Warum lassen sich Taucher immer nach hinten aus dem Boot fallen? Wenn sie sich nach vorn fallen ließen, wären sie ja immer noch im Boot.
Der erste Bundespräsident, an dessen Wirken ich mich erinnern kann, war Heinrich Lübke. Ich habe also schon einige Amtsinhaber erlebt, aber eine derart bräsig am Volk vorbeiredende Schlaftablette wie der aktuelle Präsi war bisher nicht dabei,
Springer-Oberpropeller Ulf Poschardt hat Weihnachtsmärkte als „Symbol christlicher Identität“ bezeichnet. Die Bildungsbürger schütteln bitte nicht voreilig den Kopf, möglicherweise ist er da einer großen Sache auf der Spur. Lässt sich der Mitgliederschwund der Kirchen vielleicht tatsächlich aufhalten, wenn man zum Abendmahl statt billigem Messwein und trockenen Oblaten Glühwein und Champi-Pfanne reicht?
Meinungsfreiheit bedeutet aushalten, nicht goutieren, besonders wenn’s schwerfällt.
Kulinarischer Wochenhöhepunkt war die Einladung der besten, geduldigsten Gemahlin von allen ins georgische Restaurant „Stumari“ in Schöneberg. Wir begannen mit einer Vorspeisenplatte …
… auf der sich verschiedene Pasten fanden: Spinat, Rote Bete, Aubergine, gekochte Sarsaparilla, gedünsteter Lauch, alles mit Walnüssen, Koriandersamen und diversen Gewürzen sehr differenziert abgeschmeckt, teilweise ungewöhnlich, aber höchst delikat. Zum Hauptgang hatte ich mir Khinkali bestellt, hausgemachte Teigtaschen mit aromatischer Rind/Lammfleisch-Füllung …
… die Gemahlin hatte sich für Chakapuli entschieden, in Weißwein geschmortes Lamm mit grünen Mirabellen und Estragon, ein Highlight des Gastro-Jahres. Als wir dann satt und zufrieden auf der Straße standen, hab ich mich erstmal ein halbes Stündchen lang geohrfeigt, dass wir nicht schon längst mal ein georgisches Restaurant aufgesucht haben. Was für eine wunderbare, durchdacht gewürzte Küche! Ich war und bin begeistert.
Die Vodafonisierung1 der Wirtschaft nimmt beängstigende Ausmaße an.
Wie meinen?
Im Perlentaucher las ich von einer Anekdote, in der Wolfgang Schäuble versucht hat, Friedrich Merz Lampedusas Roman „Der Leopard“ zu schenken. Merz soll dankend mit der Begründung abgelehnt haben, er könne mit Romanen nichts anfangen. Wenn das der Wahrheit entspricht, hat Merz Probleme damit, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen, ihre Wünsche, Bedürfnisse, Sorgen und Nöte zu verstehen.2 Tja …
Kulinarische Entdeckung der Woche waren „Spaghetti con Mollica“, die ich in der grundsätzlich empfehlenswerten „Trattoria del Corso“ bestellt hatte. Das ist meine Lieblingspasta Aljolojopeperontschino plus angeröstete Semmelbrösel. Das kann man so machen, wenn man – wie im „del Corso“ – nicht am erstklassigen Olivenöl3 spart.
Vor ein paar Tagen ist Maïté gestorben, eine der beliebtesten Gastgeberinnen und TV-Köchinnen Frankreichs, übrigens im gesegneten Alter von 86 Jahren.4 Ich empfehle dringend, sich ein paar schöne Stunden vor dem youtube-Kanal von Mme. Ordonez zu machen. Man lernt einiges über die traditionelle französische Küche, staunt über eine gelegentlich recht risikobereite Messertechnik und freut sich über die geradezu rücksichtslose Opulenz ihrer Rezepte. Hier macht sie Crepinette mit Foie Gras und Entenbrust sowie Pute mit Wachteln. Der zum Schluss zum Einsatz kommende Flammenwerfer ist sensationell!
Allerdings sind Maïtés Videos nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Naturen. Ihr bodenständiger Umgang mit gelegentlich nicht ganz küchenfertigen Zutaten könnte sensiblere Zeitgenossen ein wenig verstören.
Die Humphrey-Bogart-Doku „Life comes in Flashes“ war nicht direkt eine Enttäuschung, bot aber für den Bogart-Kenner nur wenig neues.
You can get the boy out of Eschwege, but you can’t get Eschwege out of the boy.
- Als „Vodafonisierung“ bezeichnet man die unternehmerrische Praxis langjährigen Kunden Fallen zu stellen, damit man sie, wenn sie arglos hineingetappt sind, kräftig schröpfen kann.
- Nichts anderes tut man, wenn man einen Roman liest.
- Die sogenannte „Arme-Leute-Küche“ wird ja erst dann geschmacklich attraktiv, wenn man Zutaten verwendet, die armen Leuten finanziell nicht zugänglich sind.
- Ist es nicht erstaunlich, welch hohes Alter Frankreichs prominente Köche, die für die weisen Ratschläge von Ernährungsberatern und Diätärzten traditionell nur ein Achselzucken übrig haben, regelmäßig erreichen?
„hat Merz Probleme damit, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen“
… mein lieber Herr Kurbjuhn: Ohne diese Eigenschaft reüssiert man bei BlackRock leider nicht.
Gruß aus dem Rheinland
Mein ich doch. man muss nicht auch noch Bundeskanzler werden, wenn man bei BlackRock schon supererfolgreich ist. Doppelt gemoppelt widerspricht der grundsätzlichen Stromlinienförmigkeit des Erfolgs.
… wahrscheinlich hat er die neue Visitenkarte „Bundeskanzler“ vor Augen … (man erinnere sich an die Novelle „Katz und Maus“ von G. Grass)
Gruß Jens
Nicht zu unterschätzen ist das Motiv, sich einen Platz in den Geschichtsbüchern zu erobern…hilf Himmel.
Die Anekdote ist gut und erklärt den Versuch der Verächtlichmachung Robert Habecks als „Kinderbuchautor“.
Leider scheint bei vielen Wählern (sh. USA) der Glaube vorzuherrschen, Wirtschaftskompetenz habe man schon dadurch bewiesen, den eigenen Reichtum stetig gemehrt zu haben. So erklären mir aber auch meine Nachbarn, warum sie beabsichtigen Merz zu wählen.
Ich bin überzeugter Wechselwähler, ich hab mein Kreuzchen in den letzten 50 Jahren schon bei jeder demokratischen Partei (außer der CSU) gemacht. Im Februar würde ich mit Freude eine konservative Partei wählen, die beste Zeit, um konservativ zu wählen ist, wenn Schlangenölverkäufer, die sich als „Disruptoren“ ausgeben, unterwegs sind und Punkte sammeln. Aber diese CDU ist wegen ihres unsäglichen Personals (Spahn, Linnemann, Amthor, Merz selbst) für mich vollkommen unwählbar, ich frage mich, wie überzeugte Konservative mit diesem Gangster-Ensemble klarkommen. Es läuft alles auf eine Last-Minute-Entscheidung für das kleinere Übel in der Wahlkabine hinaus, ich hasse das.