Splitterbrötchen (DCCCLVIII)

Wenn Sie Zeitungsredakteur und gerade dabei sind, einen Erklärbär-Artikel mit einem „warum“ in der Headline ins Blatt zu hieven oder online zu stellen – lassen Sie’s ganz einfach. Ich les diesen Mumpitz aus Prinzip nicht mehr, und ich bin nicht allein.

Was gerade Autoren weltweit tun: Sie holen sich „Billy Summers“, das neue Buch von Stephen King, lesen kurz rein, so dreißig bis vierzig Seiten, dann lesen sie den Rest in einem Rutsch durch, murmeln „Ist doch Scheiße, dass ich sowas nie hinkriegen werde!“, betrinken sich, und, wenn der Kater nachlässt, freuen sie sich, dass ihr brillanter Kollege, der beste Unterhaltungs-Schriftsteller seit Charles Dickens, so ein tolles Buch geschrieben hat.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine wunderbar zart geschmorte, anschließend aufgeknusperte Ente im „Marjellchen“ in der Mommsenstraße. Dort hat’s einen Betreiberwechsel gegeben mit einer angeblich „behutsamen“ Überarbeitung der Speisekarte, der jedoch meine Lieblingsgerichte beinahe komplett zum Opfer gefallen sind: Flecksuppe, Pannfisch, Spick-Aal und vor allen Dingen der wunderbare Schmandschinken können nicht mehr bestellt werden. Letztlich ist außer Betenbarsch, Königsberger Klopsen und Mohnpielen nichts wirklich Ostpreußisches mehr auf der Speisekarte. Es lässt sich wohl mit diesen Gerichten kein Geld mehr verdienen. Schade.

Kein Take ist so dumm, dass nicht irgendwer mal darauf reinfallen würde. Sogar das kreuzdämliche Märchen vom „antifaschistischen Schutzwall“ verfängt immer noch, oder warum sonst wurde diese Woche die Mauer – unter anderem von einer vom Völkerrecht kommenden Kanzlerkandidatin – als „Ergebnis des Kalten Krieges“ bezeichnet. Schämt euch, ihr geschichtsvergessenen Idioten.

Alle Welt hat Armin Laschet bereits abgeschrieben. Ich würde das auch gern tun, aber der Mann ist mit haargenau der gleichen Masche NRW-Ministerpräsident, CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat geworden. Ich fürchte nach wie vor, dass der nächste Kanzler von Opus Dei beraten wird.

Vermutlich könnte man die Impfquote drastisch erhöhen, wenn man in jedes Testcenter einen Impfarzt stellt: „Wirklich immer wieder in der Nase bohren lassen? Einmal impfen, und in 14 Tagen ist die Testerei Geschichte.“

Ausgiebig regte man sich diese Woche öffentlich darüber auf, dass Fa. Volkswagen die Currywurst aus dem Kantinenprogramm gestrichen hat. Mal ganz davon abgesehen, dass die Currywurst ein vollkommen überschätztes Essen ist1, in der Original-Meldung liest sich die ganze Sache so, dass Volkswagen in einer(!) seiner Kantinen die dubiosen Würste gestrichen hat, in allen anderen sind sie nach wie vor erhältlich. Für diese Nicht-News inszenieren unsere Qualitätsmedien eine tagelange Clickbait-Orge und halten sogar unseren brontosaurischen Ex-Kanzler Schröder davon ab, im Schrebergarten seiner Frau nach russischem Erdgas zu graben, damit er für die blöde Wurst Partei ergreift. Gleichzeitig beschwert man sich in den gleichen Qualitätsmedien über einen substanzlosen Wahlkampf.

Unsere Verteidigungsministerin hat in den letzten Wochen eine Antonow anmietet, um die Restbestände von Sekt und Bier der in Afghanistan stationierten Soldaten auszufliegen, ein „Weltraumkommando“ gegründet und die wackere Fregatte „Bayern“ in den Pazifischen Ozean geschickt, um die Chinesen zu bedrohen oder sowas. Derweil stehen die Taliban vor Kabul. Wie war das nochmal mit „Fluchtursachen in den Ausgangsländern bekämpfen“?

„Konjunktive haben in einer Zeitung nichts zu suchen.“ hörte ich immer wieder, als ich als Volontär Artikel für unsere Heimatzeitung schrieb. Tja, das ist lange her.

  1. Wie können Fabrikwürste, denen mit zusammengerührten Fabriksaucen ein Minimum an Geschmack eingeimpft wird, auch nur annähernd delikat schmecken? Ich ziehe jede handwerklich hergestellte Bratwurst – grob, ungebrüht – einer Currywurst vor!

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