Splitterbrötchen (CMLXIV)

Die Demonstration ist der Festtag, die Arbeit beginnt am Tag darauf.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt (ja, der Geschmackssinn ist größtenteils wieder da, ich sitze mit Messer und Gabel wieder im Sattel) war eine delikat-rustikale Fisch-Tapas-Platte im Tapas Espana. Das Foto hab ich im einigermaßen dusteren Gastraum verwackelt, deshalb gibt’s den Runner-Up im Bild, Spaghetti aglio, olio e peperoncini im Fellini (fast so gut wie meine unschlagbaren Selbstgeklöppelten).

Apropos „selbstgeklöppelt“: Ich bin nicht wenig stolz darauf, ca. 6 Wochen lang im Blindflug (ohne Abschmecken, was ja mangels Geschmackssinn sinnlos gewesen wäre) gekocht zu haben. Wenn die beste, geduldigste Gemahlin von allen mich nicht voller Gnade angeschwindelt hat, hab ich kein Essen versaut, sondern alles mit Routine und Fingerspitzengefühl halbwegs akzeptabel hinbekommen. Das soll mir erst mal jemand nachmachen.

Es sollte mich sehr wundern, wenn Xabi Alonso in der nächsten Saison nicht den FC Liverpool trainiert.

Große Enttäuschung über Band 5 der „Achtsam Morden“-Reihe. Fängt ganz stark an, kippt aber dann in einen komplett ironie- und handlungsfreien Ernährungsratgeber ab. Mogelpackung!

Früher war nichts besser. Wurde diese Woche an die Winterkartoffeln erinnert, die im Oktober/November in einer riesigen Kiste im Keller eingelagert wurden. Wenn die letzten Exemplare im Februar/März in den Kochtopf und auf die Teller wanderten, hielt sich die Begeisterung in engen Grenzen, nicht zuletzt wegen der leicht glasigen, äußeren Schicht, die sich unter der Schale gebildet hatte. Nuja, wir haben’s überlebt und wissen seitdem über die Herkunft des Worts „Sättigungsbeilage“ bescheid.

Gewisse Dinge ändern sich nicht. Zum Beispiel die Faulheit der nordhessischen Polizei. Als ich vor ca. 50 Jahren in meiner nordhessischen Heimatstadt gemeinsam mit meinen Freunden eine Demo für ein unabhängiges, selbstverwaltetes Jugendzentrum anmeldete, versuchte die Polizei, uns klarzumachen, dass die von uns geplante Route durch die Innenstadt logistisch ein Unding war. Als Alternative bot man uns eine Versammlung auf dem „Werdchen“ an, dem ziemlich weit ab gelegenen städtischen Festplatz. Nach mehreren Wochen zähen Verhandlungen demonstrierten wir dann auf unserer vorgesehenen Route durch die Innenstadt, wie es unser gutes Recht war (man muss nicht dort demonstrieren, wo man am wenigsten stört). Als ich diese Woche dann las, dass auch in meiner Heimatstadt „gegen Rechts“ demonstriert wird, wunderte ich mich nicht über den Ort, an dem das geschah. Es war das Werdchen.
Notwendiger Nachricht: Der Werra Rundschau habe ich entnommen, dass Demonstranten und Polizei sich dann doch – wie wir damals – für die Innenstadt entschieden haben. Gut so!

Ein Gedanke zu „Splitterbrötchen (CMLXIV)

  1. … wer „Werdchen“ schreibt, kann sich eigentlich die „Nordhessische Kleinstadt“ sparen und Eschwege beim Namen nennen. Ist doch nix Schlimmes, so im Zonenrandgebiet gelebt zu haben.
    (ich muss bei sowas immer an „Im Lauf der Zeit“ von Wim Wenders denken …)

    Herzlichen Glückwunsch zum Geschmacksinn
    Jens

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