The Whistlin‘ Hammer

Im Supermarkt standen heut noch zwei Körbchen Pfifferlinge rum, die mich ganz jämmerlich anbettelten: „Herr Kurbjuhn, wir möchten so gern pfeifen, ach bittöööööh…“ Derart jämmerliches Bitten hat mein Herz angerührt, ich hab sie nach Hause getragen, geputzt und in das heiße Butter-Öl-Gemisch geworfen, gesalzen und gepfeffert. Und während sie fröhlich vor sich hinpfiffen, packte mich die Experimentierlust. Ich beschloss, Speck und Zwiebel einmal wegzulassen. Stattdessen hab ich zwei Tomaten gehäutet, entkernt und in Stücke geschnitten. Zwei kleine Kopfsalatherzen mussten ebenfalls dran glauben, die hab ich entstrunkt und in Streifen geschnitten. Dann hab ich erst die Tomaten, dann die Salatstreifen zu den Pfifferlingen gegeben, und als die Salatstreifen zusammengefallen waren, hab ich einen Löffel Schmand und kleingehackten Schnittlauch unnergerührt und alles auf den Tisch getragen, bevor der Schmand richtig heiß war…
Der Hammer! Die aromatischen Pfifferlinge, die Säure der Tomaten, der noch leicht knackige, frische Salat und der sanfte Schmand… Warum bin ich erst jetzt auf die Idee gekommen?

Pfifferlinge mit Tomaten und Salatherzen

Beim nächsten Mal werd ich die Tomaten erst mit den Salatstreifen dazugeben, damit sie nicht ganz zerfallen, wie sie es heute taten. Und was es zu den Pfeifhämmern gab, verrat ich nicht. Sonst heißt es nur wieder: „Dem Chris fällt nix mehr ein, der macht nur noch Pfifferlinge mit Kaninchenkeulen.“
[tags]Kochen, Pfifferlinge, Salatherzen, Tomate[/tags]

Offener Brief an die Chefetage von Vodafone geschrieben auf Wunsch eines Mitarbeiters aus dem Bereich Kundenbetreuung in Vorfreude auf einen anstehenden Anbieterwechsel

Liebe Oberpropeller!
Jetzt bin ich seit über 11 Jahren Vodafone-Kunde, bzw. als ich mir mein erstes Handy aufschwatzen ließ der Leidensdruck zu groß wurde ich meinen ersten Vertrag mit euch gemacht hab, hieß der Laden noch Mannesmann oder D2 Privat oder sowas. Ich bin also schon eine ganze Weile dabei, aber ab nächstes Jahr nicht mehr, weil ich gekündigt hab. Und kaum hatte ich gekündigt, rief natürlich prompt ein Mitarbeiter von euch an, warum ich denn und ob man denn irgendwas und was denn los wäre. Dann hab ich ihm das erklärt, und dann war ein Moment Pause, und dann hat er gesagt, ja, das könnte er verstehen, und hat mich gebeten, dass auch mal an Euch zu schreiben, damit es „auch mal oben ankommt“. Augenscheinlich sprecht ihr aus der Chef-Etage lieber mit frustrierten Kunden als mit loyalen Mitarbeitern, aber bitte. Sowas soll’s geben. Jedem seins.
Also, warum will ich meine Knete nicht mehr bei Euch vertelefonieren? Weil ich nicht mehr durchblicke. Ich halte mich eigentlich für ein ganz pfiffiges Kerlchen, aber in euren Tarifen find ich mich nicht mehr zurecht. Ich hab jede Menge Gratis-Optionen und Happy-Dies und Happy-Das, aber was Telefonieren oder Internet jenseits von Inklusiv-Happy-Surf-Time oder wie der Quatsch jetzt heißt wirklich kostet, krieg ich nur mit ziemlicher Mühe raus. Und als ich’s dann rausgebracht hab, hab ich mich ziemlich erschrocken.
Zum Beispiel hab ich einen Vertrag bei euch, mit dem ich mich gratis durch euer Online-Portal wappen kann. Schön, wirklich. Ganz toll, sehr großzügig, bedanke mich. Ist nur ein bisschen undurchsichtig, was das kostet, wenn man euer Portal verlässt. Steht nicht unter meinem Tarif. Muss ich meinen Tarif wegklicken und eure Datentarife durchsuchen, bis ich dann sehe, dass ich 0,10 Euro pro 10 KB zahle. Also 1 Euro pro 100 KB, 10 Euro pro Megabyte. Sacht ma… zwei Bildchen aus der Digiknipse verschicken, dafür berechnet ihr mal schnell 20 Euro? Würd ich auch verstecken, den Tarif.
Und haargenau deshalb mag ich nicht mehr. Weil Ihr mich nicht mehr als langjährigen Kunden behandelt, sondern als Opfer oder besser noch als Jagdbeute. Ihr habt einen überkomplizierten Tarifdschungel aufgebaut, und in den unübersichtlicheren Ecken Fallen aufgestellt. Fallen, in die Eure eigenen Kunden reintreten sollen, damit Eure Kassen klingelt und Eure Aktionäre sich freuen. Und das find ich ziemlich blöd. Ich bin nicht gern Kunde bei Menschen, die mich reinlegen wollen. Und deshalb bin ich nächstes Jahr weg.
Tschö. Der Chris
[tags]Mobilfunk, Vodafone, Tarife, Ungeheuer![/tags]

Mangoldgemüse

Mangoldgemüse

Wir essen gern Mangold. Das Zeugs macht wenig Arbeit, hat einen schönen, ausgeprägten Geschmack (immer öfter erwisch ich frischen Spinat, der nach beinahe garnix schmeckt) und lässt endlose Varianten in der Zubereitung zu. Etwa so:
Für 4 Portionen als Beilage: 1 Mangoldstaude, 1 Zwiebel, 1 Knoblauchzehe, eine Handvoll Champignons, getrocknete Tomaten nach Geschmack, paar Anchovis, 1 bis 2 getrocknete Chilischoten, Schuss Weißwein. Die Mangoldblätter von den Stielen reißen, waschen, beiseite stellen. Die Stiele waschen und kleinschneiden. Zwiebel, Knoblauch, getrocknete Tomaten und Anchovis kleinschneiden, alles in reichlich Olivenöl kurz angehen lassen, Mangoldstiele dazu, durchdünsten, Chilischote dazubröseln, sparsam salzen (Anchovis), mit Weißwein ablöschen, Deckel drauf, weichdünsten, so fünf bis zehn Minuten. Champignon blättrig schneiden, in anderer Pfanne braten, zusammen mit den Mangoldblättern zu den weichgedünsteten Stielen geben. Die Blätter zusammenfallen lassen, nochmal abschmecken und servieren. Fruchtiges Olivenöl auf den Tisch stellen, damit man sich noch etwas über das Mangoldgemüse kleckern kann.
Das ganze wirkt dank Olivenöl, getrockneter Tomaten und Anchovis irgendwie mediterran, ist letztendlich aber eine erstaunlich anpassungsfähige Beilage. Neulich aßen wir’s zur klassischen Berliner Boulette, und auf dem Teller wurde nicht gefremdelt. Wenn man aber – was ganz ausgezeichnet schmeckt – noch Safran, Oliven und Tomatenconcassé hinzugibt, sollte man das Gehackte im Kühlschrank lassen. Dann passt ein Stück Lamm oder ein Mittelmeerfisch in der Tat besser. Mahlzeit!
[tags]Kochen, Mangold, Beilage[/tags]

Splitterbrötchen (XII)

Ratlosigkeit anläßlich der ARD-Serie „Legenden“: Warum tragen die gealterten Wegbegleiter grandioser Hollywood-Stars beinahe ausnahmslos vollkommen bizarre Brillengestelle?

Sehr merkwürdig, dass man die Praxen sämtlicher mir bekannter Orthopäden nur über Treppenhäuser erreicht. Gibt es überhaupt Orthopäden im Erdgeschoss? Oder in Häusern mit Fahrstuhl?

Kontrollen scheinen mittlerweile ein Allheilmittel zu sein. Wenn irgendwo irgendetwas schief geht, fordert sofort irgendwer verschärfte Kontrollen. Ich bin dafür, ín Zukunft reflexhafte Forderungen verschärft zu kontrollieren.

Beim Zappen etwas namens „AstroTV“ gefunden. Dort wirken „Isabell Richter & ihr Gratisteam“. Nun ja, diesen Beruf würde ich nicht ausüben wollen. Wie klingt das denn: „Was machen Sie denn beruflich?“ – „Ich arbeite in einem Gratisteam.“

Auf Vox gehört: „Einwecken wie zu Omas Zeiten ist längst zum Lifestyle geworden.“ Ob ich mit mildernden Umständen rechnen kann, wenn ich den Urheber dieses Satzes stundenlang foltere, bevor ich ihn reuelos töte?

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Weinetikett

Ich les ja immer wieder, dass in Frankreich oder in Spanien oder in Italien ganz saubere Weine im Plastikschlauch oder im Pappkarton oder worin auch immer angeboten werden. Hab ich nix gegen, würde ich sogar kaufen, bloß alles, was mir hierzulande bisher in der Nichtflasche begegnet ist, war kein Wein sondern allenfalls Sterbehilfe. Da ist meist der Unterhaltungswert der Umverpackung größer. Heute auf einem Tetrapak gelesen: „Der Respekt vor unseren Qualitätsanforderungen garantiert Ihnen jederzeit einen leichten und bekömmlichen sowie in jeder Hinsicht sicheren Wein.“
Genau. Sowas wollte ich immer schon trinken. Sicheren Wein. Bekömmlich. Beruhigend.
[tags]Wein, Schäuble, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

Was das wieder kostet…

Auf der Berlin-Seite vom heutigen Tagesspiegel steht ein Artikel mit der Schlagzeile „Zehntklässler können nicht rechnen.“ Diesen mathematisch herausgeforderten Zehntklässlern möchte ich zurufen: „Macht nix! Braucht ihr auch nicht können, wenn ihr zur Oper oder in die Verwaltung geht!“, denn direkt über den nichtrechnenden Schülern vermeldet der Tagesspiegel, dass die anstehende Renovierung der Staatsoper irgendwas zwischen 130 und 290 Mullionen Euro kosten wird.
Ich will darüber gar nicht meckern, dass liegt in der Natur der Sache, dass man sich beim Renovieren mal ein bißchen verpeilt. Man geht mit 20 Euro in den Baumarkt, und dann braucht man doch mehr Farbe und Tapeten, und dann ist da ein Super-Akku-Schrauber im Angebot, und bei einer Opernrenovierung läuft das natürlich in ganz anderen Dimensionen, da kommt man mit einem Akku-Schrauber aus dem Angebot nicht hin.
Da ist es doch toll, dass die „Freunde und Förderer der Staatsoper“ den mathematisch überforderten Verwaltern und Operatoren ein Gutachten spendiert haben, in dem steht, wieviel dass alles kosten soll (Das Gutachten pendelt sich mittig zwischem 130 und 290 Mios ein. Pfiffig. Hätte ich auch so begutachtet, obwohl ich keine Ahnung von der Materie hab). Bedenklich finde ich allerdings, dass die Freunde und Förderer der Staatsoper für dieses Gutachten 500.000 Euro bezahlt haben. Wo kommen wir denn dahin, wenn das Schule macht?
Ich seh mich schon im Supermarkt: „Tach, Froin Wuppke, was kost‘ denn heut der Kammbär (Supermarkt-Berlinisch für eine französische Weichkäsesorte)?“ – „Preisauskunft kost ab heute 5 Cent im voraus.“
[tags]Oper, Renovierung, Kostenvoranschlag, Geldschneiderei, Ungeheuer![/tags]

He’s got the whole web in his hands…

Wenn man in Friedbert Pflügers Blog die Mailbenachrichtigung bei Kommentaren aktiviert, bekommt man Mails mit dem Absender „World Wide Web Owner“. Greift Pflüger nach der Weltherrschaft? Glaubt er, als Dr. Fu Man Chu der Berliner CDU punkten zu können? „First we take the Internetz, then we take Berlin“?
Und – ganz wichtig – ist dieses Vorgehen mit dem Ortsverband Frohnau abgestimmt?
[tags]Pflüger, Berlin, CDU, Weltherrschaft, Gummizelle, Ungeheuer![/tags]

Die Entweder-Oder-Suppe

Das schwierigste an dieser Suppe ist, herauszufinden, um was für eine Suppe es sich handelt. Entweder ist es nämlich eine Fischsuppe mit weißen Bohnen, oder es ist eine weiße Bohnensuppe mit Fisch.
Weiße Bohnen und Fisch
Wie auch immer, für 4 Portionen braucht man (Mengenangaben muss man nicht so genau nehmen): ein Pfund gekochte große, weiße Bohnen (kann man selber einweichen und vorkochen, kann man auch aus der Dose nehmen, wenn man Zugriff auf entsprechende Dosen hat. Bei meinem Gemüsehändler bekomme ich Dosenware aus der Türkei, die wirklich sehr gut schmeckt), ein bis zwei Pfund Fischfilet (paar verschiedene Sorten wären gut, auch Tintenfischtuben oder die ein oder andere Meeresfrucht sind erlaubt), 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 1 Paprikaschote, 3 kleine Zucchini, 2 bis 3 Tomaten und so einen dreiviertel Liter Fischbrühe. Die kann man sich prima selber machen, alldieweil die Fischfilets für die Suppe ja gewürfelt werden. Einfach die anfallenden Abschnitte (Grätenstränge, Silberhäutchen, sonstiges Gefiesel) in Olivenöl angehen lassen, paar Gemüsereste (grüne Lauchblätter, Champignonstiele, Sellerie, Stück Zwiebel, was gerade da ist) dazu, mit heißem Wasser ablöschen, 20 Minuten ziehen lassen, abseihen, fertig. Kostet praktisch nix und schlägt die aromafreie, überteuerte Plörre aus dem Glas um Längen.
Zurück zur Suppe: Kleingeschnittene Zwiebel und Knoblauch in reichlich Olivenöl angehen lassen, ohne dass das Zeugs Farbe annimmt, währenddessen Paprikaschote und Zucchini putzen und kleinschneiden, dazuwerfen, durchdünsten, weiße Bohnen dazu, Prise Thymian, Chilischote schadet auch nicht, mit dem Weißwein ablöschen, beinahe vollständig einkochen lassen, salzen, pfeffern, mit der Fischbrühe auffüllen und 20 Minten lang gerade eben simmern lassen. Inzwischen die Tomaten entkernen und in Streifen oder Stücke schneiden (besessene Küchenaktivisten schälen sie zuvor) und in den letzten 5 Minuten dazu werfen.
Jetzt wirft man die gewürfelten und zitronierten Fischfilets dazu, rührt unter, stellt den Herd aus und läßt noch fünf Minuten ziehen. Rührt eventuell vorhandenes Grünzeugs (Basilikum? Petersilie?) unter und trägt zu Tisch. Dort vollendet man mit einem Schuß kaltgepreßten Olivenöls, oder man stellt ein Schälchen Pesto bereit, was sich jeder Esser über die Suppe kleckern kann, das ist verboten lecker.
Und wer jetzt immer noch nicht weiß, ob das eine Fischsuppe mit Bohnen oder eine Bohnensuppe mit Fisch ist, der nennt sie einfach LBSDGGVA, Lieblings-Bohnensuppe der geduldigsten Gemahlin von allen. Denn das ist sie.
[tags]Kochen, Eintopf, Fisch, weiße Bohnen[/tags]