Splitterbrötchen (DCXXXIII)

Wenn wir nicht mehr die grundsätzliche Bereitschaft aufbringen wollen, Werk und Künstler zu trennen, können wir unsere Museen gleich komplett dicht machen. Oder können Sie hundertprozentig sicher sein, dass der Prä-Raffaelit, dessen Bild Sie gerade bewundern, sich jederzeit moralisch und politisch korrekt verhalten hat?

Der Tweet der Woche stammt von Just Sally: „I waved to a man because I thought he waved at me. Apparently he waved to an other woman. So to get out of the awkward situation I kept my hand up and a taxi pulled over and drove me to the airport. I am now in Poland starting a new life.“

Ich musste diese Woche wieder an Herrn Desmarets denken, meinen Deutschlehrer in der Mittelstufe. Der brachte eines Tages Brechts Kurzgeschichte „Der verwundete Sokrates“ mit in den Unterricht, lies sie uns lesen und sagte „Herrschaften, jeder Satz in dieser Geschichte ist ein Witz. Lasst uns herausfinden, wo in jeden Satz der Witz liegt.“ Und dann analysierte er mit uns wochenlang diese Geschichte und ließ uns in jedem Satz die Pointe suchen. Für mich waren diese Unterrichtsstunden ein Riesenspaß und letztlich einer der Gamechanger meines Lebens, in mir wurde die Begeisterung für Literatur geweckt und ich wollte sowas mal selber können, in jedem Satz eines Textes einen Witz machen. Auch meine Mitschüler haben diese Unterrichtsstunden nicht vergessen: Für sie war es eine der größten Quälereien ihrer Schulzeit.

Sock it to me!

Bei Facebook wurde ich darauf hingewiesen, dass das Wort „Nudelauflauf“ zweimal das Wort „Lauf“ enthält. Werde es niemals wieder normal lesen können und daher zukünftig „Lasagne“ sagen.

Im Internet las die beste, geduldigste Gemahlin von allen, dass man plant, in unserem bevorzugten Urlaubsort eine „pulsierende Flaniermeile“ einzurichten. Da muss ein Irrtum vorliegen. In Podersdorf pulsiert nichts. Vermutlich hat irgendein Online-Depp sich verhört, und es sind irgendwelche Schnitzel-Wochen mit einer Paniermeile geplant.

Fantastische BILD-Headline löst grauenhaftes Kopf-Kino aus: „Cordalis und Katzenberger: Streit um Schamhaare und Shampoo eskaliert“

Überlebenswichtige Information für Exil-Nordhessen: Fa. Weinmichel verkauft am Bayerischen Platz Ahle Worscht. Quelle ist Ross aus Melsungen. Das ist exzellente Ware, auch wenn sie m. E. nicht ganz an die Produkte meines derzeitigen Favoriten, Strube aus Waldkappel, heranreicht.

Geschäftsidee der Woche: Eröffnung eines serbo-französischen Restaurants namens „Chez Vap Chichi“.

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (DCXXXIII)

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