Das kommt mir livisch vor

Seit heute weiß ich, dass ich den Kampf gegen die Altersparanoia möglicherweise verlieren werde. Diese bittere Erkenntnis kam mir bei der Lektüre eines Artikels über bedrohte Sprachen im heutigen Tagesspiegel. Unter anderem las ich dort, dass nur noch ein einziger Lette die Sprache Livisch beherrsche.
Ich weiß nicht, was andere Zeitungsleser gedacht haben, als sie von dieser interessanten Tatsache lasen. Der eine hat vielleicht erwogen, ein Komitee zur Rettung der livischen Sprache ins Leben zu rufen. Einem anderen ist vielleicht die Idee zu einem an ältere Hitchcock-Filme erinnernden Drehbuch gekommen, in dem ein in livisch geschriebenes Geheimdokument jenem Letten eine zentrale Rolle in einem weltumspannenden Agentenwettrennen zuweist.
Da ich offensichtlich doch der Sohn meines Vaters – eines Mannes, der das Misstrauen gegen Gott und die Welt zur eigenständigen Kunstform erhoben hatte – bin, war meine Reaktion eine ganz andere. Das erste, was mir durch den Kopf schoss, war: „Wenn dieser Kerl angeblich der letzte auf der Welt ist, der livisch spricht… wer hat das eigentlich überprüft? Und – verdammt noch mal – wie?“

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Massenkorruption

173.000 Mitarbeiter soll die Bahn auf Korruption hin überprüft haben. Da fragt man sich, wie das funktionieren konnte, ohne einen vollkommen idiotischen Aufwand betreiben zu müssen. Um jeden einzelnen auch nur 10 Minuten lang zu überprüfen, würde man über 28.000 Arbeitsstunden benötigen, und während dieser Zeit mussten ja auch noch ein paar Züge durch die Gegend gefahren werden… Wie hat die Bahn das gemacht?
Mir fällt als hundertprozentig effiziente Lösung nur ein Multiple-Choice-Fragebogen ein, der die Überprüfungsdauer auf wenige Sekunden pro Person reduziert:

Sind Sie korrupt?

  1. Ja
  2. Nein
  3. Wieviel wäre Ihnen eine ehrliche Antwort denn wert?

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Drei, zwei, eins… Freund!

Gestern abend hat Giulia Siegel das Dschungelcamp verlassen. Nachdem sie relativ kurz zuvor noch eine ziemliche Gelenkigkeit erfordernde Kamasutra-Stellung demonstriert, eine Kollegin nach einem Jubelsprung aufgefangen und sich stundenlang auf dem harten Lehmboden eines sogenannten Dschungeltelefons gesuhlt hatte, klagte Frau Siegel verständlicherweise über Rückenschmerzen und begab sich in medizinische Behandlung.
Bereits während ihres Aufenthalts im Dschungelcamp wurden deutschlandweit Zweifel an der mitmenschlichen Kompetenz von Frau Siegel geäußert. Nur zu verständlich. Wer Greisinnen ihr Obst neidet, kurzerhand erprobte Wortdefinitionen („vegetarisch“) situativ erweitert („Ich bin auch Vegetarier, ich esse nur Huhn. Und Pute. Und manchmal Rind.“) und Zoff mit niedlichen Tamagotchis wie Frau Zambo anfängt, gerät schnell in den Verdacht, sagen wir es freundlich, sozial stark herausgefordert zu sein.
Wie immer ist die Wahrheit wesentlich schlimmer. Die heile Welt des Schlagerkönigreichs, in dem Frau Siegel aufgewachsen ist, scheint nur Fassade gewesen zu sein, eine Fassade, die ein ratloser Ralph Siegel („Ein bisschen Frieden“) mühsam und mit einem beträchtlichen finanziellen Aufwand aufrecht erhalten hat. Die letzte Antwort, die Frau Siegel in einem auf dem Internetportal „Patienten wie ich“ (sic!) veröffentlichen Interview gibt, reißt diese Fassade nieder und gewährt uns einen erschreckenden Einblick in ihr Privatleben.

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Offenkundig war Frau Siegel bereits vor Ihrem Aufenthalt im australischen Dschungel sozial isoliert. Besorgniserregend isoliert. Dermaßen besorgniserregend isoliert, dass ein verzweifelter Ralph Siegel versucht hat, seiner Tochter bei einem Online-Auktionshaus einen Freundeskreis zu ersteigern.

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Anstecker?

Langsam wird’s unheimlich. In den letzten zwei Tagen habe ich in der U-Bahn-Linie 7 dreimal den gleichen, fürchterlich erkälteten Mann getroffen. Der Kerl hustete, schniefte und schnob ausdauernd in zahllose Papiertaschentücher, dass er einem fürchterlich leid tat. „Geh ins Bett, Mann Gottes, und kurier dich aus!“, wollte man ihm zurufen.
Das Verhalten dieses Mannes wirft natürlich Fragen auf. Warum fährt der Typ trotz seines Zustandes ausdauernd U-Bahn? Und warum immer mit der Linie 7?
Dass er sich auf diese Linie beschränkt, legt den Schluss nahe, dass diese Linie ihm als Territorium zugeteilt wurde. Und da die geduldigste Gemahlin von allen bereits mit einer gewaltigen Erkältung geschlagen ist und auch ich bereits ein Kratzen in den Atemwegen verspüre, bleibt eigentlich nur eine Erklärung übrig: der Mann ist im Auftrag eines Grippemittel produzierenden Pharma-Unternehmens unterwegs und geht dem neuartigen Beruf des „Ansteckers“ nach.
So weit, so gut. Was ich jetzt noch wissen möchte: Ist er fest angestellt oder Freelancer? Bekommt er Stundenlohn, Provision, Tantiemen oder Kopfgeld? Braucht man eine entsprechende Ausbildung oder genügt Talent?

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Safety first!

Danke für die Info! Und was passiert, wenn ich den Früchtetee – sagen wir mal – 8-10 Minuten lang ziehen lasse? Wie unsicher ist dann das Produkt, das ich in der Tasse habe? Und was ist es dann? Zyankali? Spaltbares Uran? Wein aus geografischem Anbaugebiet der EU?

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Das Double

Das Double

„Und? Was machen Sie so beruflich?“
„Ich arbeite als Roger-Whittaker-Double auf Weihnachtsmärkten.“
„Interessant. Und was machen Sie da so?“
„Naja, ich setz mir diese scheußliche Pilotenbrille auf und knöter ein paar Titel runter, Albany, River Lady, das Zeugs halt. Und dann kommt der unangenehme Teil.“
„Welcher unangenehme Teil?“
„Der mit den Tomaten. Drei Wurf 1 Euro.“

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Nahe Null

Mit dem heutigen Tage hat die Verlagsgruppe Holtzbrinck überraschend und ohne Vorankündigung das Erscheinen der deutschsprachigen Ausgabe des Berliner Tagesspiegel eingestellt. Ab sofort erscheint die Berliner Traditionszeitung nur noch in einer fremdsprachigen Ausgabe.

Tagesspiegel

Welche Fremdsprache das sein soll, weiß ich leider noch nicht. Deutsch kann es auf keinen Fall sein.

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Gestatten, Malchow!

Totale

Irgendein schlauer Mensch hat mal geschrieben, dass ein Bahnhof die Visitenkarte einer Stadt ist. Die Visitenkarte, die die Stadt Malchow mit diesem Bahnhof abgibt, ist ein schmuddeliges, zerrissenes Stück Altpapier, auf dem in ungelenken, kaum noch lesbaren Buchstaben “Hau ab!“ steht.

Schild

Das Bahnhofsgebäude selbst ist eine Ruine, die Fenster eingeschlagen, die Türen zugenagelt. Ein angeranztes Schild zeugt davon, dass jemand namens “Bomber“ hier einmal eine Bahnhofskneipe mit dem witzigen Namen “Zur Entgleisung“ betrieben hat.

Bomber

Wir hätten uns wegschmeißen können vor Lachen, wenn wir nicht genug damit zu tun gehabt hätten, herauszufinden, wie man von diesem mitten in der Pampa gelegenen Ort der Finsternis (Nein, der Bahnhof ist nicht beleuchtet. Warum soll man Ruinen auch anleuchten?) die Ortschaft erreicht. Kein Hinweisschild auf eine eventuell fahrende Buslinie, keine Werbung für irgendein Taxi-Unternehmen, das man herbeitelefonieren könnte, nichts, rien, zilch, nada.

Warteraum

Bahnhofsankunft in Malchow, noch dazu nach Sonnenuntergang? Herzlichen Glückwunsch zur Arschkarte, überreicht durch die Gemeinde Malchow und ihre Tourismusexperten!

Remise

Auch auf qype veröffentlicht.

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Herr Mai

Einer der Menschen, die mich am meisten geprägt haben, war einer meiner Lehrer am Eschweger Gymnasium, Herr Mai. Von Sexta bis Quarta (ja, so hießen damals die Klassen an der Friedrich-Wilhelm-Schule noch) gab Herr Mai mir Deutschunterricht, und von der Quarta bis zur Obertertia versuchte er, mir die lateinische Sprache näher zu bringen. Dann wurde er pensioniert.
Vier Jahre später machte ich Abitur. Herr Mai kam zu unserer Abitur-Feier, worüber wir uns sehr freuten. Irgendwann verabschiedete er sich, legte mir dabei den Arm um die Schulter und sagte: „Kurbjuhn, ich weiß ja nicht, was Sie mal beruflich machen wollen, aber… wenn Sie einen Rat wollen: machen Sie was, was Ihnen Spaß macht. Das ist am wichtigsten.“
Warum schreib ich das ausgerechnet heute in die Netzecke rein? Warum hab ich ausgerechnet heute an Herrn Mai denken müssen? Weil ich mir gerade einen Vortrag von Sascha Lobo reingezogen habe. In dem er das Gleiche sagt wie Herr Mai. Und dafür geschlagene 35 Minuten braucht.

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Wer wird Funktionär?

Wenn ich das richtig sehe, steht der Rücktritt des offenkundig vom Wahnsinn befallenen Theo Zwanziger als DFB-Chef unmittelbar bevor.
Hier in der Netzecke soll nicht über das Wie oder das Warum gerichtet werden, wir wollen uns darüber Gedanken machen, wer statt Zwanziger das Ruder des DFB in die Hand nehmen soll. Comeback von Mayer-Dornfelder? Jetzt schon Lothar Matthäus? Oder – mein Vorschlag – jemand dessen ungewöhnliche Methoden zum Verband passen und der mit Medien umgehen kann.
Es kann nur einen geben.

Ebby

Mach et, Ebby!

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