Das letzte Foto von Notre Dame

Vor ein paar Tagen, am 8. März waren wir in Paris und gingen bei bestem Wetter die Seine entlang spazieren. Als ich Notre Dame so vor mir liegen sah, griff ich zum Smartphone, um ein Foto zu machen. „Lass doch den Quatsch!“, dachte ich dann, „Notre Dame hast du schon so oft fotografiert.“ Ich hab das Foto dann doch gemacht und bin diesmal sehr froh, dass ich nicht auf mich gehört habe.

Essen in Butte aux Cailles

Bevor man im Pariser Viertel Butte aux Cailles Essen geht, sollte man in einer der zahlreichen Kneipen dieser paar Straßenzüge seinen Aperitif nehmen. Das kann der klassische Pastis sein, das kann auch schon ein schönes Glas Wein sein, der in den meisten Lokalen offen in einer Qualität ausgeschenkt wird, die wir hierzulande im Lokal nur aus Flaschen der gehobenen Preisklasse kennen.

Folie en tete
Vom Bier rate ich wegen der zum Teil vollkommen bizarren Preisgestaltung ab. 4 Euro für 0,25l (verwirrenderweise als „demi“ bezeichnet) sind keine Seltenheit. Aber man fährt ja – hoffentlich – nicht des Bieres wegen nach Paris.
Chez Gladines
Im „Chez Gladines“ – Schwerpunkt baskische Spezialitäten – teilten wir uns zur Vorspeise einen Teller Chorizo (hätte mit entsprechender Brotmenge durchaus auch als kaltes Abendbrot gereicht), dann trennten wir uns, gottseidank nur kulinarisch. Die geduldigste Gemahlin von allen genoss ein ausgezeichnetes „Poulet Basquaise“, das ich schon mehrmals nachkochen durfte, während ich mich einer meiner großen Leidenschaften widmete, der Andouillette. Zugegeben, diese traditionsreiche Wurst ist nicht jedermanns Sache. Ein guter Freund sagte mal zu mir „Andouillette MUSS man mögen!“ Okay, ich mag Andouillette. Im Chez Gladines servierte man sie in ausgezeichneter Qualität (Andouillette-Freunde wissen, das man diesbezüglich auch ziemlich reinfallen kann) und ziemlich stark gegrillt, zusammen mit Salat, Pommes Chips und sehr scharfem Senf, eine schöne, wenn auch ziemlich deftige Kombination. Deswegen strich ich beim Dessert die Segel, während die konditionsstärkere bessere Hälfte noch Platz für eine Creme Brulée hatte. Zusammen mit einer Flasche ganz ausgezeichneten Muscadets hab ich für dieses Menü knappe 40 Euro bezahlt. Als wir gegen halb neun das „Chez Gladines“ verließen,. standen die Menschen bis auf die Straße Schlange, um auf freiwerdende Plätze zu warten. Ist das ein Wunder, angesichts dieses schlicht sensationellen Preis-Leistungs-.Verhältnisses?
Les temps des cerises

Auch als wir einen Abend später zufrieden und satt das „Les Temps des Cerises“ verließen, mussten wir uns an einer solchen Schlange vorbeidrücken. Hier setzt man ebenfalls auf gediegene französische Traditionskost: ein unglaublich üppiges Cassoulet, normannische Blutwurst, Puy-Linsen mit tomatisierten joue de porc confite… ich hab schon wieder keinen Nachtisch geschafft! In diesem traditionsreichen Arbeiter-Lokal kann man sich übrigens die verschiedensten Menüs zu Preisen zwischen 9 € (2 Gänge) und 20 € (4 Gänge) zusammenstellen. Saftige, preiswerte Landweine.
Schließlich ist noch das L’Esperance zu erwähnen, das ich peinlicherweise zu fotografieren vergaß. Wohl weil ich so stolz war, endlich einen Nachtisch, in diesem Fall eine kleine Käseplatte, geschafft zu haben. Spezialität des Hauses ist das Couscous in verschiedensten Variationen, zweimal in der Woche sogar mit Hammelfleisch. Ja, Hammel. Nicht Lamm. Ausgezeichnete marokkanische Landweine. Und natürlich ebenfalls proppenvoll.
Vielleicht sollten einige mir bekannte Berliner Jammer-Gastronomen, die sich gern lautstark über den zunehmenden Geiz ihrer stetig schwindenden Kundenschar beklagen, mal einen kurzen Studienaufenthalt in Butte aux Cailles erwägen. Einfache, aber gut gemachte Küche, solide Weine, das alles zu bezahlbaren Preisen… das müsste doch hierzustadts auch ein Erfolgsrezept sein. Aber solang man in Berlin immer noch glaubt, nur überleben zu können, wenn man 7,50 Euro für eine Kartoffelsuppe und 6 Euro für 0,1 l vergessenswerten Chardonnays verlangt, solang wird man auch von den Schlangen vor den Restaurants nur träumen können. Ich jedenfalls würde mich in Butte aux Cailles jederzeit wieder anstellen und aufs Essen freuen. In echt.

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Butte aux Cailles, je t’aime!

Es gibt tatsächlich in Paris noch Orte, die aussehen wie die Kulisse aus einem alten französischen Schwarzweiß-Film.
Passage Barrault
Kopfsteinpflaster, hölzerne Fensterläden und eine Architektur, die sich eher am 19. denn am 20. Jahrhundert orientiert. Eigentlich müsste hier jeden Augenblick der junge Jean Gabin um die Ecke biegen, Schiebermütze auf dem Kopf, Gauloise im Mundwinkel, Stangenbrot in einem, „jeune fille“ im andern Arm. Aber das wäre ja ein Klischee. Und Klischees gibt’s nur noch an magischen Orten.
Fensterladen
Ein solch magischer Ort ist das kleine Arbeiterviertel Butte aux Cailles im 13. Arrondissement. Butte aux Cailles liegt um die Ecke vom Place de l’Italie und besteht nur aus ein paar verwinkelten Straßen um einen Hügel herum, auf dem am 21. November 1783 die Montgolfiére nach ihrem ersten freien Flug gelandet ist. Während der Pariser Kommune gab es die „Fédérés de la Butte aux Cailles“, denen es mehrfach gelungen ist, die fortschrittsfeindlichen Regierungstruppen zurückzuschlagen.
Wallace Brunnen
Heute ist es – zumindest tagsüber – deutlich friedfertiger in Butte aux Cailles. Man stellt die Stühle hoch, wischt die Fußböden und freut sich schon auf Chris Kurbjuhn, der mit seiner lieben Frau am Abend zum Essen kommen und sicher wieder eine Flasche des leckeren Muscadet bestellen wird.
Gladines tagsueber
Tagsüber ist hier wirklich nicht viel los. Ein paar kleine Galerien, ein Mini-Museum zu Ehren der Kommune, eine Wäscherei und eine Boulangerie, deren Angebot hier mit einem Achselzucken akzeptiert wird, während es in Berlin vermutlich für stadtweite Aufregung sorgen würde. Tagsüber tut man gut daran, sich den zahllosen anderen Sehenswürdigkeiten von Paris zu widmen. In deren Dunstkreis sollte man sich jedoch auf einen kleinen Imbiß beschränken, denn spätestens wenn das Licht um St. Anne-de-la-Butte-aux-Cailles weicher wird und die Dämmerung hereinbricht …
Kirche
… sollte man wieder das Kopfsteinpflaster unter den Sohlen spüren. Wenn die Leuchtreklamen der Kneipen und kleinen Restaurants zu strahlen beginnen, sollte man seinen Aperitif nehmen und sich ein Restaurant für sein Abendessen aussuchen. Über Essen und Trinken an diesem verträumt-traumhaften Ort berichte ich demnächst.
Chez Merle

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Montmartre

Selbstverständlich wird Montmartre total überschätzt.
Montmartre Tuer
Okay, die Aussicht ist ganz akzeptabel…
Aussicht
Ansonsten ist dieser Stadtteil übelkeitserregend kitschig …
Sultan
… von Touristen überlaufen …
Strasse
… und von ästhetisch inakzeptabler Zuckerbäckerarchitektur geprägt!
Sacre Coeur
Deswegen hat es uns dort ausnehmend gut gefallen.
Violine
Ach ja, und bei Amélie waren wir natürlich auch…
Amelie

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Blog-Event: Wo war ich?

Sorry für die kleine Pause, aber ich war ausgeflogen. Die geduldigste Gemahlin von allen hatte eine ihrer brillantesten Ideen, die einen der gelungensten Wochendausflüge aller Zeiten zur Folge hatte. Diese Woche möchte ich in einigen Texten von unseren Erlebnissen berichten, aber zuerst möchte ich wissen, wo wir waren. Die oder derjenige, der als erster herauskriegt, wo wir übers Wochenende waren, erhält eine CD mit ortstypischer Musik. Antworten bitte in die Kommentare, der Rechtsweg ist ausgeschlossen, die erste richtige Antwort gewinnt. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind alle, die wissen, wo ich war.
Also: Wo habe ich diesen Kater fotografiert?
Kater
Kleiner Tipp: Bisher wurde angenommen, dieser Kater sei schwarz. Ist er aber nicht, wie ich überzeugend dokumentiert habe. Das, was er auf dem Foto macht, hat er auch in seiner vorigen Inkarnation gemacht.

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