Splitterbrötchen (CMXXII)

Ich habe mir in den letzten paar Jahren angewöhnt, in allen Rezepten, die mit „Zwiebeln würfeln und anschmoren“ beginnen, zusätzlich ein wenig Möhre und Sellerie zu verwenden. Die Gerichte bekommen in der Tat deutlich mehr Körper und Fülle, und, wenn man einen großen Kühlschrank hat, ist es kein Problem, das Wurzelwerk ständig vorrätig zu haben.

Pfiffige Wartezimmer-Deko beim Augenarzt: „Können Sie dieses Bild scharf sehen? Nicht? Oh, oh…“

Diese Woche habe ich die Liste der Restaurants, die ich besuche, um ein bestimmtes Gericht zu essen, um eine Position erweitert. Das Signature Dish im Fischrestaurant Atlantik sind die fremdfotografierten „Edelfische im Tontopf„, die diesmal kulinarischer Wochenhöhepunkt waren. Wird schwierig, da in Zukunft etwas anderes zu bestellen.

Christoph Stölzl ist gestorben. Obwohl ich seine Ansichten selten geteilt habe, fand ich fast immer nachdenkenswert, was er gesagt oder geschrieben hat. Allerdings hat er  auch eine der absurdesten Radiosendungen verantwortet, denen ich je hervorquellenden Auges Ohres gelauscht habe, als er sich (Mitte, Ende der neunziger Jahre muss das gewesen sein) gemeinsam mit Georg Gaffron bei Radio Hundert,6 eine Stunde lang darüber aufregte, dass kein Mensch mehr Krawatte tragen will.

Ursachensuche im Bereich Silvesterkrawalle in Berlin ist überflüssig. Wer hier nicht in den letzten 10, 20 Jahren bewusstlos unter einem Stein gelegen hat, kennt die Ursachen. Nachzulesen sind sie unter anderem bei Malte Welding und in der „Emma„.

Hat Fa. TMZ uns bereits im Januar mit der Headline des Jahres beglückt?

Falls Zweifel bestehen: die Krawatte muss in der Liste der überflüssigsten Kleidungsstücke nur dem Keuschheitsgürtel den Vortritt lassen. Ich sage das übrigens als Mann, der immer noch fünf verschiedene Krawattenknoten binden kann, es aber nicht tut.

Diese Woche habe ich erfahren, dass eine britische Autorin eine Buch-Reihe schreibt, in der die Haushälterin von Agatha Christie Mordfälle löst. Ich habe spontan die Arbeit an einem Drehbuch begonnen, in dem der Hausmeister von Quentin Tarantino mit der Rückfahr-Kamera seines Toyota heimlich ein Remake von „Kill Bill“ dreht und Tarantinos Gäste (alles bekannte Schauspieler) darin mitspielen lässt, ohne dass sie es merken.

Auf Twitter verlangen gerade die üblichen Verdächtigen, dass Frau Strack-Zimmermann Verteidigungsministerin werden muss. Die gleichen üblichen Verdächtigen, die vor einem Jahr unbedingt Klabauterbach als Gesundheitsminister haben wollten und jetzt sehr unzufrieden sind…

Zu Friedrich Merzs „kleinen Paschas“: Dem Tonfall nach wollte er mit dieser Aussage wohl im Trüben fischen, aber er hat ein existierendes Problem angesprochen. In vielen konservativ islamisch lebenden Familien werden Mädchen immer noch geschunden und Jungen vergöttert. Das bleibt nicht ohne Folgen fürs Erwachsenenleben, da wird Schaden angerichtet, beim männlichen und beim weiblichen Geschlecht. Und Merz verschweigt natürlich, dass inzwischen viel mehr deutsche als arabisch-stämmige Helikoptereltern in den Schulen auftauchen, um sich über „Ungerechtigkeiten“ gegenüber ihren KIndern zu beschweren.

Abgeordnete, die stolz darauf sind, gegen Beschlüsse zu demonstrieren, für die sie selbst gestimmt haben… wer wählt die? Offensichtlich nur Leute, die dümmer sind, als diese Abgeordneten selbst. Sportlich ist das zwar keine kleine Leistung, aber für die Klimaziele ist das nicht gut. Um die zu erreichen, braucht man Leute, die deutlich klüger sind als die Grünen und ihre Klientel.

Die beste, geduldigste Gemahlin von allen und ich waren gestern auf großer Schnäppchenfahrt bei Karstadt. Unter anderem haben wir uns einen stark herabgesetzten Wok von Rösle gegönnt. Nach Erstgebrauch muss ich sagen: Donnerwetter. Sensationelles Kochgeschirr. Wäre auch ohne Reduktion1 jeden Cent wert gewesen.

Sollten Sie jemals von einem Außerirdischen gefragt werden, was eigentlich das Tolle an dieser Rock-Musik ist, zeigen Sie ihm das:

Diese Bilder malenden KIs taugen nichts. Keinem dieser angeblichen Wunderprogramme ist es gelungen, ein befriedigendes Bild nach meiner Beschreibung „Napoleon beim Nappo-Essen“ zu liefern.

Splitterbrötchen (CMXXI)

Die Böller-Mahnungen in der Presse und den sozialen Netzwerken waren – wie jedes Silvester – ein voller Erfolg: die meisten Feuerwerkskörper wurden ungezündet weggeworfen. Was draußen andauernd geknallt hat, waren wohl wertkonservative Journalisten, die vor Wut über diesen Erfolg des Wokismus geplatzt sind.

Küchentipp an die Kombüse im Maschinenraum: Bei allen Schmorgerichten mit Kalb grundsätzlich Bäckchen nehmen und gegebenenfalls die Schmorzeit anpassen (anderthalb Stunden). Bäckchen geben noch den Geschmack, wegen dem Kalb früher als Delikatesse gehandelt wurde.

Unfassbar! Ganz offen werden in Berlin und übers Internet in Flaschen abgefüllte Seniorinnen verkauft, auch noch mit einer dubiosen Bio-Qualität („Natur“) beworben. Wann schreiten die Behörden ein?

Wer hätte denn gedacht, dass Harry einmal mehr Schaden anrichten würde als Edward?

Als „hirnverbrannt“ bezeichnet man Menschen, die der festen Überzeugung sind, dass etwas, was noch nie geklappt hat, plötzlich funktioniert, wenn man es aus den richtigen Motiven tut.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war ein unfotografiertes Essen bei hervorragend kochenden Freunden. Der Runner-Up war ein alter Bekannter: die gute Curryrahmsuppe, die ich nach gefühlten Äonen mal wieder zusammengeklöppelt habe. War wieder gut.

Da will die Frau Lambrecht ganz pfiffig mit einem Knaller-Video ein wenig Druck von der Böller-geplagten Frau Giffey nehmen, und dann ist es auch wieder nicht recht.

Splitterbrötchen (CMXX)

Zum Jahreswechsel erscheinen die Splitterbrötchen natürlich als XXL-Ausgabe.

Schmerzliche Erkenntnis: Es wird mir nicht gelingen, bis zum Ende meines Lebens alle Bücher zu lesen, die ich noch lesen will. Was nicht an meiner Lebenserwartung, sondern an meiner Neugier liegt. Wer jetzt „Luxusproblem“ murmelt, ist nicht nur ein dummer, selbstzufriedener Sack, sondern versteht die emotionale Wucht des Problems nicht. Ein Beispiel: Zu Weihnachten habe ich mir selbst spontan die „Slow Horses“-Serie von Mick Herron geschenkt. Ca. 1 Minute dauerte die Freude auf den bevorstehenden Lesespaß, dann fragte ich mich „Welche anderen Bücher hast du gerade über die Klinge springen lassen?“

Statt „sich sinnlos zu betrinken“ sagt man auch „sich die Laterne austreten“. Ein pfiffiger Binzer Fewo-Inhaber weiß zu verhindern, dass seine Gäste das tun.

„Knives Out“ hat mir großen Spaß bereitet, von „Glass Onion“ war ich deutlich unterwältigt. Die Schauspieler liefern sich einen absurden Wettstreit im Overacting (Craig gewinnt), jeder zeigt mit dem Finger auf sich selbst („Bin ich nicht komisch?“) und die ganze Veranstaltung ist eher selbstverliebt als unterhaltsam.

Zahlreiche Katholiken haben für Ex-Papst Benedikt gebetet. Die hatten wohl echt Sorge, dass er sonst nicht in den Himmel kommt.

Was nicht jeder weiß: Manche Menschen, die Gutes und Richtiges tun, sind trotzdem oft strohdumm.

Kurz vor Jahresende wurden wir noch Zeuge der größten sportlichen Leistung des 21. Jahrhunderts.

Messi hätte den verkackt.

Die Grünen sind auf dem komplett falschen Dampfer – der „HMS George Orwell“, um genau zu sein – wenn sie glauben, durch Umbenennungen aller Art eine bessere Welt schaffen zu können. Trotzdem, Frau Roth hat meine volle Unterstützung, wenn sie die „Stiftung preußischer Kulturbesitz“ umbenennen will. Es ist doch lästig, wenn man bei einer so wichtigen Institution ständig erklären muss, warum sie so heißt. Allerdings – und da ist Frau Roth wieder ganz beim Politikstil der irrealen, symbolbehafteten Lösungsansätze – ist der Name offensichtlich das geringste Problem der Stiftung.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war der „Edel-Labskaus“ in der Strandhalle Binz, der – genau wie in der Speisekarte versprochen – nichts mit dem glorifizierten Maritim-Mumpf zu tun hatte, der anderswo serviert wird: Kalbsmedaillons auf Bratenjus, Kartoffel-Rote-Bete-Stampf, Matjestatar, Spiegelei. Delikat und deftig, Sonntagsessen!

Nochmal Benedikt: Die BILD hat stark nachgelassen. Die Headline „Wir sind tot!“ wäre das Mindeste gewesen.

Seit geraumer Zeit scheinen die Wochos nur noch aus Black Fridays zu bestehen.

Es ist überflüssig, sogar kontraproduktiv, irgendwelche Ehrfurcht vor der Kunst zu haben. Betrinken Sie sich mal mit einem Künstler, dann verstehen Sie, was ich meine.

Ich hab nichts gegen Menschen, die böllern. Ich verstehe nur das Konzept nicht, Geld für extrem kurzlebige Vergnügungen auszugeben. Da geh ich doch lieber gut Essen und trink einen schönen Wein dazu!

Ich wäre ein herausragender Sänger geworden, wenn es mir gelungen wäre, einen einzigen Ton zu treffen.

Entsetzt stelle ich fest, dass ich – Danke, Alexa! – mittlerweile mit der Bedienung eines konventionellen Radios überfordert bin. Alles, was über den Zuruf „Spiel NamedesSenders!“ hinausgeht, erfordert angestrengtes Nachdenken und Rumprobieren meinerseits.

Schließlich gelang es mir, auf dem archaischen Fewo-Radio einen Sender mit halbwegs akzeptabler Musik einzustellen, das war NDR 2. Nachdem ich mir den von 3 Stunden lang angehört hatte, verstand ich Menschen, die dem Laden „politische Stimmungsmache“ vorwerfen. Von 9 bis 12 am 29.12. kannte die Redaktion offenbar nur ein Thema: „Silvester-Böller gemein!“ Penetrante Erziehungsversuche und monothematische Langeweilerei – so bekommt man sogar einen leidenschaftlichen Verfechter des ÖRR wie mich auf die Palme.

Und wieder ist es mir gelungen, die beste, geduldigste Gemahlin von allen beim Fotografieren zu fotografieren. Aktuelles Motiv: ein schmackhafter Aperitif.

Wie kann man – wie zum Beispiel der Gesundheitsminister – davon überrascht sein, dass die Zahl jugendlicher Raucher signifikant gestiegen ist? Jugendbewegungen, waren und sind immer Gegenbewegungen. Wer von von Schadensabwehr besessenen Helikopter-Eltern großgezogen und jahrelang von der Regierung dieses Staates mit Gesundheits-Vorschriften gegängelt wurde, der gibt natürlich einen Scheiß drauf: raucht, als gäbe es kein Morgen, klebt sich auf dreckigem Asphalt voller Bakterien fest … Macht weiter, Kinners. Amüsiert euch!

Wichtigste Erkenntnis der Binz-Woche zwischen den Jahren: es ist nicht ratsam, Binz zu verlassen, ohne den nächsten Aufenthalt dort gebucht zu haben.

Ich wünsche allen Splitterbrötchen-Lesern ein gesundes, erfolgreiches 2023. Vergessen Sie nicht: Ich glaube an Sie! Warum auch immer.

 

Die Traum-Vorlage

Es ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, welche Strahlkraft der Fußballspieler Pelé zu seiner aktiven Zeit hatte. Die meisten, die in den 60er Jahren von ihm schwärmten, hatten ihn ja nie spielen sehen. Bewegte Bilder vom Fußball waren in dieser Zeit die seltene Ausnahme, nicht die Regel. Wann gab es denn Fußball zu sehen, damals? Ab 1963, dem Gründungsjahr der Bundesliga, gab es die Samstags-Sportschau, in der man hastig zusammengeschnittene Spielausschnitte der nationalen Vereine sehen konnte, internationalen Fußball gab es gelegentlich(!) im aktuellen Sportstudio und in der Sonntags-Sportschau, in der es eine Rubrik „Sport aus aller Welt“ gab. In der gab es einen kurzen, vielleicht eine Minute langen Ausschnitt aus einer internationalen Partie, der alle paar Wochen aus Brasilien kam. Da konnte man dann eins von Pelés Sensations-Toren oder seinen Wunder-Dribblings sehen. Wofür man also mehrere Stunden Wettkampf-Turnen, Rhönrad-Fahren oder Ringen in verschiedenen Gewichtsklassen durchgestanden hatte. Das war uns kleinen, fußballbegeisterten Jungen egal, Hauptsache, man konnte ein paar Sekunden lang Pelé spielen sehen.
Ganze Partien, in denen Pelé sein Spiel entfalten konnte, bekamen wir erst bei der WM 1970 zu sehen. Zwar waren auch bei den Weltmeisterschaften 62 und 66 einige Brasilien-Spiele im TV zu sehen gewesen, doch bei beiden war er eine Randerscheinung geblieben, 62 hatte er sich im 2. Spiel verletzt, 66 wurde er rüde zusammengetreten, so dass Brasilien in der Vorrunde ausschied. Wir hatten Pelé also – außer in kurzen Ausschnitten – bis 1970 nicht wirklich spielen sehen. Trotzdem war uns allen klar, dass er der beste Spieler der Welt, vermutlich der beste Spieler aller Zeiten war. Weil wir von seiner Einmaligkeit gelesen hatten.

Bis in die 70er Jahren hinein war Fußball ein Sport, den man vor allem lesend erfuhr. Jede Tageszeitung hatte einen mehrseitigen Sportteil, den wir uns erbettelten, wenn der Vater die Zeitung aufschlug. Und da lasen wir dann aufgeregt von aufregenden Spielen hierzulande und anderswo, von außergewöhnlichen Spielern, Helden und Bösewichten, von gerechten und ungerechten Entscheidungen in letzter Sekunde. All das formte sich in unserer Fantasie zu Bildern, die jederzeit überwältigender waren als das schnöde-wirkliche Schwarzweiß-Geflacker, das damals aus den Fernseh-Kisten kam.

Fußball ist auch deshalb zu einem so immens populären Sport geworden, weil sich über ihn besser schreiben ließ, weil er sich besser beschreiben lässt als jede andere Sportart. Mit jedem Anpfiff liefert der Fußball das Rohmaterial für ein Drama, das dann die Fußballreporter in Worte gossen, die in den Köpfen der Leser zu unvergesslichen Bildern wurden, meist – wie gesagt – gewaltiger als das, was sich wirklich auf dem Platz ereignet hatte. Und Pelé hat damals verlässlich die Vorlagen für unsere Träume gegeben. Neymar hat auf Instagram die passenden Worte gefunden: „Vor Pelé war die 10 einfach nur eine Zahl. Vor Pelé war Fußball nur eine Sportart, er hat daraus Kunst und Unterhaltung gemacht.“ Pelé hat auf dem Rasen die Drehbücher getanzt, aus denen – auf dem Umweg über die Zeitungsseiten – in unseren Köpfen die größten, unfassbarsten Fußballträume geworden sind. Pelé war der größte Spieler aller Zeiten. Kein di Stefano vor ihm, kein Maradona nach ihm hat derart perfekte Vorlagen für unsere Träume gespielt. Auch, weil wir von ihm träumen durften, bevor wir ihn gesehen haben. Und natürlich auch, weil er 1970 – als wir ihn endlich sehen konnten – tatsächlich geliefert hat.

Splitterbrötchen (CMXIX)

Ganz erstaunlich, wie viele Menschen immer wieder auf die Idee „Lass uns ganz früh fahren, da sind die Züge nicht so voll!“ kommen, besonders in Ferienzeiten.

Kommaregeln endlich verständlich:

Heißen die Goldbären in Frankreich L‘or-Bären?

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war das letzte Steak im „Hugo“. Der Ruhestand sei den Inhabern von Herzen gegönnt, aber diese gutbürgerliche Küche in Perfektion werde ich schon sehr vermissen.

Ganz erstaunlich, wie viele Leute den Unfug mit dem „trainierten“ Immunsystem glauben. Aber… vielleicht ist ja doch was dran? Vielleicht kann man ja sein Immunsystem tatsächlich optimal trainieren, indem man sich möglichst oft erkältet… Oh. Moment…

Neuer Beitrag zu meiner gigantisch beliebten Fotoserie „Die geduldigste, beste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“ Heute: ein Porzellanpferd.

Bernhard Hoëcker über Mario Barth:

Ich würde noch einen Schritt weitergehen: Aufs Komiker-Handwerk reduziert, ist Barth absolut herausragend. Sein komisches Timing ist atemberaubend, in dieser Hinsicht ist er vermutlich der beste deutsche Komiker aller Zeiten. Würde er jetzt noch wirklich komisches Material in seinen Shows bringen, müsste er vermutlich dauernd seine Darbietungen unterbrechen, um Sanitätern Gelegenheit zu geben, die Erstickungsopfer aus dem Zuschauerraum zu entfernen. Also bringt er lieber diese unterirdischen Grotten-Nummern, damit sein Publikum gesund bleibt und er pünktlich Feierabend machen kann.

Ach ja, Weihnachten ist ja auch noch.Weiterhin ein Frohes Fest.

Splitterbrötchen (CMXVIII)

Auf fast allen Ebenen der Gesellschaft entscheidet man sich seit geraumer Zeit, wenn eine Entscheidung zwischen „preiswert“ und „gut gemacht“ getroffen werden muss, für die preiswerte Lösung. Der Schaden, der durch diese preiswerten Lösungen angerichtet wurden, beträgt mittlerweile ein Vielfaches von dem, was eingespart wurde.

Sensationeller neuer Beitrag zu meiner ultra-beliebten Fotoserie „Die beste, geduldigste Gemahlin von allen fotografiert Dinge“! Heute: ein Plastik-Weihnachtsmann.

Der zündende Wortwitz der Woche gelang Blake:

Wenn mir bei der Abbestellung eines Newsletters eine Seite wie „Wir vermissen Sie schon jetzt!“ gezeigt wird, dann wird eine Ahnung zur Gewissheit: Die halten mich tatsächlich für komplett bescheuert.

Man kann gegen den Wurst-Uli sagen, was man will, aber seinen Freunden hilft er jederzeit. Als der Schuhbeck-Fonsä wg. Justizirrtum bei den Steuerheinis absagen musste, ist er sofort für ihn eingesprungen.

Auf Facebook wurde ich an eine wundervolle Weisheit Humphrey Bogarts erinnert: „Fran Sinatra stellt sich das Paradies als einen Ort vor, an dem es sehr viele Frauen und keine Zeitungsreproter gibt. Er weiß es nicht, aber für ihn wäre es besser umgekehrt.“

Freitagabend schien das Rennen um den kulinarischen Wochenhöhepunkt gelaufen, als die beste, geduldigste Gemahlin von allen auf einem Kurztrip nach Beelitz im „Due Fratelli“ einkehrten. Wer mich kennt, weiß: Wenn humorbegabte italienische Servicekräfte mit Grandezza Aperitif und eine Tafel mit den Tagesgerichten…

…vor den Chris hinstellen, fühlt er sich wohl. Und wenn dann noch ein perfekt gegrillter Steinbutt mit leicht safranisierter Knoblauchsauce und aromatischen(!) Kartoffeln auf den Teller kommt…

… bin ich begeistert und beginne hektisch nach einem Vorwand zu suchen, möglichst bald wieder nach Beelitz zu fahren. Überraschenderweise wurde der ausgezeichnete Steinbutt am nächsten Tag an Delikatesse noch eingeholt, nämlich als wir – nach dem Einkauf in der Weidelandfarm – im „Landgasthof Rieben“ zu Mittag aßen und ich mir wieder die Spinatknödel bestellte.

Über diese Spinatknödel geht nichts, die sind absolute Weltklasse, wunderbar aromatisch, innen fluffig, außen knusprig ausgebacken, eine Delikatesse von Rang, besser wird man dieses Gericht nirgendwo bekommen. Zwei kulinarische Wochenhöhepunkte also, ich betrachte mich als gesegnet.

Als Tom Kraftwerk ein Ereignis der Zeitgeschichte korrekt einordnete, gelang ihm der Tweet der Woche.

Konventionen sind Gefängnisse.

Was ich vor knapp zehn Jahren vermutet habe, stimmt tatsächlich: Erstaunlich viele Menschen verwechselt altersbedingte Trägheit mit Coolness.

Vor langer, langer Zeit pflegte ich Witze darüber zu machen, wie selbstverliebt die Deutschen in ihren eigenen Perfektionsdrang waren, wie stolz auf die überall reibungslos funktionierenden Abläufe. Heute bedaure ich jeden dieser Scherze zutiefst.

 

Splitterbrötchen (CMXVII)

Wer bereit ist, Mittelmaß zu akzeptieren, wird auch sehr häufig Mittelmaß bekommen.

Das könnte in relativ naher Zukunft zur bevorzugten Freizeitbeschäftigung werden: Mit anderen starrsinnigen Senioren über fehlerhafte Erinnerungen streiten. „Nein, das war doch ganz anders…“

Eigentlich ist es doch schön, wenn jeden Morgen das Licht des Tages aus den profundesten Gedanken der letzten Nacht Banalitäten macht.

Oliver Kahn gestern, während des Telefonats mit Manuel Neuer: „Mensch, wir haben doch noch den Ulreich, und in der Winterpause geht noch mal das Transfer-Fenster auf. Mensch, Manu, offengestanden ist deine Verletzung für uns kein Beinbruch.“

Satiriker, die moralische Instanzen sein wollen, sind keine Satiriker.

Ich bin ganz kurz davor, einen superkomischen Anwaltswitz mit einem Eid-Otter zu erfinden. Das wird der Hammer!

Ist Kokain mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum Schnee von gestern?

Der kulinarische Wochenhöhepunkt war das verlässlich ausgezeichnete Rumpsteak im „Hugo“ an der Bundesallee. In die Steaksauce fiel allerdings ein dicker Wermutstropfen: das Restaurant wird zum Jahresende schließen. Ich weiß momentan nicht, was schlimmer ist: wenn einer meiner Ärzte in den Ruhestand geht oder der Inhaber eines meiner Lieblingsrestaurants. Beides schwer verstörend.

Eigentlich ist es doch ganz einfach:

Mein Warntag-Tagebuch:
10:59: Alles ruhig.
11:00: Ich bin alarmiert.
11:01: Die Frisur sitzt.

 

Splitterbrötchen (CMXVI)

Die Erde kann keine Scheibe sein, sonst hätte Carglass sie schon längst ausgetauscht.

Klarsichtigste WM-Analyse:

Satire, die man erklären muss, ist keine.

Schuld sind die deutschen Störe. Solange die stur auf ihrer Verweigerungshaltung beharren, MÜSSEN wir ja russischen Kaviar essen.

Flick scheint doch nicht der Stratege zu sein, für den ich ihn gehalten habe. Der ultimative „smart move“ wäre doch gewesen, nach der Führung durch Costa Rica erstmal jeden Gewinnversuch einzustellen. Solange die Japaner in Führung lagen, wäre Spanien mit in den Abgrund gerissen worden. Also hätten die Spanier sich reinhängen müssen, und wenn sie dann in Führung gelegen hätten, hätte Flick mit einer Last-Minute-Aufholjagd „all in“ gehen und die Sache klar fahren können.

Definitiver Advents-Tweet:

Kulinarischer Wochenhöhepunkt waren äußerst erfreuliche Spaghetti Aglio e Olio im „Casa Nostra„, in das wir diese Woche tatsächlich zum ersten Mal einkehrten, nachdem wir zehn Jahre lang auf dem Weg zur Schloßstraße daran vorbeigelaufen sind. War wohl ein Fehler.

Der Zustand des Feuilletons wird immer bedenklicher, man sieht es an der diese Woche erneuerten Liste der besten Filme aller Zeiten von „Sight and Sounds“. Einen nur einer kleinen Gruppe von Cineasten bekannten Film zum „besten Film aller Zeiten“ zu küren, ist kein politisches Signal (als solches war es wohl intendiert), sondern ein deutliches Zeichen an das Publikum der abstimmenden Kritiker: Ihr seid uns scheißegal, unsere Befindlichkeit und unser Standing in der Peer-Group ist uns wichtiger als unsere Leser. Die Folgen einer solchen Haltung sind bereits sichtbar: selbst treue Leser des Feuilletons wenden sich ab. Der Tagesspiegel hat beim Relaunch die einstmals vielbeachtete „Medien“-Seite gestrichen. Sowas kommt von sowas.

Jedes Land hat die Nationalmannschaft, die es verdient.

Splitterbrötchen (CMXV)

Wenn etwas außerhalb von Twitter kein Skandal ist, dann ist es kein Skandal.

Wenn man von jemandem als „außergewöhnlich kreativ“ bezeichnet wird, ist Vorsicht angebracht. Meistens ist „außergewöhnlich kreativ“ nur eine Umschreibung für „Ich versteh überhaupt nicht, was der Typ macht und find das auch ziemlich doof, aber ich will mal lieber höflich sein.“

Perlen der Dialogkunst: „‚Romeo und Julia‘ ist keine Romanze. Das sind nur zwei dumme Kinder, die am Ende draufgehen.“ (Godfather of Harlem1)

Die Schändlichkeit perfekt analysiert:

Wobei ich selber über mein Desinteresse an diesem Turnier vehement staune.

Was nicht jeder weiß: Man ist nicht auf der Welt, um recht zu haben.

Kulinarischer Wochenhöhepunkt war eine mit Schafskäse gefüllte Pljeskavica mit delikat-deftigen Bohnen im „Kadena„, das uns in beängstigender Geschwindigkeit ans Herz wächst.

Perlen der Dialogkunst: „Sie wissen ja: Das Rad dreht sich noch, aber der Hamster ist tot.“ (Best Exotic Marigold Hotel)

Zum ersten Mal seit Monaten wieder ein Escape Game gespielt, ein grandioser Spaß, den wir uns hoffentlich in naher Zukunft öfter gönnen werden. „Das Geisterschiff“ kann ich sehr empfehlen: clever und fair konstruierte Rätsel, sehr atmosphärische Kulisse.

Beinahe wurde das Escape Game noch von einer Trouvaille der Berliner Café-Kultur getoppt, als wir anschließend in „Ralf’s Tortenatelier“ entspannten: Klassische Konditorei, die eher in die Richtung von „Mutterns Kuchen“ geht, keine Designer-Törtchen sondern bodenständiger Birnenkuchen, sehr guter Espresso und – vor allen Dingen – ein gesprächs- und blödelbereiter Inhaber, das machte fast so viel Spaß wie das Escape-Game. Schade, dass die Verkehrsanbindung zwischen Friedenau und Schnöselauer Berg suboptimale 60 Minuten Fahrzeit vorsieht, sonst würde ich mich dort täglich einfinden. Trotz des Apostrophs.

Den Gipfel der Schmerzfreiheit erreichte ich, als ich diese Woche auf Facebook dem Drehbuchautor von „Das Wunder von Bern“ den emotionalen Gehalt von Fußballweltmeisterschaften erklärte.

Letztlich sind Infantino und diese Scheichs doch arme Würstchen. Ich meine, hätte Al Capone wegen ein paar bunter Armbinden so einen Aufriss gemacht?