Splitterbrötchen (CMLXXVI)

Mit seinem überbordenden südländischen Temperament wird Thomas Tuchel im Halbfinale der Champions League die „Bestia Negra“ zum Leben erwecken und den tollkühnen Ancelotti in die Schranken weisen.

Wenn man die vollkommen berechtigte Wut, die entsteht, wenn dumme Menschen klügeren erklären, warum sie falsch liegen, zur Stromerzeugung nutzen könnte, wäre das Energieproblem gelöst.

Neuer, das Universum aufhorchen lassender Beitrag zu meiner fantastischen Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: zwo Marillenknödel.

Ich bitte um Aufmerksamkeit für Maschinist, der mit schonungslosem Realismus eine Schultheateraufführung schildert. Wo sind die seligen Zeiten hin, als es Eltern noch peinlich war, wenn der Nachwuchs sich künstlerisch betätigte?

Bei der Schilderung der eifrig Handy-filmenden Heli-Mütter musste ich an Horst Ehmke denken, der einmal an einer Safari durch ein afrikanisches Wildtier-Reservat teilgenommen haben soll. Während alle anderen Teilnehmer frenetisch aus den Bus-Fenstern hinaus fotografierten, blieb Ehmke seelenruhig sitzen. Auf die Frage, warum er denn nicht auch fotografiere, antwortete er: „Wissen Sie, ich schau mir das alles lieber gleich hier an.“

In den Gängen liegen Patienten, man hört Schmerz- und Hilfeschreie. Türen knallen, weder Ärzte noch Pfleger werden des Chaos Herr. Patienten und Medikamente werden verwechselt, Wartezeiten von mehreren Stunden sind die Regel, auch wenn man einen Termin hat. In meiner Jugend kannte man solche Bilder aus dem „Weltspiegel“, wenn über ein Entwicklungsland1 berichtet wurde, in dem gerade eine Naturkatastrophe oder ein Bürgerkrieg tobte. Heute ist das Alltag im Benjamin-Franklin-Klinikum in Steglitz.

Weltidee! Remake von „Ocean’s Eleven“ in einem Grablichtautomaten-Casino!

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine etwas chaotisch angerichtete, trotzdem delikate Deftigkeit aus der Küche des „Amida“ am Friedrich-Wilhelm-Platz: Käsespätzle mit Speck, zweierlei Spargel und Salat. Dazu gab’s einen mehr als angenehmen Grauburgunder aus Frankreich und schönes Erzählen mit gute Freunden – wunderbarer Abend!

Sie wollen jemanden einen „Vollidioten“ nennen, aber das Wort „Vollidiot“ nicht benutzen? Wenn Sie’s nicht stört, dass er’s nicht verstehen wird, können Sie „Für dich ist doch bereits der Versuch, auch nur Teile deines geistigen Potenzials abzurufen, eine viel zu große Herausforderung“ probieren.

Teekenner wissen: Die Auswahl des richtigen Trinkgefäßes ist entscheidend.

Warum muss ich nur immer öfter daran denken, wie schade es ist, dass das schöne Wort „sauertöpfisch“ kaum noch verwendet wird? Obwohl immer mehr Sauertöpfe rumlaufen?

Lacher der Woche: „Ich hab zwei Tickets für Wacken zu verkaufen. Ich mache zu der Zeit eine Schlager-Kreuzfahrt mit meiner Frau.“ – „Bist du bescheuert?“ – „Nein. Meine Frau ist Leverkusen-Fan. Und 1997 hab ich mit ihr eine ganz doofe Wette abgeschlossen…“

Menschen die Einreise zu verweigern, um sie daran zu hindern, hier ihre Meinung zu sagen, ist maximal dämlich. Erstes hat noch keine Grenze dieser Welt je eine Meinung (so abseitig sie auch sein mag) aufgehalten, und zweitens ist ein solch brunzdummes Einreiseverbot letztlich nur ein Eingeständnis der eigenen Schwäche: Man hält die eigenen Bürger für dämlich und die eigene Position für so schwach, dass man einem offenen Diskurs lieber aus dem Weg geht. Peinlich.

„Ein Kind unter vielen zu sein bedeutet Stress“, behauptet hinter einer Bezahlschranke im Tagesspiegel eine Psychiaterin und rät vom KiTa-Besuch ab. Gnä‘ Frau, lassen Sie sich vom jüngsten von fünf Geschwistern, einem Kindergartenkind und begeistertem Mannschaftssportler von Anfang an eins sagen: Sie haben gewaltig einen an der Waffel.

 

 

  1. So nannte man das damals. Die Ostfriesen sollen ihre Diafilme dort hingeschickt haben.

6 Gedanken zu „Splitterbrötchen (CMLXXVI)

  1. Thomas Tuchel verorte ich ja eher in einem indischen Ashram.
    Wen sollen wir uns denn als Nachfolger wünschen?! Gerade heißt es wieder Rangnick, aber ich weiß nicht so recht.
    Viel Auswahl hat es derzeit nicht. Und mittlerweile ist doch jedem Trainer klar, was der FCB für ein Schleudersitz ist.

    • Ginge es nur um den reinen Unterhaltungswert und nicht darum, wie die Mannschaft spielt, würde ich sofort stürmisch Mourinho fordern: Unsere Pressekonferenzen wären auf Jahre hinaus unschlagbar. Leider ist der Fußball, denn „The Special One“ spielen lässt, dermaßen von Hitzfeld inspiriert, dass es einem die Zehennägel aufrollt, das geht wirklich nicht mehr. Guardiola wird sich nicht aus der Scheich-Umklammerung lösen lassen, also bleibt tatsächlich nur eine zweitbeste Lösung. Die Idee, mit Nagelsmann einen jungen Trainer zu holen und perspektivisch aufzubauen, war ja wirklich gut, aber da ist wohl was schief gelaufen (wie ich höre, waren’s nicht nur Ollie und Brazzo). Also: Interimslösung und mit aller Macht an Alonso baggern. Mit ALLER Macht, dass uns den weder Liverpool noch Madrid wegschnappen.

      • Das wird etwaigen Kandidaten auch klar sein, dass Bayern an Alonso dranbleibt. Will wirklich jemand 2. Wahl sein? Nicht dass am Ende doch nochmal Flick geholt wird (nicht meine Wahl).
        Die Verantwortlichen des FCB sollten endlich mal kapieren, dass man dauerhaft mit gekauften Söldnern nicht bestehen wird. So macht Kane zwar seine Arbeit gut, wirkt aber wie ein Fremdkörper. Ein harmonisches Team, wo sich für den Trainer zerrissen wird, das ist Bayern nicht. Ansatzweise war es das als Jupp Heynckes Trainer war. Und Alonso führt gerade vor, wie so was geht.

  2. Ein Team zerreißt sich für einen Trainer, wenn es dessen Autorität anerkennt. Dass hatten wir seit van Gaal und Guardiola nicht mehr, die Autorität der Sportdirektion und des Vorstandes war immer größer als die des Trainers. Selbst bei maximalem Erfolg, wie seinerzeit bei Flick, konnte Brazzo sich gegen den Trainer durchsetzen. Tja. Haargenau das ist das Problem.

    • Die Bayern waren vor, unter und nach Hoeneß schon immer ein „Players Club“. Das ist die DNA des Clubs seit der Gründung im Café Gisela. Und das ist gut so.

      • Gegen einen „Players Club“ lässt sich natürlich wenig bis gar nichts sagen. Die stärksten Duftmarken der letzten Jahre haben aber zwei mega-starke Trainer gesetzt, van Gaal und Guardiola, deren Einfluss man heute noch spürt (er schwindet). Von daher sehe ich ein mögliches Rangnick-Engagement mit immer weniger Skepsis, je länger ich drüber nachdenke.

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