Splitterbrötchen (VI)

Drei Jugendliche an der Bushaltestelle:
A: „Ich geh noch mal schnell in den Supermarkt, soll ich was mitbringen?“
B: „Ja.“
A: „Was denn?“
C: „Wir haben Maoam und Gummibärchen, bring irgendwas mit! Aber renn, der Bus kommt gleich!“

Steht „Kragenspeck“ eigentlich mittlerweile auf der Liste der bedrohten Wörter?

Sehr staatserhaltend, dass die ARD Sandra Maischbergers fantastische Dokumentation über Helmut Schmidt erst um 22 Uhr 45 gesendet hat. Bei einer Ausstrahlung zur Primetime wäre vermutlich eine Revolution ausgebrochen. Die Bürgern hätten sofort den Unterschied zwischen einem echten Staatsmann und den Knallchargen und Hofschranzen erkannt, von denen sie zur Zeit regiert werden. Und dann wären sie auf die Barrikaden gegangen.

„Der Teufel trägt Prada“ auf DVD ausgeliehen. Eigentlich hätte es doch irgendwem während der Herstellung des Films auffallen müssen, dass die Geschichte vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Mrs. Streep kommt als Antagonistin hundertmal sympathischer rüber als die weinerliche, unerträglich tutige Protagonistin.

„Live Earth“ kapier ich nicht. Warum braucht man einen „Anlass“ für ein Rock-Konzert? Wird Musik besser, wenn man ein Anliegen hat? Warum ist es plötzlich anrüchig, nicht mehr und nicht weniger als die eigene Jugend zu feiern? „We are stardust. We are golden. We must get ourselves back to the garden.“ Danke, Mrs. Mitchell. Nach vierzig Jahren noch einmal Danke für die wunderbare Kühnheit und die magische Hybris dieser Worte.
[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (VI)

  1. Was jetzt „Kragenspeck“ ist, weiß ich auch nicht. Also vermutlich ein bedrohtes Wort. „Mausespeck“ kenne ich noch, und Bollerwasser.

    Mrs. Joni Mitchell, da verweise ich auf das Album, auch so ein „bedrohtes“ Wort, seit man eigentlich wohl nur noch CD sagt – also, das Album „Hejira“ von Joni Mitchell, phantastisch. Der legendäre Jaco Pastorius ist auch zugange an seinem E-Bass. Phantastische Songs.

  2. Keiner kennt mehr Kragenspeck, daher mein ich ja, dass das Wort als bedroht registriert werden sollte. Das sind die dunklen Ränder am Hemdkragen, die sich nach und nach einstellen, wenn man Hemd oder Haare gelegentlich mal vernachlässigt…
    Hejira sowieso. Mingus ist seeeeehr jazzig. Don Juan’s reckless Daughter hält am ehesten eine Balance, aber ja, ich gebe dir recht, Hejira ist DAS Album (ja, Album!) von Mrs. Mitchell. Wir verstehen uns.

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