Sie haben wieder gepfiffen…

Bevor die Saison ausklingt, hab ich die Pfifferlinge noch mal pfeifen lassen. Zur Kaninchenkeule.

Karnickelkeule mit Pfifferlingen

Für 4 Leute: 4 Karnickelkeulen, 1 große Zwiebel, 2 Zehen Knoblauch, 10 bis 20g getrocknete Pilze (Mischpilze, Steinpilze, was gerade da ist), 4 Streifen rohen Schinken oder Räucherspeck, 2 bis 3 Esslöffel Schmand oder Creme Fraiche, ein Glas Weißwein und soviel Pfifferlinge, wie man putzen mag, mindestens jedoch 1 Pfund. Und Schnittlauch, so viel wie man sich leisten kann. Frische Kräuter sind ja bald teurer als Pfifferlinge. Neulich wollte mir so ein Halsabschneider geschäftstüchtiger Gemüsehändler 2 Euro für ein Bund Bärlauch abknöpfen.
Getrocknete Pilze ein Weilchen in heißem Wasser einweichen lassen, rausnehmen, ausdrücken, kleinschneiden. Einweichwasser aufheben, wenn nötig (Sand!) durch einen Kaffeefilter schütten. Fett (Olivenöl, Rapsöl, Butterschmalz) auf mittlerer Stufe erhitzen, Karnickelkeulen langsam anbraten. Wirklich langsam, 10 bis 20 Minuten veranschlagen, Zeit lassen, nicht in Panik geraten, die werden auch bei kleiner bis mittlerer Hitze irgendwann goldbraun. Wenn dieser Zustand erreicht ist, die Keulen kurz aus der Pfanne nehmen, das Fett abkippen und kleingeschnittene Zwiebeln und Knoblauch angehen lassen. Mit dem Weißwein ablöschen und fast vollständig einkochen lassen. Angebratene Keulen mit Salz und Pfeffer einreiben, zurück in die Pfanne geben, mit Pilz-Einweich-Wasser aufgießen und sanft simmern lassen, bis die Keulen weich sind. Je nach Grüße und Fleischqualität dauert das noch 40 Minuten bis anderthalb Stunden. Ist auch Geschmackssache, ob man das Fleisch aggressiv vom Knochen nagen möchte oder ob es sanft vom selben fallen soll. Wenn man die Hitze niedrig genug einstellt, hat man einen ausreichend großen Ermessensspielraum.
In Zwischenzeit hat man die Pfifferlinge geputzt (trocken, selbstverständlich, wenn die geduldigste Gemahlin von allen Zeit hat) und den Schinken/Speck gewürfelt. In einer möglichst großen Pfanne (Platz für die Pilze!) Fett erhitzen, Pifferlinge rein und unter Speckzugabe pfeifend braten, bis sie gar sind. Salzen und pfeffern.
Inzwischen die Keulen aus dem Topf nehmen und warm stellen. In den verbliebenen Bratfond die 2, 3 Esslöffel Schmand rühren und etwas einkochen lassen. Pfifferlinge und reichlich Schnittlauch unterrühren, die Keulen auf Teller anrichten, Löffelchen Pfifferlinge plus Sauce dazu, Rest in einer Schüssel auf den Tisch stellen. Kommt gut. Muskulöser Weißwein dazu kommt richtig gut. Mahlzeit!
[tags]Kochen, Kaninchen, Pfifferlinge[/tags]

Pigor, Eichhorn und der Ulf

Eigentlich wollte ich mich jetzt wieder lang und breit über die Bar jeder Vernunft auslassen. Der Laden ist einfach unmöglich, man sitzt schlecht, man sieht schlecht, die Gastronomie des Etablissements ist ein Kapitel für sich und außerdem… Ach, Quatsch, Schwamm drüber!
Ticket
Wenn Pigor, Eichhorn und der Ulf in Berlin auftreten, dann treten sie nun mal im Spiegelzelt an der Schaperstr. auf, und „Wegbleiben“ ist bei Pigor, Eichhorn und dem Ulf keine Option. Gestern war Premiere von „Volumen 6“, und wenn nicht noch aus irgendeiner Versenkung die Überraschung des Jahres auftaucht, dann ist die neue Show der drei der Höhepunkt der Saison. „Rache für die gebrochenen Versprechen von IT“ und „Maulende Rentner“ sind Instant-Klassiker. Und die sensationellen „Kevins“ (hier ist ’ne Hörprobe) gibt’s als Zugabe. Die geduldigste Gemahlin von allen und ich haben uns schlapp gelacht. Was will man denn mehr.
Außer vielleicht einen anderen Auftrittsort.
[tags]Pigor, Eichhorn, Ulf, Hochkomik, Salon-Hiphop[/tags]

Hals über Kopf

Unfassbar, was ich im heutigen Tagesspiegel lesen muss:

Zurzeit bereitet sich Ben Becker auf die Premiere eines neuen Stückes vor: In Zusammenarbeit mit dem Filmorchester Babelsberg und der Zero Tolerance Band will er am 12. Oktober im Tempodrom „Die Bibel – eine gesprochene Symphonie“ auf die Bühne bringen, begleitet von den Babelsberger Symphonikern und seiner Band, sagte seine Sprecherin. Daran sitze Becker Tag und Nacht. Er sei vor wenigen Tagen aus einem Kurzurlaub von Mallorca zurückgekehrt und habe sich „Hals über Kopf wieder in die Arbeit gestürzt“.

Ich bin sprachlos. Ben Becker – genau, DER Ben Becker – hat gleich nach dem Urlaub wieder zu arbeiten begonnen? Genau wie wir alle? Das hätte ich nie für möglich gehalten.
[tags]Becker, Prost, Gehirnmissbrauch, PR-Geblubber, Ungeheuer![/tags]

Heinrich, mir graut vor dir…

Liebe Sarah Wiener,
ganz toll war’s am Sonnabend Abend in Ihrem Restaurant Ihrer Kantine Ihrer Begegnungsstätte in der Akademie der Künste. Nur zwei Dinge sollten Sie möglichst schnell ändern.
1. Sie sollten Ihren Angestellten sagen, was das für ein Zeugs ist, das sie den Gästen in die Gläser kippen. Damit lassen sich absurde Dialoge wie der folgende vermeiden:
„Ich hätte gern einen trockenen Rotwein.“
„Babor oder Heinrich?“
„Wo ist denn da der Unterschied?“
„Das weiß ich nicht.“ Pause. Ich starre Ihre Angestellte an. „Beide sind trocken.“ Ich starre aufmunternd weiter. Ich kann sehr gut starren.
„Das eine ist ein chilenischer Cabernet, und das andere… ist… ein roter… äh… Heinrich.“
2. Und wenn Günter Grass hundert Mal auf pisswarmen Rotwein schwört, der rote Heinrich der „red“ von Gernot Heinrich muss kühl serviert werden, sonst schmeckt er nicht. Der Spruch „Rotwein bei Zimmertemperatur“ stammt aus Zeiten, als es noch keine Zentralheizung gab. Vielleicht können Sie sich’s mit einem trendigen Slogan besser merken? Wie wäre es mit „Kühl ist cool“?
Ansonsten war es wie gesagt ganz toll bei Ihnen. Aber ich hab ja auch nur ein wenig mit Ihrer Angestellten geplaudert und einen kleinen Schluck Rotwein genommen.
Bussibussi der Chris

Und jetzt heißt’s wieder, der Kurbjuhn geht nur zum Saufen zur Langen Nacht der Museen.
[tags]Rotwein, Wiener, Modewinzer, Servicehölle, Ungeheuer! [/tags]

Lonely are the Brave

Mönsch, Effjott, es gibt einfach Tage, an denen man schmerzhafte Erkenntnisse hat, und dieser ist wohl so einer

Als Griechenland würde ich mich allein gelassen fühlen.

Internationale Diplomatie ist ein verdammt einsames Geschäft.
[tags]Effjott, Außenpolitik, Denkschwurbel, Gehirnmissbrauch[/tags]

Splitterbrötchen (X)

Borniertheit und Konsequenz gehen meist Hand in Hand. Binse.

David Odonkor muss hart an sich arbeiten. Der sympathische junge Sportler sollte alles geben, um seiner fortschreitenden Ähnlichkeit mit Detlef D! Soost endlich Einhalt zu gebieten.

Ich lebe nun bald dreißig Jahre lang in Berlin. Ebenso lange warte ich darauf, dass der berüchtigte Berliner Volksmund endlich einmal in meiner Gegenwart zuschlägt. Vergeblich. Ich habe noch nie einen Berliner „Schwangere Auster“ sagen hören. Ich hör immer nur „Kongresshalle“. Ganz gelegentlich „Haus der Kulturen der Welt“. Ich glaube, der Berliner Volksmund findet woanders statt. Außerhalb. Jottwedeh, vermutlich.

Logisch, dass man einen Profi holt, wenn man eine Arbeit zu erledigen hat, von der man selbst nichts versteht. Aber warum fangen 99% aller Auftraggeber sofort an, dem Profi in haargenau das Handwerk zu pfuschen, von dem sie selbst keine Ahnung haben?

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

CDU 2.0

Mit großer Freude habe ich bemerkt, dass Friedbert Pflüger jetzt ein eigenes Weblog führt. In den ersten Einträgen beschäftigt sich der Cliff Barnes Hoffnungsträger der Berliner CDU mit Korruption, Mittelmaß und Kinderarmut. Friedbert Pflüger ist jeweils dagegen. Mutig! Mutig!
[tags]Pflüger, CDU, Blog, Binsenweisheiten, Ungeheuer![/tags]

Doc Hollidays Abschied

Gestern kam bei Thomas Knüwer irgendwie die Rede auf den klassischen Schundroman, und in der Netzecke brachte Fressack Jerry Cotton ins Spiel. Das brachte prompt den Erinnerungsapparat, den ich zwischen meinen Ohren mit mir herum trage, auf Touren, und der förderte die BSAZ (Beste Schundromanserie aller Zeiten) zurück in mein Bewußtsein. Nein, nicht Perry Rhodan. Ich war zwar ein großer Bewunderer des Großadministrators (bis er sich in einem Gegen-Universum von irgendeinem pangalaktischen Schleimklumpen zum „Ritter der Tiefe“ schlagen ließ, aber das ist eine andere Geschichte), aber für den Titel langt es nicht. Nein, auch nicht „Die Fledermaus“, obwohl sie mir schon wegen der Chuzpe Bewunderung abnötigte, mit der man bei Batman abkupferte sich von amerikanischen Comics inspirieren ließ. Lassiter, der immer „ein Ziehen in den Lenden“ verspürte, wenn er eine Frau sah, war natürlich ebenfalls zu beachten, aber der König der Schundromane war, ist und bleibt für mich: Doc Holliday!
Doc wer? Okay, zugegeben, wie viele meiner Vorlieben ist auch meine liebste Schundromanreihe ein bisschen obskur. „Doc Holliday“ hießen die Heftromane, die zuerst Anfang der 60er Jahre im Kelter Verlag veröffentlicht wurden. Nach 36 Heften fand die Serie ein ebenso frühes Ende wie der Doc selber, den die Tuberkulose ja ebenfalls mit 36 Lenzen dahinraffte. Wobei hier wohl kein pfiffiges verlegerisches Marketing vorlag, sondern schlichtweg das Desinteresse der damaligen Leserschar. Was mich einen Deubel scherte. Ich las die Teile nicht, als sie Ende der 60er Jahre in Neuauflage erschienen, ich verschlang sie. Alle 36 Hefte. Wenn der Doc sich röchelnd vom Spieltisch erhob, um dem nächsten Idioten, der glaubte, schneller ziehen zu können als er, seinen Irrtum nachzuweisen, kannte meine Bewunderung keine Grenzen. Und Schlag bei Frauen hatte er auch noch. Toller Kerl! Oder, wie Wyatt Earp einmal sagte:

Doc was a dentist whom necessity had made a gambler; a gentleman whom disease had made a frontier vagabond; a philosopher whom life had made a caustic wit; a long lean ash-blond fellow nearly dead with consumption, and at the same time the most skillful gambler and the nerviest, speediest, deadliest man with a gun that I ever knew.

Doch das Ende des letzten Hefts verstörte mich ein wenig. Um genau zu sein, nicht das Ende der letzten Doc-Holliday-Geschichte, sondern die sich anschließende editorische Notiz des Kelter Verlages (aus dem Gedächtnis zitiert):

Dies ist das vorläufig letzte Abenteuer in dieser Romanreihe. Denn Doc Holliday muss erst wieder in den Westen reiten und neue Abenteuer erleben, damit wir von ihnen berichten können.

Irgendetwas ist in mir zerbrochen, als ich diese Sätze las. Vielleicht das Raum-Zeit-Kontinuum?
[tags]Doc Holliday, Schundroman, Pulp[/tags]