The Year of Drinking Blaufränkischly – Podersdorf 2022

Jeder Wein hat seine Zeit, auch zeitlos gute Weine wie die, die im Seewinkel angebaut werden. Auch wenn die Qualität dieser berauschenden Gaumenschmeichler mittlerweile konstant hoch ist, gibt’s doch jedes Jahr eine Weinsorte, die besonders hervorsticht. Oft ist das der Zweigelt, die DAC des Seewinkels. Letztes Jahr war es der St. Laurent. Und dieses Jahr schmeckte der ansonsten eher unauffällige Blaufränkisch (Lemberger) so gut, dass ich mir von dem immer wieder nachschenken ließ.

Obwohl ich ihn bisher nur als Ergänzungsrebsorte eingeordnet hatte, mit der schwäbische Profitrinker (vergeblich) versuchen, ihr merkwürdiges Trollinger-Gewächs irgendwie näher an eine gewisse Trinkbarkeit zu rücken. Aber dieses Jahr in Podersdorf gehörte dem Blaufränkisch …

… und härteren Getränken, wie sie in der Mosquito Bar vom Seehotel Herlinde gereicht werden, wo wir unseren Nightcap zu nehmen pflegten…

… nachdem wir verzauberte Abende am Podersdorfer Strand erlebt hatten. Für dramatische Abendstimmungen ist der Neusiedler See bekanntermaßen immer gut.

Wie man an der Reling sieht, hab ich diese an Bord aufgenommen, während einer „Sonnenuntergangsfahrt mit Weinverkostung“, einem Fixpunkt unserer Podersdorfer Urlaube.

Kapitän Knoll von der „Knoll Schifffahrt“ schippert bei diesen Fahrten 2 Winzer und einen Haufen durstiger Urlauber durchs Schlammloch auf den Sonnenuntergang zu, der meist pünktlich nach der Verkostung des fünften Weins erfolgt. Da die Winzer die Proben großzügig einschenken, können wir bestätigen, dass jede dieser Seefahrten ausgesprochen lustig ist. Wenn besagter fünfter Wein das Glas verlassen hat, schlägt die Stunde der besten, geduldigsten Gehmalin von allen, denn dann fotografiert sie den Sonnenuntergang, und ich fotografiere sie…

… für meine mega-erfolgreiche Fotoserie: „Die geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“.

Hier vereint sie Sonnenuntergang, Leuchtturm, Mole und die Terrasse der Sunset-Bar zu einem meisterhaften Stimmungsbild, gegen das mein Foto des gleichen Motivs …

… natürlich total abstinkt, weil Kapitän Knoll sein Arbeitsgerät noch ins Bild gedrängelt hatte. Derweil eilte die beste, geduldigste Gemahlin zu weiteren fotografischen Triumphen und…

… fotografierte den Leuchtturm Pik-Solo. Da muss man erstmal drauf kommen! Ich habe mich dann auf …

… idyllische Blumenwiesen verlegt, doch ich fürchte, man merkt diesem Bild mein komplettes Desinteresse an der Botanik stark an.

Die Podersdorfer Weinstuben von außen gelangen schon besser, und bei einer Weinprobe im Weinlaubenhof Kracher in Illmitz ist mir dann der Einstieg in die Actionfotografie gelungen.

Unter Zuhilfenahme äußerster Geistesgegenwart ist es mir gelungen, eine Beerenauslese zu fotografieren, bevor ich sie ausgetrunken hatte. Bei solchen Motiven kommt es auf die Tausendstelsekunde an. Alles war gut in Podersdorf in diesem Jahr, alles war schön.

Sogar das Fernsehprogramm war aufregender als Zuhause. Auch wenn wir dieses Jahr so lange geblieben sind, dass die Grenze zwischen „Ferien machen“ und „Wohnen“ zu verschwimmen begann, irgendwann mussten wir uns schweren Herzens von den Podersdorfer Freunden verabschieden, die Koffer packen, den letzten Blaufränkisch trinken und den letzten Sonnenuntergang fotografieren.

Ich freu mich schon so auf den Podersdorfer Wein des Jahres 2023.

 

Podersdorf 2020

Jetzt gibt’s wieder – wie jedes Jahr – ein paar Bilder aus Podersdorf, dem weltweit einzigen Ort, an dem ich mich so wohl fühle wie in Berlin. Und ein wenig entspannter.

Ein besonderes Vergnügen: Nach langen Monaten mal wieder an der Bar sitzen dürfen.

Seit bald zwanzig Jahren lassen wir uns einmal im Jahr in Podersdorf blicken, aber diesmal hab ich zum ersten Mal das Wahrzeichen des Ortes fotografiert, die Windmühle.

Meiner erfolgreichen Bilderserie „Die geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“ konnte ich um ein Prachtexemplar erweitern. Diesmal fotografiert sie einen Corona-Abstandhalter.

Wie jedes Jahr haben wir bei Julius Steiner die neuen Weine probiert. Dabei durften wir schon den neuen Rohrwolf kosten, der erst in ein paar Wochen auf Flaschen gezogen wird. Der Rohrwolf ist ein „sur lie“ (auf der Hefe) ausgebauter, im Barrique gelagerter Chardonnay, ein in jeder Hinsicht kraftvolles, mächtiges Gewächs. Jetzt schon ein Lieblingswein der nächsten Jahre.

Müssen wir uns um unsere Rennrodel-Nationalmannschaft Sorgen machen? Was wollen die bei 35 Grad im topfebenen Seewinkel? Warum werden unsere wackeren Wintersportler nicht mit aktuellen Kalendern und funktionierenden Navis ausgestattet?

Der Lieblingsort im Lieblingsort: der Garten der Podersdorfer Weinstuben. Geöffnet jeweils von Mittwoch bis Sonntag. Also waren wir regelmäßig von Mittwoch bis Sonntag da.

Unter solche Fotos schrieb man früher immer „ohne Worte“. Das lass ich lieber. Es stehen ja schon welche drauf.

Ich bin kein Kirchgänger. Aber in der alten Dorfkirche sitz ich jedes Jahr ein Weilchen.

Unser Mittwochs-Ritual: Admiral Knoll bittet ans Glas, Weinverkostung auf dem Schlammloch.

Man kennt mich in Podersdorf.

Erste Amtshandlung nach Rückkehr: Anbringen des amtlichen burgenländischen Kühlschrank-Magneten.