Splitterbrötchen (CMLVII)

Nachdem ich mir ein paar Minuten der Doku „All or Nothing: Nationalmannschaft“ über die deutsche Mannschaft in Qatar angeschaut habe, ist mir das Ausscheiden nach der Vorrunde erklärlich: die sind absichtlich rausgekegelt, um diesem DFB-Irrenhaus zu entkommen. Hätte ich im Kader gestanden, hätte ich im ersten Spiel mehrere Eigentore geschossen und mir eine rote Karte abgeholt, nur damit der Spuk für mich vorbei ist.

Angeregt durch eine Nachfrage in der letzten Splitterbrötchen-Ausgabe, möchte ich noch einmal eine zu Unrecht unter „ferner liefen“ einsortierte Spezialität der Berliner Fleischer-Imbisse hinweisen: die Kassler-Schrippe. Voraussetzung dafür ist natürlich ein Fleischer, der ein gescheites, dick marmoriertes Kammkassler zustande bringt, das trotz krachend-knuspriger Kruse noch saftig ist (wenn aus dem Brötchen kein Fett und kein Fleischsaft tröpfelt, ist das Kassler suboptimal). Eine knusprige Kruste braucht auch die Schrippe, in der das Kassler sich bis zum Verzehr aufhält: Mit laffer Aufback-Ware wird das nix! Wenn also eine gute Schrippe und ein saftiges, warmes, frisches Kassler bester Qualität zusammen kommen, kann eine kleine Delikatesse entstehen, die ich jederzeit der vollkommen überschätzten Curry-Wurst vorziehe. Derzeit empfehle ich – wie letztes Mal gesagt – den Fleischer-Imbiss im Edeka No.1 im Forum Steglitz.

Mein Vorschlag: Louis van Gaal wird Bundestrainer bis zur Europameisterschaft. Sandro Wagner assistiert ihm so lange und übernimmt dann.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war Roastbeef vom Kalb auf geröstetem Pumpernickel mit Traubenmostmayonnaise als Vorspeise – hier von der geduldigsten, besten Gemahlin von allen für meine Fotoserie „Die geduldigste, beste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“ fotografiert –

sowie hervorragend zubereitete, ganz klassische Kalbsnierchen in Dijon-Senf-Sauce, beides im Restaurant Renger-Patzsch, einem der angenehmsten Gasthäuser Berlins.

Willy Brandt hat einmal gesagt, dass die Politik sich zum Teufel scheren kann, wenn sie das Leben von Menschen in Bedrängnis nicht ein kleines bisschen leichter macht. Was er sich wohl nicht hätte träumen lassen: dass es hierzulande mal eine Regierungs-Koalition geben wird, die sich nicht darum schert, dass die Menschen denken, ihre Politik würde sie in Bedrängnis bringen.

Wenn man verhindern will, dass Kinder zu Erwachsenen werden, die gern Sport treiben, muss man ihnen nur einreden, dass Niederlagen etwas Schreckliches sind, das unbedingt vermieden werden muss. Die meisten Menschen, die Wettkampfsport betreiben, verlieren öfter als sie gewinnen. Das ist logisch und tut dem Spaß an der Sache keinen Abbruch, im Gegenteil. Wer Niederlagen verteufelt, hat von Sport keine Ahnung.

Ich habe eine schreckliche Neuigkeit zu vermelden: Friedenau ist auch nicht Deutschland.

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