Splitterbrötchen (CMXXXII)

Was für einen Spaß ich doch beim Gefrierschrank abtauen habe! Ich verstehe gar nicht, warum ich das nicht öfters mache.

Seit 1969 bin ich Bayern-Fan und also einiges gewöhnt. Dass es mit Brazzo und Olli aber mal schwieriger werden könnte als mit Wurst-Uli, hatte ich echt nicht auf dem Schirm.

Einfach den Stecker ohne Kabel in die Steckdose stecken? Ich hätte nicht gedacht, dass Stromsparen so einfach ist.

Eine 300 Hektar große Brache mitten in einer Großstadt ist ein stadtplanerisches Armutszeugnis, mehr nicht.

Das Foto der Woche ist 100 Jahre alt.

Wenn man Fehler aufarbeiten will, die in der Vergangenheit gemacht wurden, ist es wenig hilfreich, diese Vergangenheit zu schönen oder gar ganz auszublenden. Ich verstehe nicht, warum das immer wieder diskutiert werden muss.

Genauso wenig verstehe ich, wieso Dieter Nuhr von Linken und Linksliberalen beharrlich als „rechts“ geframet wird. Nuhr nimmt die ureigenste Aufgabe eines Kabarettisten wahr, nämlich die Mächtigen im Land aufs Korn zu nehmen. Und politisch ist er ähnlich zu verorten wie Dieter Hildebrandt, Bruno Jonas, Werner Schneyder usw. Was soll daran „rechts“ sein? Wenn das Kritisieren einer – zunehmend selbstvergessen agierenden – linksliberalen Regierung nebst des entsprechenden Zeitgeistes schon „rechts“ ist… ja, dann ist überall „rechts“, wo man nicht selbst ist, nicht wahr?

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„Warum eigentlich nicht?“ ist durchaus ein schönes Lebensmotto.

7 Gedanken zu „Splitterbrötchen (CMXXXII)

  1. In einem Interview kürzlich meinte nur, angesprochen darauf, ob er rechts ist oder nicht: „Ich bin nicht ansatzweise rechts. ,Rechts‘, das ist für mich völkisches Denken, das ist mir vollständig fremd.“

    Wenn man diese Definition zugrunde legt, dann darf man ihn wohl nicht als rechts sehen. In meiner Generation ist das aber keine übliche Definition; ich glaube nicht, dass sich das bei den Jungen zu sehr geändert hat. Darf man denn nicht mehr rechts sein, so wie CDU und CSU? Und da sehe ich Nuhr aus den Schnipseln, die ich aus seiner Sendung kenne (und sonst weiß ich nichts über ihn) sehr weit von Dieter Hildebrandt entfernt. Kritik an den Mächtigen: ja schon, aber erstens beschränkt er sich keinesfalls darauf, und zweitens kann man die aktuellen Mächtigen ja auf zwei Arten kritisieren: die machen zu schnell, oder die machen zu langsam, und das sagt schon etwas über links oder rechts aus.

    (Allerdings finde ich den Nuhr widerlich, schlimmer als Mario Barth, aus Gründen, die durchaus mit Voreingenommenheit zu tun haben mögen. Also hat er keine wirklich faire Chance bei mir.)

  2. Für mein Empfinden beschreibt „rechts“ derzeit nicht mehr eine akzeptable politische Position. „Rechts“ ist ein Kampfbegriff geworden, mit dem Menschen und Positionen aus dem Diskurs ausgeschlossen werden, „der ist rechts“ heißt „der ist böse“, „das ist rechts“ bedeutet „das ist von vornherein inakzeptabel, das muss nicht diskutiert werden“, das erlebe ich täglich auf Social Media.
    Kabarett war und ist im Kern für mich eine bürgerliche Kunstform. Rechtes bzw. auch konservatives Kabarett funktioniert nicht wirklich, da das Kabarett ja in der Regel auf eine Veränderung des Status Quo, nicht auf dessen Bewahrung (nebst zugehöriger Verklärung) zielt. Dezidiert linkes Kabarett ist aber auch immer die Ausnahme geblieben, dessen Protagonisten (Degenhardt, Kittner fallen mir ein) nur ein Nischenpublikum bedient haben. Die erfolgreichsten Kabarettisten sind m. E. alle dem Bürgertum zuzurechnen, es ging und geht um die Verbesserung des Systems, nicht um dessen Überwindung. Nuhr würde ich eher bei der FDP (für die er ja auch in der letzten Bundesversammlung abgestimmt hat) als bei der CDU verorten, Barth ist für mich komplett unpolitisch. Was beiden gemeinsam ist, ist, dass sie auf den affirmativen Lacher aus sind, dass sie ihr Publikum bestätigen, nicht provozieren und auf keinen Fall verunsichern wollen. Das engt ihre komischen Möglichkeiten von vornherein ein, aber auch für diese begrenzte Komik gibt es ja ein großes Publikum, die Herren machen ja die großen Hallen voll. Ich würde mir weder für Barth noch für Nuhr eine Eintrittskarte kaufen, ist mir zu langweilig. Tatsächlich kauf ich mir morgen, wenn der Vorverkauf losgeht, ein Ticket für Ricky Gervais, der im November ein paar Shows in Deutschland spielt. Auch ein bürgerlicher Komiker, aber einer, der sich nicht davor scheut, sein Publikum zu provozieren. Deshalb ist er für mich auch viel komischer als Nuhr und Barth zusammen.

  3. Vielen Dank. Ja, es ist wohl so, dass sich der Begriff „rechts“ verschoben hat. Vielleicht ist das auch eine Ursache für manche Missverständnisse in der Kommunikation? Es kann natürlich auch ein fieser Trick sein, von beliebiger Seite aus, indem man offen lässt oder nach Situation sich umentscheidet, welche Bedeutung man verwendet hat. Dann sage ich in Zukunft besser „konservativ“. (Oder war das schon immer die gewünschte Sprachregelung? Die Alternative hieße ja Euphemismus-Tretmühle, und das ausgerechnet Konservative die beklagen, wäre ja lustig.)

    Aber doch noch einmal zu Nuhr: Der ist für mich entschieden ein Bewahrer des Status Quo. Bloß keine Veränderungen! Das meinte ich, als ich schrieb, man könne die Mächtigen kritisieren für zu viele oder zu wenige Veränderungen.

    • Ja, in der Tat, „konservativ“ ist das neue „rechts“. Zwischen „rechts“ und „rechtsradikal“ wird in vielen Diskursen nicht mehr unterschieden.
      Zu den Bewahrern des Status Quo: Ich habe ja für einige recht bekannte Kabarettisten gearbeitet bzw. mit ihnen zusammengearbeitet. Die einzige, die ich wirklich aufrichtig links war, war Hannelore Kaub.

  4. … guten Tag,
    mit Verlaub — Nuhr und Barth zu vergleichen halte ich für sehr fragwürdig. Wenn ich mir beider Anfänge per youtube anschaue, war Nuhr von Anfang an ein sehr guter Wortakrobat. Hervorragendes Timing der Sätze. Barth war schon bei den frühen Nightwash-Auftritten eher auf der rabiat, prolligen Schiene unterwegs. Überdies hat sich Nuhr in meinen Augen weniger bewegt als der „woke“ Zeitgeist und rutscht dadurch nach „rechts“ ohne dass die Inhalte von damals zu heute „rechter“ geworden wären.
    Das mit dem „FDP Humor“ würde ich natürlich unterschreiben …

    Gruß
    Jens

    • Timing ist das Thema. In seinen früheren Bühnenshows hatte Barth ein atemberaubend gutes Timing drauf, das ist Lichtjahre entfernt von dem arhythmischen Genuschel, mit dem er heutzutage RTL-Zuschauer belästigt. Barth war – mit unterirdischem Material – seinerzeit eine Timing-Machine der – ich sage das nicht leichtfertig – Frankenfeld-Klasse. Wie es aktuell um seine Bühnenperformance steht, kann ich nicht sagen, ich war seit 15 Jahren in keiner Barth-Show mehr und habe auch nicht die ABsicht, zeitnah eine zu besuchen.

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