Splitterbrötchen (MI)

„Wenn man einen vollkommen nutzlosen Nachmittag auf vollkommen nutzlose Weise verbringen kann, hat man gelernt zu leben.“ Lin Yutang

Diese Woche wurde mir ein Wein mit den Worten: „Noch einen Gutedel. Damit’s auch schön wirkt. Viel Erfolg!“ serviert. Bestes Lokal!

Wer nicht über ein gesundes Selbstvertrauen verfügt, hat auf der Bühne nichts verloren: Die vollkommene Abwesenheit von Versagenängsten macht aus einem guten Schauspieler oft einen großen. Wer allerdings James Brown direkt neben James Brown parodiert, hat Cojones in Gebirgsgröße.

Fa. Lexware hat doch glatt versucht, mir für knapp 30 Euro eine Schulung anzudrehen, in der ich lernen kann, wie man das neue Update installiert. Hätte man noch ein Fläschchen Schlangenöl als Incentive dazugepackt, hätte ich’s ja vielleicht in Erwägung gezogen …

Endlich mal nicht 42.

„Berliner Senat gesteht hohen Betreuungsbedarf für Queerbeauftragten ein“. Well played, Tagesspiegel. Very well played.

Ich verstehe nichts von Kunst, aber ich weiß, was mir gefällt.

Richard Herzinger hat im Perlentaucher eine lesenswerte Ursachenforschung bezüglich der letzten Wahlergebnisse veröffentlicht.

Lothar Ruff, ein Gigant der Berliner Herrenparfürmerie-Szene ist gestorben, der Tagesspiegel hat einen schönen Nachruf veröffentlicht. Legendär ist die in diversen Rasurforen kolportierte Story, in der ein Kunde zu Ruff in den Laden in der Goethestraße kam und nach einem Duft „wie Davidoff Cool Water“ fragte. Ruff riss entsetzt die Augen auf, griff sich an die Brust und stammelte „‚Davidoff Cool Water‘?! Sie haben sich das allen Ernstes ins Gesicht getan?!“

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war der „Edel-Labskaus“ (Kalbsmedaillons, Rote-Bete-Kartoffel-Stampf, Matjestatar, Spiegelei, Bratenjus) im Lieblingslokal, der „Strandhalle„. Das Tellerfoto hab ich leider komplett vergurkt, aber ich hab’s 2023 schon mal fotografiert.

Die Bestürzung der Menschen über Jürgen Klopps berufliche Entscheidung kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Leute, der Mann hat sich ein paar Jahrzehnte lang auf dem Trainingsplatz die Lunge aus dem Leib gebrüllt und grotesk überbezahlte, oft unterbelichtete Adoleszenten auf die Höhe der Fußballtaktik gebracht, der muss und will das nicht mehr machen, unter anderem weil er alles erreicht hat, was man als Vereinstrainer so erreichen kann (Ancelotti ist eh uneinholbar, und Guardiola spielt mit unfairen Scheich-Mitteln). Und dann bietet jemand Kloppo den Job eines Frühstücksdirektors an, wo er für Grinsebacke und Präsentsein vermutlich großfürstlich entlohnt wird, jede Menge Zeit hat, über Fußball nachzudenken, und dann soll er’s nicht machen? Ernsthaft, lasst den Mann doch in Ruhe, der darf das.1

In diesem Zusammenhang fällt mir der unterschätzte Groß-Aphoristiker Ion Tiriac ein, der einmal, als er gefragt wurde, warum er irgendeinen besonders lukrativen Werbevertrag für Boris abgeschlossen hatte, geantwortet hat: „Soll ich sagen: ‚Nein danke, wir kommen aus Deutschland, wir möchten das viele Geld nicht?'“

Pierre Vernier ist gestorben. Den kennsenich? Doch, den kennse.

Splitterbrötchen (M)

1000 ist nur eine Zahl. Wer wegen Rückschau oder Selbstbeweihräucherung gekommen ist, liest bitte woanders weiter. Hier ist Splitterbrötchen-Business as usual.

Tja, da ist der Lack schon ein bisschen ab.

Den neuen Myron Bolitar1 ausgelesen und direkt im Anschluss den neuen Kluftinger angefangen. Der Stress, dem man als Freund der Spannungsliteratur ausgesetzt ist, wird unterschätzt.

Erneut steht die Welt einen atemlosen Moment lang still, denn ich veröffentliche einen herausragenden neuen Beitrag zu meiner Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: eine bemerkenswerte Wolkenformation.

„Wer zu nichts anderem zu gebrauchen ist, kommt in die Kulturpolitik. Das ist die am geschmackvollsten tapezierte Abstellkammer für Nicht-Talente““ (Claus Peymann)

Die Welt war anders geworden, als ich damals, ca. 1976, aus dem Türkendolch kam, nachdem ich dort zum ersten Mal Kristofferson in „Cisco Pike“ gesehen hatte.

Wenn in einem Rezept Zwiebeln ohne Zugabe von Zucker in unter 30 Minuten karamellisiert werden sollen, dann hat der Rezeptautor noch nie einen Herd aus der Nähe gesehen. Profi-Tipp: Kochen Sie einfach was anderes.

Mein Motor läuft am besten mit Binzin.

Beim kulinarischen Wochenhöhepunkt bewahrheitete sich mal wieder meine These, dass der Aufwand, den man bei der Zutatenbeschaffung treibt, mindestens ebenso wichtig für das Gelingen einer Mahlzeit ist wie irgendwelches küchentechnische Gedöns. Im Küstenrestaurant Clou war das Schweinesteak etwas zu trocken, die Bratkartoffeln etwas zu blond, aber die frischen Waldpilze, die die Wirtsleute am Morgen selbst gesammelt hatten, sorgten für eine denkwürdige Mahlzeit. Da ich das Tellerfoto wegen Gier & Schummerlicht verwackelt habe, schiebe ich den (auch deutlich fotogeneren) Runner-Up hinterher: gebratener Zander mit Rahmspinat und Rote-Bete-Kartoffelpüree aus der Küche des „Filou“ im Strandhotel Promenade.

Jeglicher Versuch, Champagner vor dem Öffnen der Flasche zu trinken, ist zum Scheitern verurteilt.

Warum nicht „Juppheißa-Jacke“?

Suhrkamp ist in Not, wie man unter anderem hier nachlesen kann. Das verwundert wenig: Die seit Jahren im Vormarsch befindliche allgemeine Weltsicht bemüht sich, die Dinge unterkomplex und möglichst eindeutig zu sehen: Suhrkamp-Autoren pflegten ein vollkommen anderes Denken.

Lieblingsort des aktuellen Binz-Aufenthalts: der kleine Weinladen im Kurhaus. Hier treffen sich allabendlich die urlaubenden Weinfexe und versuchen, Humphrey Bogart („The problem with the world is, that it’s three drinks behind.“) einzuholen. Das Schild am Eingang weist den Weg:Das Selbstgespräch ist in vielen Fällen auch der Austausch mit dem kompetentesten Gesprächspartner.

Jetzt ist nur noch Willie da.

 

Splitterbrötchen (CMXCIX)

Sollte nicht jeder SPD-Wähler, der bei kommenden Wahlen sein Kreuzchen nicht bei den Sozialdemokraten macht, eine Abwrackprämie erhalten?

Immer, wenn ein neuer Beitrag zu meiner sensationell erfolgreichen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“ erscheint, hält die Welt den Atem an. Heute: ein springendes Pferd.

So. Ausatmen, bitte.

Während ich diese Splitterbrötchenausgabe fertigstelle, zeigen wieder einmal tausende von Marathonläuferinnen und -läufern dem Berliner ÖPNV den Stinkefinger. Sie wissen: Wenn sie die Stadt zu Fuß durchqueren, ist die Chance, zur vorgesehenen Zeit anzukommen, größer als mit der BVG.

Maggie Smith ist gegangen. Sie hatte übrigens auch vor den Dragoner-Rollen ein sehr erfülltes Schauspielerinnen-Leben.

Stefan Rose hat’s mal wieder auf den Punkt gebracht: „Menschen, die von sich behaupten, irgendwas zu sein sind meist das exakte Gegenteil davon. Wer sich als ’schon ein bisschen verrückt* bezeichnet, ist eigentlich immer ein arger Langweiler. Wer von sich selbst als ‚totalem Genussmenschen‘ schwärmt, hat von gutem Essen meist keine Ahnung und verkehrt in mediokren Pizzerien. Und wenn sich im Netz wer einen Nick wie ‚kritischer_geist‘ oder ‚freiesdenken‘ verpasst, kann man davon ausgehen, es mit einem Faschisten oder mit einem verquastes Zeug redenden Volldeppen zu tun zu haben.“

Streiten, wenn richtig betrieben, muss mühsam sein. Streiten bedeutet, den eigenen Standpunkt argumentativ zu verteidigen und den Standpunkt des Gegners argumentativ zu widerlegen, und zwar in Rede und Gegenrede mit dem Gegner, bis beide sich auf einen gemeinsamen Standpunkt oder die Ergebnislosigkeit des Streits geeinigt haben. Das kann seine Zeit dauern und ist meistens eher anstrengend. Streiten funktioniert nur gemeinsam mit dem Gegner. Sich von den eigenen Kumpels versichern zu lassen, dass man recht hat, hat nichts mit Streit zu tun.

Wie kommen Bekleidungsfirmen nur auf Hammer-Claims wie „Wir feiern die Westen-Saison mit Gratisversand!“? Sowas unglaublich Cooles würde mir ja nicht mal im Traum einfallen! Andererseits: „Nur für kurze Zeit portofrei hineinschlüpfen: stilvolles Fleece“ leuchtet geradezu vor beseelter Idiotie.

Wenn ich das richtig verstehe, gibt es eine Studie, die KIs größere Chancen einräumt, Verschwörungstheoretiker von ihren Irrwegen abzulenken als richtigen Menschen. Damit ist endgültig der Beweis erbracht, dass KIs dumm wie Bohnenstroh sind. Wer noch alle Murmeln in der Birne hat, diskutiert doch  nicht mit Verschwörungstheoretikern!

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren Hühnerherzen, zubereitet von der besten, geduldigsten Gemahlin von allen.

Auf den Plätzen: eine selbstgeklöppelte Lammschulter (vom sehr empfehlenswerten Fleischer „Fleischzeit“ in der Rheinstraße), ausgezeichnete Tapas im „Carlos Caravela“ und – wieder aus der Beckerstraßenküche – die berlinischste aller Mahlzeiten: Pellkartoffeln mit Quark und unfotografiertem Leinöl.

Was wäre von einem Unternehmer zu halten, der, weil sein Unternehmen defizitär ist, ausgerechnet die Unternehmensbereiche zusammenstreicht, die ihm die meisten Kunden bringen? Richtig, ausgemachter Knalldepp. CDU und SPD wollen in Berlin übrigens 10 Prozent des Kulturetats streichen.

Ein Jahr nach der OP hat’s ein Kontroll-CT gegeben. Der Arzt sagte mir danach, dass ich am selben Tag noch mindestens zwei Liter Flüssigkeit zu mir nehmen solle, um das Kontrastmittel aus den Nieren zu spülen. Mit „Flüssigkeit“ meinen Mediziner doch Wein, oder?

 

 

Splitterbrötchen (CMXCVIII)

Spielentscheidend bei einer Vinaigrette ist tatsächlich – wie der Name schon sagt – der Essig.

Ich habe keine Angst vor dem Klimawandel. Der Gedanke, dass die Natur sich auf ihre gewaltigen Selbstheilungskräfte besinnen könnte, bereitet mir deutlich mehr Sorgen.

(fotografiert von der besten, geduldigsten Gemahlin von allen)

Da hamse Ihre Generation Z: Während die Großeltern noch im Bombenhagel Überstunden geschubbert haben, fürchten diese Teilzeit-Fetischisten sich vor Kastanien. Aber für Ausrufezeichen ist Geld da!!!!!!

Mick Herrons vor ein paar Tagen in deutscher Übersetzung erschienenes „Slough House“ ist für mich der bei weitem stärkste Band der „Slow Horses“-Reihe. Allerdings endet das Buch mit einem der fiesesten Cliffhanger, der mir je untergekommen ist. Ich habe sechs Stunden lang gelitten, dann hab ich mir den nächsten Band, „Bad Actors“1, auf Englisch gekauft. Den neuen Harlan Coben (mit Myron Bolitar!) les ich dann eben etwas später.

Unter dieser überladenen Salat-Deko verbirgt sich einfaches, dennoch delikates Essen: In der Pfanne gebratene Brotscheibe, mit Hummus bestrichen und gebratenen Pfifferlingen bestreut. Das steht derzeit in meiner Skat-Arena auf der Empfehlungskarte, ich empfehl’s gern weiter, auch zur Zubereitung zu Hause. Da kann man dann die Salatmenge auf ein akzeptables Maß zurückfahren. Teilte sich mit selbstgeklöppelten Kaspressknödeln den kulinarischen Wochenhöhepunkt.

Danke, liebe Fa. Lands End, aber „Strick-Sets zum Kombinieren“ brauch ich nicht. Ich lese seit über 50 Jahren Krimis, ich weiß, wie man kombinieren muss, um den Täter zu entlarven. Kleidung, auch gestrickte, spielt da wirklich nur eine untergeordnete Rolle.

Sollte sich jemand wegen der explodierten Pager und Walkie-Talkies im Libanon echauffieren: vergleichen Sie bitte die Sprengkraft der sabotierten Kommunikationsmittel mit der Sprengkraft der Raketen, die die Hisbollah auf Israel abzufeuern pflegt. Das rückt die Dinge wieder in Perspektive.

Für das verwunderte Staunen der Woche sorgte ein Artikel, den die hiermit bedankte gnädige Frau empfahl: Das Geheimnis der Hundertjährigen ist gelüftet!

Man ist erst wirklich alt, wenn man einen österreichischen „Tatort“ anschaut und „Das wäre jetzt eine Rolle für Sieghardt Rupp gewesen “ denkt.

Wenn ein ehrloser Gastronom es wagt, Eisbergsalat auf die Speisekarte zu setzen oder gar vor einen hinzustellen, ist es die heilige Pflicht des Gastes, das betreffende Lokal umgehend zu verlassen. So einfach ist die Welt.

In „Bad Actors“ überfiel mich Mr. Herron auch mit der Weisheit der Woche: „All diese Jahrzehnte des Wettrostens, und dann stellt sich heraus, dass man einem Staat keinen größeren Schaden zufügen kann, als zuzulassen, dass er von einem Idioten regiert wird. Vielleicht hat irgendwo gerade irgendjemand gelacht.“

Splitterbrötchen (CMXCVII)

Den inspiriertesten Nachruf auf James Earl Jones hat Geoff auf Mastodon veröffentlicht:

Damit Heinz-Petruo-Fans wissen, welche Stimme gemeint ist …

Die Ironie, mit der Mr. Jones die Alliterationen förmlich raushaut, ist wunderbar.

„In diese Matratze wird Ihr Mann keine Kuhle reinlegen können, das ist materialtechnisch unmöglich“, hat der Verkäufer vor ein paar Jahren zur besten, geduldigsten Gemahlin von allen gesagt. Ich will ja nicht angeben, aber … mission accomplished!

Die Hirnverbranntheit der Woche fackelte Maybritt Illner mit der Frage „5 Wochen – wird das jetzt ein Abschiebe-Wums, Frau Faeser?“ ab.

Ohne kulturelle Aneignung gäbe es natürlich keine Kunst und keine freie, weltoffene Gesellschaft. Gewisse Exzesse sollten jedoch rücksichtslos bekämpft werden:

„Auch zeigt sich sanftem Wahnsinn oft das Goldne, Wahre.“
(Georg Trakl, „Winkel am Wald“)

Diese Woche ist mein Klassenlehrer in der Oberstufe, Herbert Fritsche, im gesegneten Alter von 90 Jahren gestorben. Er war in vielen Belangen eine außergewöhnliche Persönlichkeit und hatte durchaus prägenden Einfluss auf mich. Sein Schüler zu sein, war meist ein großes Vergnügen, er war ein glänzender Unterhalter. Dass ich mal seinen Tod in die Wikipedia einpflegen würde1, hätte ich mir niemals träumen lassen.

Liebe Tagesschau, mein Gehirn altert nicht, es reift. Soviel Zeit muss sein.

Ich unterstütze Enno Parks Vorschlag voll und ganz:

Herr Mockridge behauptet, gewisse Gags aus seinem letzten Bühnenprogramm und aus dem mittlerweile überall kursierenden Podcast mit Mathias Mester, der das prompt dementiert hat, „erarbeitet“ zu haben. Das ist Unfug. Derartige „Gags“ muss man nicht erarbeiten, an die erinnert man sich. Das sind Kinderwitze, die man mit 8, 9 Jahren hinter vorgehaltener Hand auf dem Schulhof erzählt hat. Wenn man dann durch hartnäckiges Beschulen den IQ einer Scheibe Ost-Brot erreicht und gemerkt hat, dass diese Witze weder komisch noch irgendwie provokant, sondern bloß dämlich sind, erzählt man sie nicht mehr. Es sei denn, man ist ein Comedian, der zu geizig ist, einen professionellen, geschmackssicheren Autor zu bezahlen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine butterzart geschmorte Lammhaxe bei Kipos in Friedenau. Der Küchenchef dort hat ein Händchen für Lamm, das gelingt ihm verlässlich außergewöhnlich gut.

Ich liebe das Internet:

Lieber Herr Klingbeil, wenn Sie meinen, es gäbe kein Recht auf Faulheit, dann irren Sie mal wieder spektakulär. Natürlich gibt es ein Recht auf Faulheit, und viele bahnbrechende Erfindungen wurden von klugen Menschen gemacht, die ihren Freiraum zum Faulsein vergrößern wollten: Dampfkraft, Elektrizität, Motoren, Fahrrad Waschmaschine2 … all das wurde ja auch erfunden, damit die Menschen weniger Arbeit haben und somit etwas fauler sein können, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Wie? Nachdenken kommt Ihnen unsozialdemokratisch vor? Ja, mir auch, seit Sie und Frau Esken da am Ruder sind.

Sprachloses Entsetzen bei der besten, geduldigsten Gemahlin von allen und mir, als diese Woche beim Worttiger „Frohmut“ als Lösungswort auftauchte. Ohne mittiges „ge“ kennt man das wohl nur noch in den Redaktionen von Duden und ZEIT.

Splitterbrötchen (CMXCVI)

Die Excel-Funktion SUMMEWENN erfreut sich besonders bei Imkern großer Beliebtheit.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren ganz ausgezeichnete Käsespätzle im „Amida“ am Friedrich-Wilhelm-Platz. Gerade in der Perfektion scheinbar einfacher Gerichte zeigt sich ja, ob jemand wirklich gut kochen kann.

Es war ein angenehm zu beobachtendes Länderspiel, aber ohne Puskas, Hidegkuti und die Walter-Brüder ist Deutschland-Ungarn irgendwie… zweitrangig.

Wenn man sich erst mal dazu durchgerungen hat, Hilfe anzunehmen, ist es ganz angenehm, sie zu bekommen.

Kultureller Wochenhöhepunkt war der erste Filmabend mit meinem lieben Freund Harry seit langer, langer Zeit. An Filmabenden koch ich was, wir trinken ein, zwei Bier, ein Schlückchen Wein und schauen uns einen Film an. Am Mittwoch sahen wir „1 chance sur 21, den letzten gemeinsamen Film von Alain Delon und Jean-Paul Belmondo aus 1998, der hierzulande nie ins Kino gekommen ist. „1 chance sur 2“ ist eine hoffnungslos aus der Zeit gefallene Action-Komödie, die schon altmodisch war, als sie vor über 25 Jahren rauskam. Dank der grandiosen Charmebolzen Belmondo2 und Delon ist das Ganze natürlich trotzdem ein Riesenspaß. Und Vanessa Paradis ist in der weiblichen Hauptrolle diesen beiden Ausstrahlungs-Giganten tatsächlich ebenbürtig.

Den „Seewirt Karner“ in Podersdorf gibt’s nun seit hundert Jahren. Auf Facebook kann man ein paar schöne alte Fotos anschauen.

Was zur aktuellen Migrations-Debatte zu sagen ist, hat Stefan Rose geschrieben. 100 Prozent Einverständnis.

Patentrezept zur Bekämpfung von AfD und BSW: die runtergerockte Infrastruktur dieses Landes einfach wieder auf Vordermann bringen. Ist illusorisch, ich weiß. Die Idee von Ruprecht Polenz, AfD und BSW Thüringen regieren zu lassen hat durchaus etwas für sich, wenn man einen Moment darüber nachdenkt. Bei den, wie ich vermute, relativ schnell notwendig werdenden Neuwahlen dürfte dann die CDU profitieren. Herr Polenz schlägt sowas ja nicht uneigennützig vor. Bleibt zur Erledigung zumindest des BSW die Methode Schmidt: kurz, knapp, knackig.

Die neue Staffel von „Only Murders in the Building“ ist wieder ein reines Vergnügen. Ich erwäge tatsächlich die Anschaffung eines Pork-Pie-Huts. Ob mir sowas steht?

Die Excel-Funktion SUMMSEMANN kann jedoch nur in Verbindung mit der Funktion MYKEFER benutzt werden.

Splitterbrötchen (CMXCV)

Wann erreichen uns endlich erste Berichte über den „umgekehrten Enkeltrick“? „Hallo, Kevin, schreib dir bitte meine neue Telefonnummer auf, ich musste mir ein neues Handy kaufen, weil ich dreimal die dämliche PIN falsch eingegeben habe…“

Glaubt Scholz eigentlich ernsthaft, dass sich irgendein IS-Oberpropeller „Verdammt, in Deutschland wurden die Waffengesetze verschärft. Jetzt können wir da keine Anschläge mehr machen. So ein Mist!“ denkt?

Radioeins brachte mich diese Woche über den hauseigenen Instagram-Account zum Lachen:

Wobei ich die Eisesser vor Kinski in Schutz nehmen muss: Die Qualität der meisten in Berlin verkauften Bratwürste ist derart bescheiden, dass der Griff zum Eisbecher reine Notwehr ist. Auch die Zahl der Fleischer, die eine gute, grobe, ungebrühte Bratwurst anbieten, ist extrem gering. Wenn ich Bratwurst machen will, hol ich die meistens vom Benser in Neukölln.

Sehr schöne alte und neue Konzertfotos für Junggebliebene jeden Alters gibt’s im Threads-Account von Suzi Quattro.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein absoluter Lieblingsessen: Pfifferlinge, Rührei und (sehr hintergründige) Bratkartoffeln, die im Friedenauer „Chaplin“ auf den Teller kamen.

Dagegen konnten – obwohl wohlgeraten – sogar die Krautshäuptchen, die ich gestern gemacht habe, nicht ankommen. Beim Verzehren derselben wurde, wie immer, ausgiebig über „Mit Kümmel? Mit Knoblauch? Oder mit oder ohne beides?“ gesprochen, wie immer ohne abschließendes Ergebnis.

Politiker, die im Angesicht eines Verbrechens umgehend härtere Strafen fordern, beweisen damit Unredlichkeit und/oder Inkompetenz. Dass härtere Strafen keine präventive Wirkung haben, ist seit langem bekannt und bestens dokumentiert.

Derzeitige Lektüre: „Slough House“, der 7. Band von Mick Herrons brillanter „Slow Horses“-Serie. Wie Herron das Niveau nicht nur hält sondern von Band zu Band steigert, ist bewunderungswürdig. Und macht dem Freund abgefeimter Spionage natürlich großen Spaß.

Irgendjemand scheint den Führungspolitikern der SPD eingeredet zu haben, dass man Wahlen auch ohne Wähler gewinnen kann.

Es gibt eigentlich nur einen Grund, warum unsere Kirchenfürsten nicht versuchen, CDU und CSU gerichtlich zu verbieten, das Wort „christlich“ im Parteinamen zu verwenden: Sie fürchten eine erfolgreiche Gegenklage.

Das könnte heute Abend ziemlich bitter werden, wenn die autoritätsgläubigen  Beitrittsdeutschen aus Thüringen und Sachsen so wählen, wie ich befürchte. Ich werde ein tröstendes Gulasch machen, natürlich wieder ohne Anbraten. Und jede Menge Betäubungsmittel aus Podersdorf bereitstellen. Für alle Fälle.

Es gibt übrigens deutlich einfachere Möglichkeiten, zum Begehen einer Straftat in ein anderes Land einzureisen, als dort einwandern zu wollen und/oder um Asyl zu ersuchen.

Splitterbrötchen (CMXCIV)

Was für Memmen sind das eigentlich, die sich über den befestigten Plastikdeckel von Sprudelflaschen beschweren? Ein kleiner Ruck und das Ding ist ab, WO IST DAS PROBLEM?

Der nächste populistische Unfug: Forderungen nach einem generellen Trageverbot von Messern. Erstens ist ein solches Messerverbot nicht durchzusetzen1, und zweitens sind Messer nicht nur Waffen sondern ungemen vielseitige Werkzeuge, die in Notsituationen auch Menschenleben retten können.

61 vor dem Drücken auf der Hand, 14 in den Stock gelegt und dann den Grand ohne 4 tatsächlich mit 61 gewonnen. Skat wird niemals langweilig.

Cut along the turandotted line.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das Geburtstagsessen der besten, geduldigsten Gemahlin von allen beim Lieblngsfranzosen. Ich unterbrach meine Standard-Steak-Frites-Diät und wählte, einer überraschenden kulinarischen Eingebung folgend, den Kabeljau auf Linsen mit Miesmuschelsauce2. Geniale Kombination, auf die Tausendstelsekunde getroffener Garpunkt beim Fisch, Seligkeit (trotz des bescheidenen Fotografierlichts). 

Als ich mich das erste Mal gegen Covid impfen ließ (noch mit Astra Zeneca) wurde mir lang und breit erklärt, dass die Impfung nur in den ersten Monaten (wenn überhaupt) vor einer Ansteckung, aber recht verlässlich gegen einen schweren Verlauf schützt. Ich musste auch noch einen Wisch unterschreiben, dass mir das erklärt worden war. Wer jetzt behauptet, man habe damals eine angebliche Wirkungslosigkeit der Impfung verschwiegen, lügt in böser Absicht. 

„Lieber Herr Kurbjuhn, ist es nicht sterbenslangweilig, jeden Dienstag das Foto einer Fischsuppe auf ihren Social-Media-Kanälen zu posten?“ – „Für meine Follower sicherlich. Aber mir macht es großen Spaß.“

Ufologen, aufgemerkt! Allessandra Rugeri gelingt es bei ca. Minute 7:40, Spaghetti mit einer zweizinkigen Gabel aus dem Kochwasser in die Pfanne mit dem Pecorino zu transferieren. Sie MUSS eine Außerirdische sein.

„Steve McQueen“ ist eine der genialsten Balladen aller Zeiten, gehört seit vielen Jahren zu meinen Lieblingssongs. Das wunderbar sparsame Video zu Brian Fallons Meisterwerk schau ich mir immer wieder mal an.

„Shoppen Sie Feinstrick!“ wirkt bei mir – trotz des raffiniert gesetzten „call for action“ – als Claim eher suboptimal.

Eine der größten Küchenidiotien ist es, Zucchini „knackig“ oder „bissfest“ zu servieren. Die Dinger bestehen zu über 90 % aus Wasser, und das muss raus, um den Geschmack zu intensivieren. Je mehr, desto besser. Natürlich werden die Dinger immer weicher, je mehr Wasser rausdampft, das muss so. Wer Zucchini „al dente“ isst, kann genauso gut auf einem Scheibchen Wellpappe rumkauen.

Nach einer längeren Durststrecke hat Jan Fleischhauer mal wieder etwas sehr Lesenswertes geschrieben.

Was macht man, wenn einem ein aufgeregt schreiender, wild mit den Armen fuchtelnder Mensch begegnet? Genau, man versucht ihn zu beruhigen, um herauszufinden, was eigentlich los ist. Wäre es nicht super, wenn das auch bei Zeitungen funktionieren würde?

 

 

Der prägende Moment meiner Schulzeit

1963 marschierte ich mit meiner Zuckertüte im Arm in die Struthschule rein, 1975 ging ich mit dem Abiturzeugnis in der Tasche aus der Friedrich-Wilhelm-Schule wieder raus. In diesen 13 Schuljahren1 war ich, ehrlich gesagt, die meiste Zeit nur anwesend aber nicht bei der Sache. Schule eben. Das meiste, was mir in den Klassenzimmern der von mir besuchten Schulen mitgeteilt wurde, habe ich mir gar nicht erst zu merken versucht. Einen Augenblick allerdings gab es, der sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt hat, einen einzigartigen Moment, in dem mir schlagartig klar wurde, dass mir hier nicht irgendein Schulwissen-Quatsch vorgekaut, sondern eine spielentscheidende Lebensweisheit vermittelt worden war.

Es war die erste Chemiestunde in der Obertertia, wir saßen wenig aufnahmefroh im soeben für einen horrenden Betrag renovierten Chemiesaal der FWS, als – leider pünktlich wie immer – unser Chemielehrer Dr. Zöll hereinkam. Routinemäig griff er neben die Tür, um den Lichtschalter zu betätigen. Aber der gewohnte, ihm zweifellos liebgewordene schwarze Drehschalter war durch einen weißen, großflächigen Kippschalter ersetzt worden. Dr. Zöll beäugte diese ultramoderne Vorrichtung misstrauisch wohl eine ganze Minute lang und ging schließlich das Risiko ein, den Schalter zu betätigen. Mehrfach. Licht an. Licht aus. Licht an. Licht aus. Schien zu funktionieren … doch unvermittelt hieb Dr. Zöll plötzlich mehrfach mit der geballten Faust auf den infamen Kippschalter, bis der – funktionslos geworden – aus der Wand herausbaumelte und das Licht sich mit ihm nicht mehr ausschalten ließ. Dr. Zöll nickte befriedigt und sagte: „Alles Neue taugt nichts.“

Diesen Satz habe ich mir gemerkt, er war die Quintessenz dessen, was mir während meiner Schulzeit vermittelt worden war. Veränderung ist schlecht. Drehschalter sind für die Ewigkeit. Amen.

Splitterbrötchen (CMXCIII)

Der Unterschied zwischen „Bedienen eines Textverarbeitungsprogramms“ und „Schreiben“ ist vielen Menschen nicht bekannt.

Was, bitte, habe ich mir unter einem „Lampionumzug“ vorzustellen? Es gibt kein Element namens Lampionum, man kann damit also auch keinen Zug antreiben. Die Bezeichnung „saisonübergreifende Hosen“ gibt mir übrigens ebenfalls Rätsel auf.

Die Guten werden immer weniger. Jetzt hat’s Richard Rogler erwischt, den hab ich 1977 auf einem Kindertheater-Festival kennengelernt, als er noch bei „Ömmes und Oimel“ war. Dann hat er angefangen, Kabarett wie Theater zu machen, und Theater wie  Kabarett. Ich hab mir viel von ihm abgeguckt. Ach …

Für den Threadslacher der Woche habe ich Peter Breuer zu danken:

Douglas Preston und Lincoln Child, „the undisputed champions of high adventure“, haben mal wieder geliefert: Der neue Pendergast „Angel of Vengeance“ ist das reine Vergnügen1.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine im Panavision-Breitwand-Format angerichtete Vorspeise, „Arancini“, panierte Fleischbällchen aus kräftig gewürztem gehacktem Ochsenschwanz (!) mit Parmesan, serviert im Hotel-Restaurant „O’Vino„.

Warum sind es immer wieder sozialdemokratische Innenminister, die die Aushöhlung des Rechtsstaats am weitesten vorantreiben? „Heimliche Hausdurchsuchung“ ist ein „modernes Ermittlungsmittel“? Das ist Einbruch, den gibt’s, seitdem unsere Vorfahren ihre ersten Höhlen bezogen haben.

Nichts gegen Bad Saarow, aber Abendstimmungen kriegen die Podersdorfer deutlich dramatischer hin.

Dafür dürfte die in Bad Saarow zu findende Statue Neptuns, der Arielle mit ihrer vergessenen Zwillingsschwester Trudchen präsentiert, weltweit einzigartig sein.

Technologischer Wochenhöhepunkt war mein heroisches Ringen mit der DB-App. Nur drei Stunden habe ich gebraucht, um sie dazu zu bringen, meine neue Bahncard anzuzeigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass man es Bestandskunden (in meinem Fall seit 1995) so einfach macht. Es lebe die Digitalisierung!

Als Prognostiker habe ich mich auf Fehleinschätzungen spezialisiert.