Die Nerds greifen an

Die Nerds blasen zum Großangriff auf „Life as we know it“, und ihr Waffenmeister heißt Steve Jobs. Der „Q“ von Apple hat sie mit einer Allzweckwaffe ausgestattet, die nicht nur den Markt für schnurlose Telefone umwälzen, sondern gleich gar eine Kulturrevolution auslösen soll. Das iPhone.

Wenn Olaf Kolbrück dieses Gerät zum Statussymbol heraufsterilisiert heraufstilisiert

Fest steht: Wer den Hype um das iPhone nicht nur übertrieben, sondern gleich völlig überflüssig findet, hat die gesellschaftlichen Veränderungen seit dem Ende der Wählscheibe nicht registriert. Technische Gadgets sind längst Statussymbole für die eigene gesellschaftliche Verortung und Bedeutung. Sie haben damit die gleiche öffentliche Relevanz wie der neue Golf oder die neue S-Klasse.

übersieht er eins: Es sind letztlich Nerds, die ein Symbol brauchen, um ihren Status zu dokumentieren. Wenn ich einen dicken Daimler fahre, werf ich dann bei einem Meeting einen Mercedes-Stern vor mich auf den Tisch? Genausowenig wie ich ein Telefon vor mich hinpacken würde.
Aber genau damit haben die Nerds vor mehr als zehn Jahren, als Mobiltelefone aufkamen, angefangen: Ihre Nokias und Motorolas und Ericssons vor sich auf den Tisch gepackt um zu zeigen: „Guck mal, Welt! Ich kann ohne Schnur telefonieren! Ganz weit weg von zuhause!“ Erst als der Vibrationsalarm zum „Statussmbol“ wurde, durften, ja mussten die Nervtöter in den Hosentaschen bleiben. Nicht ohne zu betonen, dass sie „gerade auf Vibra geschaltet“ hätten. Wie aufregend.
Menschen, die ich Ernst nehme, verwenden grundsätzlich keine Gadgets in der Öffentlichkeit. Wieso sollte ich jemanden, dem ein Stöpsel aus dem Ohr hängt, während er hektisch mit einem Plastikstift oder – wie jetzt im Falle iPhone mit dem Finger – auf einem Plastikkästchen herumtippert, für vertrauenerweckend, kompetent und/oder wichtig halten? An dem Tag, an dem ich meinen Status über ein Telefon signalisieren muss, kann ich mich genauso gut gleich aus dem gesellschaftlichen Leben verabschieden.
Wenn ich mit Menschen kommuniziere, die sich im gleichen Zimmer befinden wie ich, hat meine gesamte Aufmerksamkeit den Menschen zu gehören, und nicht einem kleinen, an eine geschrumpfte Wurlitzer erinnernden Kästchen, dem ich mit hastigen Fingerstreichen meine Termine zu entlocken versuche.
Das iPhone ist der Versuch der Nerds, uns ihr Fachidiotenweltbild als das richtige, erstrebenswerte nahe zu bringen. Nur wenn wir uns darauf besinnen, dass ein Telefon letztlich nur ein Telefon ist, haben wir eine Chance gegen die eigene Vernerdung. Oder, um einmal mehr Horst Schroth zu zitieren: „Jemand, der immer und überall erreichbar sein muss, gehört bestimmt zum Personal.“
Das bringt mich auf eine Idee. Ich könnte meinem Butler ein iPhone kaufen. Staussymbol, anyone?

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