Es folgt ein Gastbeitrag der geduldigsten, besten Gemahlin von allen, Gaby Sikorski:
Dies ist ein Rezept aus meiner Kindheit im geteilten Berlin. Damals gab es mauer- und transitbedingt wenig frische Ware, die außerdem extrem teuer war, denn es musste ja alles (ich wiederhole: alles!) über die Transitwege nach Berlin gebracht werden. Frisches Geflügel war nahezu unerschwinglich. Da waren Hähnchenherzen eine willkommene und preiswerte Alternative.
Für 4 Personen braucht man:
1000 g frische Hähnchenherzen (gibt’s z. B. beim türkischen Fleischer, Kilopreis ca. 3 Euro), 1000 g Champignons (egal, ob weiß oder braun), 1 mittelgroße Zwiebel, ca. 80-100 g Butter, 125 g saure Sahne, ca. 3 Esslöffel Senf, 1 Bund Schnittlauch, Salz, Pfeffer, Paprikapulver (scharf), evtl. ein bisschen gute Hühnerbrühe
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten.



Die einzige Zutatenveränderung: frische Champignons. Wir hatten Champignons aus dem Glas oder aus der Dose. Bis weit in die 70er Jahre, als sich die Tiefkühlkost langsam durchsetzte, war die Konserve nicht nur üblich, sondern die Norm. Praktisch jedes Gemüse, von der grünen Bohne über den Spargel bis zur Kirsche, kam aus der Büchse oder aus dem Glas. Von diesen Konserven hatten wir riesige Mengen gehortet, so wie es der Senat für alle Haushalte empfahl, und zwar für den Fall einer neuen Berlin-Blockade. Es gab sogar Suppenhühner als Konserve, aus Formosa (heute Taiwan). Sie waren gegart und mit Knochen in hohe Dosen verpackt. Diese Hühner hatten eine unvergleichlich labberige Konsistenz, und zwar inklusive der Knochen, die so weich waren, dass man sie mitessen konnte.
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- Natürlich brauchten wir früher keine zweite Pfanne. Meine Mutter hat die Dosenchampignons zu den angebratenen Herzen gegeben. Ganze Champignons – die teuren! ↩
