Podersdorf 21 – ein sehr, sehr guter Sommer

2020 war ein sehr gutes Jahr für den Zweigelt, 2021 ein sehr gutes Jahr für Urlaub in Podersdorf.

Aber auch der Welschriesling war ausgezeichnet in Form, der verlässliche Speckbrot-Begleiter.

Am meisten Welschriesling hab ich – wie letztes Jahr – in den Podersdorfer Weinstuben getrunken, wo wir beinahe jeden zweiten Tag einkehrten. Das hatte mannigfaltige Gründe.

Verlässlich leckere, handwerklich gemetzgerte Spezialitäten aus dem Seewinkel zum Beispiel…

… Bodenständiges aus der kalten Küche, wie den Rindfleischsalat…

… oder den Nudelsalat mit Schinkenspeck.

Sogar der Blick über den Zaun ist in den Weinstuben pittoresk. Ein weiterer Vorteil dieses Heurigen: Auf dem Rückweg kommen wir unweigerlich bei „Jupps Bierstüberl“ vorbei, falls im Magen noch etwas Platz ist.

Bei Jupp hat sich die berühmte „Brettljause“ mittlerweile zum „Mangalitza-Schinkenbrett“ gewandelt. Den Mangalitza-fernen Käse packt er immer noch drauf, keine Ahnung, warum.

Außerdem lag Jupp in diesem Jahr in der Disziplin „Cordon Bleu“ mit Abstand vorn. Kleingeistige Twitterer behaupten ja gern, dass wir im Urlaub nur noch an das leibliche Wohl denken. Gern trete ich umgehend den Gegenbeweis an. Die geduldigste, beste Gemahlin von allen, zum Beispiel, hat ausdauerndst fotografiert. So konnte ich der von mir kuratierten Serie „Die geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“ drei Novitäten hinzufügen.

Hier fotografierte sie einen Sonnenuntergang…

… hier ein Pferdefuhrwerk…

… und hier eine ulkige Aufschrift.

Auch in diesem Jahr haben wir wieder im Schloss Halbturn vorbeigeschaut, einem der schönsten Barockschlösser, die ich kenne. Okay, ich kenne nicht allzu viele Barockschlösser, aber Halbturn ist wirklich schön.

Im Restaurant „Knappenstöckl“ gab’s den Runner-Up in Sachen Cordon Bleu, wobei das im Burgenland gelegentlich dazu gereichte Näpfchen mit den Preiselbeeren mich nachhaltig verwirrt: Was soll der süße Quatsch zur Deftigkeit?

Schloss Halbturn hat natürlich kein Monopol auf das Barock. Auch die alte Podersdorfer Dorfkirche wurde damals gebaut, wenn auch mit deutlich bescheideneren Mitteln.

Im Seehotel Herlinde waren wir beinahe jeden Abend zu finden. Nicht weil wir dort gewohnt hätten, nein, unsere Ferienwohnung liegt 100 Meter weiter rechts, aber in der Herlinde gibt’s die bonfortionöse Moskito-Bar, wo wir unseren Absacker zu nehmen pflegten. In diesem Jahr ist Chef-Unterhalter Patrick etwas Geniales eingefallen: An den Wochenabenden hat er den Barbetrieb an den Strand verlegt.

Da gab’s dann nicht nur den preiswerten Nightcap, sondern auch eine absolut unbezahlbare Aussicht.

Natürlich waren wir in diesem Jahr auch wieder im Gasthaus zur Dankbarkeit, der unangefochtenen Nummer 1 auf der Liste meiner Lieblingsrestaurants. Dieses Gericht macht exemplarisch deutlich, warum ich hier so gern hingehe:

Gebratener Wels mit Krautfleckerln und Räucherfischsauce. Letztlich ist das – bei aller handwerklichen Perfektion – einfache, bodenständige Küche. Aber die Idee, Krautfleckerln und Wels zu kombinieren und als perfektes Bindeglied diese leichte, nach Sahne und Räucherfisch schmeckende Sauce zu verwenden, das ist typisch für die Dankbarkeit: Raffinesse durch Einfachheit und Logik – das kriegen sie nur dort so hin.

Im Bereich gehobene Gastronomie und ehrgeizige Küche hat Podersdorf übrigens zugelegt. Zweimal haben wir im „Lokalaugenschein“ gegessen, wo man – wie in der Dankbarkeit – hoch ambitioniert und regional kocht, jedoch in einer anderen, freieren Stilrichtung.

Perfekt gegartes Rind, konzentrierter Jus, Mangold, Schlössl-Pilze1. Großes Kino!

Bleibt noch der Urlaubshöhepunkt. Zwei Tage vor unserer Abreise gab’s ein Dreigang-Menü im Gasthof Kummer mit Live-Musik und Weinbegleitung durch die prachtvollen Weine vom Winzerhof Julius Steiner.

Normalerweise wird beim Kummer schmackhaft und solide geschnitzelt, aber diesmal haben sie groß aufgekocht. Zum Hauptgang gab’s zweierlei vom Lamm mit Bulgurbällchen und einem aromatischen Rosmarin-Jus. Toll, da konnte der Merlot vom Julius richtig die Muskeln spielen lassen.

Dazu die entspannte Abendstimmung, die feiernden Podersdorfer (Touristen wie wir waren hoffnungslos in der Unterzahl), dazu ein Austro-Pop-Duo … mehr Urlaub ging wirklich nicht. Niki Lauda hat mal gesagt, dass man, wenn man für Ferrari fahre, seinen Pass wegschmeißen könne, dann würde man sowieso überall erkannt. Ganz soweit sind wir in Podersdorf noch nicht…

…aber unsere Nachnamen brauchen wir tatsächlich nicht mehr. Auch nicht im nächsten Jahr, wenn wir wiederkommen. Sind ja nur noch 11 Monate.

Ach, ja.

 

 

 

 

 

Und

  1. Die auf dem Teller waren, aber irgendwie auf dem Foto nicht zu sehen sind.

3 Gedanken zu „Podersdorf 21 – ein sehr, sehr guter Sommer

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