Splitterbrötchen (DCCCXVI)

Wie der Abiturschnitt war, wurde auf Twitter gefragt, und ich antwortete – schlagfertig, wie ich nun mal bin – dass ich einen guten Abiturschnitt hatte, vom Herrenfriseur Schindewolf in der Friedrich-Wilhelm-Straße.

Wer sich – aus welchen Gründen auch immer, Hochmut, Abscheu, you name it – weigert, zu verstehen, wie sein Gegner denkt, wird verlieren.

Ich frage mich seit Tagen, warum mich dieses würdelose 0:6 dermaßen kalt lässt. Vor wenigen Jahren wäre ich bei so einem Debakel noch die Wände hochgegangen. Momentan denke ich, dass es an der derzeitigen Spielergeneration liegt. Solange in der Nationalmannschaft Männer spielen, die Niederlagen persönlich nehmen – die Teilnehmer des Jahrhundertspiels ärgern sich z. T. noch jetzt, fünfzig Jahre später, über die Niederlage – und sich daher mit aller Kraft gegen das Verlieren stemmen, ärgere ich mich ebenfalls. Aber wenn Spieler auflaufen, denen es wichtiger zu sein scheint, sich nicht zu verletzen als zu gewinnen, und die die daraus folgenden Niederlagen einfach ablegen wie einen dreckigen Bademantel (es gibt natürlich Ausnahmen, Kimmich zum Beispiel), dann bin ich auch wenig berührt.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war die erste Gans des Jahres, seit 2011 verlässlich nach der verlässlichen „Methode Paulsen“ für die üblichen Verdächtigen zubereitet.

Am Freitag poppten in meiner Corona-Warn-App satte 8 Risiko-Begegnungen (alle geringes Risiko) auf, bei der besten, geduldigsten Gemahlin von allen geschah das gleiche. Wir rätseln seitdem, wann wir wo gemeinsam an welchem Infektions-Cluster vorbeigelaufen sein könnten, bis zur Stunde ohne Ergebnis.

Dorothy-Parker sind so viele Zitat-würdige Sätze eingefallen, dass man immer wieder welche vergisst. Gestern wurde ich an eine ihrer schönsten Boshaftigkeiten erinnert. „This is not a novel to be tossed aside lightly. It should be thrown with great force.“

Das mit dem Abiturschnitt von Herrn Schindewolf war übrigens – weil ich der Pointe nicht widerstehen konnte – gelogen. Zwischen 1974 und 1978 war ich überhaupt nicht beim Friseur. Als ich mich dann – um des Theaters willen – von meiner „freak flag“ getrennt hatte, habe ich mich wochenlang wie ein Verräter gefühlt.

 

2 Gedanken zu „Splitterbrötchen (DCCCXVI)

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