Splitterbrötchen (MXL)

Vielleicht sollte mal jemand Herrn Spahn sagen, dass Politiker, die Probleme lösen, beliebter sind als Politiker, die Probleme verursachen.

Ich erinnere mich an einen Titelkampf von Mike Tyson (der damals in der Form seines Lebens war), in dem sein Gegner die erste Gelegenheit, bei der Tysons Faust sich seiner Kinnlade näherte, nutzte, um sich hinzuwerfen und auszählen zu lassen. Ich habe nie einen Menschen etwas Intelligenteres tun sehen.

Die Headline der Woche gelang Fa. n-tv:

Talent ist schön, aber nicht unerlässlich. In der Schauspielerei zum Beispiel können kleinere Begabungen enorm von ihrer Lebenserfahrung profitieren. Wer lange genug dabei bleibt, kann früher oder später richtig gut werden.

Letzte Woche habe ich „Sharpes Waterloo“, den 20. und letzten1 Band von Bernard Rockwells Abenteuerzyklus um den englischen Soldaten Richard Sharpe während der Napoleonischen Kriege ausgelesen. Was Spannung und Action angeht, suchen diese Romane ihresgleichen. Ich wurde 19 Bücher lang blendend unterhalten, lediglich der letzte Band fiel etwas ab, wobei ich das Dilemma verstehe, in dem Rockwell sich beim Schreiben dieses Buchs befand: der Zyklus MUSSTE zwingend mit der Schlacht von Waterloo enden, aber ausgerechnet in dieser Schlacht gab es für Soldaten wie Sharpe und Harper wenig bis nichts zu tun. Rockwell hat sich immerhin achtbar aus der Affäre gezogen, Schwamm drüber. Freunden von Abenteuergeschichten empfehle ich diese genialen Bücher wärmstens. Meine Empfehlung für den Einstieg: „Sharpes Degen“, dann zwei bis drei weitere Bücher in chronologischer Reihenfolge, und dann die ganze Geschichte von Band 1 an. Viel Spaß!

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine höchst delikate Fischsuppe …

… die ich überraschenderweise nicht am Dienstag bei Daniele genoss, sondern am Mittwoch bei Giovanni, im „Brigantino„. In beiden Läden wird sizilianisch gekocht, die Fischsuppen könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. Danieles rustikale, knoblauchscharfe Deftigkeit auf der einen, Giovannis raffiniertere, mit frischen Muscheln und exotischen Meerestieren angereicherte Version auf der anderen Seite. Die Entscheidung, wo ich zukünftig meine wöchentliche Fischsuppe esse, wird nicht einfach werden.

Zwei  Wochen lange habe ich das kleine, schwarze Plastiketui mit meinen Bluetooth-Kopfhörern gesucht, erfolglos. Dann resignierte ich und bestellte mir bei einem frisch verheirateten Versandhändler ein neues Paar preiswerte Kopfhörer und erwartete, umgehend meine alten Kopfhörer wiederzufinden. Doch nichts dergleichen geschah. Ich nahm die neuen Kopfhörer in Betrieb und benutzte sie zwei Wochen lang. Am Freitag dieser Woche nahm ich dann das letzte Kleenex aus der Pappschachtel auf meinem Schreibtisch und wunderte mich, dass in der leeren Schachtel etwas klapperte … Hier sind doch höhere Mächte am Werk, die mich foppen wollen!

Um meinen sonntäglichen Blogeintrag zu promoten, hat sich die beste, geduldigste Gemahlin von allen diese Woche selbstlos und pfiffig einen Splitter (sic!) in die Hand gerammt. Na? Macht Ihre Gattin sowas auch? Naaa?

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

 

 

Splitterbrötchen (MXXXIX)

Was mich mal interessieren würde: Dieser salbungsvolle „Wort zum Sonntag“-Einheits-Tonfall, den alle Pfaffen perfekt draufhaben – wird der an der Uni gelehrt oder muss den sich jeder Schwarzrock selbst draufschaffen?

Was nicht jeder weiß: Im Hollywood früherer Jahre wurden Nachwuchsdarstellerinnen in Horrorfilmen auch als „Schreikräfte“ bezeichnet.

Beim SPIEGEL denkt man über einen Erscheinungstermin am Freitag nach, davon verspricht man sich „strategische Vorteile“. Liebe Flachpfeifen aus der Brandstwiete, ihr werdet es nicht für möglich halten, aber es gab mal eine Zeit – damals arbeitete noch ein gewisser Augstein bei euch und ihr kamt Montags raus – da hielt ich mir die Montagvormittage frei, weil ich gleich wissen wollte, was im neuen SPIEGEL steht. Ich hätte mir übrigens auch jeden anderen Vormittag der Woche freigehalten, denn damals war der strategische Vorteil der Blattinhalt und nicht der Erscheinungstag. Unvorstellbar, nicht wahr?

Privilegien sind nichts, wofür man sich schämen muss. Es kommt darauf an, was man daraus macht.

Wenn ich irgendwann mal einen Todeswunsch verspüre, werde ich der KI einer Steuererklärungs-Software mal eine Frage stellen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine Reprise, deshalb gibt’s auch das gleiche Foto; Super-Schnitzel im Friedenauer Amida.

Wenn man lernen will, mit Risiken verantwortungsvoll umzugehen, muss man welche eingehen, sonst klappt das nicht.

Ich hoffe, es ist nur ein kurzfristig zu behebender Defekt und kein kapitaler Maschinenschaden. Die Welt braucht Maschinisten, besonders seitdem die Clowns aus den Manegen ausgerissen und Kapitäne geworden sind.

Ich habe lange keinen so guten, spannenden SF-Roman wie Andy Weirs „Der Astronaut“ gelesen.

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

Splitterbrötchen (MXXXVIII)

Der deutsche Qualitätsjournalismus bekommt seine Sehnsucht nach Nordkorea nicht in den Griff. Der – mir persönlich wegen seiner  Teflon-Beschichtung höchst unsympathische – Lars Klingbeil holt 65 %, und das bezeichnet man dann als „desaströses“ oder „monströses“ Ergebnis bzw. „Ohrfeige“. Vielleicht ist eine Erinnerung an den weit zurückliegenden Mathematik-Unterricht nötig? 65 % sind beinahe zwei Drittel.

Im Nachhinein ist man doch dankbar für die Diskretion, die andere Versandhändler, wie z. B. der Herr Neckermann, in Sachen Familienfeiern wahrten.

Der wackere Bonetti sorgte für Erheiterung, indem er empfahl, den Busfahrer beim Einsteigen mit den Worten „Sie sind gekommen, um mir zu dienen?“ zu begrüßen. Am Thema ÖPNV hat sich auch Maschinist lesenswert abgearbeitet.

„Kotzikotzi, würgwürgwürg!“ Tim Raue beginnt, sich in mein Herz zu formulieren.

Es hat ein paar Folgen gedauert, aber mittlerweile schaue ich „Father Brown“ ganz gerne an. Was weniger an den somnambulen Plots als an Jack Deams inspirierterter Performance als Inspector Mallory liegt. Bin ich wirklich der einzige, dem auffällt, wie sehr dieser mimische Recke bemüht ist, Giganten wie James Finlayson und Snidely Whiplash ein schauspielerisches Denkmal zu setzen?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine unfotografierte grobe Bratwürste von Reinhardt aus Röhrda, perfekt gewürzt, typische Textur, ein Hochgenuss. Zu sehen gibt’s den Runner-Up, Rote-Bete-Carpaccio mit Knoblauch-Calamari aus dem Schön 142.

Den höchsten, eisig umwehten Gipfel der Idiotie erklomm diese Woche die ZEIT-Redaktion, als sie bestürzt feststellen musste, dass eine bereits lässig durch den redaktionellen Prozess gewunkene Kolumne von Maxim Biller doch einige inhaltliche und sprachliche Highlights enthielt, die zu Kontroversen Anlass geben könnten3. Also entschloss man sich, die Kolumne online zu „depublizieren“, vulgo zu löschen. Natürlich kann man den Text immer noch an diversen Orten online nachlesen – zum Beispiel hier – und sich fragen, warum sich eine Redaktion in dieser Form von einem  vollkommen legitimen Meinungsstück distanzieren zu müssen glaubte. Oder wollte man am Ende in den heiligen Bucerius-Hallen nur auf besonders pfiffige Art und Weise Aufmerksamkeit auf einen Text lenken, der einem besonders am Herzen lag?

„Operation Midnighthammer“ – kein ARD-Redakteur hätte einem Drehbuchautor diesen Titel durchgehen lassen.

Falls Sie sich jetzt fragen, was mit der Print-Ausgabe der ZEIT geschieht, in der Billers Kolumne ja immer noch zu lesen ist: Hasnain Kazim hat in seinem sehr empfehlenswerten Newsletter vorgeschlagen, dass die ZEIT-Redaktion ausschwärmt und bei den Abonnenten klingelt, um die schändlichen Seiten aus den seriösen Wochenzeitungen herauszureißen.

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

Splitterbrötchen (MXXXVII)

Friedrich Merz gefällt mir als Bundeskanzler immer besser. Wer von Publicity-geilen Pappnasen wie Dehm und Hallervorden4 verklagt wird, macht einiges richtig.

Die Woche beglückte mich mit zwei kulinarischen Höhepunkten. Der eine war das Eintreffen eines Wurstpakets von Fleischmanufaktur Reinhardt aus Röhrda. Exzellent gewürzte Stracke und eine unfotogene5 grobe Leberwurst mit großartigem Aroma und geradezu sensationeller Textur wurden als erste probiert. Wer einmal solche Wurst gekostet hat, rührt das totgekutterte Zeugs aus der Supermarkttheke nie wieder an. Zweiter Wochenhöhepunkt war dann ein handwerklich absolut perfektes Schnitzel, dass im Friedenauer Amida vor mich hingestellt wurde.

Dagegen konnte selbst Danieles delikate Fischsuppe (genieße ich bevorzugt  dienstags) nicht ankommen …

… dafür sorgte dort aber ein weiblicher Stammgast vom Nebentisch für kryptische Erheiterung: „Ich gehe jetzt rein und mache was gegen meine Überzeugung!“ Was sie dann in den Eingeweiden der Trattoria bewerkstelligte, blieb unklar.

Kultureller Wochenhöhepunkt war das Streamen von „Konklave“. Ich hatte fälschlicherweise pompöses Katholen-Gedöns erwartet und wurde mit einem außergewöhnlich spannenden Polit-Thriller angenehm überrascht. Insbesonders Fiennes‘ nervige, straffe Performance in der Titelrolle begeisterte und ließ mich (mal wieder) den Kopf schütteln über das, was Ryan O’Neal im kürzlich wiedergesehenen „Barry Lyndon“ (nicht) veranstaltet hat. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, was O*Neal und Kubrick sich bei dieser Null-Performance gedacht haben. Malcolm McDowell als Barry Lyndon … das wäre eine Riesennummer geworden.

Die Geschäftsbeziehung zwischen Fa. Commerzbank und der besten, geduldigsten Gemahlin von allen wurden während der Einrichtung der Banking-App auf ihrem neuen Handy auf eine harte Probe gestellt.

Das Völkerrecht ist eine ganz tolle Sache. Wenn man allerdings autokratische, Völker terrorisierende Staatenlenker auf dieses Völkerrecht verweist, ist das ungefähr so sinnvoll wie damals die Bitte an den Schulhof-Bully, doch bitte fair zu bleiben und sich an die Regeln zu halten.

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

Splitterbrötchen (MXXXVI)

„Die Lieferung wurde bei DHL falsch verladen und wird sich deshalb leider um voraussichtlich einen Werktag verspäten.“ Die Dienstleister fangen an, sich bei mir gegenseitig zu verpetzen. Die weitere Entwicklung könnte spannend werden.

„Es ist nicht wahr, dass die Jahre weise machen. Sie machen alt.“ Jack Beauregard

Manchmal wird man beim Warten auf den Bus mit einem vorbeirollenden Kleinod belohnt.

Was nicht jeder weiß: Die Furcht vor einer bestimmten Sorte deutscher Populär-Musik wird als „Höhner-Angst“ bezeichnet.

Herr Rau bedauert das Fehlen von Bullshit-Detektoren bei seinen Schülern. Tja, früher war nichts besser, aber einiges einfacher. Da pflegte der heimliche Kauf einer Röntgenbrille („Alle nackt!“) aus einer Jerry-Cotton-Kleinanzeige den Bullshit-Detektor für relativ kleines Geld verlässlich zu aktivieren. Das setzte jedoch Eltern voraus, die ihr Otterngezücht auch mal zu Erziehungszwecken auf die Nase fallen ließen. Heutzutage, wo die meisten Eltern ängstlich bemüht sind, jedes Ungemach dieser Welt von ihren zarten Schneeflöckchen fernzuhalten, gehen die lieben Kleinen eben arglos und blauäugig durch die Welt. Besserung ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Gestern kam mir auf Facebook ein Versicherungsvertreter unter, der dem Helikopter-Eltern-Geschwader erfolgreich Berufsunfähigkeitsversicherungen für Sechsjährige andreht.

Ich verstehe nicht, warum in den beliebten, in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verorteten Krimis der Begriff „Nordwaffe“ noch nicht etabliert wurde.

Halsatmer-Funfact: Spontan irgendeinen dummen Spruch machen, ist nicht mehr. Sowie man ans Sprechventil greift, richten sich die Augen auf einen, der Quatsch, den man sagen wollte, gewinnt vor dem ersten Wort eine Bedeutung, die gar nicht beabsichtigt ist. Einfach so daherblödeln ist nicht mehr. Ich vermisse das.

Nach Lektüre des neuesten „Bruno, Chef de Police“-Krimis „An Enemy in the Village“ freue ich mich, vermelden zu können, dass Mr. Walker sich auf dem Weg der Besserung befindet. Von der Topform der Bruno-Romane 3 bis 11 ist er immer noch meilenweit entfernt – er scheint es nicht mehr übers Herz zu bringen, Bruno mal richtig in die Scheiße zu reiten, was ja die Voraussetzung für eine einigermaßen spannende Handlung wäre – aber immerhin, es passiert etwas mehr als im unsäglichen „Deja Vu“. Es wird ein bisschen gekocht, ein bisschen ausgeritten, die Mitglieder von Brunos Gang absolvieren ihre obligatorischen Cameos und Mr. Walker teilt überraschend kräftig gegen die französischen Grünen aus. Da bleibt wieder nicht mehr viel Zeit für den Krimiplot, der erneut diskret im Hintergrund abschnurrt, Bruno aber diesmal wenigstens mit einem neuen Love-Interest versorgt. Immerhin, die kaltschnäuzige Nonchalance, mit der Mr. Walker (nicht Bruno!) Florence nebst ihren Zwillingen abserviert hat, ist einigermaßen „formidable“! Alles in allem hab ich Brunos aktuellen Dordogne-Spaziergang6 – trotz der Mängel – gern und zügig gelesen.

Nachdem der unfotografierte kulinarische Wochenhöhepunkt dann auch noch eine von einem lieben Freund mitgebrachte, delikate „Paté Campagnard“ eines südfranzösischen Dorfmetzgers war, habe ich ChatGPT angewiesen, ein Bild von Bruno und Balzac zu malen, wie sie den Markt von St. Denis inspizieren. Prompt (sic!) ist diese Künstliche Unintelligenz auf Kollisionskurs mit den Proportionen gegangen. Ausgehend von der durchschnittlichen Schulterhöhe eines Bassets dürfte der abgebildete Bruno ca. 1,40 m groß sein.

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

 

Splitterbrötchen (MXXXV)

Am Sonnabend saß ich 80 Minuten lang im Regionalexpress mit acht einen Jungesellinnenabschied feiernden jungen Damen. Da staunte selbst ein alter Hase der Unterhaltungsbranche wie ich: Dass man sich mit einer kleinen Flasche Eierlikör und einer Tüte voll preiswerter Scherzartikel derart prächtig – wenn auch ein wenig unterkomplex – amüsieren kann, hätte ich nicht gedacht.

Die Geschichte lehrt uns, dass die meisten Menschen unbelehrbar sind.

85? Wahnsinn. Glückwunsch, Mr. Jones.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine nicht nur amüsante, sondern tatsächlich auch lehrreiche Weinprobe mit acht spanischen Rosé-Weinen in den „Kurpfalz-Weinstuben7. Dazu gönnten wir uns ganz ausgezeichnete Salsiccia vom Duroc in Blätterteig …

… und ein ebenso geniales wie unfotogenes , von Hand geschnittenes Tatar mit scharfer Mayo und Papadam.

Ich möchte an dieser Stelle entschieden dem Gerücht entgegentreten, dass Philipp Amthor sich regelmäßig von Luisa Neubauer auspeitschen lässt. Das ist komplett frei erfunden. Ich muss das wissen, denn ich hab das eben getan. Sie müssen mir jetzt nicht für das verstörende Kopfkino danken, das Sie von nun an ein paar Tage lang verfolgen wird. Das hab ich doch gern gemacht.

Mit „lagerfähigen Weinen“ ist das so eine Sache. Wenn man sie tatsächlich  lagert, schmecken sie einem nicht.

Halsatmer-Funfact: Wenn man so ein Plastik-Döpschen im Hals hat, erkennen die meisten Menschen sofort, dass man körperlich derart eingeschränkt ist, dass man ohne Hilfe nicht in der Lage ist, eine 15 cm hohe Stufe hinabzusteigen. Beim (übrigens erfolgreichen) Versuch, das zu tun, hörte ich gestern „Vorsicht! Vorsicht!“, „Um Himmelswillen!“, „Nicht! Ich helf Ihnen!“, „Nur nicht stürzen! Nur nicht stürzen!“ (von exaltiertem Händewringen begleitet), „Da ist eine Stufe!“ und noch so einiges mehr. Ich weiß, die Menschen meinen es gut. Es nervt aber trotzdem gewaltig. Zugegeben, nicht ganz so sehr wie kreuzdämliche, übergriffige Triggerwarnungen8, aber trotzem.

Ich dachte, das mit „unpassender Kleidung“ hätte sich erledigt, als ich als Teenager meinem Vater in dieser Sache erstmals erfolgreich Paroli geboten hatte. Dass diese Albernheiten 50 Jahre später im Bundestag plötzlich weitergehen, konnte nun wirklich niemand ahnen.

Was nicht jeder weiß: Man kann Backteig mit einem ordentlichen Schuss spanischen Rotwein veredeln. Man spricht dann von „Tempuranillo“.

Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.

 

 

Splitterbrötchen (MXXXIV)

Das Kabinett Merz hat einen außergewöhnlich erfolgreichen Start hingelegt. Alle drängenden Probleme wurden gelöst, sonst würden die Leitmedien ja wohl kaum tagelang dem Pulli einer oppositionellen Jungpolitikerin so viel Aufmerksamkeit schenken.

Warum heißt es „Spezi“ und nicht „Semicola“?

Der frühe Wurm wird das erste Opfer des Vogels.

Mit den Worten „Dies scheint ein langes Dokument zu sein. Spare Zeit und sieh dir eine Zusammenfassung an“, versucht eine Ki mich zu locken. Das „lange Dokument“ hatte 27 Seiten.

Kein „Brennpunkt“ zum Vatertag, obwohl „Mit dem Bollerwagen ins Nirwana – Kontrollverlust an Himmelfahrt“ ein perfekter Titel gewesen wäre, Nur faule Säcke in der Redaktion? Aber Zwangsgebühren einziehen, das haben wir gerne!

Krise bei Disney! Das Maus-Feeling stimmt nicht mehr.

Die derzeit bei prime zu streamende Jason-Statham-Schlachteplatte „A Working Man“ weiß wegen ihrer außergewöhnlichen Kernigkeit zu gefallen. Um sie zu goutieren, sollte man – natürlich – langjähriger Statham-Fan sein. Dann hat man sich daran gewöhnt, dass er immer wieder das gleiche Drehbuch verfilmt und nur die Namen und Locations ändert.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren charmant rustikale Kalbsnieren in Dijonsenf-Sauce im „Gourmet Sud„. Lange nicht mehr eine so gute Senfsauce gegessen!

Und lange nicht mehr in einem derart angenehmen Lokal wie dem „Gourmet Sud“ gesessen. Tja, ich gehöre nun zur Zielgruppe für „gediegen“.

Solange man etwas nicht tut, ist es vollkommen egal, ob man es tun könnte.

Verlegerpersönlichkeit Holger Friedrich („Dubiositäten en gros und en detail“) hat versucht, mit seinen bescheidenen Fähigkeiten die „Weltbühne“ wiederzubeleben. Immerhin: Auf schmalen dreißig Seiten, für die er satte elf Euro verlangt, soviel Unfug unterzubringen muss man auch erstmal hinbekommen. Der Preis sagt einiges über seine Zielgruppe aus. Lutz Görner präzisierte auf Facebook: „Die Zielgruppe von Meister Friedrich musste ja nie mit Alu-Chips bezahlen, die hatten immer Valuta.“

Ob die Marketing-Experten bei Fa. Groupon sich den E-Mail-Betreff „Väter verdienen mehr als Socken“ wirklich gut überlegt haben?

Splitterbrötchen (MXXXIII)

Disney will es tatsächlich „The Devil wears Prada 2“ nennen. Was spricht gegen „The Devil wears Prada again“?

Wenn ein Skatspieler einen Pik Hand mit 4 Schneider angesagt, also mit 88 Punkten gewinnt, ist er dann ein Nazi?

Die hirnverbrannte Idee, die Tagesschau auf 30 Minuten auszudehnen entstand vermutlich durch peinliche Selbstüberschätzung der eigenen Wichtigkeit und Rolle. Die Zeiten, in denen sich Familien um 20 Uhr um das TV-Gerät versammelten, um zu erfahren, was seit Erscheinen der Morgenzeitung  in der Welt so alles passiert ist, sind seit vielen Jahren vorbei. Heute dient die Tagesschau als Hintergrundrauschen zur Vorbereitung der späteren Abendgestaltung. Während Jens „Granatensex mit Michele“ Riewa die Meldungen des Tages verliest, wird die Getränkefrage des Abends gelöst, Naschwerk bereitgestellt, das Programm ein letztes Mal gescannt um dann beim Stichwort „das Wetter“ auf den gewünschten Sender bzw. Streamingdienst umzustellen. Nur Knalldeppen mit aufgeblasenem Ego können auf die Idee kommen, dass irgendjemand ein Interesse hätte, dieses Ritual auf 30 Minuten auszudehnen.

Als stolzes Mitglied der Makulade-Generation spreche ich mich für die Geschmacksrichtung „Weihnachtszauber – bittere Orange“ aus. Disclaimer: Ich bin Gründungsmitglied der „Organisation zur Verbreitung zündender, aber vorhersehbarer Wortspiele“.

George Wendt ist gestorben. Doch, Sie kannten George Wendt. Sie kannten ihn gut. Als „Norm!“.

Und hier der beste Norm-Auftritt, ein funkelnder Sitcom-Diamant von der epischen Vorbereitung bis zur genialen Pointe.

Als ich in einem Nachruf auf eine Künstlerin die Formulierung, sie habe „die ewige Bühne betreten“ las, schnellte mein Blutdruck in die Höhe, Das ist auf jeder erdenklichen Ebene grober Unfug. Bühne ist das haargenaue Gegenteil von Ewigkeit.

Könnte sein, dass ich gerade dabei bin, meine Vorurteile gegenüber Rotweinen aus Deutschland aufzugeben.

(Von Max in den Kurpfalz-Weinstuben eingeschenkt, wo wir uns in wenigen Wochen Stammgast-Staus ertrunken haben)

Mit einiger Mühe ist es mir gelungen, der Datenkrakerei von Meta in Facebook und Insta zu widersprechen. Zuckerberg erwartet davon mit Sicherheit eine Billiardensumme, sonst hätte er die Widerspruchsmöglichkeit, die sowieso nur wenige Menschen nutzen werden, nicht so gut verstecken lassen.

Das Tellerfoto des kulinarischen Wochenhöhepunkts hab ich mal wieder versaut (Schummerlicht, Farbstich, ich zu doof für Bildbearbeitung, Automatik versagt, Sie kennen das). Nichtsdestotrotz war das gebackene Zanderfilet mit Kartoffelpüree, Sauce Tatare, Gurkensalat und marinierten Zwiebeln, das es in den Kurpfalz-Weinstuben gab, ganz ausgezeichnet.

Diese Woche war ich beim Skat gesegnet wie seit vielen Jahren nicht mehr. Ein Grand Hand, ein Null Ouvert, ein Null Ouvert Hand, eine Revolution und zum krönenden Abschluss einen Durchmarsch beim Ramsch, bei dem Vor- und Mittelhand geschoben hatten. Ich würde jetzt ja gern mit meinen herausragenden spielerischen Fähigkeiten angeben, aber der Kenner des Spiels hat ja schon gemerkt: reines Kartenglück. Jeder Anfänger hätte diese Blätter spielen können. Außer den Durchmarsch. Da mussten noch Hinterlist und Bravado dazukommen. Und außergewöhnliche spielerische Fähigkeiten.

 

 

 

Splitterbrötchen (MXXXII)

Wirklichkeit ist ein relativer Begriff, besonders was die menschliche Wahrnehmung anbelangt.

Käme ich auf die Idee, den Aktivitäten eines Influencers meiner Altersklasse zu folgen, der sich z. B. „Selbstportrait-Sebastian“ nennt? Selbstverständlich nicht, ich bin doch nicht bescheuert.

Die gute Nachricht der Woche: Im Mitzwinkel ist wieder was los.

Wenn Sie ins Drehbuchgeschäft einsteigen wollen und für ihr Debüt-Projekt die Zusage eines internationalen Top-Stars brauchen, hat Ron Perlman einen unbezahlbaren Tipp von Sir Michael Caine für Sie.

Seit ein paar Tagen läuft auf Netflix die Fresskomödie „Nonnas“. Hier wird mit der Wurst nach der Speckseite der Salsiccia nach der Guanciale geworfen. Der Film lässt kein Italien-Klischee aus, nach fünf Minuten weiß man, wie’s ausgeht und keine einzige der überraschenden Wendungen ist unvorhersehbar. Trotzdem macht dieser Film einen Heidenspaß, und wer beim Anlaufen der Schlusstitel nicht in die Küche eilt, um eine Dose San-Marzano-Tomaten zu öffnen und eine köstliche Pasta-Sauce zu zaubern, hat kein Herz und ein Stück Löschpapier statt eines Gaumens.

Was nicht jeder weiß: Bei Korfu handelt es sich um auf Korsika praktizierte asiatische Kampfkunst.

Wenn Sie mal ordentlich einen draufmachen wollen, dann gehen Sie mit Maschinist aufs Schulfest.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war (wieder mal) das Lieblingsgericht der besten, geduldigsten Gemahlin von allen und mir im „Tapas España„, die gemischten Tapas mit Meeresfrüchten und Fisch.

Der Runner-Up war ein „Trip down Memory Lane“: Im „Chaplin“ genoss ich nach einigen Jahrzehnten mal wieder die betörende Textur frittierter Petersilie beim ehemaligen Szenekneipen-Klassiker, dem „gebackenen Kammbär“.

Möglicherweise nähere ich mich meinen „Vergreisungs-KIpppunkt“. Bei anderen Menschen erlebte ich den zum ersten Mal vor ca. 30 Jahren, als wir alle misstrauisch AOL-CDs in die Laufwerke unserer Rechner schoben, um dieses Internet-Dingenskrchen mal auszuprobieren. Damals hörte ich von einigen älteren Mitgliedern unseres Tennisclubs „Was soll ich denn mit E-Mail? Wenn ich mich mit dir zum Tennis verabreden will, dann kann ich dich doch anrufen. Nein, E-Mail brauch ich nicht!“ „So ist das also, wenn man alt wird“, dachte ich damals, „Irgendwann will man nicht mehr an Weiterentwicklungen teilhaben. Dann wird man alt.“ Diese Woche beschlichen mich beim Umgang mit einer sogenannten KI ähnliche Gedanken, wie sie damals meine Tennisfreunde hatten. „Brauch ich das wirklich? In der Zeit, die ich brauche, um dem dämlichen Rechenknecht zu sagen, was ich von ihm will, hab ich doch das Textchen selbst geschrieben!“ Und ich weigere mich schlichtweg, absurden Quatsch wie „Du bist ein 82jähriger Hilfsbibliothekar an der Unsichtbaren Universität mit Halbglatze, Hörrohr und Nickelbrille. Während der Beantwortung meine Fragen tust du aber so, als wärst du ein 49jähriger Marketing-Experte aus Upper Sendusky, dessen Hobbys Bahnengolf und das Sammeln von Briefmarken mit medizinischen Motiven sind.“ einzugeben.

Last, but not least: Podersdorf war, ist und bleibt das Weltzentrum des Extremsports.

Splitterbrötchen (MXXXI)

Nach dem Besuch der immersiven Pompeji-Ausstellung und reiflicher Überlegung bin ich zu der festen Überzeugung gelangt, dass Jason Statham diese Stadt gerettet hätte.

„Frühlingszwiebeln und Ei sind ein köstliches Gericht“ behauptet eine kecke KI auf youtube. Nuja, nö. Wirklich. Ein paar mehr Zutaten sollten es schon sein, bevor man von „Gericht“ sprechen kann, von „köstlich“ ganz zu schweigen.

Aktuell das Gegenteil von Stadtgespräch: Das Berliner Theatertreffen. Ich erinnere mich noch gut an Zeiten, in denen das ganz anders war. Nuja, jeder macht sich so gut verzichtbar, wie er eben kann.

Am Freitagabend genügte ein Blick auf Daniel Hartwichs Zweireiher, um ihm dringend zu raten, seinen Schneider sofort zu erschießen.

Besorgte Frage in den Maschinenraum: Du befolgst allen Ernstes acht Jahre alte Restaurant-Tipps? Was kommt als nächstes? Salto Mortale ohne Netz?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das MoPO-Menü vom Mai, zu dem die beste, geduldigste Gemahlin von allen als treue Abonnentin eingeladen hatte …

… serviert im Fjord, das zeitnah wieder aufgesucht werden muss, um dort á la carte zu essen. Hier der 2. Gang, das Smørrebrød mit Apfel-Enten-Rillette. Der dazu eingeschenkte Chardonnay aus der Pfalz war mein Wein-Favorit des Abends.

Die Demokratie ist noch nicht wirklich in Deutschland angekommen, solange die Presse behauptet, Politiker, die knappe Mehrheiten (vielleicht erst im zweiten Anlauf) zustande bringen, wären „geschwächt“. Das sind sie eben nicht, im Gegenteil. Diese Sehnsucht nach DDR-Mehrheiten um 90 Prozent ist zutiefst undemokratisch.

Warum schmecken Eier eigentlich nicht nach Huhn?

In Sachen Ewigkeit bin ich schon seit längerer Zeit parteilos, daher ging mir die Papstwahl gepflegt am Arsch vorbei. Es sollte mich sehr wundern, wenn der Neue auch nur einen Tick weniger verlogen wäre als seine Vorgänger.

Die nachlässige Programmierung des Wortagon-Spiels verärgert weiterhin. Warum werden vollkommen korrekte, sinnstiftende Wörter wie „Eierrentnerinnen“ nicht anerkannt?

Kleiner Tipp für die mitlesenden Weinfexe: der rote Bag-in-Box von Orélie ist ein wunderbarer, schön beeriger Alltagswein! Ich würde ja auch den Weißen und den Rosé des Erzeugers gern probieren, aber da harrt ja das Kühlungsproblem noch einer praktikablen, bezahlbaren Lösung.