Splitterbrötchen (CCXLV)

Seit ich einen „unplattbaren“ Reifen auf meinem Fahrrad hab, hatte ich schon zwei Platten. Langsam nehm ich’s persönlich.

Vor ein paar Wochen hatte ich eine Piratenflagge in der Küche aufgehängt, ein Erinnerungsstück an ein paar wunderschöne Kabinenkreuzer-Fahrten auf Irlands Kanälen. Diese Woche habe ich die Fahne zähneknirschend wieder abgenommen, weil die meisten Gäste, die sie sahen, nicht davon abzubringen waren, dass ich mit der Piratenpartei sympathisiere. Ausgerechnet ich und die Piraten. Unerträglich.

Dem Vernehmen nach soll Bond in seinem nächsten Film („Skyfall“) zur Bierflasche greifen. It’s the end of the world as we know it.

Apropos Bond: der erste bleibt der bei weitem beste Post-Fleming-Bond: „Colonel Sun“ von Kingsley Amis.

Unter den Leserbriefschreibern und Internet-Kommentierern herrscht in Punkto Kultur Einigkeit: Was ich nicht verstehe, darf vom Staat nicht finanziert oder subventioniert werden. Wir können nur hoffen, dass diese Gestalten die Wissenschaften nicht entdecken.

Splitterbrötchen (CCXLIV)

Ich habe mich bisher für einen durchaus hartgesottenen Thriller-Leser gehalten, den nichts so schnell umhaut. Als ich jedoch am Schluss von „Die Larve“ angelangt war, und lesen musste, was Jø Nesbø diesmal dem armen Harry Hole antut, musste ich doch ein paar mal schlucken. Was für ein grandioses Roman-Ende, aber wirklich nix für zartbesaitete Naturen.

Von neun Projekten scheitern zehn.

Den Ehrenpreis für den Kalauer zündenden Wortwitz der Woche verleihe ich schamlos mir selbst. Weil ich mich nach dem pfeilschnellen Nennen von 10 Synonymen für das Wort „Empfang“ gedankenschnell und höchst humorvoll als „Thesaurus Rex“ bezeichnet habe.

Erstaunen darüber, dass der wegen seiner frühen Lincoln-Rhyme-Romane von mir höchst geschätzte Jeffery Deaver dermaßen krachend an einem James-Bond-Roman („Carte Blanche“) scheitert. Das Buch ist ja gelegentlich nicht unspannend, hat aber mit einem Bond-Roman soviel zu tun wie Pfarrer Fliege mit Rocco Siffredi. Und im technischen Vergleich (Timing! Dreidimensionalität der Orte!) erkennt man, wie gut Ian Fleming war und immer noch ist. Ich kenne keinen besseren.

Fa. Vodafone scheint ihre Kunden als Beute zu betrachten, für die man jede Menge Fallen aufstellen muss, um sie zur Strecke zu bringen.

Den Dialog der Woche entnahm ich dem dankenswerterweise von Tele5 ausgestrahlten Trash-Meisterwerk „Hebt die Titanic!“ von 1980: „Ich habe mir überlegt, dass ich die Sache dadurch beschleunige, dass ich alle wichtigen Daten in meinen Computer eingebe.“ – „Ach, das klingt ja interessant!“

Splitterbrötchen (CCXLIII)

Diese Woche markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Literatur-Rezeption. Das oft gehörte Statement, Lyrik sei out und kein Mensch würde mehr Gedichte lesen, ist endgültig als Ammenmärchen entlarvt worden.

Und das nächste Ammenmärchen: das eingestanzte „Edelstahl rostfrei“ in unserem vor ca. 15 Jahren bei einem Kaffeeröster erstandenen Spargeltopf. Der Induktionsherd mag ihn nicht erhitzen. Ist wohl doch kein Edelstahl.

Bei „Falsch-Etikettierung“ sind wir dann auch schon bei der gegenwärtigen Urheberrechtsdebatte. Die ist gar keine, hier wird nicht über das Urheberrecht debattiert (was auch nicht notwendig ist, das bestehende Urheberrecht funktioniert auch in Internet-Zeiten ganz ausgezeichnet), sondern über das Verwertungsrecht bzw. die Geschäftsmodelle der Verwertungsindustrie. Und darüber muss man nicht debattieren. Was mit Leuten geschieht, die in Zeiten des Umbruchs am Status Quo festhalten wollen, zeigt die Geschichte (Ha! Super-elegant ausgeleiertes Gorbatschow-Zitat vermieden!).

Heute vor zehn Jahren hab ich die letzte Zigarette ausgemacht.

Für das Lern-Erlebnis der Woche danke ich Fa. amazon. Aus einer ihrer Buch-Anpreisungen habe ich erst erfahren, dass es ihn gibt, diesen „heutigen hochkompetitiven Post-Crash-Bewerbermarkt“.

Und dann kommen wir zum Ausgangspunkt zurück und fragen: Ist das wirklich ein Gedicht, was Grass da geschrieben hat? Die Antwort finden wir im Zitat der Woche, für das wir Sibylle Lewitscharoff zu danken haben, die der FAZ sagte:  „Wenn der Grass-Text ein Gedicht sein soll, dann habe ich gerade nach Verzehr einer Forelle mit Hilfe von zwei, drei melodischen Fürzen eine neue Matthäus-Passion komponiert.“

Frohe Ostern!

 

Splitterbrötchen (CCXLII)

Dem Untergang geweiht: das schöne Wort „Kneisteisen“ (für Brille oder Fernglas) wird von Fa. Google nur noch 504mal gefunden.

Wunderbar berlinische Fehlleistung, an der Supermarktkasse gehört: „Jetzt haben Sie mich ganz aus dem Konzert gebracht.“

Mir ist unbegreiflich, dass Fußballspieler ständig ans Aussennetz schießen. „Innennetz, Innennetz, Innenetz“, predigt doch jeder Trainer, der sein Geld halbwegs wert ist.

Und soeben erfahre ich, dass Bettina und Christian Wulff an Erinnerungsbänden über ihre Zeiten im Schloss Bellevue schreiben. Erste Empörung über erneute „Abzockversuche“ brechen sich in den sozialen Netzwerken Bahn. Ich rate  zur Mäßigung. Vermutlich haben gute Freunde des Ehepaars die Memoiren in Auftrag gegeben und mal wieder vergessen, die Wulffs darüber zu informieren.

Splitterbrötchen (CCXLI)

Der Induktionsherd und ich rücken immer näher zusammen. Sympathisch, dass er viel leichter zu reinigen ist als der Gasherd. Saulus, Paulus, Schmaulus.

Den Schock der Woche erlitt ich bereits am vorigen Sonntag, direkt nach der Veröffentlichung der letzten Splitterbrötchen. Da sah ich Ingo Lenßen im Sport1-Doppelpass sitzen. Was machte Ingo in dieser Sendung? Hat er undercover ermittelt?

Gedanke beim Betrachten eines Schildes mit der Aufschrift „Reifenfachhandel“: Ist der Handel mit Reifenfächern wirklich so rentabel?

Der größte Luxus, den ein Mensch sich leisten kann, ist Eitelkeit. Die kann wirklich sehr teuer werden.

Ein dringender Rat an Fa. Google: Weiter an der Kernkompetenz arbeiten! Der erste Treffer einer Suche nach „Künstlerlokal Berlin“ liegt in Düsseldorf.

Es war zwar ein trauriger Anlass, aber da saß diese Woche plötzlich die ganze Tennis-Jugendmannschaft aus ’72 gemeinsam am Tisch. Und fast alle sind noch aktiv. Tennis lässt einen ein Leben lang nicht los.

 

Splitterbrötchen (CCXL)

Schluss mit dem Gejammer wg. Induktion. Habe diese Woche einige ausgiebige Koch-Sessions eingelegt und komme mittlerweile sehr gut klar. Die Unterschiede zu Gas beschränken sich auf die etwas längere Ankochzeit und die Abwesenheit der offenen Flamme. Die Reaktionsgeschwindigkeit und Präzision bei Temperaturänderungen ist beinahe identisch. Und darauf kommt’s ja an.

Wenn Fleisch von der Lammkeule übrig geblieben ist: Champignons anbraten, Frühlingszwiebeln in 1-cm-Stücken dazu, mit Wein und Fond /egal welchen) ablöschen, kurz einreduzieren, kleingeschnittenes Fleisch dazu, heiß werden lassen und mit einem Schuss Sahne und einem Gläschen Kapern vollenden. Geht rasend schnell und kommt gut.

Das Fleisch blieb übrigens von einer 8-Stunden-Keule übrig. Das Problem bei dieser Zubereitung sind immer die letzten drei Stunden: wie hält man diesen betörenden Duft aus, ohne sich vorzeitig an der Keule zu vergehen?

Die Aktion der Woche gelang mir, als ich ein Telefon über meine Teetasse hielt und versuchte, ihm durch mehrfaches Drücken der Hörertaste ein paar Süßstoff-Klötzchen zu entlocken.

Ärgerlich mal wieder bild.de: Wie kann man eine Klickstrecke der „zehn versoffensten Schriftsteller aller Zeiten“ basteln und Malcolm Lowry, F. Scott Fitzgerald sowie – vor allen Dingen – Dylan Thomas (dessen letzte Worte „I just had 19 shots of whiskey, I think that’s a record.“ waren) weglassen?

 

Splitterbrötchen (CCXXXIX)

Ein Umzug endet nicht. Man hört einfach irgendwann resigniert auf, auszupacken.

So etwas wie Menschenkenntnis existiert nicht. Die einzige Konstante ist grenzenloses Erstaunen, das manchmal sehr weh tut.

Kleiner Tipp für alle, die einen Umzug bewältigen müssen: immer ein sog. Multi-Tool (ausklappbare Zange inkl. Zusatz-Werkzeuge in den Griffen) in der Tasche oder am Gürtel haben. Es ersetzt kein richtiges Werkzeug, aber man hat immer was zu Kneifen, Schrauben oder Sonstwassen zur Hand.

Wenn mir jemand die Motive von Ex-Präsi Wulff erklären könnte, wäre ich sehr dankbar. Wie sich ein halbwegs intelligenter Mensch einen derartigen Spießrutenlauf wie diesen Zapfenstreich antun kann, ist mir ein komplettes Rätsel. Ist dem Mann wirklich das Gefühl für seine Außenwirkung komplett abhanden gekommen? Er muss es ja mal gehabt haben, sonst hätte er es in der Politik nicht so weit gebracht.

 

 

 

 

Splitterbrötchen (CCXXXVIII)

Friede-Now!

Die ständig wiederholte Antwort einer Kabel-Deutschland-Hotlinerin: „Ich würde das ja gerne veranlassen, aber ich komme nicht ins System.“ ließ mich die immer noch andauernde Aktualität Kafkas bewundern.

Michael Spreng weist daraufhin:  Gustav Heinemann hat, als seine Präsidentschaft endete, auf den Großen Zapfenstreich verzichtet und stattdessen eine Dampferfahrt auf dem Rhein gemacht. Was hatten wir damals für einen wundervollen Präsidenten!

Wo wir bei Gustav Heinemann sind, kann ich auch gleich mein Lieblingszitat von ihm anbringen: „Ich liebe nicht mein Vaterland, ich liebe meine Frau.“

Die neue Wohnung ist kulinarisch gesegnet: In unmittelbarer Nähe ein gehobener Gutbürgerlicher, ein sportiver Grieche, ein ebenfalls sportiver Australier mit Klasse-Wein, eine familiäre Trattoria, ein Italo-Jugo (Steinofen-Pizza und Potpourri-Platte!) und ein ganz bonfortionöser Riesen-Reichelt-Supermarkt. Und zwei Wochenmärkte in fußläufiger Entfernung, wo ich von Mittwoch bis Sonnabend einkaufen kann. Ich könnte zufriedener nicht sein.

Ich habe Romina Pawlicki in GooglePlus geblockt, mehrfach dem Google-Support als Spammerin gemeldet, und ihre Hinweise auf mich nicht die Bohne interessierende ebay-Auktionen mehrfach dem Spam-Filter mitgeteilt: trotzdem taucht die Dame immer wieder in meinem Posteingang (mit GooglePlus-Absender) auf. Ist das die offizielle Google-Spammerin oder was?

 

Splitterbrötchen (CCXXXVII)

Die letzten Splitterbrötchen aus der Großbeerenstraße.

Im Tagesspiegel von heute steht ein recht lesenswertes Interview mit Peter Kraus. Er lässt den arroganten alten Sack raushängen. Scheint ein ganz netter Kerl zu sein.

Und ebenfalls im Tagesspiegel fand sich das Zitat der Woche. Steve McQueen zu einem Polizisten, der ihn wegen Alkohol am Steuer festnahm: „Hallo, ich bin Steve McQueen, und ich verbringe eine tolle Zeit in Ihrer wertlosen kleinen Stadt.“

Freudiger Moment beim Einpacken: die verloren geglaubten Schindelschwinger-Comics wiedergefunden. Gut gealtert, nach wie vor gran-di-oses Zeugs.

Solange man Dreck nicht scheut, nicht in Panik gerät und über eine gewisse Leidensfähgikeit verfügt, macht ein Umzug richtig Spaß.

Beim Einpacken kommt es auf das richtige Knowhow an. Z. B. gehen Sektgläser nicht kaputt, wenn man sie ausschließlich in Zeitungspapier einwickelt, das dem Wirtschaftsteil entnommen wurde.

Die nächsten Splitterbrötchen werden aus Friedenau geliefert.

 

Splitterbrötchen (CCXXXVI)

Der ideale Bundespräsident wäre ein nicht dogmatisch denkender Mensch, der sich unerschrocken in alle möglichen Dinge einmischt, sich nicht scheut, neben Erhellendem auch mal was Törichtes zu sagen und der Integration eher lebt als davon redet. Ja, doch. Joschka Fischer wäre ein idealer Bundespräsident. Aber er will ja nicht.

Noch acht Tage bis zum Umzug. Die neue Adresse (Beckerstr. 10) ist jetzt schon ganz fantastisch. Sie ermöglicht mir, Dinge wie „Beckerstraße. Mit E. Wie Boris.“ zu sagen.

Wunderbares Zitat aus „Cincinnati Kid und der Poker-König“: „Was du bezahlt hast, war der Zuschauerpreis. Unterricht kostet extra.“

Ich hätte schwören können, dass die Stimme, die „Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld, unsere Beraterplätze sind immer noch besetzt.“ sagt, NICHT vom Band gekommen ist.

Und dann hat Sender Vox noch eine Doku über die „wahre Geschichte der Spione“ angekündigt. Ich weiß nicht, was sie gezeigt haben, aber die wahre Geschichte war es sicherlich nicht. Die ist doch geheim.