Splitterbrötchen (VII)

Ein Pärchen sitzt eng umschlungen mir gegenüber in der U-Bahn. Er ist eine durchaus imposante Erscheinung, um die dreißig, Kahlkopf, Schnauzbart, Lederweste, die sich vor dem respektablen Brauereifriedhof nicht mehr schließen lässt, Lederarmband, Tattoos auf den Armen und drei Totenkopf-Ringe an der rechten Hand, in der er eine Bierbüchse hält. Plötzlich sagt er mit tiefer Ernsthaftigkeit zu seiner Freundin: „Ich glaube, dein Vater hat mich vom ersten Moment an nicht gemocht.“ Mich hat’s vom Sitz gerissen.

Apropos Büchsenbier… Was ist eigentlich mit dem Dosenpfand? Warum ist das Abendland nicht untergegangen, als er nicht abgeschafft wurde? Warum regt sich niemand mehr auf?

Was mich immer wieder verwirrt: die urdeutsche Eigenart, einen Salat als Beilage zu einem warmen Hauptgericht zu essen. Ich habe noch keine Kombination gekostet, der eine gewisse kulinarische Logik innegewohnt hätte. Gegen einen Salat als eigenständiges Gericht oder als eigenen Gang eines Menüs ist ja wirklich nichts einzuwenden, aber warum ich etwas Warmes zusammen mit etwas Kaltem essen soll, konnte mir noch niemand schlüssig erklären bzw. schmackhaft machen.

Mysterium des Alltags: Seit ca. 3 Monaten habe ich bei jedem Supermarkt-Besuch vergessen, Frischhaltefolie zu verkaufen. Dabei habe ich gar nichts gegen Frischhaltefolie. Aber ich kann nichts machen. Ob ich spontan einkaufen gehe oder mit vorbereiteter Einkaufsliste: Sowie ich ein Geschäft betrete, in dem ich Frischhaltefolie kaufen könnte, vergesse ich, dass ich sie kaufen will. Mittlerweile habe ich gelernt, ohne Frischhaltefolie auszukommen. Geht (überraschenderweise?) ziemlich gut.

Gestern, Sonnabend Abend, in der RBB-Abendschau (sinngemäß zitiert): „Wieder ist in Berlin ein volltrunkener Jugendlicher ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der hilflose Jugendliche wurde von Passanten auf der Warschauer Brücke entdeckt. Um wen es sich handelt und wie viel er getrunken hat, ist nicht bekannt.“ Es ist ziemlich einfach geworden, ins Fernsehen zu kommen.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (VII)

  1. Pärchen in der U- Bahn

    Wenns an der äußeren Erscheinung des Zukünftigen vielleicht nicht gelegen haben sollte, dann vielleicht am qualitativ nicht so geschätzten HANSA-Dosenbieres, das dem Vater nicht geschmeckt hat. Aber vielleicht kommt eben auch mehr zusammen: nur drei, statt der wünschenswerten fünf bis sechs Fingerklunker. Usw. Weiß man nicht.

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