Bis gestern hab ich immer gedacht, dass ich ziemlich gut koordiniert bin. Aber dann nahm ich diese Tomate zur Hand und ging zum Waschbecken, um sie zu waschen, und im Waschbecken lag noch ein Scheuerschwamm herum. Den nahm ich in die andere Hand, und Scheuerschwämme kann ich nicht in die Hand nehmen, ohne sie reflexhaft auszudrücken. Nuja.
Nachdem ich dann Hemd und Hose gewechselt hatte, stellte ich fest, dass Tomaten alle waren.
[tags]Tomate, Scheuerschwamm, geistige und körperliche Flexibilität[/tags]
Manche Koch-Trends krieg ich nur mit Verspätung mit. Ich hab vor ein paar Jahren aufgehört, Fresszeitschriften zu lesen, weil mir die meisten Rezepte zu fisselig wurden und ich eh meist frei Schnauze koche. Deshalb hab ich wohl diesen ganzen Pastasottokram verpennt oder nicht mitgekriegt, oder was. Gestern hab ich’s zum ersten Mal ausprobiert. Also Nudeln nicht in Wasser kochen, sondern so ’ne Handvoll Nudeln pro Nase (100 g vielleicht) nehmen, mit ’ner Schalotte in Olivenöl auf mittlerer Hitze unter Rühren anbraten, mit Hühnerbrühe ablöschen (so 200 ml auf 100 g Nudeln dürften hinkommen) und köcheln lassen, bis die Nudeln die Flüssigkeit aufgenommen haben und noch Biss haben. Dann noch ein bißchen Parmesan untergerührt…
Das rockt! Eine echte Bereicherung des Pasta-Repertoires, und das war ja erst die Simpel-Variante. Ich hab schon ein paar ganz verwegene Ideen, unter anderem eine süße Variante, bei der man die Nudeln mit Apfelstücken anbrät, mit ordentlich Apfelwein (das wird Fressack freuen) und einem Schuß Sahne ablöscht, bißchen Zimt, vielleicht noch ein paar Rosinen dazu, garen lassen und dann mit Vanilleeis… Nuja, wenn das nächste Mal Gäste kommen, weiß ich, was es zum Dessert gibt.
Da geistert so ein Rezept für einen 5-Minuten-Brotteig durch die Foodblogs, das ist so simpel, dass ich nicht glauben wollte, dass es funktioniert: etwas mehr als 700 ml Wasser, 3 Teelöffel Salz (nächstes Mal nehme ich nur zwei), 1 Päckchen Trockenhefe verrühren, dann 1kg Mehl (ich hab 550er genommen) dazugeben, und mit dem Kochlöffel (Knethaken müssten auch gehen) vermischen, bis kein trockenes Mehl mehr zu sehen ist (dauert tatsächlich keine fünf Minuten). Deckel drauf, zwei (wenn man warmes Wasser genommen hat, ansonsten fünf) Stunden bei Zimmertemperatur gehen lassen, dann in den Kühlschrank stellen. Ein Tag warten. Brot backen. Ist doch Quatsch. Kann gar nicht gehen.
Am nächsten Tag sah der Teig so aus. Dachte ich’s mir doch. Viel zu klebrig. Das gibt nix! Andererseits… man soll ihn ja gar nicht kneten, vielleicht geht’s ja doch. Hände eingemehlt, Teigstück abgenommen und – ohne zu kneten – zu sowas wie einer Kugel geformt, und auf ein Stück Backpapier gesetzt (überflüssige Vorsichtsmaßnahme). Hmmpf. Ging ja doch. War gar nicht klebrig, sah bloß so aus. 40 Minuten gehen lassen, während der Zeit den Backofen nebst Backstein vorheizen (volle Pulle). Teigkugel bemehlstäubt, eingeschnitten, auf den Backstein geschoben, Tasse Wasser in die Saftpfanne, zisch, zosch, Ofentür zu, Hitze runter (bei meinem ollen Gasherd auf 4), 40 bis 50 Minuten gewartet. Immer noch skeptisch. Das KANN nix geben.
Riecht ja doch ganz gut. Nach 50 Minuten Klopfprobe gemacht (auf die Unterseite des Brots klopfen, wenn’s hohl, klingt ist’s gut), raus aus dem Ofen, abkühlen lassen. Sieht ja doch ganz gut aus.
Ist auch ziemlich aufgegangen im Ofen. Naja, die Optik mag hinkommen, aber bestimmt isses klitschig und schmeckt nicht.
Nix da. Ist genaus wie es sein soll und schmeckt absolut genial. Und das schöne ist: Der Teig hält sich bis zu 14 Tage im Kühlschrank. In Zukunft trennen mich nur anderthalb Stunden von einem frischen Weißbrot, Baguette, Brötchen… Und es funktioniert. Dieser Teig rockt!
Wem mein Rumgefuhrwerke in der Küche zu schlampig und ungenau ist, kann bei Petra oder Ilka nachlesen, wie kompetente Nicht-Chaoten zu Werke gehen.
Aus irgendwelchen Gründen hatten wir am Sonnabend weder Bock noch Zeit, groß Einkaufen zu gehen. Deshalb war auch nix zu Essen im Haus, als ich Sonntag Abend zu kochen anfing. Nu, nix zu Essen im Haus ist natürlich stark übertrieben. Soll heißen: Nix außer den üblichen Verdächtigen Vorräten, aus denen ich dann so ’n Pasta-Bohnen-Gedöns improvisiert hab. 500g Spaghetti, 4 kleine, frische Salsiccie, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, 3 getrocknete Tomaten, 1 kleine Büchse San-Marzano-Tomaten, 1 kleines Glas Borlotti-Bohnen, Tomatenmark, getrocknete Chilischoten, 1 Glas Rotwein, Olivenöl, Salz, Pfeffer. Die Salsiccie pellen, kleinschneiden und in Olivenöl anbraten. Kleingeschnittene Zwiebel, Knoblauch, Tomatenmark und getrocknete Tomaten dazu, anschwitzen und mit dem Rotwein ablöschen. Wenn der Rotwein fasst verkocht ist, Tomaten samt Saft dazugeben, Chili nach Geschmack, salzen, pfeffern, Hitze runterdrehen und das Nudelwasser aufsetzen. Wenn das Nudelwasser kocht, Bohnen (abgegossen, abgespült) in die Sauce und Spaghetti ins Wasser geben. Wenn die Spaghetti knapp gar sind, abgießen, in den Saucentopf geben und gut mit der Sauce vermischen. Bei Tisch noch Parmesan und Olivenöl drangeben.
War für improvisiert erstaunlich gut. Mach ich wohl bald nochmal. [tags]Pasta, Tomaten, Bohnen, Kochen[/tags]
Ich habe keine Ahnung wie mein Lieblingsgemüse heißt. Oder was es überhaupt ist. Quatsch. Natürlich weiß ich, wie das Zeugs heißt, es heißt Cime di Rapa. Oder Broccoli Raap. Oder Rapini. Oder so. Aber wie es auf Deutsch heißt, bzw. was es hierzulande ist, das weiß ich nicht. Das erste Mal hatte ich Cime di Rapa während eines Amerika-Urlaubs in New York auf dem Teller. Dachte zuerst, es wäre Spinat. Sah auch aus wie Spinat, sind dicke grüne Stengel mit Blättern dran, schmeckt aber ganz anders. Dezent bitter. Nussig, vielleicht ganz zart kohlig… eigen. Ich könnte nicht sagen: „Cime di Rapa schmeckt wie…“ weil das „wie“ fehlt. Ganz eigener Geschmack. Irgendwie… fein. Elegant. Super. Ess ich jetzt dauernd.
Zurück in Berlin begannen die Schwierigkeiten. Wie heißt das Zeugs hierzuorts und wie komme ich ran? „Nu mal halblang, Chris, das ist Berlin, da wird man doch dieses Cim… dieses Raben-Broccoli… dieses italienische Dings doch beschaffen können!“
So? Ich bin schon dran gescheitert, rauszufinden, wie es in unserer Sprache heißt. Nachdem ich diverse Kochbücher und Küchenlexika gewälzt hatte, startete ich meinen ersten Beschaffungsversuch mit „Stengelkohl“. „Hamse Stengelkohl?“ – „Watt? Stengelkohl? Nee, hab ick nich, aber Sie ham wohl eenen an der Mütze!“ Donnerwetter, tadellos, sehn’se, det ist Berlin!
Stengelkohl war’s wohl nicht. Den nächsten Versuch startete ich mit „Stielmus“. „Watt? Stielmus? Hab ick nich, aber ick jeb Ihnen ’nen Rezept dafür. Nehmense Spinat, zermusen se den, und machense ’n Stiel zum Wegwerfen dran. Möjen Sie etwa Spinat?“ Doch, schon. Und eigentlich wollte ich ja… dieses Dingszeugs.
Doch das Dingszeugs blieb unauffindbar. Ich probierte noch Rübstiel und Rübsen und alle Worte, die die deutsche Wikipedia ausspuckte, wenn man nach der lateinischen Bezeichnung für Dings (brassica rapa) sucht. Nur „Rübstiepchen“ hab ich nicht probiert. Diese Breitseite brachialen Berliner Mutterwitzes, die ein Wort wie „Rübstiepchen“ bei einem Berliner Gemüsehändler auslösen würde, wäre wohl zuviel für mich gewesen.
Jahrelang hab ich versucht, Dings zu bekommen. No go. Einmal glaubte ich mich kurz vor dem Ziel. Bei einem ganz reizenden Italiener in der Katzbachstr. (leider schon wieder zu), da wurde ich fündig, da lag Cime di Rapa auf dem Teller. „Wunderbar!“, rief ich, „Was ist das?“ – „Wilder Broccoli!“ bekam ich zur Antwort. Aha. Super. Endlich weiß ich, wie Dings heißt.
Zu früh gefreut. „Wat wollnse? Wilden Broccoli? Juter Mann, ick bin Jemüsefritze, seh ick aus, als ob ick ’n Jagdschein habe?“ Bruhahahaha. Das wars. Wie auch immer das Zeug hieß, das Dings also, auf alle Fälle war es hierzuberlins nicht aufzutreiben.
Bis letzte Woche. Da kam die geduldigste, wunderbarste, hinreißendste Gemahlin von allen nach Hause und schwenkte eine ganze Tüte voll Dings! Aus dem Centro Italia in Marienfelde. Die haben soviel Dings, dass sie es verkaufen müssen.
Für den Anfang: Eine Tüte Dings reicht für 2. Auftauen lassen. Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, paar Anchovis kleinschneiden, in reichlich gutem Olivenöl angehen lassen, Dings dazu, durchdünsten, ganz bisschen Brühe angießen und köcheln lassen, bis die Flüssigkeit verkocht ist. 5 bis 10 Minuten. Salz, Pfeffer, Zitronensaft. Bei Tisch noch ein Schuss Olivenöl. Dann ist es reines Manna, dieses Dings.
Weitere (englische) Rezepte für Dings gibt es hier und hier.
[tags]Cime di Rapa, Rapini, Broccoli Rab, wilder Broccoli, Dings[/tags]
Nach Weihnachten hat man die Nase voll von schwerem, fettigen Essen, von üppigen, mächtigen Fleischgerichten. Die Vorfreude auf den Frühling beginnt, es gelüstet einen nach leichten, frischen Salaten und Gemüsegerichten. Ein frisches, sanftes Gurkentomatengemüse ist genau das richtige für einen verregneten Januartag. Pro Nase benötigt man eine gute halbe Salatgurke (noch besser: Schmorgurke), geschält und entkernt, drei Tomaten, geviertelt und ebenfalls entkernt, weil das Gemüse sonst zu suppig wird. Perfektionisten schälen die Tomaten auch noch, aber dazu bin ich zu faul. Und so lange sind die Tomätchen auch nicht in der Pfanne, dass die Haut sich ablösen und unappetitlich herumfladdeln könnte. Bisschen Zwiebel und Knoblauch noch schälen und feinhacken, dann geht’s los. Zwiebel und knoblauch in Butter glasig schwitzen, Tomaten und Gurkenstückchen dazu, warmschwenken, und dann einen kleinen Schuss Sahne dazu. Bißchen einköcheln lassen, dass die Sahne cremig wird, Salz, Pfeffer, Schnittlauch, fertig. Das ist so leicht, das ist so gesund, da macht vegetarische Ernährung Spaß, weil man das Fleisch überhaupt nicht vermißt.
Wie jetzt allerdings die gebratene Entenbrust mit auf Teller und Foto geraten ist, dafür habe ich keine Erklärung. Da muss mir jemand einen ganz üblen Streich gespielt haben. Ich bin erschüttert.
[tags]Kochen, Gurke, Tomate, Sahne, Gemüse[/tags]
Das neue Jahr beginnt mit einem Ärgernis, oder genauer gesagt, mit der Fortsetzung eines Ärgernisses, das ich jetzt erst entdeckt habe. Ach was, Ärgernis, es ist ein Skandal, es ist die mögliche Ursache aller Küchenkatastrophen, DER Grund, warum unsere Küchen-Pisa-Quote in den Keller schnellt: Eins der schönsten Bücher über das gute Essen und Trinken ist vergriffen und hierzulande nur noch antiquarisch aufzutreiben: Joseph Wechsbergs Meisterwerk „Forelle blau und schwarze Trüffeln“.
Ich weiß nicht mehr, wie ich vor ca. dreißig Jahren auf dieses Buch gekommen bin, ich glaube, Wolfram Siebeck hatte es in einer Kolumne oder einem Kochbuch empfohlen, jedenfalls hatte ich es auf meinen Wunschzettel gesetzt, und meine liebe Mutter – die also auch für diesen wesentlichen Teil meiner kulinarischen ausbildung verantwortlich zeichnet – hatte es mir auf den Gabentisch gelegt, ein kleines, gebundenes Buch mit blauem Schutzumschlag und einem schon damals etwas altbacken wirkenden Linolschnitt auf dem Umschlag. Daneben lagen – natürlich – noch weitere Bücher mit durchaus verlockenderer Optik, vielleicht war sogar ein neuer Le Carré dabei, trotzdem griff ich zuerst zum Wechsberg, schließlich hatte Siebeck ihn ja empfohlen. Ich schlug also das kleine Buch auf, blätterte ein wenig, irgendwo hakte mein Leserhirn ein und ab ging die Lucie. In einem Rutsch hab ich das Buch durchgelesen und fortan hat es mich nicht mehr losgelassen.
Was kein Kunststück ist, denn wer diesen „Wanderungen eines Epikureers“, wie der Untertitel heißt, einmal gefolgt ist, der schlägt den gleichen Weg immer wieder ein. Wechsbergs rastlose kulinarische Neugier, sein lebenslanges Unterwegssein zur nächsten guten Mahlzeit… dieser way of life ist überzeugend, ansteckend, faszinierend, daher bleibt es nicht aus, das man dieses Buch wieder und wieder zur Hand nimmt.
Auf dem eigenen kulinarischen Weg folgen einem die Geschichten, die Wechsberg erzählt. Vom Restaurant Gundel in Budapest. Von den unvergleichlichen Rindfleischgerichten im Meissl & Schaden in Wien. Von Ferdinand Point und seiner Pyramide…
Dieses Schlusskapitel über Point allein sichert Wechsberg einen Ehrenplatz im Olymp der Gastrosophie. Die Mischung aus Humor und Ehrfurcht, aus Nähe und Distanz, mit der er den genialen Perfektionisten und Kauz Ferdinand Point, den Erfinder der modernen Spitzengastronomie, portraitiert, macht diesen Text zu einem, Quatsch, zu DEM Höhepunkt der Fress-Literatur schlechthin. Ein liebevolleres, genialeres, besesseneres, appetitanregenderes Portrait eines großen Kochs und Restaurateurs ist noch nicht geschrieben worden. Wer das Point-Kapitel liest und nicht sofort davon träumt, an der Tafel des Meisters Platz nehmen zu dürfen, dem ist zumindest kulinarisch nicht zu helfen.
Und dieses Buch, das mir – und tausenden anderen Menschen – die Welt der guten und der großen Küche vorstellte, nahe brachte und letztlich öffnete, soll es jetzt nur noch als diffizil via Antiquariat zu erringende Jagdbeute geben? Nichts gegen unsere Antiquariate, aber Wechsbergs Meisterwerk gehört in die Buchhandlungen dieses Landes und nicht in die Obskurität der Amazon-Zweit- und Drittanbieter. „Forelle blau und Schwarze Trüffeln“ gehört wieder ins Sortiment!
[tags]Kochen, Wechsberg, Gourmet, Literatur[/tags]
Mein Gulasch koch ich seit Jahren nach diesem Rezept, obwohl es genau genommen gar kein Gulasch ist, was am Schluss dabei rauskommt. Wenn ich richtig informiert bin (Und wer kann das bei sogenannten Traditionsrezepten letztlich sein? Wegen der korrekten Zubereitungsweise eines Spanisch Fricco – könnte ich auch mal wieder machen – sind in meiner nordhessischen Heimat die erbittertsten Stammesfehden ausgebrochen.), gehört in ein „richtiges“ Gulasch kein Paprikapulver, sondern lediglich die klassischen Gulaschgewürze Kümmel und Zitronenschale, durch Zugabe von Paprika mutiert das Gulasch nämlich zum Pörkölt. Okay, jetzt hab ich mein angelesenes Wissen abgeladen, jetzt können wir kochen.
An Zutaten brauchen wir für sechs bis acht hungrige Gestalten: ca. 3 Pfund Fleisch, die gleiche Menge Zwiebeln, mindestens 1 Esslöffel scharfes , 1 Esslöffel edelsüßes Paprikapulver, Tomatenmark, einen halben Liter Rotwein (säurebetonten Cotes Du Rhone z. B.) und im Gewürz-Ei tummeln sich Knoblauch, Lorbeer, Piment, Kümmel und Zitronenschale.
Bei der Auswahl des Fleischs muss der Metzger des Vertrauens im wahrsten Sinne des Wortes die Muskeln spielen lassen. Um das dubiose Zeugs, was als Gulaschfleisch über die Supermarkt-Theke geht, mach ich gern einen Bogen, ich kaufe zwei Drittel Rind und ein Drittel Schwein, vom Schwein z. B. den Nacken, vom Rind gern die Wade, und am Fleisch sollten Häutchen, Flechsen und Sehnen sein, also das, was man sonst mit Entsetzen im Blick abschneidet, weil man’s den Gästen nicht zumuten möchte. Mein Gulasch wird stundenlang geschmort, und während dieser Zeit verkochen Häutchen, Flechsen und Sehnen vollständig und geben der Sauce Textur und unvergleichlichen Geschmack. Das Fleisch wird gewürfelt, die Zwiebeln werden geschält und grob zerschnitten.
Auf den ersten Blick erscheint die Zwiebelmenge durchaus gewaltig, aber auch hier gilt, dass die Biester sich während der langen Schmorzeit in Wohlgefallen und Sämigkeit auflösen werden. Nun wird der Schmortopf auf den Herd gesetzt, auf mittlere Hitze gestellt, Fett hineingegeben (Öl, Schweineschmalz, was gerade da ist) und das Fleisch wird portionsweise angebraten. Nur jeweils soviel Fleisch in den Topf geben, dass die Würfel neben- und nicht übereinander liegen, damit sie kein Wasser ziehen. Bei 3 Pfund Fleisch sind das ca. 6 Portionen, und die Anbraterei dauert zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde.
Wenn das Fleisch schön braun ist, wird es erstmal beiseite gestellt und die Zwiebeln kommen in den Topf. Die werden jetzt zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde lang bei geschlossenem Deckel ins Schwitzen gebracht, bis sie glasig sind. Dann kommt das Paprikapulver und das Tomatenmark hinzu, es wird kräftig gerührt, dass eine satte, rote Pampe entsteht, das Fleisch wird hinzugegeben, gesalzen, gepfeffert, mit dem Rotwein abgelöscht und aufgekocht. Gegebenenfalls fügt man noch etwas Wasser hinzu, so dass Fleisch und Zwiebeln gerade eben noch aus der Flüssigkeit ragen, hängt das Gewürz-Ei rein und lässt das Gulasch jetzt mindestens zwei, gerne zweieinhalb bis drei Stunden lang in Ruhe, während es bei kleinster Hitze vor sich hin simmert. NICHT kocht. Zu große Hitze ist der größte Feind des gelungenen Schmorgerichts, die Flüssigkeit im Topf soll so gerade eben in Bewegung sein, NICHT sprudelnd kochen.
Nach ca. einer Stunde beginnt ein kräftiges, gulaschiges Aroma durch Küche und Wohnung zu ziehen, das immer kräftiger wird, so dass dem Gulaschfreund das Wasser sturzbachartig in den Mund läuft. Das Gulasch ist fertig, wenn man den betörenden Duft nicht mehr aushält.
Standhafte Naturen mit der Selbstkontrolle eines Samurai lassen das Gulasch über Nacht abkühlen und servieren es am nächsten Tag aufgewärmt und erzielen auf diese Weise einen weiteren Geschmacksgewinn. Weichlinge wie ich hauen sofort rein, haben aber soviel gemacht, dass am nächsten Tag noch mindestens eine Portion aufgewärmt werden kann. Mahlzeit!
[tags]Kochen, Gulasch, Pörkölt, Rezept[/tags]
Fressack beobachtet mit Erstaunen, dass seine Gäste immer öfter das Mineralwasser im Glas vor sich verdunsten lassen, anstatt sich in bester Feierlaune den einen oder anderen Schoppen zu gönnen.
Zeit für ein Geständnis: Ich bekenne mich schuldig. Auch bei mir kommt’s immer öfter vor, dass ich ein Glas Wein über die ganze Zeit strecke, die ich in einem Restaurant verbringe, und den Durst vorwiegend mit Wasser lösche. Hier in Berlin – vor allen Dingen im Bereich der mittleren bis gerade mal soeben angehobenen Gastronomie – hat sich meiner Ansicht nach ein Missverhältnis zwischen den Preisen für Wein und Essen etabliert. Das fiel mir beim erstaunten Nachrechnen einiger Restaurantrechnungen auf: da stellte ich nämlich konsterniert fest, dass ich für die begleitenden Getränke genauso viel oder gar mehr gezahlt habe als fürs Essen, ohne dass ich etwas besonderes im Glas gehabt hätte oder auch nur in die Nähe eines Rauschs geraten wäre.
Eine Vorspeise geteilt, zwei Hauptgerichte, ein Nachtisch für die geduldigste Gemahlin von allen, da komm ich mit 30 bis 35 bis allerhöchstens 40 Euro hin, das freut, aber 4 Gläser eines plörrigen Chateau de Schwurbel á 6 bis 7,50 plus eine große Pulle Mineralwasser zum gleichen Preis… heißahoppsa, die Freude ist dahin. Jaja, ich weiß, das ist eine Mischkalkulation, das, was die Küche raus gibt, müsste eigentlich viel teurer sein, das holt sich der pfiffige Gastronom eben über die Getränke wieder rein.
Find ich aber nicht pfiffig. Erstens zahl ich lieber direkt und nicht über den Mixer, und zweitens möchte ich nicht mein Essen durch die Überbezahlung zweifelhaften Weins subventionieren. Dann meldet sich nämlich mein innerer Geizkragen zu Wort: „Mensch, Chris, trink langsamer. Ein Glas zum Essen reicht. Das Geld, was du hier sparst, kannst du im Weinladen um die Ecke für einen 02er Schwurbolo oder eine 96er Crianza Schwurbenillo anlegen, da kostet die ganze Flasche nur etwas mehr als ein Glas dieser Plörre und schmeckt hundertmal besser…“
Und wenn mein innerer Geizkragen mal angefangen hat, mich zuzuquallen, dann ist er kaum zum Schweigen zu bringen. Hinterher hör ich noch auf den. Dann bleib ich am Ende ganz zu Hause hocken, brutzel mir was zusammen und entkorke meine Schnäppchen, die ich mir durch Lokal-Abstinenz zusammengespart habe. Und merke dann gar nicht mehr, wenn um die Ecke endlich mal ein Laden aufmacht, in dem fair und ehrlich kalkuliert wird. Und in dem es Spaß macht, „noch einen allerletzten“ zu trinken.
Genauso ein Lokal scheint übrigens Fressack zu haben. Wenn ich da endlich mal aufschlage, werde ich’s sicherlich nicht bei einem Schoppen bewenden lassen. Braucht nicht irgendwer in Frankfurt ein paar Texte? ’n Drehbuch? Irgendwas? Schreibe auf Zuruf!
[tags]Gastronomie, Getränke[/tags]
Die Netzecke gibt’s jetzt über ein Jahr, und über ein Jahr lang war ich mit der Einteilung der Sidebar (das ist wo im Browser rechts ist) sehr zufrieden, aber jetzt habe ich ein Problem. Ein Problem namens Klink, Vincent Klink.
Die Links in meiner Sidebar habe ich aufgeteilt in Freunde, die wo nicht bloggen (sinnigerweise unter „Freunde“ katalogisiert), und in Freunde und Menschen, die bloggen und deren Blogs ich regelmäßig lese (Ja, richtig geraten, die stehen unter „Lieblingsblogs“).
Wo soll ich aber nun Herrn Klink hinstecken? Herr Klink führt nämlich ein Internet-Tagebuch, das beinahe ein Blog ist. Er schreibt dort auf, was ihm beim Kochen so durch den Kopf schießt, und das ist höchst amüsant, lesenswert und hat zumindest mein Wissen über die Feinheiten des Kochens deutlich bereichert.
Der Herr Klink nimmt für sein Tagebuch aber keine Blogsoftware, sondern „pfriemelt“ (O-Ton) seine Homepage selbst zusammen, folglich gibt’s keinen RSS-Feed und keine Kommentarfunktion (die sicherlich zu hunderten auflaufenden Kommentare kann er sich auch rein zeitlich nicht antun), folglich schreibt der Herr Klink also keinen Blog, und so kann ich ihn nicht unter „Lieblingsblogs“ kategorisieren, obwohl ich ihn regelmäßig und mit großer Freude lese. Unter „Freunde“ kann ich ihn auch nicht einsortieren, denn der Herr Klink kennt mich ja nicht und hat sicherlich keinerlei Interesse an derart einseitig erklärten Freundschaften.
Nichtsdestotrotz, wer sich fürs Kochen oder die Gastronomie interessiert, sollte mal die Website von Herrn Klinks Restaurants ansteuern. In der dortigen Sidebar (die wo bei Herrn Klink links ist) wird auf Tagebuch geklickt, dann kann man Jahr und Monat anwählen. Wirklich schön zu lesen.
Für meine Sidebar habe ich eine vorläufig-salomonische Lösung gewählt.
[tags]Tagebuch, Kochen, Gastronomie, Vicent Klink[/tags]