Der Schalk in Effjott

Wenn man etwas über einen längeren Zeitraum hinweg tut, dann fragt man sich früher oder später: „Warum mach ich das eigentlich?“ Ich zum Beispiel schreib seit bald zwei Jahren gelegentlich über das, was ihnen so einfällt durch Unachtsamkeit aus dem Hirnkastl herausfällt, und da fragen früher oder später nicht nur die Freunde, da fragt man sich selbst: „Warum les ich jeden Tag den Quatsch, den der Effjott schreibt?“ Nach sekundenkurzem Nachdenken kann ich die einleuchtende Antwort „Es ist die Freude an der reinen Idiotie gepaart mit der Bewunderung für den mit Könnerschaft herbeigeführten Sprachunfall.“ geben. Wer anders als Sie, chér Effjott, käme z.B. auf den Gedanken, das komplexe Verhältnis zwischen Wolfgang Clement und der nordrheinwestfälischen SPD so auf den Punkt zu bringen:

Er soll seine eigenen Kleider auffressen, mit offenem Mund „Hilfe“ schreien. Das also hat die NRW-SPD für Wolfgang Clement beschlossen.

Wenn ich mit geschlossenem Mund „Bravo!“ schreien könnte, würde ich es jetzt tun, aber da ich das nicht kann, öffne ich ihn zu diesem Behufe (wie Sie es für Wolfgang Clement beschlossen haben) und applaudiere Ihnen mit ganzer Stimme. Und das Tolle an Ihnen und Ihren Kolumnen ist ja, dass Sie das gar nicht Ernst meinen. Sie schreiben diesen Quatsch hin und lachen selber am lautesten über den Unfug, den Sie gerade verzapft haben, wie zum Beispiel über diese bezaubernde Miniatur über die Essgewohnheiten von Sozialdemokraten:

Ich würde ihm meine Tür öffnen. Ich würde dem hungernden Clement Buletten, Fleischwurst, Bier und alles geben, was ein SPDler gerne isst.

Gottseidank, dass Sie das nicht Ernst meinen, Effjott. Oder? Effjott? Effjohott?

[tags]Effjott, Wagner, Pubertätsgefängnis, Irrenschreiber, Gehirnmißbrauch, Flashback, Ungeheuer![/tags]

Wurstmütze

Hallo,
webmaster@schottenwelt.de!

Am 30.07.08 um 15:34 Uhr schriebst du:

Hallo Chris Kurbjuhn, hole Dir jetzt Dein exklusives gratis Kondom ab! Jedoch nicht irgendein Kondom, sondern die Original „Wurstmütze“. Diese ist nicht im Handel erhältlich!

Ich bedanke mich ganz herzlich für diese unerwartete Großzügigkeit. Ich möchte wirklich nicht undankbar sein, ich kenne das Sprichwort „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“, aber was, wenn der Gaul aus Holz ist? Man liest ja so allerlei von Trojanern und Email…
Deshalb gestatten Sie mir eine Nachfrage: Warum ist dieses mir von Ihnen so warm ans Herz gelegte Exklusiv-Kondom namens „Wurstmütze“ nicht im Handel erhältlich? Wollen Sie etwa vor der Markteinführung noch diverse Tests (am Ende gar bezüglich Sicherheit, Kurvenstabilität und Aquaplaning-Gefahr?) durchführen, um sicher zu gehen, dass bei der Benutzung Ihres Kondoms niemand zu Schaden kommt? Soll ich als ahnungsloser Beta-Tester fungieren, der bei Gebrauch der Wurstmütze möglicherweise Leib und Leben riskiert?
Oder ist am Ende gar keine Markteinführung ihres Super-Produkts geplant? Ist das eine dieser verdeckten PR-Kampagnen, bei der das ursprünglich beworbene Produkt (hier: Ihre Exklusiv-Lümmeltüte) nur als Lockvogel für ein anderes PR-Ziel (z. B. die Sicherheitspolitik der Großen Koalition) dient, also mal Klartext: Werde ich durch den Gebrauch der Wurstmütze plötzlich zum Parteigänger von Angela Merkel und Wolfgang Schäuble?
Schließlich: Verbirgt sich dahinter am Ende eins von diesen unseriösen Folge-Geschäften? Schließe ich am Ende ein kostenpflichtiges Abonnement ab, wenn ich die scheinbar kostenlose Wurstmütze abrufe? Schicken Sie mir dann 24 Monate lang je 1 Kondom, was ich mit monatlich 24,95 (zuzüglich weiterer eventuell anfallender Verbindungs- und Downloadkosten) bezahlen muss?
Sie werden verstehen, dass ich vor Beantwortung dieser Fragen die mir zugedachte Wurstmütze weder abrufen noch aufsetzen werde.
Tschö Der Chris

P.S.: Nuja, offensichtlich ist es tatsächlich ein Abo. Erstaunlich.

[tags]Spam, Gehirnmissbrauch, Dummenfang, Idiotenfalle, Wurstmütze, Ungeheuer![/tags]

Kurz vor Olympia: Effjott im Olymp

Das gelingt nur den größten unter den großen Autoren Schriftstellern Welt-Dichtern: Sätze schreiben, an denen sie sofort erkannt werden. Ein paar Worte nur, scheinbar achtlos dahin geworfen, und schon ruft der Leser unwillkürlich „Das ist doch Hemingway! Thomas Mann! Dylan Thomas!“
Seit heute, lieber Effjott, gehören Sie endgültig zu diesen Unsterblichen, mit 12 Wörtern Kleinodien, aufgereiht wie Perlen an einer Schnur der Sinnlosigkeit, unbeeinträchtigt von Grammatik und Einsicht, poetisch für sich selber stehend, lediglich auf sich selbst und ihren Autor verweisend:

Von Lungenkrebs zerfressene Männer sagten mir, dass die Eckkneipe ihr Schönstes war.

Nobody does it better.

[tags]Effjott, Wagner, Gehirnmissbrauch, Denkschwurbel, Sprachterrorismus, Ungeheuer![/tags]

Sorgsam abgewogen: Darf’s noch ein Paragraph mehr sein?

Mensch, Frau Lompscher von der Linkspartei,

ich habe ja schon immer geahnt, dass Mitglieder der Linken strunzdumm sind mit dem Konzept „Verfassung“ nicht allzuviel anfangen können eine ganz eigene Art von Umgang mit dem Grundgesetz pflegen. Da finde ich das total super, dass Sie mich heute im Tagesspiegel bestätigen:

Für Senatorin Katrin Lompscher (Linke) gilt Gesundheitsschutz aber auch in Einraumkneipen. Sie hält das Nichtraucherschutzgesetz für „verfassungsgemäß, weil wir Gesundheitsschutz und Freiheitsrechte des Einzelnen sorgsam gegeneinander abgewogen haben“, sagte sie kürzlich dem Tagesspiegel.

Soso, ein Gesetz ist verfassungsgemäß, wenn Sie und einige Ihrer Kollegen („wir“) stirnrunzelnd über das Für und Wider desselben nachgedacht haben. Na super, aber ich fürchte, so ganz klar wird das einem einfachen Erdenmenschen wie mir noch nicht. Wer verbirgt sich eigentlich hinter diesem „wir“? Können nur Mitglieder der Linkspartei die Verfassungsmäßigkeit eines Gesetzes abwägen, oder gilt das für alle Mitglieder des Berliner Senats? Wird einem diese geheimnisvolle Fähigkeit zur professionellen politischen Abwägungals Talent in die Wiege gelegt, muss man die in einer Fortbildung („Verfassungskonformes Handeln für geistig permanent herausgeforderte Opportunisten“) mühsam erwerben, oder erhält man bei Eintritt in Ihre Partei oder in den Berliner Senat ein praktisches Handbuch, was die Basics der o.g. Fertigkeit erklärt?
Schließlich: Wie wollen Sie die Verfassungsfeinde loswerden, die ganz offensichtlich im Bundesverfassungsgericht sitzen? Denn das ist ja klar, dass das grundgesetzfeindliche Anarchisten sein müssen, die Ihr sorgfältig bis aufs hundertstel Gramm abgewogenes Gesetz gekippt haben. Und wie sieht die Zukunft des Verfassungsgerichts aus? Wie wollen Sie sicherstellen, dass ab sofort nur hundertprozentig sauber geeichte Verfassungsrichter ernannt werden, die mindestens genauso gut wägen können wie Sie? Oder – kühner Gedanke – brauchen wir überhaupt noch ein Verfassungsgericht in Karlsruhe (noch kühner: brauchen wir überhaupt noch Karlsruhe?), wo wir doch Politiker wie Sie haben?

Tschö der Chris

[tags]Lompscher, Linkspartei, dumm dass es brummt, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

50plus total gut drauf

Mensch, Frank Reinhardt vom Varieté Wintergarten,

da haben Sie den Leuten vom Tagesspiegel ja intime Kenntnisse über Strukturen und Befindlichkeiten Ihres Publikums anvertraut:

Die hat sein alter Partner Frank Reinhardt nur begrenzt. Er träumt von einem Publikum mit einem Durchschnittsalter ab 30 Jahren. Shows wie „Hotel California“, die Varieté-Klassiker wie Jonglage oder Handstandakrobatik poppig verpacken, sollen es anlocken. „Inzwischen kann man ja jedem 50-jährigen Breakdance zeigen.“

Find ich super, dass Sie wissen, dass wir 50jährigen so cool drauf sind, dass wir uns sogar einen Breakdance reinziehen, ohne sofort nach dem Notarzt zu rufen. Bloß: Woran liegt’s? Warum mögen wir Breakdance? Sind wir so senil und gehirnalbern, dass wir uns alles gefallen lassen? Oder sind wir so gut drauf, weil wir unseren Enkelkindern das Ecstasy und den Red Bull stibitzt haben?
Oder könnte es sein, dass wir gerade mal Teenager waren, als der Breakdance erfunden wurde, und wir uns über eine Breakdance-Show mittlerweile so freuen wie seinerzeit unsere Eltern, wenn es einen ollen Rühmann-Film gab?

Tschö. Der Chris

[tags]Wintergarten, Varieté, Rechenschwäche, Gehirnhornhaut, Ungeheuer![/tags]

Bondovic

Was muss ich da von den neuesten Plänen der kroatischen Schlapphüte lesen?

Der kroatische Geheimdienst SOA leidet offenbar unter Nachwuchs-Problemen. Seit Anfang der Woche sucht er per Internet neue Agenten. Innerhalb von zwölf Stunden klickten knapp 11.800 Besucher die Seite „Job in SOA“ an und mehr als 7.000 Interessenten luden sich den Fragebogen für potenzielle Agenten herunter, wie der Geheimdienst am Mittwoch in Zagreb bekanntgab.

Faszinierende Perspektiven.
„Mein Name ist Bondovic. Ljubomir Bondovic.“
„Einen Slivowitz, geschüttelt, nicht gerührt.“
„Mademoiselle und ich trinken einen Kadarka zu unserer Potpourri-Platte.“
[tags]Kroatien, Geheimdienst, Internet, gehirnalbern, Ungeheuer![/tags]

Die Maßnahme

Mensch, Herr Weber vom DHL-Kundenservice,

das hab ich wirklich nicht gewollt. Ich hab doch nur angerufen, weil ich keine Benachrichtigungskarte bekommen hatte, obwohl das Paket für mich schon auf der Post lag. Ich wollte wirklich nur wissen, ob ich ohne diese Karte auch an das Paket komme, mehr war nicht. Und jetzt krieg ich diesen Brief von Ihnen, und als ich

Wir haben die relevanten Organisationseinheiten involviert; hier wurden entsprechende Maßnahmen ergriffen…

lese, hab ich mich furchtbar erschrocken. Das hab ich nicht gewollt. Ich wollte nicht, das irgendjemand involviert wird, schon gar keine relevante Organisationseinheit. Und die entsprechenden Maßnahmen, die Sie ergriffen habe…
Herr Weber, ich werde heute Nacht nicht schlafen können. Vor meinem geistigen Auge werden Sie und ein DHL-Mitarbeiter stehen, der hektisch an seiner letzten Zigarette zieht, bevor Sie ihm die Augen verbinden und mit versteinertem Gesicht zur Seite treten. Trommelwirbel setzt ein und Sie befehlen seine Exekution durch eine involvierte Organisationseinheit.
Herr Weber! Bitte, sagen Sie, dass es nicht so eine Maßnahme war! Es ist doch alles gut gegangen. Ich hab mein Paket auch ohne die Karte bekommen, die dann einen Tag später im Briefkasten lag. Herr Weber! Es muss doch einen anderen Weg geben…

Tschö
Der Chris
[tags]DHL, Service, Blähdeutsch, Ungeheuer![/tags]

Herbert The Pianoman

Soeben hat mich der wie immer außergewöhnlich kundige ARD-Mann Tom Bartels darüber informiert, dass unser Schiedsrichter-As Herbert Fandel auf dem achtzigsten Geburtstag von Fritz Walter Klavier gespielt haben soll.
Fantastisch. Die Szene stand sofort vor meinem geistigen Auge. Fandel, im etwas eng gewordenen Konfirmanden-Anzug klingelt – mit der Notenmappe unter Arm – vor Walters Haus, der treue Horst Eckel öffnet. Übereifrig will Fandel ins Wohnzimmer eilen, doch souverän steuert der alte Fahrensmann Eckel den Nachwuchs-Liberace auf die Terrasse, wo das Pianoforte steht. Bange Stunden des Wartens beginnen, bis… endlich, endlich… sich der Himmel zuzieht, dunkle Wolken aufziehen, und die ersten Tropfen zu fallen beginnen. DFB-Chef Mayer-Dornfelder nimmt einen letzten Schluck aus der Steinhägerpulle, dann raunt er dem greisen Walter „Fritz, dein Wetter!“ zu, und auf Eckels Zeichen beginnt der mittlerweile im strömenden Regen pianierende Fandel, Händels „Wassermusik“ zu intonieren…
Ich wäre so gern dabei gewesen.

[tags]Fandel, Piano, Fritz-Walter-Wetter, Ungeheuer![/tags]