Splitterbrötchen (DCCCXXVI)

Hartnäckig bietet Fa. Groupon mir seit mehrere Tagen Gratis-Hundefutter an. Ich warte ungeduldig darauf, dass sie endlich versuchen, mir den dazugehörigen Hund anzudrehen.

Was nicht jeder weiß: Cleopatra war zeitlich weiter vom Bau der Pyramiden entfernt als vom Launch des iPhones.

Als die Kanzlerin am Dienstagabend ein Sonder-Interview übertragen ließ, wollte sie nur mal testen, ob wir noch aufpassen.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine bei der Kaltmamsell aufgeschnappte Wirsing-Linsen-Lasagne nach diesem Rezept. Das war eine ganz wunderbare Deftigkeit. Was mich überrascht hat: Wie schön die Ricotta-Kruste aufgegangen ist, obwohl die Eiweiße nicht steifgeschlagen wurden.

Hätte nicht jemandem auffallen müssen, dass „Die Pfeifen nach Brüssel wegloben, wo sie keinen Schaden anrichten können.“ und „Europa stärken.“ zwei Strategien sind, die nicht ganz zueinander passen?

Der Lockdown hinterlässt Spuren. Selbst die größten Schweiger im erweiterten Bekanntenkreis wollen jetzt chatten.

„Gibt es eigentlich eine Bezeichnung für Blitzeis, das sich langsam aufbaut. So normal?“
„Glatteis?“
„Ja, genau, das. Danke.“

Im Tagesspiegel stand ein Interview mit Kulturmensch Peter Raue. Darin brachte er knapp und klar die Bedeutung der Kultur für seinen sinnvollen, geregelten Tagesablauf zum Ausdruck: „Es beginnt normalerweise ja eigentlich schon morgens, wenn ich aufstehe. Da weiß ich, heute Abend gehe ich in die Premiere oder ins Konzert. So gehe ich in den Tag hinein. Der Tag ist für mich spannungsgeladener, weil der Abend ins Haus steht.“

Wie gut das tut, abends etwas vorzuhaben, worauf man sich tagsüber freuen kann, haben wir diese Woche endlich mal wieder erfahren: wir hatten uns ein Ticket für eine via Zoom veranstaltete Show mit Salonzauberer Axel Hecklau geleistet, das war ein Riesenspaß. Und beinahe wie Theater.

Khedira verpflichten? Sensationelle Idee! Hertha BSC besinnt sich auf die Vereinstradition und bringt blitzsauber den legendären 83er Bohnhof-Move. Ich bin be-gei-stert!

In zwei Lanz-Talkshows hintereinander war Karl Lauterbach nicht unter den Gästen. Geht’s ihm nicht gut? Muss ich mir Sorgen machen?

Du erträgst keine abweichenden Meinungen, hast Probleme beim Herstellen eigentlich einfacher Zusammenhänge, definierst dich über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und hast eine Lunte so kurz wie ein Fliegen-Schnurrhaar? Dann hast du vermutlich einige tausend Follower auf Twitter.

Einen Vogel in Archäopteryx-Größe hat diese Woche der Tagesspiegel abgeschossen: „Janine Kunze ist der Beweis dafür, dass auch Frauen alte weiße Männer sein können.“

Christopher Plummer ist gestorben. Er war mitverantwortlich für eine schlimme kulturelle Traumatisierung meinerseits. In Star Trek VI hat er aber alles wieder gut gemacht.

Ein Politiker muss um Himmelswillen nicht „volksnah“ sein. Aber die maximale Distanz zum regierten Bürger einnehmen, das kann nicht gutgehen.

Interessante Frage: Kann man ein ganzes Volk retten? Vor einem Virus? Vor sich selbst? Ich habe Zweifel, dass das geht.

Folgen der Pandemie: Unser Chili- und Knoblauchverbrauch ist – wg. Kontaktbeschränkungen – exponentiell angestiegen. Das wird ein harter Entzug, wenn wir wieder unter Menschen dürfen. Aber Durchblutungsstörungen dürften auf Jahrzehnte hinaus kein Thema mehr sein.

Ich bin immer wieder sehr dankbar, wenn jemand mich nicht auffordert, ihm beim Einrennen offener Türen zuzusehen.

 

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (DCCCXXVI)

  1. Danke für die Sound-of-Music-Experience, die klang arg traumatisierend. Es freut mich aber sehr, dass Sie Ihren Frieden mit dem Film gemacht haben. (Ich sehe ihn immer wieder gern, meist, wenn ich ihn verblüfften Einsteigern zeige.)

  2. Ich habe meinen Frieden mit dem Film – und vor allen Dingen dem Bühnen-Musical – gemacht, als ich begann, mich beruflich mit Musiktheater zu befassen. „Sound of Music“ ist eine Kitsch-Bombe, aber handwerklich perfekt und – was die Verbindung von Drama und Musical Comedy angeht – durchaus bahnbrechend. Was man heute nicht mehr für möglich halten mag.

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