Mensch, Fernseh-Kurti von den Sozis…

ich bin ja total beeindruckt, mit welcher Sensibilität Sie auf mögliche Befindlichkeiten anderer Nationen reagieren. Gerade heute erst haben Sie dem Intendanten des SWR geraten,  den Tatort am kommenden Sonntag aus dem Programm zu nehmen, weil in dem Film Dinge wie arrangierte Ehen, Ehrenmorde und das ganze Pipapo vorkommen, und die könnten unseren türkischen Freunden ein bißchen sauer aufstoßen. Deshalb wird auf gut pfälzisch auf die Freiheit der Kunst geschissen und Rücksicht geübt, um nur ja niemand zu vergrätzen.
Super Sache, Herr Beck! Bloß: das ist ja wohl erst die halbe Strecke. Am Sonntag macht im ZDF das „Traumschiff“ halt, nachdem es am Kilimandscharo vor Anker gegangen ist. Am Kilimandscharo! Das geht ja nun gar nicht. Am Kilimandscharo ist gerade Africa Cup, die Bafana Bafana ist ausgeschieden, und wir haben mit dem üblichen Dusel den Ösi zerniert. So dicke dürfen wir unsere Überlegenheit nicht raushängen lassen. Also ab zu Herrn Schächter, er soll die Traumschiff-Folge einmotten und irgendeine möglichst unverfängliche Pilcher-Schmonzette senden.
Aber es kommt ja noch schöner. Kabel1 sendet am Sonntag zum neundundummzichsten Mal „Big Trouble in Little China“. Sie dürfen diesem dahergelaufenen Nischensender nicht gestatten, das wirtschaftliche Binnenklima zwischen China und Deutschland durch diesen Krachbummfilm zu beeinträchtigen, in dem wieder und wieder die Schlitzis die Bösen sind. Kabel1 soll Bud Spencer und Terence Hill senden, von denen wissen noch nicht mal die Italiener, dass das Italiener sind,und werden sich hoffentlich nicht beschweren.
Das Schlimmste hab ich mir für den Schluss aufgehoben. Beck, Mann Gottes (Nein, Beckmann, Sie nicht!) suchen Sie um Himmelswillen sofort den Herrn de Posch von Sat1 auf. Der will am Sonntag um 19 Uhr 15 zwei Folgen von „Maddin in Love“ hintereinander senden. Eine ganze Stunde lang Maddin. Andere Nationen, die mit Humor und Geschmack gesegnet sind, könnten das als Vorbereitung eines Angriffskrieges empfinden. Das müssen Sie verhindern!
Tschö.
Der Chris
[tags]Beck, SPD, Tatort, Gehirnmißbrauch, Ungeheuer![/tags]

Bei Anne Will: Der wilde Keiser

Mönsch, Herr Keiser vom Nichtraucherverband Wiesbaden,

jetzt muss ich mich schon wieder an Sie wenden. Seit ich Sie vorgestern bei „Anne Will“ gesehen habe, bin ich noch begeisterter von Ihnen als vorher. Sie sind ja nicht nur ein äußerst versierter Nichtraucher, Sie sind ja obendrein noch Experte für alles, u. a. Ernährungsberatung, persönliche Freiheit und Meinungsäußerung. Insbesondere dieser kleine, feine Dialog, in dem Sie dem Kubicki von der FDP, der doch glatt Eltern entscheiden lassen will, was Ihre Kinder zu Essen bekommen, mal so richtig gesagt haben, wo’s lang geht.


Wolfgang Kubicki:
Ich möchte, dass die Eltern das entscheiden, aber nicht Sie. Oder andere Leute.


Horst Keiser:
Herr Kubicki, Sie wollen immer die Selbstentscheidung, aber das funktioniert doch nicht. Das funktioniert einfach nicht. Kommen Sie da doch endlich mal runter.

Super, Herr Keiser. Das ist doch endlich mal ein Standpunkt, mit dem jeder etwas anfangen kann. Was nicht funktioniert, wird einfach nicht mehr gemacht. Und damit, dass Menschen frei entscheiden können, was Sie tun oder lassen wollen, fangen wir gleich an. Das hat ja noch nie funktioniert, ganz besonders in diesem Land nicht.
Diese dämliche Entscheidungs- und Meinungsfreiheit wird einmal noch unser Untergang. Hier kann jeder dahergehen und einen vollkommen sinnfreien Verein wie die Nichtraucher-Initiative Wiesbaden gründen und anderen mit seinem Rumtrompeten gewaltig auf den Zeiger gehen. Das führt zu nichts, damit werden die gesellschaftlichen Zustände nicht verändert, das nervt nur ganz gewaltig. Also, Herr Keiser, kommen Sie da endlich mal runter. Machen Sie Ihren Laden und Ihre Klappe dicht. Beides funktioniert nun gar nicht.
Tschö.
Der Chris

[tags]Keiser, Nichtraucher, Bevormundung, Dummschwatz, Ungeheuer![/tags]

Kontrolle? Find ich gut!

Mensch, Maren Peters vom Tagesspiegel,

ich bin richtiggehend begeistert, dass Sie dem vordergründig-liberalen Wolfsgeheul Ihres Berufskollegen-Rudels einen besonnenen Standpunkt voller Klarheit entgegensetzen. Wo schwermütige Berufs-Intellektuelle Ihre Zeit mit Zaudern und dem sinnfreien beschwören individueller Freiheiten vertun, preschen Sie mutig voran, weil Sie erkannt haben, dass eine starke Gemeinschaft, die von verantwortungsbewussten Politikern repräsentiert wird, besser für das das Wohl des einzelnen sorgen kann, als er selbst, wie sie heute schreiben:

Mehr als die Hälfte [der Deutschen] ist zu dick, wie eine Studie zeigt, die Seehofer gestern Karotten kauend vorgestellt hat. Nun könnte man natürlich sagen, na und, sind sie halt dick, Essen ist Privatsache, da muss sich der Staat nicht auch noch einmischen. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn Übergewicht macht krank. Dicke leiden eher unter Herz-Kreislauf-Problemen und Diabetes. Das führt nicht nur dazu, dass die Lebenserwartung sinkt – was schlimm genug ist –, sondern belastet auch die Krankenkassen und damit uns alle ganz erheblich. Da die dicken Deutschen es allein offensichtlich nicht hinbekommen, vernünftig zu essen und wieder dünner zu werden, sollte der Staat ihnen dabei helfen.

Natürlich kann es nicht angehen, dass die Bürger unseres Landes ihr Leben so führen, wie es ihnen passt. Nur ein starker Staat, der dem Bürger durch eine rigide Normenvorgabe beim Leben behilflich ist, garantiert das Wohlbefinden seiner Bürger. Aber warum sollte der Staat ängstlich bei der Regulierung der körperlichen Gesundheit seiner Bürger verharren, wo es doch viel wichtiger wäre, auch die geistige Gesundheit derselben sicherzustellen? Wenn man dem Bürger schon sagen muss, was er sich auf den Teller packen darf und was nicht, dann muss er z. B. auch bei der viel schwierigeren Frage, was denn nun in seinen Bücherschrank gehört, staatlicherseits unterstützt werden. Die vielbeschworene Freiheit der Kunst ist letztendlich nur ein Popanz, der von gewissenlosen Intellektuellen missbraucht wird, um das Gift der Desorientierung in brave Bürgerherzen zu streuen.
Nicht nur fettige Fleischbrocken auf den Tellern beeinträchtigen das Wohl unserer Bürger, auch und gerade sind es die Worte und Gedanken zwielichtiger Freigeister, die die geistige Volksgesundheit schmälern und unserem Bruttosozialprodukt Milliardenschäden zufügen. Mit dem Denken ist es wie mit der Freiheit: Beide werden von Intellektuellen überschätzt und lähmen letztlich den Tatmenschen! Da ist es wohltuend, einer Stimme wie der Ihren zuzuhören, deren Inhaberin beides offensichtlich nur vom Hörensagen her kennt.

In diesem Sinne, Tschö
Der Chris

[tags]Freiheit, Dummschwatz, Ungeheuer![/tags]

Am Montag nichts Neues

Irgendwie scheint heute nix los zu sein. Die Zeitungen melden eigentlich nur Dinge, die nicht passiert sind. Zum Beispiel, dass Helmut Schmidt gestern mal nicht geraucht hat. Das ist natürlich – besonders angesichts der Lebensleistung von Helmut Schmidt – ein sen-sa-tio-neller Sachverhalt, der ausführlich gemeldet und kommentiert werden muss. Zwar kann ich alter Sack mich ziemlich gut daran erinnern, dass es, solange Schmdit Minister oder Kanzler und damit praktisch täglich im Fernsehen zu sehen war, zahllose Anlässe gab, an denen er nicht geraucht hat, aber Schwamm drüber. Wenn einer der bedeutendsten politischen Intellektuellen unseres Landes auf eine Zigarette verzichtet, dann ist das ein Sachverhalt, der auch mit dem geistigen Rüstzeug eines Journalisten durchdrungen werden kann, und sowas gehört natürlich ins Blatt oder ziemlich weit vorne nach Online.
Genauso überrascht der Tagesspiegel mit einer Umfrage, nach der 42 Prozent der Deutschen Tom Cruise für nicht gefährlich halten. Das ist schön, aber mir ist doch ein Rätsel, warum sich immerhin 47 Prozent der Deutschen vor einem mit einigem schauspielerischem Talent gesegneten, aber an schwerer Gehirninsuffizienz leidenden Religions-Außenseiter fürchten. Machen ich und die restlichen 11 Prozent, denen Cruise einfach am Arsch vorbeigeht, am Ende doch einen Fehler? Oder wird morgen über die Agenturen verbreitet, dass Cruise weiterhin Nichtraucher ist?
Größte und schönste Nichtmeldung des Tages ist natürlich, dass Roland Koch wahrscheinlich nicht mehr hessischer Ministerpräsident sein wird. Das veranlasst einige Kollegen zu der Schlussfolgerung, dass ausländerfeindliche Parolen beim Wähler nicht mehr ziehen. Ich habe aber eher die Befürchtung, dass viele Wähler in der Sache durchaus mit Koch einverstanden, gleichzeitig aber der Ansicht waren, dass man das in der Öffentlichkeit nicht so laut sagen sollte, und deshalb das Kreuz lieber bei diesem ulkigen Namen gemacht haben, weil sie dachten, dass die Stimme dann ungültig wird. Naja, Schwamm drüber. Vielleicht meldet ja morgen irgendwer, dass die Merkel dem Koch eine Zigarre verpasst hat, obwohl beide Nichtraucher sind? Das wäre natürlich komplett sinnlos, würde aber wiederum ins Schema passen. Wäre auch nichts Neues.
[tags]Nicht-Meldung, Schmidt, Koch, Cruise, Montagsgelaber, Ungeheuer![/tags]

Endlich Klarheit

Mensch, Herr Keiser von der Nichtraucher-Initiative Wiesbaden,

da ist Ihnen ja ein richtiggehender Coup gelungen, als Sie gegen Helmut Schmidt, die Ikone aller Kettenraucher (im Nebenberuf Elder Statesman) Strafanzeige erstattet haben:

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat laut „Bild“-Zeitung ein Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar Schmidt eingeleitet. Die Nichtraucher-Initiative Wiesbaden hat Strafanzeige wegen Körperverletzung und dem Verstoß gegen das seit dem 1. Januar geltende Rauchverbot erstattet.
Der Vorsitzende des Vereins, Horst Keiser, sagte dem „Hamburger Abendblatt“: „Die beiden rauchen immer wieder rücksichtslos im Beisein Unbeteiligter.“

Das find ich sowas von super, Herr Keiser, das kann ich kaum in Worte fassen. Ihnen ist es tatsächlich gelungen, eine Antwort auf eine seit Jahren in meinem erweiterten Bekanntenkreis ergebnislos diskutierte Streitfrage zu finden: „Sind eigentlich Raucher oder Nichtraucher intoleranter?“
Schön, dass das jetzt ein für allemal geklärt ist.
Tschö
Der Chris
[tags]Rauchverbot, Schmidt, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Das Moor tut doch noch seine Schuldigkeit

Als ich mir heute die Aldi-Werbung in der Zeitung durchgelesen habe, ist mir aber ein gehöriger Schrecken in die Socken geschossen. Moorwärmflaschen gibt’s seit heute bei Aldi. Moorwärmflaschen!

Moorwärmflaschenwerbeung

Ich versuch ja, auf dem Laufenden zu bleiben, mit diesem ganzen Zeeohzwei-Klimakatastrophen-Zeugs, aber Moorwärmflaschen sind total krass. Wie kann das sein, dass wir gleichzeitig eine globale Erwärmung haben, während unsere Moore soweit abkühlen, dass sie schon Wärmflaschen brauchen? Oder heizt sich die Atmosphäre etwa immer weiter auf, gerade weil die Moore sich abkühlen? Ich hab ja mal in Physik gelernt, dass Energie nicht verloren geht, sodern irgendwie umgewandelt wird, und plötzlich erschien mir das ziemlich logisch mit den Moorwärmflaschen. Immerhin ist es ja toll, dass eine Firma wie Aldi sich im Umweltbereich engagiert, und 2,99 Öcken für so eine Moorwärmflasche ist wirklich kein Geld.
Ich wollte schon zum Handy greifen, um die geduldigste Gemahlin von allen zu fragen, ob ich nicht gleich zehn von den Dingern kaufen sollte. Die hätten wir am Wochenende mit Heißwasser füllen können und irgendwo im Umland, im Spreewald oder wo in den Modder halten können, um die Moore wieder auf Betriebstemperatur zu bringen und so das ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen.
Gottseidank hab ich mir aber die Anzeige nochmal genauer durchgelesen, bevor ich meine liebe Frau angerufen hab, sonst hätte ich mich ein weiteres Mal total lächerlich gemacht. Diese Moorwärmflaschen sollen die Moore gar nicht erwärmen, in diesen Wärmflaschen ist Moor drin, das soll man warm machen und dann ist das… irgendwie gut. Also: Entwarnung. Keine neue Dramatik in der Klimakatastrophe, bloß in Plastik eingeschweißter Dreck bei Aldi. Business as usual also.
[tags]Moorwärmflasche, Klimakatastrophe, Ungeheuer![/tags]

Wie damals beim Schnarchsack

Vor ein paar ziemlich vielen Jahren hab ich mal für eine eine Radiosendung eine wöchentliche Rubrik gemacht, die sich „Schnarchsack der Woche“ nannte. Mit das beste an dieser Rubrik war, dass man nicht erklären musste, worum es geht. Das ging einfach aus dem Titel hervor. Das zweitbeste war, dass es niemals einen Mangel an Kandidaten für diesen Ehrentitel gab. Die Sendung war immer samstags, deshalb schrieb ich den Text für die Preisverleihung immer am Freitag abend und dann musste ich meist aus mindestens 10, meistens 20 oder mehr Kandidaten den größten Dummbeutel der Woche auswählen.
Wär ich noch bei Zitty-Radio (so hieß die Sendung), dann hätte ich diese Woche wohl entscheidende Schwierigkeiten, den Schnarchsack auszuwählen, weil allein im heutigen Tagesspiegel drängen zwei Meister der Gehirn-Insuffizienz mit ehrfurchtgebietenden Leistungen ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Zum einen wäre da „Graue“-Parteivorsitzender und Kneipier („Kastanienwäldchen“) Norbert Raeder aus Reinickendorf. Mit atemberaubender (Obacht! Pfiffiger Wortwitz enthüllt sich erst später!) Aktualität hat Raeder sich entschlossen, dem Rauchverbot (Nämlich jetzt! Hahahaha!) den Kampf anzusagen, und es ist ihm tatsächlich gelungen, 400 Reinickendorfer für seine Aktion zu mobilisieren. Das ist durchaus eine machtvolle Protestbewegung, deren Aufbegehren man nicht im Keim ersticken (Noch einen nachgelegt, hihi!) kann. Aber wie hat Raeder die Massen auf die Straße gebracht? Wie gesagt, im Tagesspiegel steht’s:

„Am Sonntag erst demonstrierten laut Raeder mehr als 400 Berliner bei Freibier und Livemusik in und vor seinem Kastanienwäldchen.“

Ah, ja. Die nächste Demo findet dann im Olympiastadion statt, für die Livemusik sorgt Grönemeyer und es wird einen dermaßenen Andrang geben, dass man Eintritt nehmen muss.
Nichstdestotrotz, fantastische Leistung, Herr Raeder, aber ich weiß nicht, ob dass schon für den Titel langt. Zumal ihr direkter Konkurrent, der Manager des angeschossenen Sängers „Massiv“ doch deutlich effizienter und kostenschonender arbeitet als Sie. Der Mann muss nicht die Massen Reinickendorfs mobilisieren, um sich ins geistige Abseits zu stellen, ihm genügt ein einziger Satz, 9 dürre Worte, mit denen er den Anschlag auf seinen Klienten kommentierte, um vor dem Auge des Betrachters die trostlose Leere entstehen zu lassen, die in so einem Managerhirn herrscht:

„Mit dieser neuen Qualität der Gewalt konnte keiner rechnen.“

Was ist denn diese neue Qualität der Gewalt, um Himmels Willen? Dass sie angewendet wird?
[tags]Tagesspiegel, Massiv, Raeder, Dummbeutel, Gehirnmissbrauch, Ungeheuer![/tags]

Tagtraum

Eben bin ich ein wenig ins Tagträumen geraten und plötzlich war ich Stage-Manager bei der nächsten Deutschland-Tournee der Stones, und es war kurz vor dem ersten Gig, und alle waren furchtbar aufgeregt, bis auf die Stones natürlich, aber es klappte gottseidank alles wie am Schnürchen und die Band ist raus auf die Bühne gegangen und hat angefangen zu spielen, sen-sa-tio-neller Sound, un-glaub-li-che Stimmung, und dann hab ich mir diesen pickligen, vorlauten Praktikanten gegriffen und ihm gesagt: „Du gehst jetzt raus und sagst Mr. Richards, dass er auf der Bühne nicht rauchen darf.“

[tags]Rauchverbot, Regulierungswahn, Ungeheuer![/tags]

Im Camp oder Die Böhmsche Röhre

Meine Begeisterung für das Dschungelcamp begann mit der ersten Staffel, genauer gesagt mit der Folge, in der Schlagerurgestein Werner Böhm sich mit außergewöhnlichem Enthusiasmus in eine zehn Meter lange Plastikröhre voller Schlangen, Maden und ekligem Krabbelgetier warf. Erschien ihm wohl als ein attraktiverer Aufenthaltsort als das Festzelt bei der Kirmes in Niddawitzhausen. Wie dem auch sei, Böhm robbte durchs Rohr, wurde mit Klebstoff, Schleim und Federn übergossen und torkelte in durchaus beklagenswertem Zustand am anderen Ende aus der Röhre. Sofort griff er sich ein Mikrofon, und noch während sich Maden in seinem Ohr ringelten und ihm die Federn aus dem Mund flogen, bedankte er sich bei allen Fernsehzuschauern, die ihn für diese fan-tas-ti-sche Prüfung ausgewählt hätten. Böhm betonte, welche Freude und Ehre es für ihn gewesen wäre, durch diese Röhre zu kriechen und sich von schleimigem Krabbelgetier angreifen zu lassen und bat inständig, auch für zukünftige, nach Möglichkeit aber bitte noch anstrengendere und ekligere Prüfungen berücksichtigt zu werden. Ein sichtlich um Fassung ringender Dirk Bach lies mit einem trockenen „Du siehst aus wie Bibo in der Mauser.“ die Heißluft aus Böhm und beendete die Szene.
Seitdem bin ich ein Fan dieser Serie dieses Events dieser wilden Stunde, in der C-Promis ihre letzte Runde drehen, bevor es endgültig ins Abseits geht. Denn genau das ist das Dschungelcamp: ein Ort der Hoffnungslosigkeit, die letzte Ehrenrunde vor dem großen Vergessen, das Winken vor dem endgültigen Exit, denn diejenigen, die sich in den australischen Dschungel verabschiedet haben, bleiben auch verabschiedet. Was macht eigentlich Carsten Spengemann? Wo ist Küblböck? Ist das Caro Beil, die da gerade eine Aldi-Filiale eröffnet? Wie hieß nochmal diese mütterliche Sängerin aus der zwoten Staffel? Ich weiß es nicht mehr.
Schwärzere Szenarien, in denen auf dem Müllhaufen der Geschichte gestrandeten Existenzen die letzte Hoffnung geraubt wird, habe ich noch nicht mal im absurden Theater gesehen. Ich glaube, Samuel Beckett hätte diese Sendung geliebt.
[tags]Dschungelcamps, Existenzialismus, Neo-Nihilmus, Wichtigtuerei, Ungeheuer![/tags]