Friedrich Merz gefällt mir als Bundeskanzler immer besser. Wer von Publicity-geilen Pappnasen wie Dehm und Hallervorden1 verklagt wird, macht einiges richtig.
Die Woche beglückte mich mit zwei kulinarischen Höhepunkten. Der eine war das Eintreffen eines Wurstpakets von Fleischmanufaktur Reinhardt aus Röhrda. Exzellent gewürzte Stracke und eine unfotogene2 grobe Leberwurst mit großartigem Aroma und geradezu sensationeller Textur wurden als erste probiert. Wer einmal solche Wurst gekostet hat, rührt das totgekutterte Zeugs aus der Supermarkttheke nie wieder an. Zweiter Wochenhöhepunkt war dann ein handwerklich absolut perfektes Schnitzel, dass im Friedenauer Amida vor mich hingestellt wurde.
Dagegen konnte selbst Danieles delikate Fischsuppe (genieße ich bevorzugt dienstags) nicht ankommen …
… dafür sorgte dort aber ein weiblicher Stammgast vom Nebentisch für kryptische Erheiterung: „Ich gehe jetzt rein und mache was gegen meine Überzeugung!“ Was sie dann in den Eingeweiden der Trattoria bewerkstelligte, blieb unklar.
Kultureller Wochenhöhepunkt war das Streamen von „Konklave“. Ich hatte fälschlicherweise pompöses Katholen-Gedöns erwartet und wurde mit einem außergewöhnlich spannenden Polit-Thriller angenehm überrascht. Insbesonders Fiennes‘ nervige, straffe Performance in der Titelrolle begeisterte und ließ mich (mal wieder) den Kopf schütteln über das, was Ryan O’Neal im kürzlich wiedergesehenen „Barry Lyndon“ (nicht) veranstaltet hat. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, was O*Neal und Kubrick sich bei dieser Null-Performance gedacht haben. Malcolm McDowell als Barry Lyndon … das wäre eine Riesennummer geworden.
Die Geschäftsbeziehung zwischen Fa. Commerzbank und der besten, geduldigsten Gemahlin von allen wurden während der Einrichtung der Banking-App auf ihrem neuen Handy auf eine harte Probe gestellt.
Das Völkerrecht ist eine ganz tolle Sache. Wenn man allerdings autokratische, Völker terrorisierende Staatenlenker auf dieses Völkerrecht verweist, ist das ungefähr so sinnvoll wie damals die Bitte an den Schulhof-Bully, doch bitte fair zu bleiben und sich an die Regeln zu halten.
Ceterum censeo Klub-WM esse delendam.
Oh, über Barry Lyndon habe ich zuletzt öfter diskutiert, nachdem ich Dr. Seltsam und 2001 für meine kleine Filmreihe im Blog wieder gesehen habe. 2001 immer noch toll, Dr. Seltsam schwierig. Aber Barry Lyndon – habe ich als tödlich langweilig in Erinnerung. Konklave haben wir am Tag nach dem Tod des Papstes gesehen und hat uns auch gut gefallen. Und auf Ralph Fiennes freue ich mich jetzt sehr in 28 years later :-)
„Barry Lyndon“ ist mir seit Jahrzehnten ein großes Rätsel. Handwerklich ist der Film ja sensationell gut, jede Einstellung scheint ein Gemälde aus der Zeit des Vorlage gebenden Romans zu sein. Aber dieser Barry Lyndon ist ja ein Filou, ein Trickser. Warum Kubrick ihn derart somnambul durch den Film mäandern lässt… mir fällt keine plausible Erklärung ein, und die Kubrick-Forschung hält sich m. W. bei dem Thema ziemlich bedeckt. Mein Lieblings-Kubrick ist übrigens „Clockwork Orange“. Den könnte man mal wieder anschauen.
In meiner Liste kommt noch Shining, auf den freue ich mich auch mal wieder :-)
„Barry Lyndon“ habe ich neulich auch gesehen, zum zweiten Mal. Kubricks schlechtester Film, meiner Meinung nach. Bekam aber vier Oscars. Ryan O’Neal verbindet die Mimik eines Schotterhaufens mit der Ausstrahlung einer 5-Watt-Birne. „Clockwork Orange“ kam schon so lange nicht mehr im Fernsehen, dass ich mir vor einigen Jahren die DVD gekauft habe. Am besten finde ich immer noch „Shining“, ich sah ihn mit 14 im Kino. In dieser Nacht haben mein Vater und ich kein Auge zugemacht.
Ich trau’s mich kaum zu sagen, aber ich finde „Shining“ vor allen Dingen als Horrorfilm durchaus suboptimal. Die Bilder und Schockeffekte sind natürlich grandios, aber ich finde wieder (vielleicht sollte ich langsam mal über ein Buch mit dem Titel „Hier irrte Kubrick“ nachdenken) die Performance in der Hauptsolle problematisch. Nicholson gibt doch viel zu früh preis, dass seine Figur einen kapitalen Dachschaden hat. In Kings Roman wird die Suspense-Schraube viel langsamer angezogen, das fand ich viel stärker.
Ja, der Roman ist viel besser. King macht klar, welche Rolle das Haus spielt. Im Film wird nur der Eindruck vermittelt, dass Jack Nicholson langsam verrückt wird (eine Rolle, die er in „Einer flog über das Kuckucksnest“ sehr viel besser gespielt hat).