Splitterbrötchen (DCCCLXXXVIII)

„Warum das Gehirn nach Alkohol giert“, will der Tagesspiegel mir erläutern, doch das braucht es nicht. Zu viel überflüssige Erklärbär-Artikel lassen auch den nüchternsten Zeitungsleser zur Flasche greifen.

„Alt wie ein Baum möchte ich werden“? Das ist doch Unfug! Wer möchte denn so aussehen?

Der Tweet der Woche sei ein uralter Hut, wurde mir mehrfach gesagt. Ist mir vollkommen egal, ich hab trotzdem gelacht.

Der BILD sind diese Woche nicht nur die üblichen Verabscheuungswürdigkeiten gelungen, man schuf dort auch ein Wort von reiner, beinahe poetischer Idiotie: Bundesliga-Co-Trainer-Legende.

Atemberaubender Beitrag zu meiner unfassbar erfolgreichen Serie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“. Heute: Merkwürdiges violettes Gestrüpp in einem Waldstück.

Natürlich kann man die nach Henri Nannen benannte Journalistenschule umbenennen. Natürlich kann man den nach ihm benannten Preis umbenennen. Natürlich kann man so tun, als hätte es widersprüchliche Menschen wie Nannen, ihre Fehler und ihre Versuche, sie wiedergutzumachen, nie gegeben. Doch wenn man das tut, werden junge Menschen in ein paar Jahren denken, dass es hierzulande nach dem 2. Weltkrieg tatsächlich einen harten Bruch gegeben hätte und die ganzen Mitläufer und Nazis mit dem Aufbau der Bundesrepublik nichts zu tun gehabt hätten. Wer Personen cancelt, cancelt auch ihre Geschichte und damit die Geschichte von uns allen. Wenn unsere Moralansprüche uns daran hindern, Widersprüche zu erkennen und auszuhalten, machen wir etwas falsch.

Der für den Samstagmittag geplante kulinarische Wochenhöhepunkt – ein Mittagessen im Fischrestaurant „Arielle“ in Werder fiel wegen Corona-Kollateralschaden aus: das A-la-Carte-Restaurant hat bis September geschlossen, es fehlt an Mitarbeitern. Das am Imbiss erstandene gebratene Zanderfilet mit Bratkartoffeln war zwar mehr als anständig…

… konnte aber nicht wirklich gegen meine selbst gebratenen Heringe vom Montag anstinken1, die ihrerseits nicht gegen die unnachahmlichen Calamaria in Knoblauchöl in der Taverna Pigasos anstinken2 konnten.

Es wird immer schlimmer: Am 25. März dieses Jahres habe ich Jutta Ditfurth zugestimmt, gestern musste ich – trotz heftigster innerer Gegenwehr – Jan Fleischhauer und Georg Gafron(!) auf einmal zustimmen. Wo soll das nur enden?

 

 

  1. Haben Sie’s gemerkt? Gegen gebratene Heringe ANSTINKEN! Deftiger Wortwitz, hahahahaha!
  2. Schon wieder anstinken! Knoblauch! Gemerkt? Hahahahaha!

Ein Gedanke zu „Splitterbrötchen (DCCCLXXXVIII)

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