Splitterbrötchen (CDXLIX)

Beim Lesen des REWE-Claims „Aktueller leben“ in eine geistige Schockstarre verfallen, die zur Stunde noch anhält.

2016-01-02 11.11.55Wie konnte die Welt bisher nur ohne innenbeleuchtete Damenhandtaschen auskommen?

Eine „Eton Mess“ mit Rhabarber-Himbeer-Kompott und Haselnuss-Krokant zubereitet. Das war ziemlich sehr gut.

„Etwas abgeben“ ist ein Konzept, das mit Schokolade nicht funktioniert.

Und was, Herr Seehofer, sollen wir denn machen, wenn die von Ihnen geforderte Flüchtlingsobergrenze erreicht ist? Schießbefehl geben? Auf bewährte DDR-Technologie zurückgreifen und das Land einmauern? Ich wäre ja für das Verbieten jeglicher Stammtisch-Rhetorik.

Seit Weihnachten via Streaming die ganzen Beatles-Alben nochmal gehört. Über „Sergeant Pepper“ und dem „White Album“ vergisst man ja gern, was für geniale Platten „Rubber Soul“ und vor allen Dingen „Revolver“ waren. Und die digital neu gemasterten Titel klingen fantastisch. Wer irgendwas von der klanglichen Überlegenheit der alten Mono-Abmischungen auf Vinyl faselt, sollte zum Ohrenarzt gehen.

Splitterbrötchen (CDXLVIII)

Gespenstisch: Ich war gerade dabei, mit Duolingo (empfehlenswert!) mein Französisch etwas aufzupolieren, als das Telefon klingelte. K. teilte mir mit, dass er seinen Hund hatte einschläfern lassen müssen. Ich tröstete den armen Mann, so gut es ging. Nachdem wir aufgelegt hatten, wandte ich mich wieder meinen Sprachübungen zu. Als nächster zu übersetzender Satz kam „Le chien est mort.“

Eine Innovation, die lediglich bereits vorhandene Bedürfnisse befriedigt, ist keine.

Logisch: Das letzte Wort ist fast immer das vom ursprünglichen Thema am weitesten entfernte.

Auch 2016 wird die Scheuklappe eins der meist getragenen Accessoires im Internet sein.

Ärgerlich: Rolf Edens anhaltende Stillosigkeit.  Wenn man selbst fahren will, wählt man einen Bentley. Am Steuer eines Rolls Royce sitzt der Chauffeur, sonst niemand.

 

 

 

 

Splitterbrötchen (CDXLVII)

Ich bin Mitglied im Ehemaligen-Verein des Gymnasium, in dem ich beschult wurde, der Friedrich-Wilhelm-Schule. Als solches bekomme ich einmal im Jahr ein Heft mit Nostalgischem und Aktuellem aus der alten Schule. In der neuesten Ausgabe, die mich diese Woche erreichte, fand ich unter anderem ein Foto von Dr. Zöll, der mich vor über 40 Jahren in Biologie und Chemie unterrichtete. Ein Erlebnis mit Dr. Zöll wird mir auf ewig unvergesslich bleiben: Als er zum ersten Mal das Licht im gerade für eine sechsstellige Summe renovierten Chemiesaal einschalten wollte, scheiterte er an den neuen, breiten Kippschaltern, die die gewohnten schwarzen Drehschalter aus Bakelit ersetzt hatten. Wütend hieb Dr. Zöll mit der flachen Hand mehrfach auf den Lichtschalter ein, bis der sich in seine Bestandteile auflöste und funktionslos aus der Wand hing. Woraufhin Dr. Zöll befriedigt nickte und das eben Geschehene mit den Worten „Alles Neue taugt nichts“ zusammenfasste.

Ich hätte nie gedacht, dass das Nachlassen des Gleichgewichtssinns eine derart lästige Begleiterscheinung des Älterwerdens ist. Besonders in Kombination mit den ausgeleierten Stoßdämpfern der BVG-Busse.

Bereits ein halbes Jahr vor seinem letzten Spiel als Bayern-Trainer habe ich begonnen, mich nach Pep Guardiola zurückzusehnen.

Man muss nicht alles sagen, was einem so einfällt.

Ich habe mein Vorhaben wahr gemacht und Nochmal „Colonel Sun“ von Kingsley Amis (unter dem PSeudonym Robert Markham) gelesen, um herauszufinden, ob er oder Anthony Horowitz („Trigger Mortis“) den besten Post-Fleming-Bond geschrieben hat. Horowitz hat gewonnen. Ich hatte Amis‘ Rumgeschipper in der Ägäis nicht so umständlich in Erinnerung gehabt und die Action deutlich spekakulärer.

Kulinarisches Highlight der Woche war Gans Nr. 2, gesellschaftlicher Höhepunkt ein Gipfeltreffen der bedeutendsten Fußball-Blogger Berlins. Anders ausgedrückt: Ich hab mit Norbert aus Hönow ein, zwei Bierchen getrunken. Machen wir bald wieder, da freu ich mich schon drauf.

 

 

Splitterbrötchen (CDXLVI)

 

Ich ess ja gern vegetarisch. Als Beilage zu Fliech? Warum denn nicht!

Ich ess ja gern vegetarisch. Als Beilage zu Fleisch? Warum denn nicht!

Lesefehler der Woche: Arglosenunterstützung.

Letztlich arbeiten Terroristen und die aktuelle Beamtengeneration auf das gleiche Ziel hin: die Destabilisierung des Staates.

Heute ist Curd Jürgens‘ 100. Geburtstag. Als er in den siebziger Jahren mit dem Ein-Personen-Stück „Im Zweifel für den Angeklagten“ in München gastierte, sorgte Jürgens für die beste Theaterkritik-Headline aller Zeiten: „Der normannische Kleiderschrank schrumpelt zum Wäschepuff“. War in der Süddeutschen, glaube ich.

Das Weihnachts-Gadget des Jahres: die Mistel-Drohne.

Auch beim besten Lead-In eines Theater-Verrisses spielte Jürgens eine entscheidende Rolle, nämlich den Hemingway in in der Uraufführung von „Tod eines Jägers“ von Rolf Hochhuth. Ich glaube, es war Michael Skasa, der seine Kritik folgendermaßen begann (aus dem Gedächtnis zitiert): „Endlich wissen wir, was Ernest Hemingway in den mysteriösen zwei Stunden vor seinem Selbstmord getan hat: Er rezitierte die ganze Zeit lang Hochhuth-Texte. Dann wollte er – verständlich – nicht mehr leben.“

Sowie Politiker über eine gewisse Macht verfügen, glauben sie anscheinend, nicht mehr an Recht und Gesetz gebunden zu sein. Solche Menschen sind mindestens so gefährlich wie Terroristen.

Ganz wunderbar und meilenweit entfernt von der Zuckmayer-Knallcharge, mit der immer identifiziert wird, war Jürgens jedoch im vollkommen zu Unrecht fast vergessenen: „Jakobowsky und der Oberst“.

Die eingangs abgelichtete Gans gab’s gestern, natürlich nach Methode Paulsen gebraten. Seit 34 Jahren laden wir unsere lieben Freunde Uwe und Bettina zum Gänseessen ein. Nur einmal ist es ausgefallen, es war also Gans Nr. 33. Oft ist es die einzige Gans des Jahres, gelegentlich haben wir aber zwei Gänse gebraten, einmal waren es sogar drei. Ich schätze, dass es ungefähr die 55. Gans meiner Küchen-Karriere war. So langsam kommt Routine auf.

 

 

 

Splitterbrötchen (CDXLV)

Wenn ich in E-Mails mit „Frau/Herr Logo/EMF“ angeredet werde, wird mein Interesse natürlich sofort geweckt.

Jetzt hab ich’s auch empirisch bewiesen: Eier mit heißem Wasser abschrecken ist Blödsinn.

Vollkommen zeitlos: Dummheit und Lügerei.

In meinem Alter werden Claims wie „5000 Tassen ohne Entkalken“ uninteressant. Bei „5000 Tassen ohne Verkalken“ würde ich vermutlich zuschlagen.

Den Mitarbeiterinnen von „Rudis-Reste-Rampe“ am Breslauer Platz vorgeschlagen, durch ein Re-Branding zu „Rudis Reste-Rodeo“ mehr Schwung in den Laden zu bringen. Auf Unverständnis gestoßen.

Unbedingte Leseempfehlung; „Outsider“, die Lebenserinnerungen von Frederick Forsyth. Was für ein Abenteurer!

Splitterbrötchen (CDXLIV)

Absoluter Wochenhöhepunkt war die Eröffnung der Fotoausstellung „Die ‚Operation Shamrock‘-Kinder“ in der irischen Botschaft in der Jägerstraße. Bei der „Operation Shamrock“ handelt es sich um eine Hilfsaktion des irischen Roten Kreuzes nach dem 2. Weltkrieg. Deutsche, österreichische und französische Kinder wurden nach Irland gebracht und so vor dem sicheren Hungertod gerettet. Gelebte, bewegende Willkommenskultur. Hingehen, anschauen und geifernden Neocons, die derartige Menschlichkeit verächtlich machen wollen, den Stinkefinger zeigen!

Anschließend durfte ich noch das „Dolcini“ entdecken,  sehr sympathischer kleiner Pasta-Italiener mit genialem Service.

Wenn Henry Kissinger das Wort „Wahrheit“ verwendet, zucke ich unwillkürlich zusammen.

Freunden der gutbürgerlichen deutschen Küche sei der „Zehlendorfer Hof“ empfohlen.

Was es nicht alles gibt: „Santa Pop Bubble Shooter Christmas Edition“

Was es schon immer gab: ein „Easy Wring & Clean Wisch-System“ (orig. Anzeigentext, kein Scheiß). Nur hieß das früher einfach „Mopp“.

 

 

Splitterbrötchen (CDXLIII)

Sicher herrscht bei Xavier Naidoo nicht unbedingt Gedränge, wenn im Oberstübchen Vollversammlung ist. Aber der ESC ist nicht die UNO-Vollversammlung. Wenn man jedem Spinner Auftrittsverbot erteilen würde, bekämen wir nur noch sehr wenig Musik zu hören.

Wiglaf Droste hat Naidoo übrigens sehr treffend als „Mannheimer Wimmerschinken“ eingeordnet.

Hervorragende Idee von unserer lieben Freundin Monika: Püree von frischen Erbsen mit Ingwer(!) als Beilage zum Ochsenbäckchen.

Hat irgendjemand ernsthaft gelaubt, Franz Beckenbauer würde irgendetwas lesen? Egal, ob er es unterschreiben soll oder nicht?

Den Mittwochs-Film in der ARD genossen, in dem Luis Trenker als der schleimige, pathetische Opportunist dargestellt wurde, der er war. Großer Geschichtenerzähler? Quatsch. Das waren die Tiefpunkte meiner Fernseh-Kindheit, wenn seine wettergegerbte Alpenfresse bei „Sport, Spiel, Spannung“ auftauchte. Dann wusste man: Erst hört man irgendwas Uninteressantes über „Burschen“, die in der „schönen Natur“ die Berge „abi“ und „obi“ (keine Ahnung, ob das einen Unterschied machte) kletterten, und spätestens nach 5 Minuten schaltet Trenkers Dialekt auf Autopilot, so dass man außer pfeifendem Rumgepruste nichts mehr mitbekam.  Meine Herren, ist mir dieser durchgeknallte Alp-Öhi auf den Zeiger gegangen.

 

 

 

Splitterbrötchen (CDXLII)

Was für uns unfassbarer Schrecken ist, ist für die Menschen, die zu uns flüchten, Alltag.

Die einzig angemessene Reaktion auf Terrorismus ist: Weitermachen wie bisher. Auch wenn’s schwer fällt. Die Terroristen und ihre Drahtzieher stören sich an unserer Lebensweise. Deshalb sollten wir sie nicht aufgeben. Vor allen Dingen sollten wir unsere Weltoffenheit und unsere bürgerlichen Freiheiten bewahren, denn die sind den Gegnern unserer Lebensweise der größte Dorn im Auge.

Die Blockhouse-Kette wird unterschätzt, Das perfekt medium rare gebratene Ribeye, das ich dort am Dienstagabend in der Filiale am Theo aß, war eine große Delikatesse.

Die ersten vier Folgen der amazon-Serie „Transparent“ gesehen. Die ersten drei Folgen waren sensationell gut, die vierte ein wenig arg lamoryant. Nichtsdestoweniger handelt es sich um großartige Unterhaltung, Jeffrey Tambor ist phantastisch.

Für Freunde Logik-freier Höchst-Komik ist „Rat Race“ aus 2001 ein Fest.

Hab ich glaube ich noch nicht empfohlen: den Geflügelhändler, der donnerstags und samstags den Markt am Breslauer Platz bereichert. Der Mann hat ausgezeichnete Ware, behandelt sie sachgerecht uns ist ein humorvoller Gesprächspartner.

Zu den Gegnern unserer Lebensweise zähle ich – nicht erst seit ihren selbstentlarvenden Kommentaren am Freitagabend – übrigens auch die Neo-Liberalen und große Teile der aktuellen Konservativen.

Splitterbrötchen (CDXLI)

„Tolle Historik-Romane für Ihren E-Reader entdecken!“ Wirklich, Fa. Thalia?

Wirklich glücklich war ich diese Woche im „Paris Saigon“ in der Motzstraße. Bodenständige französisch-asiatische Bistro-Kost, ich hatte u. a. kross gebratene Entenbrust mit Pflaumensauce auf eher lieblich abgeschmecktem Sauerkraut. Spitzenmäßig.

Eingeladen hatte anlässlich meines Geburtstages die geduldigste, beste Gemahlin von allen, die es sich nicht nehmen ließ, mich am nächsten Tag in der Disziplin des Halogen-Lampen-Wechselns zu demütigen: Sachkunde und feingliedriges Geschick triumphierten in Sekundenschnelle über mein wurstfingriges Gefummel.

Ist es nicht ganz erstaunlich, dass Dr. Zwanziger mit seinen ganzen Enthüllungen erst rausrückt, nachdem Dr. Mayer-Vorfelder gestorben ist? Mit dem er zur fraglichen Zeit die berühmte Doppelspitze gebildet hat? Kann er sich am Ende erst jetzt der von ihm so hochgeschätzten „Kommunikationsherrschaft“ sicher sein? Der SPIEGEL wird sich für diesen Kronzeugen noch sehr bedanken.

Schließlich hat mein Acrobat Reader etwas geladen, das „meine Erfahrung mit unterschriebenen Dokumenten verbessern“ wird. Ich kriegte mich gar nicht mehr ein vor lauter Glück.

Splitterbrötchen (CDXL)

Letzte Oktoberwoche 2015, im Discounter Grabbelkasten: Frische Erdbeeren. Frischer Spargel. Klar.

2015-10-27 16.41.04

Tippfehler der Woche: Sterberestaurant.

Lange über die von vielen Seiten geäußerte Kritik an Buchhändlern und Verlagen nachgedacht, die Pirinçcis Bücher inkl. der Katzenkrimis nicht mehr verbreiten wollen.  Einerseits ist es natürlich nicht im Sinne eines freien öffentlichen Diskurses, jemanden, dessen Meinung man nicht teilt, auszugrenzen, totzuschweigen und wirtschaftlich zu vernichten. Andererseits kann Pirinçci kein Mitleid erwarten, wenn er tatsächlich meint und weiß, was er so schreibt und sagt.  Man kann Buchhändler nicht zwingen, Bücher zu verkaufen, die sie nicht verkaufen möchten. Man zwingt ja auch Boutiquen nicht, der Meinungsfreiheit und -vielfalt wegen Thor-Steinar-Klamotten ins Sortiment zu nehmen. Schwierige Materie.

Wer Lotto spielt muss leidensfähig sein.

Neues Binge-Watching: „Bezaubernde Jeannie“ in kreischbunt colorierter Fassung. Hagman, du Gigant!

Bei Aldi Bio-Eier erwischt, die dermaßen nach Ei schmeckten, dass es mir die Tränen der Wehmut in die Augen trieb.