Splitterbrötchen (CLXXIV)

Ein älterer Spruch, ich hörte ihn aber diese Woche zum ersten Mal: „Ich koche immer mit Wein. Manchmal tu ich ihn sogar ans Essen.“

Zwei kulinarische Sensationen:  Grünkohl mit Chorizo und scharfem Paprikapulver zubereitet ist der Hammer überhaupt, und die Tante-Manni-Gans nach Stevan Paul wird meine neue Standard-Zubereitung. Wenn ich die geduldigste Gemahlin von allen und die jährlichen Gänse-Gäste davon überzeugen kann, dass es zum Gänseglück keine Füllung braucht.

Erschrocken habe ich mich, als ich auf der freitäglichen Nachruf-Seite im Tagesspiegel lesen musste, dass Helma Fehrmann vom Theater Rote Grütze gestorben ist. Als ich dann ein wenig googelte, wurde ich richtig sauer: sie  ist schon vor fast einem halben Jahr gestorben, den einzigen weiteren Nachruf entdeckte ich beim Theaterhaus Stuttgart. Dass der Tod einer Frau, die mit ihrem Werk vermutlich mehr Menschen für das Theater begeistert hat als die derzeit gefeierte Regie-Heroen-Riege zusammen, dem deutschen Feuilleton keine Zeile wert war, ist schlichtweg zum Kotzen.

Splitterbrötchen (CLXXIII)

Mit der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft nach Katar ist das Ende der Satire als Kunstform erreicht. Die bizarre Realität der FIFA ist ihre eigene Parodie geworden, die Wirklichkeit schlägt die Kunst mit souveräner Mühelosigkeit.

Erstaunlich, wie gut Grünkohl mit Paprika harmoniert.

Der eigentliche Wikileaks-Skandal besteht darin, dass der Dilettant Assange nicht in der Lage ist, vorzulegen, was uns wirklich interessiert: FIFA-Interna.

Ich bin auf dem Weg zum dirty old man. Jedesmal, wenn bei Geißlers Schlichterei ein Satz wie „Beide Seiten müssen sich bewegen.“ fiel, assoziierte ich ausschließlich Zweideutiges.

Als ARD-Mann Dexne eine deutsche Biathletin mit „ÃŒch fühle mich sicher am Schießstand, ich brauche mein Gewehr nicht.“ zitierte, wurde mir schlagartig klar, dass unsere durchwachsenen Ergebnisse in dieser Sportart vermutlich auf eine grundlegende Fehleinschätzung zurückzuführen sind.

Splitterbrötchen (CLXXII)

Nach Innensenator Körtings Aufforderung, „seltsame Nachbarn“ als potentielle Terroristen zu melden, hab ich mich zum ersten Mal seit dem Abitur in die Schule zurückgesehnt. Wäre damals in den siebziger Jahren eine derartige Aufforderung ergangen, hätte ich keine Sekunde gezögert, die Eschweger Polizeiwache aufzusuchen und das gesamte Kollegium der Friedrich-Wilhelm-Schule als „seltsam“ und damit verdächtig zu melden.

Wieso denken beinahe alle Journalisten, dass das peinliche Gezerre bei Dumont Schauberg für ihre Leser von Interesse ist?

Ich kenne kein dämlicheres Wort als „Shopping-Event“.

Splitterbrötchen (CLXXI)

Die Verwarnung der Woche geht an Sandra Maischberger: Zu einem esoterischen Thema talken und Nina Hagen nicht einladen? Das geht gar nicht, gnä‘ Frau!

Immer wieder begeisternd: Die epost-Newsletter der Post. Diese Woche wurde mir der Unterschied zwischen epost-Brief und E-Mail erklärt. Endlich herrscht Klarheit!

Nach Jahren der Tagesspiegel-Lektüre mal wieder einen Leserbrief geschrieben. Ich hätte mich besser im Griff haben sollen.

Splitterbrötchen (CLXX)

Kleine Geister geben größeren immer gern den Laufpass. Besonders freudig tun sie’s, wenn sie dadurch sich selbst großen Schaden zufügen können.

Wenn man sie wieder sieht, sind alte TV-Serien manchmal nur noch halb so lustig wie früher. Meistens ist das immer noch ziemlich komisch.

Einen halben Tag lang vergeblich über einen funktionierenden Kalauer gesonnen, der „zum Verweilen einladende Parkbänke“ mit „hohen Ladezeiten“ in Verbindung setzt. War wohl doch eine Scheiß-Idee.

Splitterbrötchen (CLXIX)

Erste Erfahrung mit neuem E-Book-Reader: Das Bewusstsein, den unmittelbaren Zugriff auf eine Buchhandlung mit sich herumzutragen, ist für einen sammelwütigen Lese-Süchtigen die Hölle.

Enttäuschung an Halloween: nur zwei versprengte Zombie-Gruppen haben an der Tür geklingelt. Hat sich bei den amerikanisierten Kackbratzen vielleicht herumgesprochen, dass es bei mir nur Bonbons vom Discounter gibt?

Zweite Erfahrung mit neuem E-Book-Reader: Ich vermisse Papier überhaupt nicht.

„Plug & Play – sofort loslegen“ dauert mit moderner Hardware nur noch 45 Minuten.

Dritte Erfahrung mit neuem E-Book-Reader: Es ist einfach herrlich, ganz bequem einen 1000-Seiten-Schmöker lesen zu können, während man auf dem Rücken liegt.

Splitterbrötchen (CLXVIII)

Mit dem Pseudonym der Woche erfreute mich eine mir bislang unbekannte Spammerin, die sich „Nicole Nackt“ nennt.

Früher hieß es „sturmfreie Bude“. Heute sagt man: „Niemand da, der aufräumt“.

Keine Waffe kann so viel Schaden anrichten wie die Gedankenlosigkeit.

Wieso versendet das ZDF geniale Action-Thriller-Perlen wie „Eiskalte Bedrohung“  samstagnachts um 00 Uhr 20? Bestrafung der Menschen mit geregeltem Tagesablauf? Belohnung für die Schlaflosen? Oder – wie ich erfahrungsgemäß fürchte – der gute Kumpel aller Redaktionen, die altbewährte Ignoranz?

Ein glücklicher Mensch ist derjenige, der weiß, dass er sich für das Nachschlagen des Worts „Prokrastination“ sehr viel Zeit lassen kann.

Splitterbrötchen (CLXVII)

Ich möchte wissen, was die zahlreichen neuen Integrationsexperten zu einer Kopftuch tragenden Frau sagen würden, die beim türkischen Back-Discounter Schweineohren ordert.

Erschütternde Erkenntnis: Mit fortschreitendem Alter steigt die Schnulzenanfälligkeit.

Ich bedanke mich herzlich bei Fa. RTL für das Senden des ultimativen Statements: „Mein Talent ist meine Begabung!“

Die rhetorische Figur der Woche gelang Matthias Opdenhövel, als er Sigmund Freud durchaus atemberaubend als den „Vadder Abraham der Psychoanalyse“ bezeichnete.

Menschen, die nur Sieger gelten lassen, haben ziemlich schnell eine Mehrheit gegen sich.

Splitterbrötchen (CLXVI)

Der Traum vom Leben wie im Kino endet meist im Leben mit einer Programmzeitschrift.

Eier in Senfsauce feiern derzeit ein etwas überraschendes Comeback.

Einmal mehr kann ich mich nicht entscheiden, was irrsinniger ist: das Wort „Bildungsgutschein“ an sich oder das dahinter stehende vollkommen wirklichkeitsferne Konzept.

Schon dem dritten jungen Supermarktangestellten begegnet, der an der Kasse saß und die Obst- und Gemüsesorten nicht identifizieren konnte, die er da über die Scannerkasse ziehen sollte.