Eine Frau sieht rot

Mensch, Frau Sallmann vom Tagesspiegel,
dass find ich ganz toll, wie seriöse, sorgfältig recherchierende Journalistinnen wie Sie unsereins zum Nachdenken bringen. Heute zum Beispiel hat ein von Ihnen verfasster Artikel mein gesamtes Wertesystem auf den Kopf gestellt. Doch der Reihe nach: Sie sind auf eine ganz heiße Geschichte gestoßen. Sie haben doch glatt rausgekriegt, dass Jodie Foster – ja, genau DIE Jodie Foster – nicht nur in Ihrem letzten Film „Die Fremde in dir“ eine Frau gespielt hat, die das Recht in die eigene Hand nimmt, sondern dass sie ganz offenbar „besessen“ von Selbstjustiz ist:

Selbstjustiz ist ein sehr amerikanisches Thema und der Film ist nicht ohne reale Vorbilder … Jodie Foster hat mehrfach Figuren gespielt, die Selbstjustiz üben – eine seltsame Affinität…

Und weil sie ausführlich recherchiert haben, können Sie die skandalöse Anzahl von vier (jawoll, 4 von 71 Filmen, die Mrs. Foster als Darstellerin gedreht hat! Pumpgun-Trägerin, ick hör dir trapsen!) Filmen anführen, in denen Mrs. Foster der Selbstjustiz das Wort geredet hat: Taxi Driver, Angeklagt, Panic Room und Flight Plan.
Äh… Frau Sallmann? In „Taxi Driver“ greift De Niro zur Waffe, nicht Mrs. Foster, „Angeklagt“ ist ein Gerichtsfilm, in dem die von ihr gespielte Figur ihr Recht mit Hilfe einer Anwältin erkämpft, in „Panic Room“ setzt sie sich in Notwehr gegen gewalttätige Einbrecher zur Wehr und in „Flight Plan“ rettet sie ihr Kind während eines Fluges vor Entführern und deckt eine Verschwörung auf. In keinem dieser Filme spielt Mrs. Foster eine Figur, die sich dem Gewaltmonopol des Staats widersetzt und das Recht auf eigene Faust durchsetzt… Tatsächlich ist „Die Fremde in dir“ der erste und bisher einzige Film (von 71, Sie erinnern sich), in dem sie solch eine Figur spielt.
Sie haben mich zum Nachdenken gebracht, liebe Frau Sallmann. Bisher habe ich die Selbstjustiz abgelehnt und Filme nicht besonders gemocht, die dieselbe glorifizieren. Nach Lektüre Ihres Artikels muss ich jedoch sagen: Sollte ich jemals – ob auf der Leinwand oder im richtigen Leben – Zeuge werden, wie Jodie Foster Ihnen in berechtigter Entrüstung eine runterhaut, würde ich applaudierend aufspringen und „Right on, Jodie! Give us more!“ brüllen.
Tschö.
Der Chris

[tags]Tagesspiegel, Film, Kultur, Sallmann, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

Splitterbrötchen (XVI)

Ich kann mich einfach nicht entscheiden, welche Schlagzeile aus dem Samstags-Tagesspiegel mir besser gefällt: „Fast 1000 Berliner Lehrer sind dauerkrank“ oder „Seehofer ehrt Gammelfleisch-Fahrer“.

Seine fürchterlichste Waffe wendet der Mensch immer ohne Absicht an: DIe Gedankenlosigkeit.

Die „Wetten Dass“-Redaktion lässt mit schöner Regelmäßigkeit einen der ältesten Tricks der Illusionistenkunst zur besten Sendezeit vorführen. Ich kann einfach nicht glauben, dass die naheliegenden Codes, mit denen Magier und Assistent sich austauschen, in Mainz unbekannt sein sollen.

Noch einmal Tagesspiegel: Ja, die Dreharbeiten des Stauffenberg-Films im Bendler-Block müssen wiederholt werden. Big Deal. Aber warum reitet eine Zeitung, in deren Redaktion Leute sitzen, die es besser wissen müssten, tagelang auf einem total banalen Negativ-Schaden herum?

Da treff ich einen Kollegen, den ich zehn Jahre nicht gesehen habe und wohl auch zehn Jahre nicht mehr sehen werde. Trotzdem greife ich reflexhaft in die Brusttasche, aber er ist geistig schneller und sagt: „Willst du mir wirklich deine Karte geben?“

Gelegentlich denke ich, dass es Spaß machen könnte, Bassgitarre zu spielen. Vermutlich benötige ich dringend einen Therapeuten.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Tetris, anyone?

Na? Noch nix vor am Wochenende? Warum nicht den ollen Gameboy vorkramen, Tetris einlegen und die Challenger steigen lassen? Wer nie mehr Tetris spielen will, guckt hier. Viel Spaß, schönes Wochenende.

[youtube]jwC544Z37qo[/youtube]

Bei der Süddeutschen gefunden.
[tags]Tetris[/tags]

Effjott erklärt die Mönche

Es blickt doch keiner mehr durch. Gestern Netzeckenpause wg. Solidarität mit den Mönchen in Burma… Was ist da eigentlich los? Überhaupt, Burma… war das vor dreißig, vierzig Jahren nicht noch ein Waschmittel? Wie kann Persil zum Terrorstaat mutieren? Und wieso sind diese Mönche dagegen? Was sind das überhaupt für Kerle, diese Mönche? Was machen die den lieben langen Tag? Effjott! Bitte bringen Sie die Dinge auf den Punkt!

Früher bettelten sie, heute lassen sie sich schlagen und erschießen.

Danke vielmals. Nobody does it better.
[tags]Wagner, Gehirnmissbrauch, Burma, Persil, Vollschwurbel[/tags]

Splitterbrötchen (XV)

Das Schöne am Morgen: Man kann sich nur rasieren, wenn man sich auch selber im Spiegel anschauen kann.

Ich mag Bernhard Hoëcker. Wirklich. Aber manchmal habe ich Angst, ihm nicht mehr entkommen zu können.

Die Ähnlichkeitswarnung hat bei den Splitterbrötchen mittlerweile Tradition. Deshalb nur so viel: Herr Rubenbauer, schauen Sie sich mal den Doping-Sprenger vom Radsport-Verband an!

Menschen, die älter werden, bezeichnen Zeit gern als kostbares Gut. Als ob man sie sich nicht einfach nehmen könnte.

Die Arbeit am Tresen eines Kreuzberger Lokals muss ein Traumjob sein. Angetrunkene Gäste sagen so unglaublich einfallsreiche Dinge.

Auch wenn eine Sentenz äußerst originell ist, muss sie noch lange kein Aphorismus sein.

[tags]Pseudoweisheiten, Tiefsinn, Wichtigtuerei[/tags]

Bouillon!

Was für ein Scheiss-Tag! Da kommt man eine halbe Stunde zu spät ins Büro, weil man 40 Minuten auf eine 30 Sekunden dauernde Routine-Untersuchung bei der Orthopädin warten musste, wird von einer Praktikantin begrüßt, die gerade dabei ist, die Geschichte der schlechten Laune vollkommen neu zu schreiben, will dann seine Telefonliste abarbeiten und stellt zur eigenen Überraschung fest, dass alle (ALLE!) 8 (ACHT!) Leute, die auf der Liste stehen, bereits „im Wochenende“ (IM WOCHENENDE!) sind. Freitag vormittag um 10 Uhr 30. Ist die 4-Tage-Woche eingeführt worden, und ich hab wieder nix davon mitbekommen?
Ich erspare der sensiblen Leserschaft der Netzecke die weiteren Unbillen meines Tages: die steindummen, talentfreien Vollidioten, die meine Ohren abzuknabbern versuchten, die Texte, die sich meinen immer matter werdenden Bearbeitungsversuchen entzogen, die kreuzdämlichen Cold-Caller, die sogar zu doof waren, meine Beleidigungen zu verstehen… zum frühest möglichen Zeitpunkt eilte ich nach Hause, um Trost zu suchen bei der entzückendsten Ehefrau, der geduldigsten Gemahlin von allen… die sich zu Tode erschöpft von einem ähnlich harten Tag bereits zurückgezogen hat. Was jetzt? Die Rotweinflasche lockt…
Nein. Wenn es etwas gibt, was den geschundenen Menschen wieder aufrichtet, dann ist es eine gescheite Kochsession. Bouillon ist alle. Wir brauchen Bouillon. Wir kochen Bouillon!
Um die Ecke geflitzt, der Metzger des Vertrauens hat noch offen, ein paar Scheiben Rinderhesse müssen mit, eine Handvoll Kalbsknochen gibt er großzügig dazu, in der Schwarzen Olive stopft Mustafa mir das nötige Wurzelwerk in die Tüte und ich bin wieder daheim. In der Küche. Fleisch und Knochen gewaschen, in den Suppentopf gelegt, Wasser draufgeschüttet und die Hitze auf halb gedreht. Nicht volle Pulle, langsam erhitzen, das macht die Brühe voller und klarer. Sellerie, Möhren, Lauch und Zwiebel werden geputzt und in den Topf geworfen, das Gewürz-Ei wird geladen mit Petersilie, Lorbeer, Knoblauch, Nelkennägeln und Piment, aber noch nicht hineingehängt. Erst wird das Unwichtige vom Wichtigen getrennt, es wird abgeschäumt. Wenn man nicht gleich hitzemäßig Vollgas gibt, dann kann man Trübstoffe und Schmutz ganz einfach mit der Schaumkelle abheben, und was schließlich aufkocht, ist klare, reine Brühe… so soll’s doch sein. Jetzt wird gesalzen und die Gewürze werden reingehängt…
Und langsam, ganz langsam füllt sich die Wohnung mit dem Aroma der werdenden Bouillon. Der saftigen, aromatischen Brühe, die die Basis für viele zukünftige Mahlzeiten werden wird und jetzt schon den Odeur der Erschöpfung durch den Duft der Verheißung ersetzt. Jetzt – endlich! – schwindet mein Hunger und ich bekomme Appetit!
Die Bouillon ist noch Stunden von der Vollendung entfernt, aber im Kühlschrank sind noch Eier. Lauch und Pilze finden sich, ein schnelles Omelette, wunderbar! Wohlig gesättigt öffne ich den Rotwein. Sein Aroma und das der Bouillon vermischen sich, bis letztere denn fertig sein wird. Mir geht es wieder gut.
Kochen ist eine große Gnade. Wer kochen darf, dem geht’s nicht schlecht.

[tags]Kochen, Bouillon[/tags]

Vorschlag zum Pulitzer

Hiermit schlage ich die Redaktion des Online-TV-Aufzeichnungsdienstes save.tv für den Pulitzer-Preis vor. Grund für meinen Vorschlag sind herausragende Verdienste um die Kulturkritik, die sich in der im aktuellen save.tv-Newsletter veröffentlichten Zusammenfassung der neuesten Vroni-Ferres-Schmonzette „Die Frau am Checkpoint Charlie“ manifestieren:

Vergeigt: Veronica Ferres will eigentlich nur heiraten – doch als ihr Vater ohne sie stirbt, wird sie zur Furie, die gegen das System wettert.

[tags]save.tv, Ferres, TV-Film, Ungeheuer![/tags]

In der Bunten, der dreckerten

Herrgottsack, Effjott,
heuer haben Sie der Pauli Gabriele, der Landrätin, der naseweisen, aber kräftig eingeschenkt:

Sie hätten eine große Frau werden können, aber Sie sind als Cover-Girl von „Bunte“ gelandet.

Recht ham’S, Wagner-Schorsch! Des Pauli-Mensch, das hoffärtige, will zu hoch hinaus, dem muss amoi gezeigt werden, wo der Hammer hängt. Lässt dös Luder, das politische, sich für den Umschlag von dem Drecks-Blattl, der Bunten, einfach so mit der boarischen Fahnen ablichten, ja moi! Was sind das überhaupt für Kerle, die so a Drecks-Blattl wie die Bunte machen? I hab amoi nochg’schlog’n. Sie, Effjott, jetzt halten’S Eahna fest: Bei der dreckerten Bunten war mal oana Chefredaktör, der hat pfeilgerad genauso geheißen wie Sie!

[tags]Wagner, Pauli, Hirnriss, Alzheimer, Ungeheuer![/tags]