Splitterbrötchen (DXCIV)

Der Nationalsozialismus ist 1933 ja nicht wie eine unvorhersehbare Naturkatastrophe über Deutschland gekommen. Die Nationalsozialisten waren zuvor viele Jahre lang präsent, haben Grenzen ausgetestet, immer wieder verschoben und damit eine Verrohung von Sprache, Denken und Handeln ermöglicht. Die Anzeichen, dass wir wieder in einer Art Vor-Faschismus leben, sind überdeutlich. Bitte, lest diesen wichtigen Kommentar von Fintan O’Toole in der Irish Times.

Wer das für alarmistisch oder übertrieben hält, werfe einen Blick auf die über 200 Kommentare zu dieser Tagesspiegel-Kolumne, die den unbestreitbaren Empathie-Verlust in der öffentlichen Asyl-Debatte zum Thema hat. Die überwiegende Mehrheit der Kommentierenden rechtfertigt den Empathie-Verlust oder stellt ihn – natürlich vollkommen empathiefrei – in Frage. Der Boden ist bereitet.

Diese Woche erfolgreich an zwei(!) Escape Games teilgenommen. Ich kann diesen Riesenspaß nur wärmstens empfehlen, besonders Menschen, die schon in der Computer-Steinzeit an der Tastatur saßen und denen bei der Erwähnung der Fa. Infocom die Wehmut in den Blick schleicht.

Der zündende Wortwitz der Woche gelang Peter Glaser auf Facebook: „Wir haben ja mal als Vorgrippe der Ärzte gespielt.“

Der kulinarische Wochenhöhepunkt. Mit Ruccola, Salsiccia (unter dem Ruccola), Parmesan und Trüffeln getunte Pizza nebenan bei Rosario im Quarantuno. Sensationell gut.

Die Demütigung der Woche erlitt ich beim Umgang mit Alexa, der KI von amazon. Ich hatte einen Timer wegen irgendeiner Küchensache gesetzt. Nach der angegebenen Zeit startete Alexa ihren Alarmton und… wollte nicht damit aufhören. Ich stand rotgesichtig vor dem Echo, brüllte immer wieder „Alexa, stop!“, aber das nervende Getute ging weiter. Schließlich hatte ich die Nase voll, trennte den Echo vom Strom, wartete eine Minute, steckte den Stecker wieder ein und ging in die Küche. Von da hörte ich den Timer-Alarm wieder losgehen. Und die beste, geduldigste Gemahlin von allen einmal sanft „Alexa, stop!“ sagen. Alexa verstummte sofort.

Gipfelpunkt absurden Quatschs: Scarlett Johansson sah sich diese Woche gezwungen, wegen wütender Proteste der erweiterten Transgender-Szene, die Rolle eines Transmannes zurückzugeben. Die ganze Schauspielerei dreht sich doch darum, jemanden zu spielen, der man nicht ist. Denken wir trotzdem die irrwitzige Logik der Protestierenden zuende: Dann dürfen Mörder nur noch von Mördern und damit Mordopfer nur noch von Mordopfern gespielt werden. Was bei den Szenen vor dem Mord schwierig werden könnte.

Diese Woche ist der neue Stuart MacBride erschienen, „The Blood Road“. Das ist der 11. Band der Logan-McRae-Reihe, die nichts weniger als die beste Cop-Roman-Serie ever ist. Was ich bisher nicht gefunden habe: eine Ankündigung der deutschen Übersetzung.

Ich werde nie verstehen, warum Menschen mit Schaum vorm Mund die „Schließung der Grenzen“ fordern. Wer will denn freiwillig eingesperrt werden?

Ein Gedanke zu „Splitterbrötchen (DXCIV)

  1. Ich wollte schon fragen: „Wo ist die Salsiccia?“, als ich „unter dem (sic) Rucola (sic)“ las. Und waren da nur diese dekorativen, aber zumeist geschmacklosen Sommertrüffelscheiben drauf oder hamse auch das penetrante Trüffelöl drübergekippt? Ansonsten stimme ich Dir vollständig zu.

    BTW: Das Auswahlkästchen für „meinen namen, e-mail und website in diesem browser speichern, bis ich wieder kommentiere.“ erscheint bei mir VOR „WEBSITE“, das ist nicht so schön.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert