Mensch, Frau Beyer vom SPIEGEl,
das ist ja schön, dass Sie ein ganz großer Fan von Kate Blanchett sind. Da sind wir uns einig, eine gran-di-o-se Schauspielerin, ganz fa-bel-haft, aber, liebe Frau Beyer, Sie schreiben da im neuen SPIEGEL:
Schon im ersten „Elizabeth“-Film … war Blanchett überragend: wie sie erröten konnte, wie sich ihre hellen Augen blitzschnell verdunkelten…
Frau Beyer? Hat Ihr zukünftiger Chef, der Herr Kleber, Sie vor der Pressevorstellung am Popcorn-Tresen einmal zu oft an seinem Eierlikör-Flachmann nippen lassen? Kein Mensch kann auf Kommando erröten oder die Augenfarbe wechseln. Eigentlich erkennt man haargenau daran Drehbuchanfänger, die das Handwerk noch nicht beherrschen, dass sie Regieanweisungen wie „wird rot“ in ihr Skript schreiben, weil sie nicht wissen, dass das nicht geht. Aber ich will Ihnen nichts unterstellen, liebe Frau Beyer, vermutlich war’s wirklich nur das klebrige Zeugs von Herrn Kleber, der am Ende noch einen Beschleuniger unter den Eierlikör gemixt hatte, um… aber lassen wir das.
Kommen wir lieber zu Ihrem Absatz über die Wandlungsfähigkeit von Miss Blanchett:
„Ich kann keinesfalls binnen einer Woche von der Queen auf Bob Dylan umsteigen“, beschwerte sie sich bei ihrem Agenten. Doch der hatte kein Einsehen. Blanchett wandelte sich im Nu, mit der Anpassungsfähigkeit eines Chamäleons, von der frühneuzeitlichen Königin zum größten Popstar der Jetztzeit. Sie kann das fast mühelos.
Ohne Ihre Begeisterung für Miss Blanchett schmälern zu wollen, Frau Beyer, aber vielleicht ist es Ihnen ja entgangen – beim SPIEGEL hat man so einiges um die Ohren, ich weiß, Stühle ansägen, Königsmorde, die ganze Palette – aber in Deutschland haben wir seit vielen Jahren etwas, das nennt sich „Repertoire-Theater“. Schwieriges Wort, ich weiß, aber es beschreibt etwas ganz einfaches: einen Ort, an dem Schauspieler jeden Tag andere Rollen spielen, manchmal sogar zwei am Tag. Morgens Rumpelstilzchen und abends den Prinz von Homburg. Doch, das geht. Ist noch nicht mal schwierig, wenn man weiß wie. Das ist Alltag für Menschen, die das Schauspielerhandwerk beherrschen. Aber das können Sie als Kulturkritikerin vom SPIEGEL ja nicht wissen.
Tschö.
Der Chris
[tags]Spiegel, Dummbeuteleien, Denkkräppel, atemberaubende Kenntnislosigkeit, Ungeheuer![/tags]