Die Dankbarkeit ist etwas wunderbares

Seit bald zwanzig Jahren ist das „Gasthaus zur Dankbarkeit“ in Podersdorf mein Lieblings-Restaurant. Wunderbare Atmosphäre, eine der besten Küchen und die beste Weinkarte des Burgenlandes – mehr braucht ein bescheidener Mensch wie ich nicht zum Glücklichsein. Auch dieses Jahr sind wir wieder in der Dankbarkeit eingekehrt. 

„Fischvariationen an Gurkengelee“ – was man in der „Dankbarkeit“ bestellt, bekommt man auch. Die variierten Fische waren Räucherlachs, eine stückige Fisch-Terrine (Zander, nehme ich an) und eine leicht rauchzarte Mousse, vermutlich Forelle. Der Hammer waren die hocharomatischen Gurkengelee-Würfel. Die werd ich demnächst versuchen, nachzuklöppeln. Vielleicht krieg ich sie halb so gut wie in der „Dankbarkeit“ hin…

Ebenfalls eine geniale Menüeinleitung: Dreierlei vom Pfifferling mit gebratenem Reh. Pfifferlingspastete, Pfiferlingsterrine und gebratene Pfifferlinge, mit wunderbar zartem Rehfilet und einem Klacks dunkler Aromabomben-Sauce… das versuch ich gar nicht erst nachzumachen. Krieg ich niemals hin.

Einer der Gründe, warum ich die „Dankbarkeit“ so liebe: Hier gibt’s keine Berührungsängste zur rustikalen Deftigkeit. Geselchtes Hauswürstel, gebratene Blunzen, Paradeiserkraut und leicht gebratene Kartoffeln… für sowas lass ich jeden Loup de Schmus an Sauce Poupolcourouse stehen.

DAS ist ein archetypisches Dankbarkeits-Gericht. Perfekt rosa gebratene Beiried-Schnitte („flaches Roastbeef“ muss man deutschen Fleischern sagen, wenn man Beiried will), Kartoffelküchlein, Paprika-Gemüse. Man hört den Küchenchef förmlich „Keine Umstände!“ rufen, und trotz der Einfachheit ist das ein höchst delikates Gericht. Produkte von bester Qualität brauchen keinen Handstandüberschlag beim Kochen.

Sie machen sensationelle Desserts in der Dankbarkeit, u.a. vermutlich die besten Somloer Nockerln im ganzen Burgenland… Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Wer im Schatten des Hohen Meißner mit der Ahlen Worscht in der geballten Kinderfaust aufgewachsen ist, hat ein reserviertes Verhältnis zu Süßspeisen. Deshalb ist mein Standard-Dessert in der Dankbarkeit etwas Blauschimmelkäse mit einem süß-scharfen Fruchtdingenskirchen und einer von der Geschäftsleitung ausgesuchten Beerenauslese. Trotz oder gerade wegen der Einfachheit: reines Manna! 

3 Gedanken zu „Die Dankbarkeit ist etwas wunderbares

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