontrolle im Krankenhaus. Mein Bettnachbar (um die 60) hing acht Stunden am Tag auf TikTok. Der Algorithmus spielte ihm im munteren Wechsel Zeichentrick-Schnipsel und menschenverachtenden AfD-Content aufs Handy. Er amüsierte sich prächtig, wechselte zwischen fröhlichem Kichern und verständigem Nicken. Ich bin seit diesen zwei Tagen für ein TikTok-Verbot.

Wann hat eigentlich der galoppierende Bedeutungsverlust der Nebelschlussleuchte eingesetzt?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren eigentlich die am Mittwoch zubereiteten Krautshäuptchen, aber da die aus Fairnessgründen außer Konkurrenz laufen müssen, machten die am Montag im Steglitzer Hoppegarten servierten Pommes Frites mit Spitzkohlsalat und scharfer Sriracha-Mayonnaise an unscharfen Skatkarten das Rennen.

Auf Platz 2 landete überraschend ein überraschend delikates, schnell zusammengeklöppeltes Alltagsessen: Hähnchenleber mit Chili und Champignons, Knoblauchbohnen.

Bloß weil etwas richtig ist, muss man es noch lange nicht machen.

Neuer, die Aufmerksamkeitsökonomie revolutionierender Beitrag zu meiner atemberaubenden Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“! Heute: ein frech im Vorgarten emporknospendes Pflänzlein, das vom Frühling kündet.

Ein Problem, das mich während meiner Autorenzeit öfter ankam: Supertitel, aber keine Plot-Idee. Zum Beispiel: „In Aufschnitt-Gewittern“

Aus unerfindlichen Gründen hab ich seinerzeit diese höchst charmante  „alfredissimo“_Folge verpasst.

„Einem Komiker darf vor nichts grausen.“ – „Die sauberste Küche ist nicht immer die beste.“ – „Man braucht ja Cholesterin.“ Wird nachgekocht.

Dass früher nichts, aber auch gar nichts besser war, habe ich gern und oft betont. Vielleicht muss ich mich revidieren. An einen geistig armseligeren Wahlkampf als diesen kann ich mich nicht erinnern.

Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Industrie darauf kommt, dass Geräte ohne jegliche KI-Features für eine kenntnisreiche Kundschaft hochattraktiv sind. Wenn man zu dieser Erkenntnis gekommen ist, wird man beginnen, solche Geräte mit einem satten Aufschlag zu verkaufen.

Die letzte Buchhandlung vor dem Internetz

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Photo by Engin_Akyurt on Pixabay

Ich nehme an, dass er mich nicht gemocht hat. Genau weiß ich es nicht, dazu haben wir nicht genug miteinander geredet. Aber der gequälte Gesichtsausdruck, den er mir zeigte, wenn ich seine Buchhandlung betrat, sprach Bände: Er wusste, dass es jetzt schwierig werden würde. Da kam wieder der Idiot, der Bücher bestellen würde, die er nicht mochte. King. Pratchett. Irgendwelchen Spannungs-Mumpitz, der unter seiner Buchhändler-Würde war.

Die Rede ist von Herrn A., dem Inhaber einer kleinen Buchhandlung in Kreuzberg, in der ich ca. zehn Jahre lang meine Lektüre einkaufte. Herr A. war bzw. ist hoffentlich noch ein Exzentriker, der die meisten seiner Kunden deutlich spüren ließ, dass sie ihm als literarische Sparringspartner nicht gewachsen waren. Besonders Neukunden empfing er gern mit ausgesuchter Feindseligkeit. Ich hab einmal mitbekommen, wie eine gutgekleidete Dame mittleren Alters (so sagte man damals) ahnungslos seinen Laden betrat und fragte, ob er den neuen Simmel8 da habe. „Nö“, maulte er missmutig zurück. Die Dame wähnte sich nach wie vor in einer normalen Buchhandlung und fragte, ob er ihr das gewünschte Buch bestellen könnte. „Nein!“ bellte er als Antwort. Und auf ihre schüchterne Frage, warum er diese zur Kernkompetenz eines Buchhändlers gehörende Aufgabe nicht erfüllen wollte, verwies er sie mit einem garstigen „Ist mir einfach zu blöd!“ an ihren Platz, der sich außerhalb der Buchhandlung befand. Das war übrigens eins der wenigen Male, an dem Herr A. mich zum Lachen brachte.

Warum bin ich trotzdem immer wieder zu Herrn A. gegangen? „Weil’s um die Ecke war“, ist natürlich ein gewichtiges Kriterium. Das andere war das Verzeichnis lieferbarer Bücher, das bei Herrn A. mitten im Laden auf einem Tisch lag, zur gefälligen Benutzung durch die unerwünschte Kundschaft. In Zeiten vor dem Internet kam man als normaler Buchkäufer an das Verzeichnis lieferbarer Bücher, ein halbjährlich aktualisiertes, riesiges Buch in zwei Bänden, nicht ran, denn die Buchhändler hüteten es wie den heiligen Gral: Nur sie dürften daran nachschlagen, um dem Kunden dann mitzuteilen, dass das von ihm gewünschte, hochinteressante Buch aus einem kleineren Verlag vergriffen oder gerade nicht lieferbar war. Meist war es das gar nicht. Der Buchhändler oder die Buchhändlerin hatten bloß keine Lust, eine Bestellung außerhalb der bequem ausgetretenen Grossistenpfade zu tätigen. Wie Monopolisten eben so sind.

Herr A. war anders. Der kontaktierte gern obskure Kleinverlage9 und wickelte die übrigens eigentlich vollkommen unkomplizierten Bestellungen mit gelangweilter Nonchalance ab. Nicht zuletzt, weil ihm die widerspruchslose Bestellerei zahllose überflüssige Debatten mit der geistig nicht satisfaktionsfähigen Kundschaft ersparte. Deshalb stand bei ihm das VLB auch mittig im Laden: Sollten die ungeliebten Kunden ihren Schund doch selber nachschlagen! Auf diese Weise konnte er kommod an seinem Tischchen sitzen, sich heftig rauchend in vollkommen ungenießbare Bücher vertiefen oder mit seiner Schwerintellektuellen-Kamarrilla auszutauschen, die sich regelmäßig bei ihm traf. Doch, Herr A. hatte einige Freunde, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, geistige Flaneure, die die Niederungen des Kommerzes mieden und daher bei ihm meist keine Bücher kauften, sondern nur Kaffee und Zigaretten schnorrten.

Ich habe viele Stunden im Laden von Herrn A. verbracht und im Verzeichnis lieferbarer Bücher rumgesucht, immer bemüht, ihn möglichst wenig zu stören. Dabei bin ich auf zahlreiche Autoren und Bücher gestoßen, auf die ich ohne diese Recherchemöglichkeit niemals gekommen wäre. Dafür bin ich ihm durchaus dankbar, aber, ganz ehrlich, sein misstrauisch-zweifelndes Starren war nicht immer leicht auszuhalten. Deshalb begrüßte ich dieses neuartige Internetz durchaus frenetisch, weil plötzlich das VLB dort zu finden war. Kaum hatte ich eine AOL-CD in meinen Rechner geschoben, war ich auch schon Kunde beim „ABC Bücherdienst„, der mir sogar englische Bücher in nullkommanix herbeischaffen konnte.

Ein paar Jahre später hat Herr A. dann seine Buchhandlung geschlossen. Eigentlich wären wir ja ein gutes Team gewesen: Ein Buchhändler, der keine Kunden mochte, und ein Kunde, der keine Beratung wollte. Aber es hat nicht funktioniert, mit oder ohne Internet. Es ist grotesk, aber es ist wahr: Manchmal vermisse ich ihn. Aber wirklich nur für ein paar Sekunden.