Splitterbrötchen (MXXIX)

Wenn man denkt, dass einen nichts mehr überraschen kann, kommt die Generalstaatsanwältin der USA daher …

Am meisten über Touristen ärgern sich die anderen Touristen.

Die 70er Jahre waren echt wild. Auch und gerade in der Tschechoslowakei.

Die  klarsichtige Analyse der Woche kam aus dem Maschinenraum.

Das Rennen um den kulinarischen Wochenhöhepunkt war bereits am Ostermontag gelaufen. Die beste, geduldigste Gemahlin von allen hatte ins „Buchholz“ im Gutshof Britz eingeladen, und da gab’s das, was ich gern als „Sonntagsessen“ bezeichne, feine, perfekt zubereitete gutbürgerliche Küche, eben was früher sonntags auf den Familientisch kam: etwas Besonderes, das aber die Bodenständigkeit nicht verlässt. Für mich gab’s einen Dreigang aus mariniertem Lachs …

,… herrlich zarter Rinderschulter mit Champignons, Wurzelgemüse und sensationellem Semmeltaler, und einem Crêpe mit Erdbeer-Rhabarberkompott.

Auf der Anreise1 glückte mir ein absolutes Highlight meiner atemberaubend erfolgreichen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Hier: ein riesiger Blech-Esel2.

Es ist erstaunlich, wie viele Menschen fest davon überzeugt sind, dass Wahrheit durch die Wiederholung von Unwahrheit entsteht.

Neben der hervorragend gemachten, eigentlich viel zu lustigen Serie über den „Cum-Ex“-Skandal ist auch die ZDF-Doku zum Thema äußerst sehenswert. Wobei die Reihenfolge der Ereignisse durchaus den Paranoiker in mir triggert: Erst wird die Infrastruktur des Staates derart runtergerockt, dass eine Verfolgung von Wirtschaftskriminalität beinahe unmöglich ist, und dann werden prompt Wirtschaftsverbrechen begangen, als bekäme man’s bezahlt. Oh. Man hat’s ja bezahlt bekommen. Ich Dummerchen.

Was nicht jeder weiß: Das Prachtgewand ägyptischer Vorfahren wurde von ihren Couturiers auch „Hatschep-Suit“ genannt.

Wenn potenzielle Lesefehler wie Fußball-Fouls kategorisiert würden, wäre das die Blutgrätsche an der Mittellinie: Stabilisotopenanalyse.

Und Marlon Brando war wirklich ein ehrenwerter, sehr, sehr weiser Mann …

 

Splitterbrötchen (MXXVIII)

Ist es nicht ganz merkwürdig, dass George W. Bush jr. einem in der Rückschau plötzlich als gebildeter, reflektierter Staatsmann erscheint?

Bei einer Übersetzung stieß ich auf den Begriff „crack apple“ und tippte bei Google „Crack apple auf deutsch“ ein. Dann schlug Geminis große Stunde: „Wenn du wissen möchtest, wie du die Sprache auf einem Apple-Gerät auf Deutsch umstellen kannst, findest du hier die entsprechenden Schritte …“

In Kanada versteht man es, Prioritäten zu setzen: Hockey first!

Kaum jemand hat das Aussterben des Worts „Sendeschluss“ bemerkt.

Menschen, die ständig beteuern, wer sie sind und wofür sie stehen, erfüllen mich mit großem Misstrauen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein rundum perfekter Backfisch mit knusprigen Rosmarinkartoffeln und ausgezeichneter hausgemachter Remoulade im „Let’s Go Sylt“ am Kurfürstendamm.

Ich habe dieses Lokal idiotischerweise jahrelang gemieden, weil ich es für eine Touristenfalle hielt. Dämlich. Hier bekommt man frischesten Fisch, einfach aber perfekt zubereitet, meist gegrillt. Der Service ist freundlich, es gibt einen fantastischen offenen Riesling von Pfaffmann … würden die Touristen bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen, nur zufriedene Berliner. Gehen Sie nach Mitte, da ist ordentlich Krawall, da können Sie sich amüsieren!

Der Runner-Up zum kulinarischen Wochenhöhepunkt war interessanterweise das beinahe gleiche Gericht: „Fish and Chips“ im „Dolden Mädel“ am Mehringdamm. Ebenfalls sehr schmackhaft, aber die mehr in Richtung Panade gehende Kruste im „Sylt“ hat mir besser geschmeckt als der klassische Bierteig in Kreuzberg, wo die Chips auch wirklich gut waren, aber nicht ganz so saftig wie die Rosmarinkartoffeln vom Kurfürstendamm3. Die Einschätzung des Gurkensalats habe ich selbst-ver-ständlich der führenden Expertin für diese Speise überlassen, der besten, geduldigsten Gemahlin von allen.

Halsatmer-Fun-Fact: Sie sind total genervt von NGO-Drückern4, die Sie in der Fußgängerzone anbaggern, um Ihnen Fördermitgliedschaften auf- und möglichst dicke Spenden abzuschwatzen? Legen Sie sich ein Tracheostoma zu und das Problem ist umgehend gelöst. Es traut sich keiner mehr, Sie anzusprechen. Für Sie getestet!

Wissen Sie, mit welcher pfiffigen Marketingmaßnahme ich als Restaurantinhaber von Fischrestaurant auf Steakhaus umstellen würde? Überall Schilder aufhängen: „Achtung! Fisch gestrichen!“ Hahahahaha!

Ratlosigkeit angesichts dieser Serie. Geht es jetzt um die Digitalisierung oder doch um trashiges Hormongedöns?

Als ich „Ein Quantum Trost“ zum ersten Mal gesehen habe, war ich nicht enttäuscht, sondern eher ein bisschen unterwältigt, Tja, Craig hat „seinen“ Bond gefunden, und jetzt beginnt man, die Formel zu wiederholen und auszuschlachten, dachte ich damals. Ich muss mich, nachdem ich „Quantum“ mittlerweile mehrmals angeschaut habe, total revidieren, der Film streitet sich mit „Skyfall“ um den zweiten Platz hinter „Casino Royale“ in der Rangliste meiner Craig-Bonds. So viele stimmige Details, die mir beim ersten Anschauen entgangen sind, geben dem Film eine zweite erzählerische Ebene, auf der man tatsächlich Bonds Entwicklung nachvollziehen kann. Sehr gut gemacht.

Splitterbrötchen (MXXVII)

Blitzgescheiter Einfall der ZEIT-Redaktion: Bevor man jetzt die täglich erscheinenden Wortiger-Rätsel lösen kann, muss man neuerdings auf „Rätsel lösen“ klicken. So wird alles einfach und klar.

Same procedure as every year: Anlässlich der Veröffentlichung der Besucherstatistiken der subventionierten Bühnen hat der Tagesspiegel sein alljährliches Banausen-Happening veranstaltet, bei dem die kulturlosen Krawallinskis die Abschaffung jeglicher Subventionen für die darstellenden Künste fordern dürfen. Das bedeutet, dass es mehrere schlechte Nachrichten gibt.
Fangen wir mit denen für die ehemaligen Kollegen von der Bühne an: Es wird eng. Die Zahl der Banausen steigt stetig und die Anzeichen, dass sich die Politik ein paar Theater aussuchen wird, um dem pöbelnden Wahlvolk „Handlungsfähigkeit“ zu demonstrieren, wachsen. Bald ist es soweit, die Theater, die es treffen wird, sind dann weg und das Publikum dieser Theater5 ebenfalls. „Dumm gelaufen“, werdet ihr dann wieder sagen und wieder die Klappe halten, bis es euch auch trifft.
Aber noch schlechtere Nachrichten hab ich für die Banausenfraktion: Ihr verursacht Kosten. Kultur ist das bei weitem preiswerteste Mittel zur Barbarei-Abwehr. Wenn ihr euren Willen bekommt, und die Kultursubventionen zusammengestrichen werden, muss an anderer Stelle deutlich mehr Geld ausgegeben werden, um den gesellschaftlichen Frieden aufrechtzuerhalten. Zivilisation gibt’s nicht umsonst, besonders, wenn man die bedeutendsten zivilisatorischen Errungenschaften – also die kulturellen – wegsparen will. Beispiel gefällig? Aber gern.

Damit sich niemand benachteiligt fühlt: Schlechte Nachrichten für Autoren hab ich auch noch,

Okay, der kulinarische Wochenhöhepunkt dient auch dazu, vom Elend der Welt abzulenken.

Eigentlich lag ich selbst mit einem außergewöhnlich wohlgeratenen Risotto vom Bruchspargel mit Erbsen uneinholbar vorn, doch dann stand beim Erstbesuch des außergewöhnlich empfehlenswerten portugiesischen Restaurants „A Telha“ eins meiner Lieblingsgerichte vor mir, Stockfisch auf dem Dachziegel gebacken, mit einem außergewöhnlich delikaten Kartoffelpüree6, da gab ich mich außergewöhnlich gern geschlagen.

Es ist gar nicht so einfach, wie manche denken, eine größere Menge von Menschen richtig auf die Palme zu bringen. Probieren Sie’s einfach mal aus, dann wissen Sie, was ich meine. Wir sollten Künstler, denen das im Alter von 89 Jahren noch gelingt, feiern und nicht verdammen.

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wäre es einem „Flirtcoach“ beinahe gelungen, mir die „Nase-Nabel-Regel“ zu erklären, bevor meine fliegenden Finger die Fernbedienung erreichten und ich umschalten konnte. Das war knapp!

Es könnte sich als sinnvoll erweisen, mit den zwanzig Regeln betreffs der Tyrannei von Tymothy Snyder vertraut zu sein. John Lithgow bringt sie einem in einmaliger Diktion nahe:

(Dank an die geschätzte Frau Kaltmamsell) Snyder und seine Frau Marci Shore werden übrigens nach Toronto ans Munk College gehen. Aus Gründen. Im gestrigen Perlentaucher wird auf ein FAS-Interview mit Mrs. Shore hingewiesen:  „J.D. Vance hatte auf Twitter geschrieben, Snyder, einer der engagiertesten Unterstützer der Ukraine, sei eine ‚Schande für Yale‘. Was dann nicht geschah, dürfte die Entscheidung für Kanada begünstigt haben: ‚Die Uni schwieg. Weder die Verwaltung noch unsere Kollegen an der juristischen Fakultät, die meiner Meinung nach eine besondere Verantwortung haben angesichts der Rolle, die die Yale Law School im Allgemeinen und ‚Tiger Mom‘ Amy Chua im Besonderen in der Erfindung von J. D. Vance gespielt haben – sie war seine Professorin -, haben Tim öffentlich verteidigt.“

Lesefehler der  Woche: „Arthouse-Diät“ statt „Arthrose-Diät“.

 

Splitterbrötchen (MXXV)

Wir leben in Zeiten, in denen Unwahrscheinlichkeiten stetig wahrscheinlicher werden. Wenn Politiker und die Medien mit ihrer elenden Säbelrasselei so weitermachen, werden, fürchte ich, bei der Bundestagswahl 2025 sehr viele Menschen, die jetzt noch nicht mal im Traum daran denken, die AfD. Aus dem ganz pragmatischen Grund, um  dann einen Krieg gegen Russland zu verhindern. Diese widerliche Kriegstreiberei wird uns auch innenpolitisch richtig in die Bredouille bringen.

Die halten einen doch für komplett bescheuert.

Durchsage an den Gesichterseher im Maschinenraum: Das wäre jetzt zu toppen. Auf die Idee, das Cover von „In the Court of the Crimson King“ ein paar hundert Jahre vor Erscheinen des Albums als KIrche nachzubauen, muss man erstmal kommen. Der Holländer wird doch immer wieder unterschätzt.

Die Weisheit der Woche:

Ganz merkwürdig: wenn ich bei amazon nach „funktionsfähige Pumpgun, geladen, Top-Zustand“ suche, werden mir nur Massagepistolen angezeigt.

Ja, seid ihr denn wahnsinnig geworden beim Tagesspiegel? Mehr Sauberkeit in den Schultoiletten? Ist euch klar, wohin das führt? Ich bin von der 5. bis 11. Klasse auf ein um die Jahrhundertwende erbautes Gymnasium gegangen, die Toiletten waren dort traditionell in einem unaussprechlichen Zustand, sogar der Hausmeister hat sich geweigert, sie zu betreten. Und dann zogen wir in einen Neubau um, mit pieksauberen, blitzblanken Sanitäranlagen. Und was geschah? Wir ließen uns die Haare lang wachsen, hörten dubiose Rock-Musik, waren frech zu unseren Lehrern und fingen an, bei den Arbeiten zu schummeln! Der Zusammenhang muss doch sogar einem Tagesspiegel-Redakteur klar sein! Haltet ein, ihr öffnet den Klodeckel der Pandora!

Die Theater graben sich ihr eigenes Grab. Vor ein paar Tagen hatte am Broadway „Othello“ Premiere, mit Denzel Washington in der Titelrolle und Jake Gyllenhaal als Jago. Ohne Zweifel dürfte das schauspielerisch eine in jeder Hinsicht atemberaubende Show sein, nur: Wer wird sie sich anschauen können? Die Tickets kosten zwischen 219 und 921 Dollar, Welcher junge Mensch kann und will sich das leisten? Außergewöhnliche Schauspielerei ist aber haargenau das, was in jungen Menschen die lebenslange Begeisterung für Theater weckt. Wenn ihnen der Zugang dazu verwehrt wird, bleiben sie eben ein Leben lang zu Hause und nutzen die sehr viel günstigeren Streaming-Abos. Tja.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren selbstgeklöppelte Rinderbacken in dicker, cremiger Sauce. Da ich das Tellerfoto mal wieder verwackelt hab, gibt’s den Runner-Up, einen überraschend schmackhaften Linseneintopf, der im Hoppegarten zum Skat gereicht wurde.

Seit ich mich mit gutem Kochen und Essen befasse, ärgere ich mich über viele hiesige Gesetze und Vorschriften, die damit in Verbindung stehen. Ein Dauerbrenner diesbezüglich ist die Vorschrift, dass Hummer nur getötet werden dürfen, indem man sie in kochendes Wasser wirft. Ich halte das für vollkommen barbarisch und frage seit beinahe 50 Jahren, was gegen die von Jacques Pepin hier (bei ca. 00:50) demonstrierte Methode zu sagen ist.

Eine befriedigende Antwort habe ich bisher nicht erhalten.

Kleiner Tipp für Freunde der Spannungsliteratur: Samuel Bjørk hat mit der mittlerweile fünfbändigen „Munch & Mia“-Serie eine höchst unterhaltsame Cop-Thriller-Reihe geschrieben, in dem er ein Ermittlerteam á la Sjöwall/Wahlöö oder Arne Dahl mit einem weiblichen Harry-Hole-Clone kombinierte. Hab ich wie nix weggelesen, hat Spaß gemacht7.

Wer seinen Müll in parfümierten Müllbeutel aufbewahrt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

 

Splitterbrötchen (MXXIV)

Ich bin so alt, dass ich mich noch an Zugtoiletten erinnere, die man auf Bahnhöfen nicht benutzen dürfte. E pericoloso sporgersi!

Ja, um Himmelswillen, dann macht doch die Schulen doch endlich wieder auf!

Ich bin nicht der Ansicht, dass Menschen einem Staat, in den sie hineingeboren wurden, etwas schulden, was in Form von Wehrdiensten oder sozialen Jahren abgegolten werden muss.

Neuer, die Welt in Aufregung versetzender Beitrag zu meiner weltkulturell bedeutsamen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen forografiert Dinge“. Heute: den Strand unter dem Nürnberger Pflaster.

Wenn Sie Interesse am längsten Witz der Welt haben, bitte sehr. Obacht, er ist wirklich sehr lang, und die Pointe … sagen wir mal so, obwohl man alle Zeit der Welt hat, sie zu erraten, kommt sie trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit einigermaßen überraschend.

Letzte Woche vergessene, dringende Nachricht an den Maschinenraum: Getrocknete Steinpilze niemals weglassen, egal bei welchem Rezept, die machen richtig schön Geschmack! Wenn sie ledrig-lappig sind, wurden sie entweder nicht lang genug eingeweicht oder zu kurz mitgeschmurgelt.

Die Stille in den Talkshows, seit Hurra-Pazifistin Wagenknecht wg. Abkackens vor der Fünf-Prozent-Hürde nicht mehr eingeladen werden muss, ist durchaus wohltuend.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein schön saftiges Schäufele mit ausgezeichnetem Kloß, Kraut und guter Sauce8 im Nürnberger „Augustiner zur Schranke“.

Runner-Up war ein leichter Lunch, beim wegen seines Qualitätsbewusstseins und seines Humors geschätzten Bruno

Tja, über die Wiedereinführung der Wehrpflicht lässt sich ganz trefflich schwadronieren (sic!), besonders wenn man ein Alter erreicht hat, in dem man von ihr nicht mehr betroffen ist. Wenn ihr selbstbesoffenen Eisenfresser vor eurer endgültigen Vergreisung noch mal Krieg führen wollt, dann schafft gefälligst eine Berufsarmee, statt eine junge Generation durch den Fleischwolf zu drehen!

Sie wissen nicht, wie man ‚Gesteinformation“ schreibt UND sie haben vergessen, die entsprechenden Fotos in die Mappe zu legen. Muss man denn immer wieder bei Null anfangen?

Nein, „Bio-Boxer“ sind nicht das, was Sie sich gerade vorzustellen versuchen.  Herrenunterhosen sind gemeint.

Das Kennedy Center in Washington ist eine der bedeutendsten Aufführungsstätten der USA, eins der kulturellen Zentren des Staates. Vor ein paar Wochen hat Trump den Aufsichtsrat dieser Institution gekapert, seitdem werden systematisch ihm unliebsame Künstler aus der liberalen Ecke gecancelt. Diese Woche hat es Harvey Fierstein getroffen, der u. a. die „Torch Song Trilogy“ und das Libretto zu „La Cage aux Folles“ geschrieben hat. Aus deutschen Theatern dröhnt zu diesen skandalösen Vorgängen mal wieder das Schweigen. Die Herrschaften in den Intendanten- und Dramaturgenbüros, deren Feigheit nur durch ihre Ehr- und Talentlosigkeit übertroffen wird, nehmen sich nicht mal die paar Sekunden, die es braucht, um eine KI anzuweisen, eine halbherzig dahingemurmelte Solidaritätsbekundung zu verfassen.9

Der Sinnspruch der Woche:

Ich warte sehnsüchtig darauf, dass irgendeinem Sozialdemokraten endlich der Satz „Unsere aktuelle Zahl an Wählerstimmen entspricht nicht der tatsächlichen politischen Bedeutung unserer Partei.“ entfleucht. Macht euch endlich ehrlich, Genossen!

Sollte Julian Boninsegna Nachfahren heute Abend ein zweites Mal schlagen, muss sein Vertrag sofort auf Lebenszeit verlängert werden. Außerdem wäre zeitgleich die Namensänderung in „Adelsmann“ zu veranlassen.

Splitterbrötchen (MXXIII)

Bullauge, sei wachsam!

Bevor man die Scholle verzehren kann, muss man sie bestellen.

Neuer, der Welt den Atem verschlagender Beitrag zu meiner die globale Öffentlichkeit bewegenden Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: den Schmachter See.

An der Ostsee sind verwirrend viele Hotels, Pensionen und Ferienwohnung nach einer Person namens „Strandi Dyll“ benannt. Googlen blieb bisher erfolglos. Haben wir es mit einem in Ungnade gefallenen ehemaligen SED-Funktionär zu tun, der mittlerweile offiziell totgeschwiegen wird?

Die queere Bewegung hat weiteres Terrain erobert.

Szenen einer Ehe:
„Also, mir schmeckt das Leitungswasser hier sehr gut.“ – „Mir fehlen Kohlensäure, Hopfen und Alkohol.“

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war – natürlich – der bei Binz-Aufenthalten obligatorische Besuch des Lieblingslokals, der Strandhalle. Dieses Mal war wieder ein Signature Dish an der Reihe: Geräuchertes Bücklingsfilet aus Hiddensee mit Bratkartoffeln, Gurkensalat und einer würzigen, dicken Sahne-Creme. Wunderbares Wohlfühlessen.10.

Mir scheint, dass die liebenswerten Exzentriker, die früher unter der Bezeichnung „Hotelschreck“ subsumiert wurden, im Aussterben begriffen sind. Die haben sich wohl die Zähne an der teflonbeschichteten Kettenhotellerie ausgebissen.

Idyll in der Kleingartensiedlung: wenn man das leise Piepen der Lauben hört.

Auch intensives Googlen half nicht: Einen Beleg für die Verbindung, die diese Location zwischen dem traditionsreichen Ostseebad Binz und Musikgenie Leonard Bernstein11 insinuiert, ließ sich nicht finden.

Was die Politik baldmöglichst liefern sollte: eine ernstzunehmende Kriegsvermeidungsstrategie. Ich habe überhaupt nichts dagegen, dass wir uns bis an die Zähne bewaffnen, um den Herrn in Moskau davon abzuhalten, weitere Grenzen zu überschreiten. Aber dann brauchen wir einen Plan, wie wir diese Waffen einsetzen, ohne sie zu benutzen. Sonst droht das gleiche wie 1914: Da waren die Arsenale voll, und als die letzte Eskalationsstufe erreicht war, wurde losgeschossen, weil man keinen anderen Plan hatte. Man sollte  wissen, wie man die Waffen nicht einsetzen kann, die man anschaffen will.

 

Splitterbrötchen (MXXI)

Der Frühling kommt, wenn Daniele im „Sicilia“ draußen aufstuhlt. Also isser da.

Was nicht jeder weiß: Viele Selfies lassen sich verhindern, indem man einfach „Nein, den alten Sack fotografier ich nicht!“ sagt und das Handy wegsteckt.

Erfolgreiche Außenpolitik beruht auf den Werkzeugen der Diplomatie. Man verhandelt hinter geschlossenen Türen miteinander und wahrt Stillschweigen über den Verhandlungsprozess, in dem dann – besonders wenn’s ans Eingemachte geht –  durchaus harsche Worte fallen dürfen. Die, öffentlich geäußert, einen Gesichtsverlust der einen oder anderen Seite bedeuten würden, die aber, wenn im Lauf der Zeit ein für beide Seiten akzeptables Verhandlungsergebnis erzielt wurde, vollkommen bedeutungslos geworden sind und vergessen werden können. Wenn man auf Diplomatie verzichtet und stattdessen eine Show inszeniert, wie die, die wir am Freitag gesehen haben, dann wollte man von Beginn an keine Einigung.

Da rasseln Politiker von CDU, FDP und Grünen mit dem Säbel, als wäre der leibhaftige Willemzwo in sie gefahren, und dann wundern sie sich, dass junge Menschen – also die, die damit rechnen müssen, als Kanonenfutter in einer kriegerischen Auseinandersetzung vorgesehen zu sein – ihr Kreuzchen bei Parteien machen, die ihnen versprechen, nicht in den Krieg ziehen zu müssen. Glauben deutsche Politiker an die Folgenlosigkeit ihres Tuns, oder wie? Oder rechnen die gar nicht mehr damit, dass junge Menschen ihnen zuhören?

Jeder Scholz hat seinen Preis.

Der Witz der Woche: Ein Mann gibt mit seinem neuen Hörgerät an: „“Das ist State of the Art, vom Feinsten, das Allerneueste auf dem Markt. Hat mich eine Stange Geld gekostet!“ – „Toll. Welche Marke, welches Modell?“ – „Gleich halb drei.“

Als kulinarischer Wochenhöhepunkt hat sich durchaus  überraschend gegen beinharte Konkurrenz12 ein etwas merkwürdig „Viet Temple“ benamtes Mittagsgericht im Friedrichshagener „Simply Asia“ durchgesetzt.

Es handelte sich um offensiv gewürzten gebackenen Tofu mit allerlei aromatischem Asia-Gemüse-Gedöns, küchentechnisch perfekt gemacht und harmonisch abgeschmeckt.

Immerhin: Der reichste Mann der Welt, Putin mit seiner ganzen Trollarmee und der amerikanische Präsident haben gemeinsam alles versucht, um die AfD zu pushen. Zu mehr als zwanzig Prozent hat’s nicht gereicht.

Subjektive Beobachtung aus öffentlichen Räumen: Die Zahl der Kinder, die ihre eifrig helikopternden Eltern mit diesem typischen, für geistig minderbemittelte Domestiken vorgesehenen Ennui behandeln, wächst beständig. Ich amüsiere mich royal.

Die beste, geduldigste Gemahlin von allen und ich haben einen Pralinen-Kurs für Anfänger besucht. Wir sind jetzt Experten. Also, für Schoko-Krossies und so.

Ganz allerliebst finde ich Social-Media-Schwurbler, die Trump und Vance mit der Begründung verteidigen, das Gespräch wäre doch fast die ganze Zeit lang sehr gut gewesen und nur am Schluss aus dem Ruder gelaufen. Klar. Der Schulhof-Schläger war vierzig Minuten lang ganz reizend, eine Seele von Mensch. Auf die letzten fünf Minuten, in denen er dich grün und blau geschlagen hat, kommt’s ja nicht so an.

Splitterbrötchen (MXX)

„Wenn Sie noch zusätzlich zwei Fläschchen Schlangenöl ordern, übernehmen wir vielleicht die Versandkosten …“

Warum tun so viele Menschen überrascht, wenn etwas, das abzusehen war, tatsächlich eintritt?

Ist es nicht ganz fantastisch, dass Ian Fleming vor 70 Jahren einen Raketen bauenden Superreichen, der in Wirklichkeit ein Nazi ist, erfunden hat?

Machen Sie bitte heute ihr Kreuzchen mit Bedacht. Wenn Sie in den nächsten vier Jahren bezüglich der neuen Regierung oder Opposition „Wer hätte denn das ahnen können?“ sagen, werde ich Ihnen mit aller Schärfe „Sie hätten es wissen MÜSSEN, als Sie wählten!“ entgegnen.

Rob Vegas hat die kreative Übernahme des Bond-Franchise durch MGM/amazon goldrichtig eingeordnet:

Die Zukunft der Bond-Serie dürfte ziemlich düster aussehen. Noch vor ca. einem halben Jahr hat Barbara Broccoli die MGM-Executives, mit denen sie in Sachen Bond zu tun hatte, als „fucking idiots“ bezeichnet. Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Mrs. Broccoli ist 64, Michael G. Wilson 82, Nachfolger mit vergleichbarer Kompetenz haben sie nicht finden können oder wollen, für den (über)fälligen Bond-Neustart fehlen Power und Perspektive, daher sei ihnen dieses „take the money and run“ gegönnt. Auch wenn ich mich von  Commander Bond, der mich ein Kino-Leben lang begleitet hat13 nur äußerst ungern verabschieden werde.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das „Morgenpost-Weintasting“ beim Lieblingsfranzosen, wir konnten 5 ausgezeichnete Weine mit 5 delikaten KLeinigkeiten probieren, hier die ersten drei: getrüffelte Artischocken, Garnelen mit Aioli und Leberpaté.

Der Weißwein zur Artischocke ließ mich in mehrfacher Hinsicht staunen: zum einen unterstrich er ohne jegliche Schwere Eleganz perfekt das Trüffelaroma, zum anderen hatte er bereits sechs Jahre auf dem Buckel. Ich hätte ihn auf Grund seiner eleganten Frische auf maximal zwei geschätzt.

Der amerikanische Vize-Präsident sieht in Europa die Meinungsfreiheit  in Gefahr. Überraschung: Das muss so! Die Meinungsfreiheit muss immer in Gefahr sein, denn dabei geht’s darum, gefährlich sein und unbequeme Wahrheiten sagen zu dürfen. Das stößt denjenigen, die die Macht im Staate haben, in der Regel sauer auf, und sie versuchen dem, einen Riegel vorzuschieben, auch in Demokratien wie der unseren; die Liste reicht von „Bedingt abwehrbereit“ bis „Schwachkopf„. Meinungsfreiheit muss täglich neu erkämpft und verteidigt werden. Wie denn anders? Irgendwelche Beliebigkeiten kann man ja auch in Diktaturen jederzeit äußern.

Halsatmer-Funfact: Die Klopapier-Industrie lebt von Menschen, die nicht richtig kauen. Seit meiner OP bin ich gezwungen, mein Essen sehr gründlich zu kauen, weil ich’s sonst schlicht nicht runterbringe. Mein Klopapier-Verbrauch hat sich seitdem um mehr als 80 Prozent reduziert.

Die kulinarische Entdeckung der Woche war „Glumse mit Schmand„, also der klassische Quark zu Pellkartoffeln, auf ostpreußische Art mit gehackten Eiern angemacht. Eine schöne Abwechslung.

 

 

Okay, vielleicht können wir einen Deal machen …

Hört der Quatsch auf, wenn ich drei Fläschchen Schlangenöl bestelle?

Splitterbrötchen (MXIX)

Als Helmut Schmidt noch lebte und politisch aktiv war, wären seine politischen Gegner UND die damaligen SPD-Genossen froh und dankbar gewesen, wenn er sie lediglich als „Hofnarren“ bezeichnet hätte. Und rhetorische Größen wie Strauß und Wehner lassen wir in diesem Kontext am besten gleich außen vor…

Man kann mich übrigens verlässlich dazu bringen, einen Text nicht zu lesen: durch Verwenden des Worts „Lesebefehl“.

Manchmal staune ich schon über Menschen, die die Augen vor der Wirklichkeit verschließen, um das eigene Weltbild nicht zu gefährden. Warum will man ein ganz offenkundig fehlerhaftes Weltbild schützen?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein aromatischer, sensationell saftiger, in einem Dachziegel gebackener Stockfisch, „Bacalhau na tegna“ im Carlos Caravela.

Ich stehe in größter Ehrfurcht vor dem kochenden Patron des Lokals. Stockfisch in dieser Konsistenz (größtmögliche Knusprigkeit bei größtmöglicher Saftigkeit) hinzubekommen schafft man nur mit perfekter Küchentechnik. Ich habe Versuche mit Stockfisch in der eigenen Küche aufgegeben, nachdem ich mehrmals schon am EInweichprozess krachend gescheitert bin.

Möglicherweise ist dies bereits der größte zündende Wortwitz des Jahres:
It is widely accepted that Yul Brynner was a lifelong Liverpool FC fan, but was is less well known is that he was allergic to all forms of aftershave and perfumes with a high alcohol content. That is why to this day, Liverpool fans at every single match, still sing the anthem “Yul never wore cologne”

Wobei „the invention of the air friar“ …

… auch nicht von schlechten Eltern ist.

Kulinarische Wochenentdeckung war eine dahinimporvisierte Rosenkohlvariante, halbiert und mit etwas Chili und jeder Menge gehackten Walnüssen und Knoblauch (musste beides weg) geschmort. Darf wieder auf den Teller kommen. Beim nächsten Mal werde ich aber noch etwas Zucker mit ins Spiel bringen und leicht karamellisieren lassen.

Ich investierte einige Zeit und ordentlich Hirnschmalz in einen spannenden Post von Marc Saxer, bin mir aber nicht sicher, ob er in die richtige Richtung denkt. Ich würde weder Trump noch Musk mit einer derart komplexen Denkweise in Verbindung bringen.

Knapp hinter dem Ziegelstockfisch landete übrigens ein perfekt gegrilltes halbes Hähnchen, serviert im Restaurant „Pechhütte“ in Bad Saarow. Beste Qualität und perfekte Küchentechnik sorgen – auch bei einfachen Zutaten – verlässlich für Delikatesse.

Solange Politik und Presse den Kontext von irgendwelchen Äußerungen wichtiger nehmen als die Lebensumstände der Bürger, wird sich an der allgemeinen Politikverdrossenheit wenig ändern.

 

Splitterbrötchen (MXVIII)

Einen Saldenvortrag beginnt man am besten mit den Worten: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Salden!“

Verwirrung kam auf, als ich des Namens eines neueröffneten Lieferservice ansichtig wurde: „Galileo-Pizza“. Was soll das bedeuten? Kugelförmige Calzonen in Umlaufbahnen statt klassisch flache, statische Pizzen?

Jack Lemmon wäre gestern hundert Jahre alt geworden. Er war nicht nur einer der größten Schauspieler überhaupt, er hatte auch die Idee für den besten Schauspieler-Grabstein aller Zeiten.

Wildhartlivie, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

In georgischem Bier ist Weisheit und Wahrheit eingebraut:

Die Grenzen des Fassbaren sprengender Beitrag zu meiner Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“! Heute: ein niedliches Anti-Stresss-Entchen.

Es bringt nichts, einen Fehler zu wiederholen. Man muss ihn schon drei- oder viermal machen, damit es sich auch lohnt.

Während die Presse hierzulande vorwiegend Trumps Gaza-Clownerien thematisiert, drehen er und Musk in den USA das ganz große DIng. Wer auf dem Laufenden bleiben will, schaut am besten nicht hierzulande in die Zeitung, sondern regelmäßig beim seit Jahren hochgeschätzten Jason Kottke vorbei, der gerade in Sachen Trump verlässlich die Hand am Puls dieser ungeheuerlichen Zeit hat.

Es hat nie eine bessere Danksagung gegeben als diese:

Sind Sie auch ratlos, bei wem Sie in ein paar Tagen Ihr Kreuzchen machen sollen? Dann lesen Sie bitte diesen hochinteressanten Artikel von Thomas Knüwer mit der Kernthese: „Diese Wahl ist überhaupt kein Käufermarkt – sie ist ein Verkäufermarkt und die Verkäufer, also die Parteien, sind es, die für Polarisierung und Rechtsdrift sorgen.“ Ich habe daraufhin selbst diesen Wahlkompass ausprobiert und bin zu einem beinahe identischen Ergebnis gekommen:

Ich selbst würde mich haargenau da einordnen, wo der Marker auch steht, und das ist sehr weit von den wählbaren Parteien entfernt14. Knüwer scheint recht zu haben: Die Bürger stehen in der Mitte, die Parteien versuchen, die Ränder zu besetzen und vernachlässigen Menschen wie uns.

Der kulinarische Wochenhöhepunkt kam diesmal aus der eigenen Küche, für liebe Freunde hatte ich mal wieder das 40-Zehen-Huhn gemacht, das trotz – oder wegen – der einfachen Zubereitung ja ein verlässlich delikates Ergebnis zeitigt. Ich habe übrigens begonnen, ein wenig an Garzeit und Temperatur zu schrauben, weil mir in den Sinn gekommen ist, dass die bei der Gans so erfolgreiche „Methode Paulsen“ doch auch bei der Poularde funktionieren müsste. Der erste Versuch zeigte, dass ich vermutlich einer ganz großen Sache auf der Spur bin …

Da ich das Tellerfoto des Knoblauchhuhns mal wieder verwackelt habe, gibt’s zum Trost den Runner-Up, ganz ausgezeichnete Orecchiette mit schön fencheliger Salsiccia und meinem Lieblingsgemüse, Cime di Rape, serviert im verlässlich guten Mare e Monti.

Was mir immer mehr auf den Zeiger geht: Medien, die die Akteure bei jeder politischen Entscheidung in Gewinner und Verlierer einteilen. In einer Demokratie geht es zwischen den Wahlen nichts ums Gewinnen und Verlieren, sondern um das Aushandeln von vernünftigen Kompromissen.